ABO Invest betreibt neben Windparks auch eine Biogasanlage. / Foto: ABO Wind

  Erneuerbare Energie, Aktien-Favoriten

ABO Invest erhält für Biogasanlage höchste Einspeisevergütung

Die April-Ausschreibung für Biomasseanlagen war erneut deutlich unterzeichnet. Das Wiesbadener Unternehmen ABO Invest konnte sich bei der Ausschreibung einen Zuschlag sichern.

Bei der Ausschreibung wurden 41 Gebote mit einem Volumen von rund 92 Megawatt (MW) eingereicht. Das Ausschreibungsvolumen lag mit rund 168 MW deutlich höher. Allerdings wurde die höchste gebotene Menge seit Einführung der Biomasseausschreibungen in 2017 erreicht.

Insgesamt waren 38 Gebote mit einem Volumen von rund 91 MW erfolgreich. Darunter befanden sich fünf Neuanlagen und eine modernisierte Bestandsanlage von ABO Invest. Warum hat ABO Invest mit der Biogasanlage Samswegen an der Ausschreibung teilgenommen, obwohl sie bereits über eine Einspeisevergütung verfügt? Wie sind die Perspektiven der Anlage? Welche Bedeutung hat sie im Portfolio von ABO Invest? ECOreporter hat beim Unternehmen nachgefragt.

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Die Zuschlagswerte bei der April-Ausschreibung für Biomasseanlagen liegen zwischen 10,28 Cent je Kilowattstunde (kWh) und 16,40 Cent/kWh. Der durchschnittliche, mengengewichtete Zuschlagswert beträgt 13,99 Cent/kWh und ist gegenüber der Vorrunde im November 2019 (12,47 Cent/kWh) gestiegen. Die Projektgesellschaft der Biogasanlage Samswegen hat nach Angaben von ABO Invest einen Zuschlag von 16,40 Cent/kWh erhalten – und somit den höchsten Zuschlagswert der Ausschreibungsrunde.

ABO Wind baute Biogasanlage um

Die Biogasanlage Samswegen in Sachsen-Anhalt war nach Angaben von ABO Invest ursprünglich im Jahr 2001 als damals bundesweit größte Anlage ihrer Art in Betrieb genommen worden. Wegen konzeptioneller und technischer Mängel geriet die Anlage in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Als Folge juristischer Probleme (Klagen der Nachbarn) drohte sie zudem die Betriebsgenehmigung zu verlieren. 2008 erwarb ABO Wind die Anlage, erstellte ein neues Konzept und baute sie bei laufendem Betrieb grundlegend um. Die insgesamt installierte elektrische Kapazität beträgt 800 Kilowatt. Eines der drei Blockheizkraftwerke (BHKW) befindet sich im Nachbarort, um die Wärme besser zu nutzen.

ECOreporter hat Alexander Koffka, Bereichsleiter für Öffentlichkeitsarbeit und Investorenbetreuung bei ABO Wind und ABO Invest, zu den Entwicklungen bei der Biogasanlage Samswegen befragt.

Warum hat ABO Invest mit der Biogasanlage Samswegen an der Ausschreibung teilgenommen?

Alexander Koffka: Das in Samswegen produzierte Biogas wird an zwei Standorten in Blockheizkraftwerken in Strom und Wärme umgewandelt – einmal am Standort der Biogasanlage in Samswegen direkt und zusätzlich im nahe gelegenen und mit einer Gasleitung verbundenen Meseberg. Die Wärme wird privatrechtlich vermarktet. Die laufende Vergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) für den Strom endet am Standort Samswegen im Jahr 2022 und am Standort Meseberg im Jahr 2028. Für den Standort Samswegen haben wir uns bei der Ausschreibung nun einen Anschlusstarif für den Strom gesichert, der zum Tragen kommt, wenn die bisherige Vergütungsregelung 2022 ausläuft.

Ist der Zuschlagswert für die Biogasanlage höher oder niedriger als Ihre bis 2022 laufende EEG-Vergütung der Anlage?


Fermenter der Biogasanlage von ABO Invest. / Foto: Unternehmen

Wir haben bei der Ausschreibung für das BHKW am Standort Samswegen einen Zuschlag von 16,40 Eurocent je kWh erhalten. Dieser gilt für den Zeitraum 2022 bis 2032. Bis 2022 gilt noch der um rund 20 Prozent höhere Anfangstarif. Den Anfangstarif erhalten wir für den Strom in Meseberg noch bis 2028. Für diesen BHKW-Standort haben wir uns noch keinen Anschlusstarif gesichert.

Sind mit dem Zuschlag für die Anlage auch neue Bedingungen verknüpft, z. B. an die Substratzusammensetzung bei der Anlage?

Den sogenannten Mais-Deckel von maximal 60 Prozent unterschreiten wir ohnehin, daher ergeben sich für den Substratmix aus der Ausschreibung keine Veränderungen. Notwendig sind bauliche Investitionen, insbesondere in eine Abdeckung der Endlagerbehälter.

Wie sehen die wirtschaftlichen und betriebstechnischen Perspektiven für die Biogasanlage Samswegen mit dem Erhalt des Zuschlags aus?

Der zehnjährige neue Tarif macht weitere genehmigungsbedürftige Anlageninvestitionen erforderlich, z.B. den Bau einer Behälterabdeckung.  Wir gehen davon aus, dass die Maßnahmen bis zum Auslauf des alten Tarifs erfüllt sein werden und die Anlage mit Auslauf des alten Tarifs Ende 2022 nahtlos in den neuen Tarif übergehen kann.  Unter den Bestimmungen des EEG ist zur Erfüllung der Voraussetzungen auf Tarifanspruch außerdem eine Kapazitätsbeschränkung erforderlich. Letztere deckt sich mit einem zu erwartenden Rückgang der Substratmengen, die der Bauer liefert, auf dessen Areal die Biogasanlage steht. Der Bauer stellt auf Bioanbau um, wodurch sich die Güllemenge reduziert. Wir gehen davon aus, dass die Anlage mindestens bis 2032 betrieben werden kann, sie wurde in den vergangenen Jahren umfangreich modifiziert. Insbesondere mit den Instandsetzungsarbeiten nach dem Brand im Jahr 2018 wurden die technischen Anlagen auf den neuesten Stand der Technik gebracht.

Wie hoch ist ungefähr der Anteil der Biogasanlage Samswegen an der Energieproduktion und dem Umsatz des ABO Invest-Portfolios?

Bezogen auf die Energieproduktion liegt der Anteil der Biogasanlage Samswegen bei 1,5 Prozent, bezogen auf den Umsatz bei 4,3 Prozent.


Die Biogasanlage Samswegen ist eine Ausnahme im Portfolio von ABO Invest, das ansonsten aus Windparks in Deutschland, Frankreich, Irland und Finnland besteht. Die ABO Invest-Aktie notiert an der Börse Düsseldorf derzeit bei 1,98 Euro (5.5.2020, 13:43 Uhr). Auf Sicht von zwölf Monaten hat die Aktie knapp 23 Prozent an Wert gewonnen.

ABO Invest ist eine ECOreporter-Favoriten-Aktie aus der Kategorie Grüne Spezialwerte.

ABO Invest AG: ISIN DE000A1EWXA4 / WKN A1EWXA

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