Fonds / ETF

„Aktien nachhaltiger Industrieunternehmen bieten attraktive Einstiegsmöglichkeiten“ - Christoph Groß, LBBW Asset Management

Inwiefern sind nachhaltige Aktien- und Rentenpapiere aktuell für Privatanleger interessant? Und was sollten Privatanleger beachten, wenn sie erstmals Geld in nachhaltigen Investmentfonds anlegen möchten? Diese und weitere Fragen beantwortet Christoph Groß, Senior Fondsmanager von LBBW Asset Management aus Stuttgart im Interview.

LBBW Asset Management Investmentgesellschaft mbH ist Aussteller und Sponsor der Messe Grünes Geld Stuttgart am Samstag, 12. Oktober, im Haus der Wirtschaft. Bei freiem Eintritt bietet die Veranstaltung im Haus der Wirtschaft Neueinsteigern wie Finanzprofis einen Überblick über aktuelle Trends, Entwicklungen und Angebote am Markt für nachhaltige Geldanlagen im deutschsprachigen Raum. Abgerundet wird die Messe durch ein umfangreiches Vortragsprogramm rund um „grüne“ Investments und ein Kinderprogramm für kleine Besucher ab 5 Jahre. Näheres erfahren Sie hier.

ECOreporter.de: LBBW Asset Management bietet einen nachhaltigen Aktienfonds an. Inwiefern macht es bei der aktuellen Marktlage Sinn, als Privatanleger auf Aktien?

Christoph Groß: Die weltweite Erholung der konjunkturellen Frühindikatoren und die überraschende Entscheidung der US-Notenbank über unverändert hohe Anleihenkäufe waren die wichtigsten Kurstreiber in den vergangenen Wochen und führten die Aktienmärkte auf neue Jahreshochs. Die Federal Reserve Bank, kurz Fed, [dabei handelt es sich um die Notenbank der USA – Anm. d. Red.] hält vorerst an ihrem Anleihenankaufprogramm in Höhe von 85 Milliarden US-Dollar fest. Der deutsche Geschäftsklimaindex des Instituts für Wirtschaftsforschung (ifo) erreichte mit 107,7 das höchste Niveau seit 17 Monaten. Ende September 2013 bremste politischer Gegenwind die Aktienmärkte. In den USA ist eine rechtzeitige Lösung des Haushaltsstreits und die Anhebung der Schuldenobergrenze gescheitert. Unter fundamentalen Gesichtspunkten ist der Aktienmarkt trotz des Kursanstiegs nicht teuer bewertet. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist sowohl historisch als auch gegenüber alternativen Assetklassen als moderat einzustufen. Das Kurs-Buchwertverhältnis und die Dividendenrendite sind weiterhin auf einem attraktiven Niveau und teilweise höher als die entsprechenden Anleiherenditen.

Bildnachweis:Christoph Groß ist 35 Jahre alt, verheiratet und Vater zweier Kinder. Bei der LBBW Asset Management Investmentgesellschaft mbH arbeitet der Kapitalmarktexperte (Certified International Investment Analyst CIIA) als Senior Fondsmanager.

ECOreporter.de: Wie sind Staats- und Unternehmensanleihen derzeit einzustufen?

Groß: Im Euroraum dürften die Leitzinsen vorerst auf rekordtiefem Niveau verharren, eine weitere Senkung ist nicht wahrscheinlich. Die Renditen deutscher Staatsanleihen haben zuletzt angezogen. Angesichts der nur wenig dynamischen Konjunkturentwicklung, geringer Inflationsgefahren und weiter rekordtiefer Geldmarktzinsen ist ein weiterer deutlicher Anstieg aber nicht wahrscheinlich. Für risikobewusste Anleger bieten hingegen Unternehmensanleihen attraktive Renditeaufschläge und eine Diversifikationsmöglichkeit gegenüber einem Staatanleihenportfolio.

ECOreporter.de: LBBW Asset Management bietet neben einem nachhaltigen Aktienfonds auch einen nachhaltigen Rentenfonfs  In welchen Anlagesegmenten sehen Sie aktuell das größte Wachstumspotenzial für nachhaltige Aktien beziehungsweise nachhaltige Rentenpapiere?

