Solarcontainer von Africa GreenTec. / Foto: Unternehmen

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"Attraktive Anlagen bleiben Privatkunden verwehrt“ – Interview mit Lars Hunsche (Teil 2)

Die Anlageprodukte von SDG Investments tragen dazu bei, die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) zu erreichen. Im zweiten Teil des ECOreporter-Interviews mit Lars Hunsche erfahren Sie, was sich durch neue EU-Regularien für SDG Investments verändert und wo sich das Unternehmen in naher Zukunft sieht.

ECOreporter: Welche institutionellen Investoren sind besonders interessiert an SDG-Anlagemöglichkeiten?

Lars Hunsche: Das Thema SDG ist in Deutschland noch relativ unbekannt. Unsere europäischen Nachbarn wie zum Beispiel die Niederlande sind da wesentlich weiter. Die Resonanz auf die SDGs ist aber immer positiv.

Beobachten Sie in der Finanzbranche eine Tendenz zum Greenwashing mit dem Trendbegriff SDG?

Absolut. Enttäuschend ist zum Beispiel, dass viele große Investmentfonds nur in multinationale Unternehmen investieren und einen Best-in-Class-Ansatz verfolgen. Oft besteht ein nachhaltiger Fonds überwiegend aus Banktiteln. Mir ist klar, dass wir große Beträge nicht über Nacht ausschließlich in Investments mit hoher nachhaltiger Wirkung lenken können. Aber eine Beimischung wäre schon wünschenswert.

Ändern sich Ihre Arbeitsbedingungen durch neue Regularien für Finanzprodukte?

Das ist tatsächlich der Fall. Die immer umfangreichere Regulierung erfordert jedes Jahr mehr Zeit und Aufwand und schränkt uns auch ein. So könnten unsere Anleihen die Rendite und die Risikostreuung vieler Publikumsfonds verbessern. Allerdings darf in einem UCITS-Fonds (Investmentfonds, der Anlegerschutzbestimmungen erfüllt  - Anm. d. Red.) nur 10 Prozent in nicht geratete, weniger liquide Anleihen investiert werden. Wenn Fonds dann auch noch milliardenschwer sind, ist oft ein Minimuminvestment erforderlich, das über unseren Volumina liegt.

Außerdem können wir aus regulatorischen Gründen nur in der EU tätig werden. Wir haben oft Anfragen von Investoren aus den USA, dürfen diese aber nicht bedienen.

Besonders streng ist die Regulierung für Privatkunden. Den Beratungsaufwand kann keine kleine Firma mehr leisten. Deshalb fokussieren wir uns ausschließlich auf institutionelle Kunden. Dem Privatkunden bleiben so aber auch attraktive Anlagen verwehrt. Um das auszugleichen, setzen wir auf Partnerschaften mit Banken, die unsere Investments zumindest in der Vermögensverwaltung einsetzen können.

Heißt das, dass es für Privatanleger keine Möglichkeit gibt, auf Ihrer Plattform zu investieren?

Investoren, die mindestens 100.000 Euro pro Investment anlegen können, haben auch eine direkte Anlagemöglichkeit.

Wie beurteilen Sie den Versuch der EU, ein Klassifizierungssystem (Taxonomie) für nachhaltige Finanzprodukte einzuführen?

Mit den SDGs haben wir ja ein transparentes und einfach verständliches System. Alle Staaten dieser Erde haben sich auf diese Ziele geeinigt. Darüber hinaus sind die Finanzmärkte jetzt schon überreguliert. Wenn als Resultat der EU-Bemühungen einfachere Prozesse herauskommen, wäre das hilfreich.

Wo sehen Sie Ihre Plattform in drei Jahren?

Unser Ziel ist es, der führende Marktplatz für SDG-relevante Investments in Europa zu werden und dabei möglichst viel zum Erreichen der SDGs beizutragen. Insgesamt befinden wir uns ja noch sehr am Anfang einer gigantischen Bewegung. In Deutschland beträgt der Markt für nachhaltige Investments erst 3 Prozent. Schön wäre es, in drei Jahren 3 Milliarden Euro platziert zu haben. Das ist gar nicht so weit weg: 500 Millionen im ersten Jahr, 1 Milliarde im zweiten und 1,5 Milliarden im dritten Jahr. Personell verstärken wir uns gerade, sodass wir auch mehr Projekte umsetzen können.

Herr Hunsche, wir danken Ihnen für Ihre Antworten!

Lesen Sie hier den ersten Teil des Interviews.

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