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„Asien bietet vielversprechende Cleantech-Investmentpotenziale“ – Interview mit François Perrin, BNP Paribas Investment Partners
ECOreporter.de: Laut Fondsinformation investiert in asiatische Unternehmen deren Technologien, Produkte oder Dienstleistung einen Beitrag zur Lösung ökologischer Probleme leisten. Was bedeutet das konkret?
François Perrin: Der wirtschaftliche Fortschritt Asiens hat die Umwelt in den vergangenen Jahren belastet. Doch inzwischen spielt ökologisch nachhaltige Entwicklung eine wichtige Rolle in der Politik der asiatischen Staaten. Die Regierungen der Region haben erkannt, dass wirtschaftliche Entwicklung und zunehmende Verstädterung einen wachsenden Bedarf nach Technologien zur Wasseraufbereitung, Luftfilterung und alternativen Energien mit sich bringen. Es wäre sehr riskant, diesem wachsenden Bedarf nicht adäquat zu begegnen. Das könnte beispielsweise zu sozialen Unruhen führen; dies ist den Regierenden in Asien klar geworden. Der Paribas L1 Green Tigers ist ein Themenfonds mit dem Investmentschwerpunkt Asien, der in aussichtsreiche Aktienwerte etablierter Cleantech-Unternehmen aus eben diesen Sektoren investiert. Das sind Unternehmen, deren Produkte und Technologien dazu beitragen, den wachsenden Nachhaltigkeits-Herausforderungen zu begegnen, vor denen die Region heute schon steht.
ECOreporter.de: Wie funktioniert der Investmentprozess?
Perrin: Der Fonds investiert nach dem Bottom-Up-Prinzip in Unternehmen der Kategorien Saubere Energie, Energieeffizienz, Sauberes Wasser und Saubere Luft, Umweltgüter und –Ressourcen, nachhaltige Transportlösungen und ökologische Landwirtschaft. Das Portfolio Management wählt die Unternehmen aus, die einerseits in Sachen Nachhaltigkeit führend sind und andererseits über ein attraktives Rendite-Risiko-Profil verfügen.
ECOreporter.de: Auf welche Strategie setzen Sie dabei? Und wie begegnen Sie eventuellen Investmentrisiken? Wo sehen Sie Vorteile?
Perrin: Um Investmentrisiken zu vermeiden, setzt der Fonds in erster Linie auf eine breite Streuung über die verschiedenen Branchen der Sektoren. Ziel des Fondsmanagements ist es, das Feld der verschiedenen Nachhaltigkeitsthemen, Industriezweige und Unternehmenstypen möglichst breit gefächert zu halten. Der Fonds orientiert sich dabei an zwei Benchmarks: Zu 75 Prozent am MSCI Asia Pacific Index und zu 25 Prozent am MSC Japan – NR (EUR). Der Fonds kann allerdings auch in Unternehmen jenseits dieser Benchmarks investieren und orientiert sich dementsprechend nicht absolut eng an den Referenzindices. Die Investition in Werte jenseits der Benchmarks ist erlaubt, weil wir der Meinung sind, dass der Fonds seine Benchmark so entscheidend schlagen kann.
In Asien hat ein gesellschaftlicher Wandel hin zu nachhaltigerem Wirtschaften und nachhaltigerem Wohlstand eingesetzt. Deshalb erscheint uns der Zeitpunkt für entsprechende Investments ideal. Die Unternehmen, in die der Fonds investiert, liefern die Lösungen für die aktuell und künftig größten Probleme, mit denen der asiatisch-pazifische Raum schon heute konfrontiert ist. Das besondere ist, dass der Fonds in ein Titelportfolio investiert, dessen Unternehmen nicht mit einander konkurrieren, sondern sich ergänzen.
ECOreporter.de: Wie wählen Sie die Investmentkandidaten aus? Inwiefern spielen Nachhaltigkeitskriterien bei der Titelwahl eine Rolle?
Perrin: Zu allererst müssen die Unternehmen in unser Umwelttechnik-Themenraster passen. Sollte es sich um Unternehmen handeln, die neben Cleantech auch andere Tätigkeitsfelder haben, muss der Anteil an Umwelttechnik am Gesamtumsatz des jeweiligen Unternehmens mindestens 20 Prozent betragen. Zudem müssen die Unternehmen über mehr als 250 Millionen US-Dollar Marktkapitalisierung und über mehr als 100 Millionen US-Dollar liquide Mittel verfügen. Nachhaltigkeitskriterien spielen bei mehreren Auswahlfaktoren eine Rolle. Etwa bei der Themenwahl und der sektorspezifischen Gewichtung der Nachhaltigkeitsfaktoren. Ein Nachhaltigkeitsresearch-Team führt fundamentale Analysen zu den Produkten durch und durchleuchtet die Unternehmen auf kontroverse Themenbereiche und Unternehmensstrategien. Die Analyseergebnisse fließen in ein Ratingsystem ein, über das die die jeweils Nachhaltigkeitsbesten auf Produkt- und Verhaltensebene ermittelt werden. Viele der „nachhaltigsten“ Unternehmen aus dem asiatisch-pazifischen Raum sind nicht in konventionellen Indizes enthalten. Um solche Investmentmöglichkeiten zu finden, nutzen wir den Bottom-Up-Ansatz. Diese Nachhaltigkeitsstrategie wirkt sich positiv auf das Risiko-Rendite-Profil aus.
