Erneuerbare Energie

Alternativen zur EEG-Vergütung für Grünstrom immer beliebter

Die Betreiber von Wind-, Solar- und Biomassekraftwerken verkaufen ihren Strom zunehmend direkt an den Strombörsen, anstatt dafür die staatlich garantierte feste Einspeisevergütung zu kassieren. Und bei kleineren Photovoltaik-Anlagen wird das Thema Eigenverbrauch als Alternative immer wichtiger.

Fast die Hälfte des deutschlandweit erzeugten Grünstroms wird direkt an der Strombörse verkauft Das hat das Bundesumweltministerium unter Berufung auf eine Studie zu Zahlen der Stromnetzbetreiber bekannt gegeben. Bundesumweltminister Peter Altmaier will dies als Erfolg der Marktprämie in die Erneuerbare-Energie-Gesetzgebung verstanden wissen:  „Ein erheblicher Teil der Erneuerbare Energien-Anlagen übernimmt im Markt inzwischen die gleiche Verantwortung wie vorher nur konventionelle Kraftwerke“, sagt er dazu.

Die Marktprämie wird an alle die Grünstromer gezahlt, die ihre Erzeugnisse direkt an der Strombörse anbieten und dafür auf die feste Einspeisevergütung verzichten. Die Prämie gleicht dabei immer die Differenz zwischen dem Marktpreis und der dem festen Vergütungstarif aus, den die Betreiber für den Strom aus der jeweiligen Anlage bekommen hätten. Viele Grünstrom-Anlagen-Betreiber dürften die Marktprämie nicht so positiv sehen, wie es der Bundesumweltminister tut. Denn sie hat einen Haken. Der besteht darin, dass sie sich direkt auf die EEG-Umlage auswirkt, mit der der Großteil der Allgemeinheit die Energiewende finanziert. Und das funktioniert so: Wenn viel Grünstrom ins Netz eingespeist wird – beispielsweise um die Mittagszeit an heißen Sommertagen – dann sinkt der Strompries an der Strombörse, schließlich wird ja auch noch jede Menge konventionell erzeugter Strom eingespeist. Der niedrigere Börsenpreis lässt die Marktprämie wachsen.  Das ist so, weil die Differenz zwischen der Einspeisevergütung und dem Marktpries ja ebenfalls wächst. Das hat zur Folge, dass die EEG-Umlage steigt, obwohl mehr Grünstrom eingespeist wird und der Strompreis an der Börse damit sinkt. 

Anlagenvetreiber reagieren auf Börsenpreisentwicklung

Dass vor diesem Hintergrund auch direktvermarktende Grünstromanlagen-Betreiber ihre Produktion drosseln, wenn der Börsenpreis besonders niedrig ist, verbucht das Bundesumweltministerium ebenfalls als Erfolg. Zuletzt sei dies der Studie zufolge am 16. Juni 2013 der Fall gewesen. Erstellt worden ist der Report von den Fraunhofer-Instituten für System- und Innovationsforschung (Fh ISI), für Windenergie und Energiesystemtechnik (Fh IWES), vom Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität (IKEM) und der Rechtsanwaltskanzlei BeckerBüttnerHeld (BBH).


Die Marktprämie wird vor allem von großen Grünstrombetreibern in Anspruch genommen, beispielsweise von Versorgern die mehrere große Wind-, Solar-, oder auch Biogasanlagen betreiben. Dafür, dass solche Grünstromerzeuger stärker auf das Marktprämienmodell setzen, dürfte auch die Tatsache verantwortlich sein, dass die für 20 Jahre garantierte feste Einspeisevergütung für Solarenergie und Co. in den vergangenen Jahren drastisch gesenkt wurde.

Jeder zweite Solar-Handwerker verbaut inzwischen Stromspeicher

Für die zahlreichen privaten Betreiber kleiner Dachsolaranlagen ist das Marktprämienmodell wegen dem vergleichsweise hohen organisatorisch-bürokratischen Aufwands eher keine Option Sie loten dafür eher die Möglichkeiten des Eigenverbrauchs stärker aus: Jeder zweite Installateur von Solaranlage verbaut mittlerweile auch gleich Stromspeichersysteme. Das hat eine Umfrage des Bundesverbandes der Solarwirtschaft (BSW Solar) unter Photovoltaik-Handwerkern ergeben. Neben der stark rückläufigen Einspeisevergütung verweisen die befragten Handwerker auf die gestiegenen Stromtarife bei gleichzeitig deutlich gesunkenen Photovoltaik-Preisen als Gründe für diese Entwicklung. „Private Stromtarife sind inzwischen fast doppelt so hoch wie die Kosten selbst erzeugten Solarstroms vom Dach eines Eigenheims“, erklärt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW-Solar. „Bei Solarstrom-Erzeugungskosten und einer EEG-Vergütung in Höhe von nur noch rund 15 Cent je Kilowattstunde, Stromtarifen von 27 Cent pro Kilowattstunde und mehr wird es notwendig und zunehmend attraktiver, möglichst viel Solarstrom direkt zu verbrauchen und nicht ins öffentliche Stromnetz einzuspeisen“, so Körnig weiter. Das gelte auch für Unternehmen. Laut Körnig können Gewerbebetriebe mit geeigneten Dachflächen oft auch ohne Einsatz von Speichern weitaus höhere Eigenverbrauchsquoten erreichen als Eigenheime. Das sei etwa bei Gewerbebetrieben möglich, die tagsüber eine hohe Grundlast haben und bei denen sich die Zeiten von Strombedarf und Stromproduktion durch die Solaranlage weitgehend decken.

KFW-Fördertopf bald ausgeschöpft?

Die Bundesregierung hat im Mai 2013 über die staatliche KfW Bank (Kreditanstalt für Wiederaufbau) ein 50 Millionen Euro starkes  Förderprogramm für den Einbau von Solarstromspeichern gestartet. Dafür lagen bereits nach acht Wochen genug Anträge vor, um 40 Prozent des gesamten für 2013 vorgesehenen KfW-Budgets aufzubrauchen (ECOreporter.de berichtete).

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