Groß:  Die Aussicht auf ein Ende der Rezession in Euroland rückt konjunktursensitive Branchen mit einem starken Umsatz– und Ertragsanteil im Euroraum in den Fokus.  In den zurückliegenden Monaten ist die Investition der Unternehmen in Ersatz- und Erweiterungsinvestitionen auf einen langjährigen Tiefstand gesunken.  Bei einer weiteren Verbesserung der Wirtschaftsperspektiven dürfte sich der Investitionsstau in den Unternehmen in den nächsten Monaten auflösen. Hiervon dürften insbesondere Unternehmen aus dem Industriesektor profitieren. Aktuell sehen wir in den nachhaltigen Unternehmen in diesem Sektor attraktive Einstiegsmöglichkeiten. In dem Fonds LBBW Nachhaltigkeit Aktien ist dies durch die Investition in Titel des Industriesektors bereits teilweise realisiert.
Im Rentenbereich bieten vor dem Hintergrund des allgemeinen Niedrigzinsumfelds und der langsamen Verbesserung der Lage in Spanien und Italien ausgewählte Unternehmensanleihen oder auch Pfandbriefe von Emittenten aus diesen Ländern, welche die strengen Nachhaltigkeitskriterien erfüllen, attraktive Renditeaufschläge.  Im LBBW Nachhaltigkeit Renten sind aus diesem Grund Unternehmensanleihen und Pfandbriefe/Covered Bonds übergewichtet.

ECOreporter.de: ECOreporter.de: Wie lang oder kurzfristig sollten Investoren generell in Aktien- beziehungsweise Rentenfonds investieren?

Groß: Hierfür gibt es keine allgemeingültige Formel. Der Anlagehorizont hängt nicht zuletzt davon ab, ob der Anleger das investierte Geld für einen bestimmten Anschlusszweck benötigt. Generell eigenen sich beide Anlagearten als langfristige Geldanlage und weniger als Spekulation auf gute Quartalszahlen von börsennotierten Unternehmen beziehungsweise einer möglicherweise aufkommenden kurzfristigen Zinsänderungsfantasie.

ECOreporter.de: ECOreporter.de: Was raten Sie einem Privatanleger, der erstmals im Bereich nachhaltige Investments einsteigen möchte?

Groß: Anleger sollten sich ein Bild davon machen, wie lange und wie glaubwürdig sich der Fondsanbieter mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzt und ihm die entsprechende Anlagestrategie des Fonds verständlich und nachvollziehbar ist. Einen zusätzlich guten Co-Indikator sehen wir darin, wenn eine Fondsgesellschaft mit einem bekannten und auf nachhaltige Unternehmen fokussierten Research-Spezialisten zusammenarbeitet. Klar muss dem Anleger auch sein, ob der Fonds nur einen „Best-in-Class“ Ansatz fährt oder nicht auch bestimmte Branchen grundsätzlich ausschließt.

ECOreporter.de: Was werden Sie auf der Messe Grünes Geld in Stuttgart präsentieren und was erwarten Sie von der Veranstaltung?


Groß: Im Vortrag der LBBW Asset Management erfahren die Zuhörer, dass sich die Gesellschaft seit mittlerweile über zehn Jahren mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt. Wir beschreiben unser Zusammenspiel mit der seit Jahren auf Nachhaltigkeitsanalyse spezialisierten Ratingagentur oekom Research. Als wichtig erachten wir es den Investoren verständlich machen, warum Nachhaltigkeit nur in „Kombination“ aus Best-in-Class und strengen Ausschlusskriterien funktioniert. Wir zeigen potenziellen Anlegern auf Einzeltitelebene mit welchen Prozessen und nach welchen Kriterien wir gemeinsam mit oekom Research potenzielle Emittenten auf Nachhaltigkeit prüfen. Zur Glaubwürdigkeit gehört unseres Erachtens auch den Zuhörern zu erklären, warum bestimmte Branchen per se im Bezug auf Nachhaltigkeit ausgeschlossen werden.


ECOreporter.de: Herr Groß, wir danken herzlich für das Gespräch!
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