ECOreporter.de: In welchen Fällen werden Unternehmen vom Investment ausgeschlossen?
Perrin: Ausgeschlossen werden Unternehmen, die gegen die Prinzipien des UN Global Compact verstoßen, also Firmen beispielsweise gegen Menschenrechte verstoßen, oder sich nicht an arbeitsrechtliche, soziale sowie Umweltstandards halten.
ECOreporter.de: Der BNP Paribas L1 Green Tigers investiert auch in Unternehmen aus dem Öl- und Gassektor, wie die chinesische Green Dragon Gas. Wie ist dies mit der thematischen Ausrichtung vereinbar?
Perrin: Green Dragon Gas ist in der Förderung von Flözgas führend. Das Engangement des Unternehmens in der chinesischen Provinz Shanxi ist beispielhaft für ökologische Nachhaltigkeit: Die Landwirte, die den Abbau der Flözgase gestatten, bekommen Wasser und Wärme umsonst. Mit den Gasen wird ein Netzwerk aus Heiztanks immer wieder neu befüllt. Daraus ergibt sich der positive Effekt für die Umwelt. Bei einer Unternehmensanalyse hat sich das Portfolio Management ein Bild davon gemacht.
ECOreporter.de: Wie wirkt sich die Katastrophenserie in Japan auf die Wirtschaft Japans und speziell die Unternehmen im Fondsportfolio aus?
Perrin: Die Katastrophe hat vor allem regionale Zuliefer- und Versorgungsketten stark beeinträchtigt. Das gilt besonders für die Technologie- und die Kapitalgüterindustrie. Mittel- und langfristig sind die Kosten für den Wiederaufbau Japans offiziell auf 25 Trillionen Yen (rund 217 Milliarden Euro) beziffert worden. Sicherlich wird hier die Bauindustrie eine wichtige Rolle spielen.
ECOreporter.de: Viele asiatische Staaten haben Atomenergie wegen der vermeintlichen CO2-neutralität ebenfalls zu den „grünen“ Zukunftstechnologien gezählt? Hat sich dies mit dem Super-GAU von Fukushima verändert? Wie geht der Fonds mit Atomkonzernen um?
Perrin: Die Havarie des Atomkraftwerks in Fukushima hat dafür gesorgt das laufende Nuklear-Projekte gestoppt wurden. Es steht zu erwarten, dass Reaktoren abgeschaltet werden und es weltweit umfassende Untersuchungen zum Thema Reaktorsicherheit geben wird. In vielen Ländern wird die Rolle der Atomindustrie bei der Energieversorgung überdacht werden.
ECOreporter.de: Wo in China, Korea, Taiwan und Hong Kong haben welche Cleantech-Branchen die größten Geldanlagepotenziale?
Perrin: Neben den klassischen Cleantech-Sektoren Wind-, Solarenergie, und Energieeffizienz sehen wir sehr vielversprechende Investmentpotenziale in den Bereichen Geothermik und Wasserkraft, organische LED-Leuchtmitteltechnologie, intelligente Stromnetze und Energieinfrastruktur, gebäudeintegrierte Photovoltaik und Forstwirtschaft.
ECOreporter.de: Wie wird sich der asiatische Neue-Energien- und Umwelttechnologiemarkt künftig weiter entwickeln und was wird diese Entwicklung maßgeblich beeinflussen?
Perrin: Der Ausbau regenerative Energien in Asien wird massiv durch finanzstarke Regierungsprogramme gestützt. In China beispielsweise durch den zwölften Fünf-Jahres-Plan, der im März 2011 veröffentlicht wurde; Südkorea hat im Januar eine Trillionen Won (634 Millionen Euro) für die Förderung der Erneuerbaren bewilligt. Bereits im September 2010 hat Indien das Solarenergieförderprogramm Solar Mission auf den Weg gebracht. Schon 2009 hat China 38 Milliarden US-Dollar in Erneuerbare-Energien investiert, doppelt so viel wie die USA mit 19 Milliarden US-Dollar. Seit 2005 ist China weltweit führend bei der Produktionskapazität von Solarzellentechnik. Seither wuchs die Produktionskapazität von 290 Megawatt – verteilt über einige Hersteller – auf beinahe 17 Gigawatt von mehr als 70 Herstellerunternehmen. Nach Angaben des Weltwindverbandes GEWC ist China mit 194 Gigawatt installierter Windkraftleistung mit 22 Prozent aller auf der Welt installierten Windkraftanlagen auch in diesem Bereich führend. Bis zum Jahresende 2011 wird dieser Anteil voraussichtlich auf 60 GW und damit 25 Prozent ausgebaut werden. Asien bietet aus unserer Sicht ein Forum für die Herausforderungen von heute und die Lösungen von morgen.
ECOreporter.de: Wie viel Fondsvermögen verwaltet der Paribas L1 Green Tigers Fund aktuell?
Perrin: Zum Monatsende April 2011 belief sich das Fondsvolumen auf 15 Millionen Euro. Ich bin auch verantwortlich für einen größeren Cleantech-Themenfonds mit Investmentfokus auf China. Dieser Fonds verfolgt die gleiche Anlage- und Nachhaltigkeitsstrategie wie der Paribas L1 Green Tigers Fund und verwaltet aktuell 300 Millionen Euro (Stand 29. April 2011).
ECOreporter.de: Herzlichen Dank für das Gespräch!