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Agora Energiewende plädiert für Reform des Stromnetzentgelt-Systems
Die Nutzung der Stromnetze soll 2019 teurer werden, prognostiziert eine Studie des Berliner ThinkTanks Agora Energiewende. Das ThinkTank kritisiert das System der Stromnetzentgelte. Zum einen würden die Kosten für die Nutzung der Netze zu intransparent und zu hoch ausfallen, zum anderen würde das bestehende System den Umbau des Stromnetzsystems hemmen.
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Stromnetzkosten steigen um 6 bis 8 Prozent
Stromverbraucher müssen 2019 voraussichtlich für die Nutzung der Stromnetze deutlich mehr Geld auf den Tisch legen als noch im Vorjahr. Das zeigen Berechnungen des ThinkThanks Agora Energiewende. Das Berliner ThinkThank geht in der Studie "Netzentgelte 2019: Zeit für Reformen" davon aus, dass die Kosten für die Nutzung der Netze 2019 um 1,5 bis 2,0 Milliarden Euro steigen werden.
Zudem würden seit Beginn dieses Jahres die Netzausbaukosten für Offshore-Windparks in Höhe von 1,7 Milliarden Euro nicht mehr über die Netzentgelte erhoben, sondern über eine neue Umlage. Das führe für die Netzbetreiber oft zu konstanten Entgelten. Die Verbraucher müssten aber für die Nutzung der Netze sechs bis acht Prozent mehr bezahlen. "Die Netzentgelte mögen auf den Preisblättern der Netzbetreiber stagnieren, die Netzkosten für die Verbraucher steigen 2019 trotzdem, zum Teil sogar erheblich – teilweise kaschiert in den Umlagen“, heißt es in der Studie von Agora Energiewende.
Mangel an Transparenz
Den Studienautoren zufolge sind Netzkosten und Netzentgelt-Struktur derzeit sehr intransparent. Deshalb sei es unmöglich, Netzausbau und Netzkosten effizient zu regulieren. Die Netzausgaben würden in einem "Blindflug" gesteuert. Politiker und Wissenschaftler könnten nicht nachvollziehen, wofür die Netzentgelte, die sich bundesweit auf jährlich rund 24 Milliarden Euro summieren, genau ausgegeben werden. Auch mangele es an Transparenz, was die Umlage der Kosten auf die unterschiedlichen Stromverbraucher anbelangt.
"Wir sehen zahlreiche Ausnahmen, uneinheitliche Regelungen und große Transparenzdefizite, die aktuell sogar verhindern, dass Wissenschaft und Forschung ein durchdachtes Modell erarbeiten können“, sagt Thorsten Lenck, Projektleiter von Agora Energiewende und einer der Autoren der Studie.
Grün- und Weißbuchprozess nötig, aber schnelle Maßnahmen möglich
Damit die Politik die Kontrolle über die Netzentgelte wiedererlangt, schlagen die Autoren einen Grün- und Weißbuchprozess vor. In dem Prozess sollen die Probleme der Netzentgelte analysiert, systematisch bearbeitet und dann aufgelöst werden. Oberste Priorität habe dabei die Beantwortung der Frage, welchem Ziel die Netzentgelte hauptsächlich dienen sollten - dem Ausbau eines effizienten Stromsystems etwa oder einer möglichst gerechten Verteilung der Kosten auf die Nutzer. Zudem sollten laut den Autoren der Studie die rund 900 Netzbetreibern in Deutschland Transparenz über die Kosten und die Netzentgelte herstellen müssen.
Da ein Grün- und Weißbuchprozess einige Jahre dauern würde, plädieren die Autoren der Studie für einige schnell umsetzbare Maßnahmen. Dazu gehört die Herstellung vollständiger Transparenz über Verwendung der Netzentgelte sowie ein Ende der Anreize für einen möglichst gleichmäßigen Stromverbrauch, damit große Stromverbraucher ihre Nachfrage nach Angebot und Preis an der Strombörse richten würden. Zudem sollen Kleinverbraucher niedrigere Grundpreise zahlen.
Die vollständige Studie kann auf der Internet-Seite von Agora Energiewende hier heruntergeladen werden.