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„Anleger wünschen sich mehr Sicherheit und intensivere Beratung“, Interview mit Hans-Joachim Kempers, freier Vermittler
ECOreporter.de: Wie haben sich die turbulenten, zurückliegenden Jahre am Finanzmarkt auf das Kundenverhalten ausgewirkt? Sind Ihre Kunden zurückhaltender oder wählerischer bei ihren Anlagen geworden?
Kempers: Das hängt vom Erfahrungshorizont der Kunden ab und von der Entwicklung des jeweiligen Vermögens in der Krise. Wer durch eine breite Streuung seiner Geldanlagen moderater durch die Krise gekommen ist hat ein anderes Sicherheitsbedürfnis, als Kunden, die massive Verluste erlitten haben. Das Sicherheitsbedürfnis ist aber generell gestiegen. Das spiegelt sich in der gewünschten Rendite und in der intensiveren Beratungsphase wieder.
ECOreporter.de: Ist die Nachfrage nach nachhaltigen Geldanlagen in den vergangenen zwei bis drei Jahren gestiegen oder eher zurückgegangen?
Kempers: Es gibt einen steigenden Trend hin zu nachhaltigen Geldanlagen. Ein Grund dafür ist die zunehmende Medienpräsenz dieses Themas. Bei den Kunden ist ein stärkeres Bewusstsein dafür entstanden, dass sie mit ihrem Geld etwas bewegen können.
ECOreporter.de: Angesichts der Euro-Krise sind Inflationsängste allgemein ein großes Thema gewesen. Inwiefern bekommen Sie Ängste wie diese noch zu spüren und wie gehen Sie damit um?
Kempers: Die Ängste sind da, waren aber schon stärker. Das Thema Inflation gehört generell zu meiner Vermögens- und Vorsorgeplanung. Entsprechend sind Sachwerte in meiner Beratung immer ein Thema. Durch die Inflations- und Währungsängste hat sich dies aber noch deutlich verstärkt. Je nach Kundenwunsch können auch Anlagen wie Gold oder Währungen wichtige Alternativen sein.
ECOreporter.de: Welche Art von Nachhaltigkeitsfonds und welche Assetklassen sind besonders beliebt? Gibt es Trends?
Kempers: In einer Beratung geht es um ein Vermögenskonzept und weniger um Trends. Die Konzentration auf bestimmte Fonds oder Assetklassen auf Kosten einer breiten Streuung birgt die Gefahr, das Risiko zu erhöhen. Daraus ergibt sich aber, dass Anleger zurzeit eher zu den konservativeren Mischfonds tendieren, als zu reinen Aktienfonds. Kunden mit einem sozialen beruflichen Hintergrund fragen gezielt nach Anlagen zum Thema Mikrofinanz. Regenerative Energien, Wasser, Agrar oder auch Mikrofinanz sind in gewisser Weise Trendthemen.
ECOreporter.de: Wie viel konkretes Vorwissen über nachhaltige Geldanlagen bringen die Kunden mit ins Kundengespräch? Wie hat sich der Wissensstand Ihrer Kundschaft zu nachhaltigen Geldanlagen in den vergangen Jahren verändert?
Kempers: Das Wissen über Geldanlagen hat sich mit dem Thema Nachhaltigkeit nicht verändert. Der Beratungsbedarf ist weiterhin immens. Dass es ökologische, soziale und ethische Geldanlagen gibt, wissen mittlerweile deutlich mehr Menschen. Aber die Frage wie man hier sinnvoll anlegen kann, ist immer noch ein Problem.
ECOreporter.de: Welches sind die wichtigsten drei Eigenschaften, die ein Anleger der zu Ihnen kommt von seiner nachhaltigen Geldanlage erfüllt sehen will?
Kempers: Risiko, Rendite und Laufzeit müssen passen und dazu muss der Nachhaltigkeitsfaktor dem Kundenwunsch entsprechen. Das geht von „darf mit dabei sein“ bis hin zu konkreten Ausschlüssen. Für mich als Berater spielt Transparenz hier eine große Rolle.
