Fonds / ETF

8.11.2002: under cover: Imug untersucht Qualität nachhaltiger Fonds

Das Institut für Markt, Umwelt, Gesellschaft (IMUG) in Hannover hat auf der Anlegermesse Grünes Geld in Düsseldorf ein neues Fondsrating vorgestellt. Es soll den Markt der ethisch-, ökologisch und nachhaltig orientierten Fonds für Investoren transparenter machen. ECOreporter.de sprach mit Silke Stremlau, imug Beratungsgesellschaft mbH, über das Rating.

ECOreporter.de: Die Frage der Anleger lautet oft: Wie kann ich wissen, welcher Fonds gut ist? Dazu gibt es eine Reihe herkömmlicher Ratings, die auf die Performance achten. Worauf zielt Ihr Rating?

Stremlau: Das Manko der existierenden ethisch-ökologisch und nachhaltig ausgerichteten Fonds ist, dass der Anleger oft nicht weiß, was er kauft, das heißt: Der Titel des Produktes stimmt oft nicht mit dem überein, was drin ist. Wir versuchen mit unserem Rating Transparenz zu schaffen und den Fondsgesellschaften auf die Finger zu schauen. Wir haben deshalb nicht die Performance, sondern die Research-, die Informations- und die Servicequalität untersucht.

ECOreporter.de: Woher kam die Initiative für das Rating?

Stremlau: Das Fondsrating findet im Rahmen eines Forschungsprojekts statt, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert wird und auf drei Jahre angelegt ist. Ziel ist die Entwicklung von Kriterien für die Bewertung solzial-ökologischer Fonds. Die Initiative ist von uns ausgegangen: Wir haben den Projektantrag gestellt. Unser Motiv waren die Ergebnisse von Befragungen privater Anleger und institutioneller Investoren: Sie haben uns den Bedarf nach mehr Transparenz deutlich gemacht.

ECOreporter.de: Wer sind die Adressaten?

Stremlau: Zum einen Privatanleger, die von einer unabhängigen Forschungsinstitution ein Qualtitätsurteil über die Fonds erwarten. Zum anderen aber auch die Fondsgesellschaften, die in einem Wettstreit um Qualität und Transparenz stehen. Die Fondsgesellschaften fragen, wo sind sie besser, wo sind sie schlechter als Wettbewerber.

ECOreporter.de: Wie viele Fonds haben Sie untersucht?

Stremlau: Wir haben alle in Deutschland angebotenen Ethik, Umwelt- und Nachhaltigkeitsfonds - insgesamt 68 - untersucht. 43 Fondsgesellschaften haben unseren Fragebogen beantwortet. Außerdem haben wir einen Servicecheck durchgeführt: Dazu haben wir under cover bei allen Gesellschaften angerufen und gesagt: "Wir haben 5000 Euro und würden die gern in Ihren Fonds investieren!" Das Ergebnis: Nur ein Drittel der Gesellschaften war gut erreichbar und hat kompetent beraten.

ECOreporter.de: Welche Fonds sind positiv aufgefallen?

Stremlau: Auf Platz eins liegt der Ökovision von ÖkoRenta. Er hat 82 von 100 möglichen Punkten erreicht. Auf Platz 2 liegt der DLI Global Quality von Delta LLoyd mit 80 Punkten. Auf Platz drei liegen punktgleich mit 78 Punkten die Fonds Swissca Green Invest und Green Effects.

ECOreporter.de: Das IMUG liefert das Research für den Natur-Aktien-Index (NAI). Der drittplatzierte Fonds Green Effects investiert ausschließlich in Titel aus diesem Index. Wie sichern Sie die Unabhängigkeit Ihres Rating?

Stremlau: Erstens: Beratung der Research machen wir in der Imug Beratungsgesellschaft mbH. Das Fondsrating-Projekt ist im Institut e.V. angesiedelt. Beide Bereiche sind durch "Chinese Walls" voneinander abgegrenzt. Zweitens haben wir die Kontrolle durch das Bundesministerium und einen Expertenbeirat. Drittens ist jeder willkommen, zu uns nach Hannover zu kommen und die Bewertung nachzuvollziehen: Die Bücher und die Methodologie liegen offen. Unser Anspruch ist es, als unabhängiges Forschungsinstitut ein seriöses, nachvollziehbares und objektives Rating für Anleger und Verbraucher aufzulegen.
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