Einfach E-Mail-Adresse eintragen und auf "Abschicken" klicken - willkommen!
7.12.2006: Etikettenschwindel oder sinnvolle Ergänzung nachhaltiger Portfolios? - Auch Hedgefonds werben mit Ethikkriterien
In den letzten Jahren ist auch im deutschsprachigen Raum immer mehr Anlagevermögen in so genannte Hedgefonds geflossen. Obwohl solche Fonds mittlerweile in Deutschland mit Einschränkungen zugelassen sind, werden die Mittel hier vor allem in Zertifikate auf ausländische Hedge-Fonds investiert. Gab es vor sechs Jahren noch ganze drei in Deutschland zugelassene Hedgefonds-Zertifikate, so stieg deren Anzahl bis 2005 sprunghaft auf 105 in 2005 an. Investoren setzen häufig auf Hedgefonds, um ihr Portfolio abzurunden. Denn diese Anlageform, unter der vielfältige Strategien zusammengefasst werden, hat nur eine geringe Korrelation zur Entwicklung der Aktienmärkte, besitzt ein hohes Performancepotential und eignet sich daher besonders gut zur Streuung des Anlagerisikos. Laut einer Studie der Securities and Exchange Commission (SEC), die in den USA für die Kontrolle des Wertpapierhandels zuständig ist, haben zuletzt institutionelle Investoren wie Rentenversicherungsgeber und Stiftungen verstärkt auf Hedgefonds gesetzt. Dieser Trend sei wesentlich verantwortlich für das Wachstum dieses Anlagesegments. Ende 2005 waren rund 1,13 Billionen Dollar in derartigen Anlageprodukten angelegt, 13 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Anzahl der Fonds war um 6 Prozent gewachsen. Inzwischen gibt es auch erste als nachhaltig firmierende Hedgefonds, zum Beispiel den US-amerikanischen Kurzman CleanTech. Doch ist diese Anlageform wirklich für nachhaltiges Investment geeignet?
Dafür sprechen aus Anlegersicht insbesondere ökonomische Aspekte, neben den Diversifikations- vor allem die hohen Renditechancen. Mit Wertpapiergeschäften können Hedgefonds über den Terminmarkt deutlich erhöhte Gewinne erzielen, aufgrund ihrer vielfältigen Anlagemöglichkeiten auch in fallenden Märkten wie etwa im Zeitraum von 2000 bis 2003. Die Anlagestrategien tragen aber auch besonders hohe Verlustrisiken. "Gerade die letzen zwei bis drei Jahre zeigen, dass Hedgefonds hinter diesen Möglichkeiten zurückbleiben und die durchschnittlichen Performanceergebnisse den Erwartungen nicht gerecht werden", erläutert Klaus Gabriel vom Frankfurter CRIC (Corporate Responsibilitiy Interface Center). Er ist stellvertretender Vorsitzender dieses Vereins für ethisch orientierte InvestorInnen mit Mitgliedern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Gabriel ist auch Verfasser einer Studie über die ethische Bewertung von Hedgefonds. Sie wurde im Rahmen einer Forschungsarbeit der Projektgruppe ethisch-ökologisches Rating der J. W. Goethe-Universität in Frankfurt/Main erarbeitet. Gabriel stimmt bedenklich, dass zunehmend private Investoren in Hedgefonds investieren. Was das direkte Engagement in Hedgefonds betrifft, hielten Finanzdienstleistungsunternehmen sich vergleichsweise zurück. Er verwies im Gespräch mit ECOreporter.de insbesondere auf die Warnungen der EZB und anderer Finanzmarktakteure "bezüglich der von Hedgefonds ausgehenden Gefahr einer Destabilisierung des Finanzmarktes". Vor allem deren Möglichkeit, über Kreditaufnahme riesige Anlagevermögen zu versammeln, als Hebel einzusetzen und dabei willkürliche Trends auszulösen, sieht er kritisch. Sie könnten so ganze Volkswirtschaften in Mitleidenschaft ziehen. Diese Anlageform berge hohe systemische Risiken.
