Anleihen / AIF

8.6.2006: "Es bestehen auch heute noch gute Vertriebschancen für Windfonds" - ECOreporter.de-Interview mit Georg Hetz, Geschäftsführer der Umwelt Direkt Invest (UDI), zur Lage auf dem Markt für Neue-Energie-Fonds

In Deutschland entstehen weiterhin Windparks, Solarkraftwerke und Biogasanlagen. In der Aufbauphase dieses Marktes, über viele Jahre hin, wurden sie durch Geschlossene Fonds finanziert. Seit aber die Große Koalition aus CDU und SPD in Berlin das "Aus" für reine Steuersparmodelle bei diesen Beteiligungsgesellschaften beschlossen hat, sind nur wenige Angebote neu auf den Markt gelangt. ECOreporter.de sprach mit verschiedenen Finanzdienstleistern aus der Neue-Energie-Branche über die veränderte Situation. Lesen Sie heute, wie Georg Hetz, Geschäftsführer der Umwelt Direkt Invest (UDI), die Lage einschätzt.


ECOreporter.de: Herr Hetz, wie entwickelt sich der Markt für Neue-Energie-Fonds nach dem Wegfall der Steuervorteile seit November 2005? Gibt es neue Projekte? Wird es bald wieder mehr Windfonds geben am Markt?
Georg Hetz: UDI hat mit zwei Fonds in 2006 bis Anfang Mai cirka 10 Prozent mehr Eigenkapital an Wind- und Biogasfonds vermittelt als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Beide Fonds waren bereits auf Basis der neuen steuerlichen Gegebenheiten konzipiert und wurden von den Anlegern sehr gut angenommen. Wir rechnen damit, dass die Nachfrage nach Erneuerbare-Energie-Fonds nach wie vor hoch bleiben wird.


ECOreporter.de: Gibt es neben den Steuergesetzänderungen bei den Windfonds weitere Änderungen im Markt, die sich auswirken, z.B. geänderte Anlagenpreise und Lieferzeiten, welche Rolle spielt das für Fonds?
Hetz: Die Preissteigerungen sind zwar ärgerlich, konnten aber bisher noch durch Einsparungen an anderer Stelle kompensiert werden. Weitere Preissteigerungen könnten bei gleichbleibender Einnahmesituation allerdings dazu führen, dass sich für die Anleger keine angemessene Rendite mehr erwirtschaften lässt.


ECOreporter.de: Wie reagieren die Anleger auf die veränderte Situation? Sind sie noch interessiert an Windfonds?
Hetz: Wenn man die Anleger detailliert über die Vorteile informiert, die ihnen aus der letztjährigen Steueränderung erwachsen, sind sie nach wie vor bereit, in Windfonds zu investieren. Vielen Investoren ist doch überhaupt nicht bewußt, was sich nach dem 11. November 2005 geändert hat. Erneuerbare-Energie-Fonds schneiden im Vergleich zu konventionellen Geldanlagen sehr gut ab. Leider ist das noch nicht Allgemeingut.


ECOreporter.de: Wie sehen Sie die Situation für Finanzvermittler, die sich in den letzten Jahren auf die Vermittlung von Windfonds spezialisiert haben: Haben die Ausweichmöglichkeiten?
Hetz: Ich sehe keine Notwendigkeit, hier auszuweichen. Im Gegenteil: Wenn der Vermittler seiner Aufgabe nachkommt, den Kunden umfassend und wahrheitsgemäß zu beraten, bestehen auch heute noch gute Vertriebschancen für Windfonds. Durch das zusätzliche Angebot von Biogas-Fonds nutzen wir unsere Chance, uns breiter aufzustellen als bisher.


ECOreporter.de: Inwieweit ist der Gesamtmarkt für Neue-Energie-Fonds betroffen? Müssen Mitarbeiter entlassen werden?
Hetz: UDI wird den bisherigen Mitarbeiterstab von 12 Personen unverändert beibehalten. Wir brauchen besonders jetzt genügend und gut ausgebildete Mitarbeiter, weil es notwendig ist, dem Kunden die neue Situation nahe zu bringen. Dieses Potential werden wir weiter nutzen.


ECOreporter.de: Wie viel Eigenkapital hat Ihr Unternehmen in 2005 für Erneuerbare-Energien-Projekte eingeworben und wie viel werden sie voraussichtlich im laufenden Geschäftsjahr einwerben?
Hetz: In 2005 konnten wir das vermittelte Eigenkapitalvolumen auf 27 Millionen Euro steigern. Die Zielmarke für 2006 liegt bei insgesamt 30 Millionen.


ECOreporter.de: Wie schätzen Sie aktuell die Chancen der verschiedenen Segmente ein: Windkraft, Solarenergie und Biomasse?
Hetz: Bei der Wind- und Solarenergie sehen wir gute Chancen. Für die Biomasse sieht es nach unserer Einschätzung sehr gut aus.


ECOreporter.de: Wo sehen Sie neue Geschäftsfelder für Ihr Unternehmen, die das geringere Volumen im Bereich der Windkraftfonds ausgleichen könnten?
Hetz: Chancen auf Umsatzsteigerungen sehe ich in erster Linie in der Vermarktung von Biomasse-Fonds. Hierbei muß allerdings genau auf die Qualität der Angebote geachtet werden. Nicht alles was am Markt kursiert, entspricht zum Beispiel unseren UDI-Qualitätsanforderungen.


ECOreporter.de: Herr Hetz, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Bild: Georg Hetz / Quelle: Unternehmen
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