ECOreporter.de: Immer mehr konventionelle Finanzdienstleister drängen in den nachhaltigen Finanzmarkt. Sollte sich ein nachhaltig orientierter Anleger lieber direkt an freie Vermittler wenden oder ist er bei einer Bank ebenso gut beraten?
Kempers: Dazu haben die jüngsten Berichterstattungen zu der Bankberatung ein klares Bild gezeichnet. Hinzu kommt, dass die Anlageangebote im Bereich Nachhaltigkeit eher nicht von den klassischen Banken und ihren Partnern kommen. Hier wird in der Regel eher auf Hausprodukte zurückgegriffen. Nach meiner Erfahrung ist das Angebot nachhaltiger Anlagen bei freien Vermittlern höher.
ECOreporter.de: Worauf sollten Anleger generell bei der Beraterwahl achten?
Kempers: Auf ihr Gefühl. Wenn ich in ein Geschäft gehe und etwas kaufen möchte, dann achte ich darauf ob mir der Berater offen in die Augen schaut und meinen Bedarf erkennt oder erfragt. Immer dann, wenn ich nicht mehr das Gefühl habe es geht um mich und meinen Bedarf, sondern um ein Produkt XY dann werde ich vorsichtig.
ECOreporter.de: Wie und nach welchen Kriterien wählen Sie die Fonds aus die Sie in den Vertrieb nehmen? Setzen Sie eher auf strenge oder weniger strenge Nachhaltigkeitskriterien?
Kempers: Ein Fondsmanager muss mit seinem Fonds über eine gewisse Historie verfügen und gezeigt haben, dass er seinen Job kann. Wie tief grün die Fonds sein müssen, hängt auch von den Wünschen der Kunden ab. Wenn ich die freie Wahl habe, tendiere ich zu Fonds mit eher strengen Nachhaltigkeitskriterien.
ECOreporter.de: Was halten Sie vom Thema nachhaltige ETFs? Sind diese Indexfonds im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds im Vorteil oder nicht?
Kempers: Im breiten Markt punktet der ETF durch seine schlanken Kosten. Er kann aber nicht auf mögliche Änderungen des Index im Vorfeld reagieren, was Rendite kostet. In speziellen Märkten, wie dem nachhaltigen Finanzmarkt, hat der aktive Fondsmanager mehr Spielraum, um Rendite zu erwirtschaften. Nur ein Fonds, der Aktien und Renten wirklich besitzt, hat die Möglichkeit, Einfluss auf die Unternehmen auszuüben. Ein ETF, der nur ein Abbild eines Index' ist, kann das nicht. Das macht das Thema Engagement grade für nachhaltige Fonds besonders wichtig.
ECOreportrer.de: Richtet sich Ihr Angebot eher an Privatanleger oder an institutionelle Investoren?
Kempers: Unser Angebot ist als ganzheitliche Vermögenskonzeptberatung auf den Privatanleger und seine Vermögensplanung, Ruhestandplanung, Versicherung oder Finanzierung zugeschnitten.
ECOreporter.de: Gibt es einen grundsätzlichen Rat, den Sie einem Anleger auf den Weg geben würden der erstmals auf nachhaltige Geldanlagen setzen möchte?
Kempers: Ja. 80 bis 90 Prozent des Anlageerfolges macht die richtige Streuung der Anlage aus und nur 10 bis 20 Prozent das konkrete Produkt. Es gilt darauf zu achten, dass die Anlage ins Gesamtbild der Investments des Kunden passt. Nachhaltig orientierte Anleger sollten eine Vorstellung davon haben, ob sie einen eher ökologisch-sozialen oder eher einen ethisch-sozialen Anlagescherpunkt bevorzugen. Dies kann aber auch in einer guten Beratung erarbeitet werden.
ECOreporter.de: Herzlichen Dank für das Gespräch!