Erneuerbare Energie

9.5.2007: Ist Biomasse gar keine erneuerbare Energiequelle? - Lebhafte Diskussion beim Branchentreff

Die seit Montag in Berlin veranstaltete 15. Europäische Biomassekonferenz gilt als eines der wichtigsten Branchentreffen im Bereich der Bioenergie. Mehr als 1.400 Teilnehmer aus über 80 Nationen erwarten die Veranstalter während der fünftägigen Konferenz, deren Schirmherrschaft das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) und das Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, übernommen haben. Ausrichter ist neben dem Fachinstitut ETA Renewable Energies aus Florenz auch das WIP-München. "Energie aus Biomasse ist derzeit eines der meist diskutierten Themen im Bereich der Erneuerbaren", sagte Umweltminister Gabriel in seiner Eröffnungsrede. Kontrovers, in Teilen einseitig und verfälscht, versuche mancher Kritiker derzeit am "grünen Image" der Bioenergie zu kratzen, so ein anderer Konferenzteilnehmer gegenüber dem EuPD Europressedienst. Wie dieser berichtet, bestätigt etwa Hermann Scheer, Vorsitzender des Internationalen Parlamentarier-Forums Erneuerbare Energien und Träger des alternativen Nobelpreises, man könne bei der Gewinnung von Bioenergie, oder vielmehr beim Anbau der energetischen Trägerstoffe, "sehr vieles richtig, aber eben genauso viel auch falsch machen". Aus diesem Grund mahnten die Parlamentarier fast einstimmig, dass es auf vernünftige Konzepte zum Anbau von Biomasse ankomme.

Derzeit werden laut dem Europressedienst weltweit zwar erst rund 11 Prozent des Primärenergiebedarfes aus Biomasse gedeckt, aber dennoch befürchten Kritiker schon jetzt eine Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion. Das Mais, Getreide und Zuckerrüben zukünftig eher im Benzintank als auf dem Teller landen, ist für Peter Paziorek, parlamentarischer Staatssekretär im Landwirtschaftsministerium, ein Szenario, dem er entschieden widersprach. Diese Diskussion, so Paziorek gegenüber der Agentur, sei eine konstruierte Debatte, die mit der Realität wenig gemein habe. Dabei ist Biomasse laut Hermann Scheer "im eigentlichen Sinn gar keine erneuerbare Energiequelle". Nur wenn durch geeignete landwirtschaftliche Konzepte sichergestellt werde, dass die Biomasse auch in Zukunft verfügbar bleibe, habe man eine vernünftige, nachhaltige Energiequelle. Zahlreiche Teilnehmer forderten vor diesem Hintergrund eine Zertifizierung der Bioenergie, etwa durch ein Gütesiegel, das eine umweltschonende Energiegewinnung sicherstelle. Hier seien die politischen Entscheidungsträger gefordert, die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen. Außerdem müsse bei der Diskussion um die Versorgungssicherheit stets die gesamte Bandbreite des Erneuerbare-Energien-Portfolios im Blick behalten werden, ergänzte Wolfgang Palz, Vorsitzender des Weltrats für Erneuerbare Energie. Im Bereich Solar und Windkraft sei Deutschland schon Weltmeister. Nun müsse das Land auch bei der Biomasse eine Vorreiterrolle einnehmen. Denn: Nur im direkten Zusammenspiel mit den andere Erneuerbaren, wie Solar, Wind- oder Wasserkraft könne auch langfristig eine ausreichende Energieversorgung sichergestellt werden.

Bildhinweis: Mais: Rohstoff für die Nahrungsmittel- wie für die Biotreibstoffproduktion. / Quelle: Raiffeisen
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