Positiv vermerkt Gabriel an Hedgefonds, die den Anspruch erheben, nach sozial verantwortlichen Kriterien zu investieren, dass diese Produkte tatsächlich eine hohe Steuerungskraft haben. Hedgefonds seien grundsätzlich in der Lage, Unternehmensentscheidungen und -prozesse wirksam zu beeinflussen. "Prinzipiell wäre es denkbar, dass Hedgefonds - zum Beispiel durch größere Beteiligungen - Einfluss auf die Unternehmenspolitik nehmen und ethische Forderungen oder Nachhaltigkeitsaspekte durchsetzen", so Gabriel. "Allerdings wurde bisher nicht aus ethischen oder nachhaltigen Gründen, sondern aus Gründen der Gewinnmaximierung Einfluss auf die Unternehmenspolitik genommen", gibt er zu bedenken. Gegenüber ECOreporter.de stellte er grundsätzlich in Frage, "ob sich die Durchsetzung ethischer oder nachhaltiger Forderungen mit dem Hauptziel von Hedgefonds, nämlich der marktunabhängigen Renditemaximierung, vereinbaren lässt". Natürlich seien auch nachhaltige Geldanlagen renditeorientiert. Aber dabei gehe es in erster Linie um die Förderung nachhaltiger Wirtschaftsweisen, was eine Gewinnerzielung ja nicht ausschließe. Im Gegensatz zur Renditeerzielung lasse sich das Ziel der Maximierung der Rendite jedoch kaum mit nachhaltigen Wirtschaftsweisen vereinbaren. Zudem wiege es schwer, dass bei Hedgefonds durchweg keine oder kaum Transparenz bezüglich der verfolgten Strategien und Geschäftstätigkeiten besteht. Dies widerspreche "fundamental den Prinzipien einer verantwortlichen Geldanlage".
Wie Gabriel in seiner Studie ausführt, ist der Informationsstand über die in Großbritannien und den USA eingeführten SRI-Hedgefonds noch sehr dürftig. SRI steht dabei für Social Responsible Investment. Diese Hedgefonds geben an, bei ihrer Investmentstrategie soziale und ökologische Kriterien zu berücksichtigen. Laut Gabriel handelt es sich dabei zum Beispiel um den Ausschluss von Investments in Alkohol, Glücksspiel, Rüstung und Tabak. Aber zum einen sei die Anwendung typischer Hedgefondsstrategien auf ethisch herausragende Unternehmen widersinnig, weil "fragwürdig und kontraproduktiv". So wenn über Leerverkäufe, also das Ausüben von Druck auf deren Aktienkurs, gerade solche Firmen durch den Fonds belastet würden. Zum anderen gebe es für das Gegenteil, also das "Abstrafen" von nicht nachhaltigen Unternehmen durch das Anwenden von Hedgefondsstrategien, bislang keinen Hinweis. Aufgrund der Unvereinbarkeit der Prinzipien von ethisch-ökologischer Geldanlage mit denen von Hedgefonds hinterfragt Gabriel grundsätzlich den SRI-Anspruch von Hedgefonds. Wie er gegenüber ECOreporter.de abschließend erklärte, hat er vielmehr "den Eindruck, dass die Übertragung der SRI-Idee auf Hedgefonds lediglich der Erschließung neuer Kundensegmente dient".
Bildhinweis:
Der US-Hedgefonds Kurzman CleanTech setzt auf den Sektor Erneuerbare Energie: Windpark vor der Ostküste der USA / Quelle: AWEA;
Klaus Gabriel / Quelle: privat
Dafür sprechen aus Anlegersicht insbesondere ökonomische Aspekte, neben den Diversifikations- vor allem die hohen Renditechancen. Mit Wertpapiergeschäften können Hedgefonds über den Terminmarkt deutlich erhöhte Gewinne erzielen, aufgrund ihrer vielfältigen Anlagemöglichkeiten auch in fallenden Märkten wie etwa im Zeitraum von 2000 bis 2003. Die Anlagestrategien tragen aber auch besonders hohe Verlustrisiken. "Gerade die letzen zwei bis drei Jahre zeigen, dass Hedgefonds hinter diesen Möglichkeiten zurückbleiben und die durchschnittlichen Performanceergebnisse den Erwartungen nicht gerecht werden", erläutert Klaus Gabriel vom Frankfurter CRIC (Corporate Responsibilitiy Interface Center). Er ist stellvertretender Vorsitzender dieses Vereins für ethisch orientierte InvestorInnen mit Mitgliedern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Gabriel ist auch Verfasser einer Studie über die ethische Bewertung von Hedgefonds. Sie wurde im Rahmen einer Forschungsarbeit der Projektgruppe ethisch-ökologisches Rating der J. W. Goethe-Universität in Frankfurt/Main erarbeitet. Gabriel stimmt bedenklich, dass zunehmend private Investoren in Hedgefonds investieren. Was das direkte Engagement in Hedgefonds betrifft, hielten Finanzdienstleistungsunternehmen sich vergleichsweise zurück. Er verwies im Gespräch mit ECOreporter.de insbesondere auf die Warnungen der EZB und anderer Finanzmarktakteure "bezüglich der von Hedgefonds ausgehenden Gefahr einer Destabilisierung des Finanzmarktes". Vor allem deren Möglichkeit, über Kreditaufnahme riesige Anlagevermögen zu versammeln, als Hebel einzusetzen und dabei willkürliche Trends auszulösen, sieht er kritisch. Sie könnten so ganze Volkswirtschaften in Mitleidenschaft ziehen. Diese Anlageform berge hohe systemische Risiken.
