Erneuerbare Energie

6.10.2006: Bald wird"s eng - Wie nahe ist der Anfang vom Ende der nicht erneuerbaren Energieträger?

In der Diskussion über Erneuerbare Energien ist immer wieder von deren Bedeutung für den Energiemix der Zukunft die Rede. Doch was ist damit gemeint? Ein Blick auf die weltweiten Rohstoffvorräte macht dies deutlich. Er zeigt, dass diese endlich sind, endlicher, als viele denken oder zugeben wollen. Das gilt insbesondere für das Erdöl, den Schmierstoff der weltweiten Wirtschaft. 37 Prozent des Primärenergieverbrauchs werden über diesen weltweit wichtigsten Rohstoff gedeckt.

Seit Beginn der industriellen Erdölförderung vor etwa 150 Jahren wurden rund 130 Gigatonnen des fossilen Energieträgers gefördert. Theoretisch stehen noch Ölreserven im Umfang von rund 160 Gigatonnen zur Verfügung. Allerdings ist der weltweite Öldurst zuletzt dramatisch gewachsen, entfiel der gesamte bisherige Ölverbrauch zu über 50 Prozent allein auf die letzten 25 Jahre. Die Internationale Energieagentur (IEA) rechnet damit, dass der weltweite Ölbedarf bis 2030 weiter zunimmt. Nach ihren Prognosen müsste die Förderung von Öl bis dahin um 55 Prozent steigen, um wenigstens den zu erwartenden Nachfrageanstieg zu decken. Doch obwohl man intensiv nachforscht, werden jedes Jahr fünfmal mehr Öl-Reserven verbraucht als neue gefunden.

Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover geht davon aus, dass bereits um das Jahr 2017 die Hälfte aller Ölvorkommen weltweit ausgeschöpft sein wird, womöglich schon früher. Nach diesem "Depletion Midpoint" (dmp) laufen Nachfrage und Angebot deutlich auseinander, ist mit explodierenden Ölpreisen zu rechnen. Dass es jenseits der Ölreserven noch weitere Ressourcen gibt, also derzeit nicht erschließbare Ölvorkommen, hilft da nicht weiter. Die Förderung von deren geschätzt 82 Gigatonnen ist zum einen von vielen Unwägbarkeiten abhängig und nur unter extrem hohen finanziellen und ökologischen Belastungen möglich. Zum anderen kollabiert das System eben nicht erst, wenn kein Tropfen Öl mehr zu haben ist. Das haben zuletzt die vergleichsweise geringen Engpässe bei der Ölversorgung etwa durch den 2. Golfkrieg oder die Hurrikanschäden an Ölplattformen der USA verdeutlicht. Zudem sind die Angaben der privaten Ölkonzerne über die Vorräte nur bedingt zuverlässig. So hat etwa Shell zuletzt die Angaben drastisch nach unten korrigieren müssen. Die Vorratsprognosen vor allem der arabischen OPEC-Länder, der weltweit größten Öllieferanten, gelten ohnehin als völlig undurchsichtig. Hinzu kommt, dass es die meisten Ölvorkommen in Regionen mit äußerst instabilen politischen Verhältnissen gibt.

Eng verbunden mit der Ölversorgung ist die Entwicklung beim Erdgas. Der Preis dafür ist an den Ölpreis gekoppelt. Auch wenn die Reserven an konventionellem Erdgas in Höhe von rund 150 Gigatonnen laut dem BGR noch bis etwa 2064 reichen werden, ist schon weit vorher mit Engpässen zu rechnen. Hauptgrund ist auch hier ein zu erwartender weiter stark steigender Bedarf bei der Energieproduktion. Das Institut prognostiziert für die EU den dmp für 2025. Die IEA prognostiziert zudem hohe Erschließungskosten, bis 2030 sollen sie sich auf 1.700 Milliarden Dollar belaufen.

Ebenfalls stark begrenzt ist die Verfügbarkeit von Uran. Laut dem BGR kann die Kernkraftbranche noch rund 40 Jahre auf diesen Rohstoff zugreifen. Zwar rechnet die IEA hier nicht mit einem weiteren Anstieg der Nachfrage. