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6.12.2007: „Das gestiegene Interesse an Erneuerbaren-Energien-Unternehmen kann dazu führen, dass Unternehmen zu früh an die Börse gebracht werden und dann enttäuschen“ – Interview mit dem Risikokapital-Experten Götz Hoyer
Erneuerbare Energien brauchen Kapital. Götz Hoyer, Geschäftsführer der Unternehmensberatung Fleischhauer, Hoyer & Partner (FHP), München, erklärt im Interview mit ECOreporter.de, wie er Investments für die Erneuerbare Energien einschätzt und welche Wachstumschancen er sieht. FHP hat sich auf die Themen „ Venture Capital und Private Equity“ ausgerichtet. Die Unternehmensberatung berät institutionelle Investoren sowie Venture Capital- und Private Equity-Gesellschaften. Parallel zum Tagesgeschäft erstellen die Münchener Studien und Analysen. Unter anderem hat FHP ein eigenes Rating von Private Equity Fonds entwickelt.
ECOreporter.de: Die Erneuerbaren Energien haben sich in den letzten Jahren zu einer Wachstumsbranche entwickelt, auch für Venture Capital(VC) und Private Equity (PE) Investoren. Was macht den Reiz dieses Thema aus?
Götz Hoyer: Der Ausbau regenerativer Energiequellen ist eine zentrale Antwort auf die Verknappung fossiler Brennstoffe und das Problem der Erderwärmung. Der dramatische Anstieg der Energiepreise hat dazu geführt, dass alternative Technologien zunehmend wirtschaftlich werden. Unternehmen, die entsprechende Produkte herstellen, weisen schon heute ein beachtliches Wachstum auf. Nachdem die meisten dieser Unternehmen nicht börsenotiert sind, können sich nur Venture-Capital und Private-Equity-Investoren beteiligen. Gerade Venture-Capital-Investoren suchen diese wachstumsstarken Unternehmen, um sie dann später an der Börse oder an Industrieunternehmen verkaufen zu können.
ECOreporter.de: Welche Branchen der Erneuerbaren Energien halten Sie derzeit für besonders aussichtsreich?
Götz Hoyer: Ich denke, die nächste Generation von Solarzellen ist ein sehr spannendes Thema. Sollte es möglich sein, Solarzellen auf organischer Basis herzustellen, könnte dies erhebliche Kosteneinsparungen mit sich bringen und der Branche den endgültigen Durchbruch verschaffen. Neben der Weiterentwicklung Erneuerbarer Energie halte ich Technologien für den effizienteren Einsatz von Energie für mindestens genauso wichtig. Denken Sie nur an alternative Antriebe für Fahrzeuge oder die Wärmedämmung von Häusern durch neue Materialien. Hier liegen sehr große Potenziale, die auch schon kurzfristig umgesetzt werden können.
ECOreporter.de: Was für Wachstumsraten erwarten Sie für die nächsten Jahre?
Götz Hoyer: In diesem Bereich ist eine pauschale Antwort schwierig. Es gibt große Unterschiede zwischen den einzelnen Sektoren im Bereich der Erneuerbaren Energien, und letztendlich ist immer ein Stück Spekulation dabei. Die Prognosen sind hoch. Das Volumen des gesamten Clean-Tech-Bereichs soll sich demnach bis 2016 vervierfachen. Am stärksten wird sich sicher der Sektor Biobrennstoffe entwickeln, bei Wind werden die Zuwächse eher etwas geringer ausfallen. Bei Solarenergie rechnen wir mit dem vierfachen. Als aussichtsreich werden nach wie vor Brennstoffzellen gesehen. Allerdings ist da ein wenig Skepsis angebracht, von einem bevorstehenden Boom dieser Branche wird schon seit Jahren gesprochen.
ECOreporter.de: Gibt es Regionen oder Länder, die Firmen der Erneuerbare-Energien-Branche besonders gute Entwicklungsmöglichkeiten bieten?
Götz Hoyer: Ich bin davon überzeugt, dass Deutschland zu den führenden Ländern gehört. Deutsche Unternehmen sind schon heute Weltmarktführer im Bereich der Photovoltaik, der Windenergie und der Biomasse, dort vor allem bei der Biogastechnologie. Gleichzeitige erfährt die Branche Rückenwind durch die Politik. Stichwort sind hier das Erneuerbare Energien-Gesetz und die High-Tech Offensive, die eine gezielte Förderung erneuerbarer Energien vorsieht.
ECOreporter.de: Im angelsächsischen Raum ist das Volumen der Wagnisfinanzierungen für Erneuerbare-Energie-Unternehmen wesentlich höher als in Deutschland. Hat die deutsche Finanzbranche die Bedeutung des Themas zu spät erkannt?
Götz Hoyer: Deutschland hat grundsätzlich einen hohen Nachholbedarf in der Eigenkapitalfinanzierung von Unternehmen. Es fehlen zum Teil schlichtweg entsprechende VC-Fonds mit ausreichend Kapital. Diese aufzubauen geht nicht von heute auf morgen. Deshalb investieren zunehmend ausländische Fonds in Deutschland. Die haben das hohe Potenzial in unserem Land längst erkannt.
ECOreporter.de: Wie wichtig sind Venture-Capital- und Private-Equity-Finanzierer für die Entwicklung und das Wachstum der Erneuerbare-Energien-Branche?
Götz Hoyer: Viele der Innovationen werden von jungen und mittelständischen Unternehmen entwickelt und vermarktet. Diese Unternehmen brauchen vor allem Eigenkapital, um ihr Wachstum zu finanzieren. Letztlich kann Wachstumskapital nur durch Venture-Capital-Investoren zur Verfügung gestellt werden, so dass diesen Akteuren eine ganz wichtige Bedeutung für den Erneuerbare-Energien-Standort Deutschland zukommt.
ECOreporter.de: Welche Bedeutung werden Investitionen in Erneuerbare Energien für die Venture-Capital- und die Private-Equity-Branche in den nächsten Jahren haben?
Götz Hoyer: Ich glaube, dass der Bereich künftig zu den wichtigsten Sektoren gehören wird. In den USA sind „cleantechnologies“, also Erneuerbare Energien und alle anderen Umwelt schonenden Technologien, schon heute der drittgrößte Sektor für Venture-Finanzierungen. Weil es sich bei Cleantech um eine Querschnitttechnologie handelt, die viele Industriebereiche beeinflusst, ist das Potenzial enorm.
ECOreporter.de: Welche Voraussetzungen muss ein Erneuerbare-Energie-Unternehmen erfüllen, damit es für diese Geldgeber interessant ist? Und was für Renditen erwarten sie?
Götz Hoyer: Unternehmen, die Technologien noch zur Marktreife entwickeln, bergen ein erhebliches Risiko; sie können scheitern oder der Entwicklungsprozess kann sich zu lange hinziehen. Das heißt: Unternehmen, in die investiert werden kann, sollten eine gewisse Reife aufweisen und bereits Umsätze aufweisen. Erst dann wird das Risiko kalkulierbar. Venture-Capital-Investitionen in solche Unternehmen haben in den letzten neun Jahren zu einer jährlichen Rendite von über 50 Prozent geführt.
ECOreporter.de: Wo liegen Ihrer Erfahrung nach Risiken für Investments in die Branche der Erneuerbaren Energien?
Götz Hoyer: Die Risiken sehe ich vor allem im Bereich der börsennotierten Unternehmen. Das gestiegene Interesse an Erneuerbaren-Energien-Unternehmen, nicht zuletzt durch spezialisierte Aktienfonds, kann dazu führen, dass Unternehmen zu früh an die Börse gebracht werden und dann enttäuschen. Außerdem hat die große Nachfrage der Anleger dazu geführt, dass die Bewertungen einiger Unternehmen recht ambitioniert sind. Für Venture-Capital-Investoren ist das natürlich ein ideales Umfeld. Sie profitieren schließlich von den hohen Preisen, wenn sie ihre Unternehmen an die Börse bringen. Wir haben ermittelt, dass der Solarzellenhersteller Q-Cells historisch gesehen das erfolgreichste VC-Investment überhaupt in Deutschland ist. Erfolgreicher als beispielsweise der Voice-Over-IP Spezialist Skype, der auch schon sehr erfolgreich war. Gemessen am Einstandspreis der ersten Finanzierungsrunde hat der Investor Apax Partners seine Q-Cells-Beteiligung mit dem 27-fachen des Einsatzes verkauft. Der Gewinn für den Fonds: rund 300 Millionen Euro.
ECOreporter.de: Welche Möglichkeiten bestehen für Privatanleger, sich bei vorbörslichen Beteiligungen zu engagieren?
Götz Hoyer: Ich denke, Direktinvestments in Einzelunternehmen sind für Privatanleger zu riskant. Die Qualität der Unternehmen und die angemessene Unternehmensbewertung können letztlich nur von Profis realistisch einschätzen. Venture-Capital-Fonds verfügen über diese Expertise, erwarten in der Regel aber Zeichnungsbeträge von einigen Millionen. Für Privatanleger mit kleineren Anlagebeträgen ist der Zugang zu diesen Fonds meist nur über Publikumsfonds möglich. Mit Chorus Equity CleanTech gibt es seit diesem Jahr den ersten Dachfonds, der sich auf den Bereich der Erneuerbaren Energien und Umwelttechnologien spezialisiert hat.
ECOreporter.de: Was halten Sie von den börsennotierten Unternehmen, die als Venture-Capital- oder Private-Equity-Finanzierer tätig sind?
Götz Hoyer: Das ist durchaus eine Möglichkeit für den Anleger. Allerdings hängen diese Unternehmen immer eng an der Börsenentwicklung. Zudem ist die Risikostreuung dieser Unternehmen nicht so groß. Private Equity oder Venture Capital zeichnet sich dadurch aus, dass es nicht börslich ist und mehr den Charakter eines geschlossenen Fonds hat. Damit hat man auch nicht die hohen Volatilitäten der Börse in diesem Bereich.
ECOreporter.de: Deutsche Unternehmen sind zurzeit führend auf vielen Feldern der Erneuerbaren Energien. Wird es ihnen gelingen, diese Marktposition zu halten? Welche Rahmenbedingungen benötigen sie dafür?
Götz Hoyer: Bei den Erneuerbaren Energie spielen die politischen Rahmenbedingungen eine besondere Rolle. Die geben den Firmen die Stabilität, ihr Geschäft zu betreiben. Ohne das Erneuerbare-Energien-Gesetz EEG hätten wir nicht diese Entwicklung des Sektors gesehen. Die nun anstehende Novellierung des EEG ist ein Stück weit eine Gratwanderung. Man muss die Förderung zurückfahren, darf dabei aber nicht überdrehen. Das wichtigste dabei: Es muss eine Kontinuität in der Politik erkennbar sein. Es darf nicht heute so und morgen wieder ganz anders sein, das wäre verheerend für die Unternehmen.
Wenn ich weiß, dass ich in 2010 für eine bestimmte Leistung weniger bekomme, kann ich mich kalkulatorisch darauf einstellen. Das ist dann in der Regel auch machbar. Schwierig wird es, wenn kurzfristig neue Vorgaben auf den Tisch kommen.
ECOreporter.de: Herr Hoyer, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Kurzprofil
Die Unternehmensberatung Fleischhauer, Hoyer & Partner (FHP), München, hat sich auf die Themen „ Venture Capital und Private Equity“ ausgerichtet. Die Münchener arbeiten für kapitalsuchende Unternehmen, für Investoren sowie Venture Capital- und Private Equity-Gesellschaften. Zu den Kunden zählen laut FHP vor allem Institutionelle Investoren wie Banken und Sparkassen, Pensionskassen, Versicherungen und Stiftungen. Parallel zum Tagesgeschäft erstellt FHP Studien und Analysen, teilweise mit Förderung durch Unternehmen und Institutionen wie die Deutsche Telekom AG, die Bayerische Landesbank oder die Europäische Investitionsbank. Unter anderem hat FHP ein eigenes Rating von Private Equity Fonds entwickelt. Es sei vergleichbar mit dem klassischen Fonds-Rating, das dem professionellen Fondsanleger eine Entscheidungshilfe für seine Investition in Aktien- oder Rentenfonds zur Verfügung stellen soll, so das Unternehmen. Auch Markt- und Technologie-Gutachten und Portfolioanalysen bietet FHP seinen Kunden an.
Gemeinsam mit den „VDI nachrichten“ initiierte FHP 1999 das Venture Capital Panel als Marktbarometer der VC-Szene. Im Rahmen des VC Panels berichten führende deutsche Venture Capital Gesellschaften vierteljährlich über ihre Aktivitäten im Bereich der Early Stage-Finanzierung.
Fleischhauer, Hoyer & Partner
Nördliche Auffahrtsallee 25
80638 München
Tel: +49 (0) 89 / 15 92 79 - 0
Fax: +49 (0) 89 / 15 92 79 – 79
Internet: http://www.fhpe.de
Bildhinweis: Götz Hoyer / Quelle: Unternehmen
ECOreporter.de: Die Erneuerbaren Energien haben sich in den letzten Jahren zu einer Wachstumsbranche entwickelt, auch für Venture Capital(VC) und Private Equity (PE) Investoren. Was macht den Reiz dieses Thema aus?
Götz Hoyer: Der Ausbau regenerativer Energiequellen ist eine zentrale Antwort auf die Verknappung fossiler Brennstoffe und das Problem der Erderwärmung. Der dramatische Anstieg der Energiepreise hat dazu geführt, dass alternative Technologien zunehmend wirtschaftlich werden. Unternehmen, die entsprechende Produkte herstellen, weisen schon heute ein beachtliches Wachstum auf. Nachdem die meisten dieser Unternehmen nicht börsenotiert sind, können sich nur Venture-Capital und Private-Equity-Investoren beteiligen. Gerade Venture-Capital-Investoren suchen diese wachstumsstarken Unternehmen, um sie dann später an der Börse oder an Industrieunternehmen verkaufen zu können.
ECOreporter.de: Welche Branchen der Erneuerbaren Energien halten Sie derzeit für besonders aussichtsreich?
Götz Hoyer: Ich denke, die nächste Generation von Solarzellen ist ein sehr spannendes Thema. Sollte es möglich sein, Solarzellen auf organischer Basis herzustellen, könnte dies erhebliche Kosteneinsparungen mit sich bringen und der Branche den endgültigen Durchbruch verschaffen. Neben der Weiterentwicklung Erneuerbarer Energie halte ich Technologien für den effizienteren Einsatz von Energie für mindestens genauso wichtig. Denken Sie nur an alternative Antriebe für Fahrzeuge oder die Wärmedämmung von Häusern durch neue Materialien. Hier liegen sehr große Potenziale, die auch schon kurzfristig umgesetzt werden können.
ECOreporter.de: Was für Wachstumsraten erwarten Sie für die nächsten Jahre?
Götz Hoyer: In diesem Bereich ist eine pauschale Antwort schwierig. Es gibt große Unterschiede zwischen den einzelnen Sektoren im Bereich der Erneuerbaren Energien, und letztendlich ist immer ein Stück Spekulation dabei. Die Prognosen sind hoch. Das Volumen des gesamten Clean-Tech-Bereichs soll sich demnach bis 2016 vervierfachen. Am stärksten wird sich sicher der Sektor Biobrennstoffe entwickeln, bei Wind werden die Zuwächse eher etwas geringer ausfallen. Bei Solarenergie rechnen wir mit dem vierfachen. Als aussichtsreich werden nach wie vor Brennstoffzellen gesehen. Allerdings ist da ein wenig Skepsis angebracht, von einem bevorstehenden Boom dieser Branche wird schon seit Jahren gesprochen.
ECOreporter.de: Gibt es Regionen oder Länder, die Firmen der Erneuerbare-Energien-Branche besonders gute Entwicklungsmöglichkeiten bieten?
Götz Hoyer: Ich bin davon überzeugt, dass Deutschland zu den führenden Ländern gehört. Deutsche Unternehmen sind schon heute Weltmarktführer im Bereich der Photovoltaik, der Windenergie und der Biomasse, dort vor allem bei der Biogastechnologie. Gleichzeitige erfährt die Branche Rückenwind durch die Politik. Stichwort sind hier das Erneuerbare Energien-Gesetz und die High-Tech Offensive, die eine gezielte Förderung erneuerbarer Energien vorsieht.
ECOreporter.de: Im angelsächsischen Raum ist das Volumen der Wagnisfinanzierungen für Erneuerbare-Energie-Unternehmen wesentlich höher als in Deutschland. Hat die deutsche Finanzbranche die Bedeutung des Themas zu spät erkannt?
Götz Hoyer: Deutschland hat grundsätzlich einen hohen Nachholbedarf in der Eigenkapitalfinanzierung von Unternehmen. Es fehlen zum Teil schlichtweg entsprechende VC-Fonds mit ausreichend Kapital. Diese aufzubauen geht nicht von heute auf morgen. Deshalb investieren zunehmend ausländische Fonds in Deutschland. Die haben das hohe Potenzial in unserem Land längst erkannt.
ECOreporter.de: Wie wichtig sind Venture-Capital- und Private-Equity-Finanzierer für die Entwicklung und das Wachstum der Erneuerbare-Energien-Branche?
Götz Hoyer: Viele der Innovationen werden von jungen und mittelständischen Unternehmen entwickelt und vermarktet. Diese Unternehmen brauchen vor allem Eigenkapital, um ihr Wachstum zu finanzieren. Letztlich kann Wachstumskapital nur durch Venture-Capital-Investoren zur Verfügung gestellt werden, so dass diesen Akteuren eine ganz wichtige Bedeutung für den Erneuerbare-Energien-Standort Deutschland zukommt.
ECOreporter.de: Welche Bedeutung werden Investitionen in Erneuerbare Energien für die Venture-Capital- und die Private-Equity-Branche in den nächsten Jahren haben?
Götz Hoyer: Ich glaube, dass der Bereich künftig zu den wichtigsten Sektoren gehören wird. In den USA sind „cleantechnologies“, also Erneuerbare Energien und alle anderen Umwelt schonenden Technologien, schon heute der drittgrößte Sektor für Venture-Finanzierungen. Weil es sich bei Cleantech um eine Querschnitttechnologie handelt, die viele Industriebereiche beeinflusst, ist das Potenzial enorm.
ECOreporter.de: Welche Voraussetzungen muss ein Erneuerbare-Energie-Unternehmen erfüllen, damit es für diese Geldgeber interessant ist? Und was für Renditen erwarten sie?
Götz Hoyer: Unternehmen, die Technologien noch zur Marktreife entwickeln, bergen ein erhebliches Risiko; sie können scheitern oder der Entwicklungsprozess kann sich zu lange hinziehen. Das heißt: Unternehmen, in die investiert werden kann, sollten eine gewisse Reife aufweisen und bereits Umsätze aufweisen. Erst dann wird das Risiko kalkulierbar. Venture-Capital-Investitionen in solche Unternehmen haben in den letzten neun Jahren zu einer jährlichen Rendite von über 50 Prozent geführt.
ECOreporter.de: Wo liegen Ihrer Erfahrung nach Risiken für Investments in die Branche der Erneuerbaren Energien?
Götz Hoyer: Die Risiken sehe ich vor allem im Bereich der börsennotierten Unternehmen. Das gestiegene Interesse an Erneuerbaren-Energien-Unternehmen, nicht zuletzt durch spezialisierte Aktienfonds, kann dazu führen, dass Unternehmen zu früh an die Börse gebracht werden und dann enttäuschen. Außerdem hat die große Nachfrage der Anleger dazu geführt, dass die Bewertungen einiger Unternehmen recht ambitioniert sind. Für Venture-Capital-Investoren ist das natürlich ein ideales Umfeld. Sie profitieren schließlich von den hohen Preisen, wenn sie ihre Unternehmen an die Börse bringen. Wir haben ermittelt, dass der Solarzellenhersteller Q-Cells historisch gesehen das erfolgreichste VC-Investment überhaupt in Deutschland ist. Erfolgreicher als beispielsweise der Voice-Over-IP Spezialist Skype, der auch schon sehr erfolgreich war. Gemessen am Einstandspreis der ersten Finanzierungsrunde hat der Investor Apax Partners seine Q-Cells-Beteiligung mit dem 27-fachen des Einsatzes verkauft. Der Gewinn für den Fonds: rund 300 Millionen Euro.
ECOreporter.de: Welche Möglichkeiten bestehen für Privatanleger, sich bei vorbörslichen Beteiligungen zu engagieren?