Positiv vermerkt Gabriel an Hedgefonds, die den Anspruch erheben, nach sozial verantwortlichen Kriterien zu investieren, dass diese Produkte tatsächlich eine hohe Steuerungskraft haben. Hedgefonds seien grundsätzlich in der Lage, Unternehmensentscheidungen und -prozesse wirksam zu beeinflussen. "Prinzipiell wäre es denkbar, dass Hedgefonds - zum Beispiel durch größere Beteiligungen - Einfluss auf die Unternehmenspolitik nehmen und ethische Forderungen oder Nachhaltigkeitsaspekte durchsetzen", so Gabriel. "Allerdings wurde bisher nicht aus ethischen oder nachhaltigen Gründen, sondern aus Gründen der Gewinnmaximierung Einfluss auf die Unternehmenspolitik genommen", gibt er zu bedenken. Gegenüber ECOreporter.de stellte er grundsätzlich in Frage, "ob sich die Durchsetzung ethischer oder nachhaltiger Forderungen mit dem Hauptziel von Hedgefonds, nämlich der marktunabhängigen Renditemaximierung, vereinbaren lässt". Natürlich seien auch nachhaltige Geldanlagen renditeorientiert. Aber dabei gehe es in erster Linie um die Förderung nachhaltiger Wirtschaftsweisen, was eine Gewinnerzielung ja nicht ausschließe. Im Gegensatz zur Renditeerzielung lasse sich das Ziel der Maximierung der Rendite jedoch kaum mit nachhaltigen Wirtschaftsweisen vereinbaren. Zudem wiege es schwer, dass bei Hedgefonds durchweg keine oder kaum Transparenz bezüglich der verfolgten Strategien und Geschäftstätigkeiten besteht. Dies widerspreche "fundamental den Prinzipien einer verantwortlichen Geldanlage".
Wie Gabriel in seiner Studie ausführt, ist der Informationsstand über die in Großbritannien und den USA eingeführten SRI-Hedgefonds noch sehr dürftig. SRI steht dabei für Social Responsible Investment. Diese Hedgefonds geben an, bei ihrer Investmentstrategie soziale und ökologische Kriterien zu berücksichtigen. Laut Gabriel handelt es sich dabei zum Beispiel um den Ausschluss von Investments in Alkohol, Glücksspiel, Rüstung und Tabak. Aber zum einen sei die Anwendung typischer Hedgefondsstrategien auf ethisch herausragende Unternehmen widersinnig, weil "fragwürdig und kontraproduktiv". So wenn über Leerverkäufe, also das Ausüben von Druck auf deren Aktienkurs, gerade solche Firmen durch den Fonds belastet würden. Zum anderen gebe es für das Gegenteil, also das "Abstrafen" von nicht nachhaltigen Unternehmen durch das Anwenden von Hedgefondsstrategien, bislang keinen Hinweis. Aufgrund der Unvereinbarkeit der Prinzipien von ethisch-ökologischer Geldanlage mit denen von Hedgefonds hinterfragt Gabriel grundsätzlich den SRI-Anspruch von Hedgefonds. Wie er gegenüber ECOreporter.de abschließend erklärte, hat er vielmehr "den Eindruck, dass die Übertragung der SRI-Idee auf Hedgefonds lediglich der Erschließung neuer Kundensegmente dient".
Bildhinweis:
Der US-Hedgefonds Kurzman CleanTech setzt auf den Sektor Erneuerbare Energie: Windpark vor der Ostküste der USA / Quelle: AWEA;
Klaus Gabriel / Quelle: privat