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Anlagecheck: Sieben Jahre, sieben Prozent - Windwärts Energie GmbH bietet Namensgenussrechte an - Sollten Anleger zugreifen?

Sieben Jahre lang 7,25 Prozent Zinsen soll Anlegern ein Namensgenussrecht bringen, das derzeit die Windwärts Energie GmbH anbietet. Der Neue-Energien-Projektierer mit Sitz in Hannover will bis 30. Juni kommenden Jahres im Eigenvertrieb 3000 Genussrechtsanteile mit je 1000 Euro Nennwert ausgeben. Das Emissionsvolumen beläuft sich demnach auf drei Millionen Euro. Ein Agio wird nicht erhoben. Das Genussrechtskapital soll die Eigenkapitalbasis der Windwärts Energie GmbH stärken und ihr weiteres Unternehmenswachstum im In- und Ausland fördern.

"Bei unserer Zinskalkulation haben wir versucht, die Marktfähigkeit unseres Angebots angemessen zu berücksichtigen", sagt Monika Richter, Vertriebsleiterin bei WindWärts, im Gespräch mit ECOreporter.de: "Wir sind als Emittent von Genussrechten nicht so bekannt wie beispielsweise eine UmweltBank AG. Aus Sicht des Anlegers bedeutet das ein zusätzliches Risiko, zudem gibt es auch keine Garantien. Daraus resultiert ein Aufschlag zum Marktzins, die Investoren sollten für das Vertrauen, das sie uns gewähren, belohnt werden." Gut 20 Prozent der Genussrechte seien bereits gezeichnet, berichtet die Sprecherin, die Mindestzeichnungssumme sei durch den Nennwert von 1000 Euro festgelegt.

Kapital aus der Emission von Genussrechten kann ein Unternehmen als Eigenkapital einsetzen. Die Verzinsung ist von einem positiven Jahresergebnis des Emittenten und einer ausreichenden Liquidität abhängig. Sollte in einem Jahr nur eine geringere oder keine Zinszahlung möglich sein, teilt WindWärts mit, bestehe ein "unbefristeter Anspruch auf eine spätere Zahlung".

Torsten Flemming, Geschäftsführer der WindWärts Energie GmbH, erklärt gegenüber ECOreporter.de: "Wir haben in den vergangenen Jahren immer Gewinne geschrieben. Der Gewinnvortrag (Gewinnrücklagen) in unserer Bilanz belief sich zum 31. Dezember 2005 auf 3,4 Millionen Euro. Um die gesamte Ertragskraft darzustellen, müsste man zusätzlich dazu auch noch die Zahlungen an die Gesellschafter hinzu rechnen. Die Ausschüttungen an die Inhaber der Genussrechte werden sich planmäßig auf 225.000 Euro jährlich belaufen."
Die 1995 gegründete WindWärts steht nach Angaben von Flemming solide finanziert da: In Juni sei das Stammkapital aus der Rücklage von 35.000 Euro auf 525.000 Euro erhöht worden, berichtet er. Die Erhöhung sei allerdings noch nicht im Handelsregister eingetragen.

Im Emissionsprospekt für die Genussrechte fällt auf: Der Jahresüberschuss ging von 2004 auf 2005 deutlich zurück. Vertriebsleiterin Richter erklärt: "Wir haben im letzten Jahr ein Projekt über eine eigenständige Tochtergesellschaft realisiert, um unsere Risken zu begrenzen. Der Ertrag aus diesem Geschäft wird erst im laufenden Geschäftsjahr für die WindWärts Energie GmbH wirksam."

Laut Richter sind die Genussscheine "grundsätzlich handelbar". Man werde seitens der WindWärts einen Handel auch vermitteln. Allerdings gebe es dafür kleine Sicherheit, es werde auch kein Kurs gestellt. "Eigentlich empfehlen wir, dass der Schein bis Ende der Laufzeit gehalten wird."

Eine Verwahrung der Genussrechte gibt es nach Angaben der Sprecherin nicht. Die Zeichner erhalten keinen Zeichnungsschein, auch keine Urkunde sondern ein verbrieftes Genussrecht. Darüber führe das Unternehmen ein sogenanntes "Genussrechtsregister", in dem die Ansprüche verbucht werden.

Was wollen die Hannoveraner mit dem frischen Kapital anfangen? Richter: "Wir werden mit dem Emissionserlös vor allem Windkraftanlagen finanzieren. Zudem denken wir an die Vor- und Zwischenfinanzierung für Projekte an verschiedenen Standorten im Ausland. Ein weiteres Feld sind Vorbestellungen für Windräder, die müssen zurzeit sehr früh finanziert und auch angezahlt werden. Außerdem arbeiten wir an einem Solarfonds; den wollen wir aber erst auf den Markt bringen, wenn sich die Preise für Module wieder ermäßigen, im Moment ist uns das noch zu teuer. Der im Emissionsprospekt für den im Genussrechtsprospekt beschriebenen Biogasfonds verschiebt sich nach hinten."

Die Windwärts Energie GmbH entwickelt und realisiert Windenergie- und Photovoltaikprojekte im Inland, vermittelt Kommanditanteile im Bereich des ökologischen Investments und beschafft Fremdmittel für die Finanzierung der Wind- und Photovoltaikanlagen. Für die Betreibergesellschaften übernimmt sie die Geschäfts- und Betriebsführung. Weiterhin entwickelt die Windwärts Energie GmbH Windenergieprojekte im Ausland. Mit Kooperationspartnern vor Ort wurden mehrere Tochterfirmen gegründet. Aktuell ist das Unternehmen in Frankreich, Griechenland, Italien, der Türkei und in Südamerika aktiv. Zukünftig sind die Entwicklung von Photovoltaikprojekten im Ausland sowie die Umsetzung von Biogasprojekten geplant. Darüber hinaus betreibt die Windwärts Energie GmbH eigene Wind- und Solarenergieanlagen.

Bisher wurden den Angaben zufolge 74 Windenergie- und 8 Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von 116 Megawatt in Betrieb genommen. Die meisten Anlagen wurden durch geschlossene Publikumsfonds finanziert, an denen sich mehr als 2300 Investoren beteiligt haben. Bei einem Investitionsvolumen von 132 Millionen Euro stellten sie mit Kommanditeinlagen in Höhe von 39 Millionen Euro das Eigenkapital von 16 Betreibergesellschaften.

Fazit: Das Angebot der WindWärts ist eine Überlegung wert. Die Gesellschaft bietet Käufern der Genussrechte einen spürbaren Aufschlag auf den Marktzins. WindWärts verfügt über langjährige Erfahrungen im Bereich der Erneuerbaren Energien, die Liste der bereits umgesetzten Projekte ist lang. In der Vergangenheit hat WindWärts profitabel gearbeitet und ein stattliches Liquiditätspolster erwirtschaftet. Für die Zukunft verfügt das Unternehmen über ein umfangreiches Projektportfolio im In- und Ausland. Trotz des bei Genussrechtsbeteiligungen immer gegebenen Risikos eines Totalverlustes können die Genussrechte der WindWärts Anlegern zur Zeichnung empfohlen werden. Es sollte jedoch jeweils nur ein Teil der verfügbaren Mittel investiert werden.


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Bilder: Monika Richter; Torsten Flemming; Windparks Sylda und Sudwalde der WindWärts / Quelle. Unternehmen
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