Götz Hoyer: Ich denke, Direktinvestments in Einzelunternehmen sind für Privatanleger zu riskant. Die Qualität der Unternehmen und die angemessene Unternehmensbewertung können letztlich nur von Profis realistisch einschätzen. Venture-Capital-Fonds verfügen über diese Expertise, erwarten in der Regel aber Zeichnungsbeträge von einigen Millionen. Für Privatanleger mit kleineren Anlagebeträgen ist der Zugang zu diesen Fonds meist nur über Publikumsfonds möglich. Mit Chorus Equity CleanTech gibt es seit diesem Jahr den ersten Dachfonds, der sich auf den Bereich der Erneuerbaren Energien und Umwelttechnologien spezialisiert hat.
ECOreporter.de: Was halten Sie von den börsennotierten Unternehmen, die als Venture-Capital- oder Private-Equity-Finanzierer tätig sind?
Götz Hoyer: Das ist durchaus eine Möglichkeit für den Anleger. Allerdings hängen diese Unternehmen immer eng an der Börsenentwicklung. Zudem ist die Risikostreuung dieser Unternehmen nicht so groß. Private Equity oder Venture Capital zeichnet sich dadurch aus, dass es nicht börslich ist und mehr den Charakter eines geschlossenen Fonds hat. Damit hat man auch nicht die hohen Volatilitäten der Börse in diesem Bereich.
ECOreporter.de: Deutsche Unternehmen sind zurzeit führend auf vielen Feldern der Erneuerbaren Energien. Wird es ihnen gelingen, diese Marktposition zu halten? Welche Rahmenbedingungen benötigen sie dafür?
Götz Hoyer: Bei den Erneuerbaren Energie spielen die politischen Rahmenbedingungen eine besondere Rolle. Die geben den Firmen die Stabilität, ihr Geschäft zu betreiben. Ohne das Erneuerbare-Energien-Gesetz EEG hätten wir nicht diese Entwicklung des Sektors gesehen. Die nun anstehende Novellierung des EEG ist ein Stück weit eine Gratwanderung. Man muss die Förderung zurückfahren, darf dabei aber nicht überdrehen. Das wichtigste dabei: Es muss eine Kontinuität in der Politik erkennbar sein. Es darf nicht heute so und morgen wieder ganz anders sein, das wäre verheerend für die Unternehmen.
Wenn ich weiß, dass ich in 2010 für eine bestimmte Leistung weniger bekomme, kann ich mich kalkulatorisch darauf einstellen. Das ist dann in der Regel auch machbar. Schwierig wird es, wenn kurzfristig neue Vorgaben auf den Tisch kommen.
ECOreporter.de: Herr Hoyer, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Kurzprofil
Die Unternehmensberatung Fleischhauer, Hoyer & Partner (FHP), München, hat sich auf die Themen „ Venture Capital und Private Equity“ ausgerichtet. Die Münchener arbeiten für kapitalsuchende Unternehmen, für Investoren sowie Venture Capital- und Private Equity-Gesellschaften. Zu den Kunden zählen laut FHP vor allem Institutionelle Investoren wie Banken und Sparkassen, Pensionskassen, Versicherungen und Stiftungen. Parallel zum Tagesgeschäft erstellt FHP Studien und Analysen, teilweise mit Förderung durch Unternehmen und Institutionen wie die Deutsche Telekom AG, die Bayerische Landesbank oder die Europäische Investitionsbank. Unter anderem hat FHP ein eigenes Rating von Private Equity Fonds entwickelt. Es sei vergleichbar mit dem klassischen Fonds-Rating, das dem professionellen Fondsanleger eine Entscheidungshilfe für seine Investition in Aktien- oder Rentenfonds zur Verfügung stellen soll, so das Unternehmen. Auch Markt- und Technologie-Gutachten und Portfolioanalysen bietet FHP seinen Kunden an.
Gemeinsam mit den „VDI nachrichten“ initiierte FHP 1999 das Venture Capital Panel als Marktbarometer der VC-Szene. Im Rahmen des VC Panels berichten führende deutsche Venture Capital Gesellschaften vierteljährlich über ihre Aktivitäten im Bereich der Early Stage-Finanzierung.
Fleischhauer, Hoyer & Partner
Nördliche Auffahrtsallee 25
80638 München
Tel: +49 (0) 89 / 15 92 79 - 0
Fax: +49 (0) 89 / 15 92 79 – 79
Internet: http://www.fhpe.de
Bildhinweis: Götz Hoyer / Quelle: Unternehmen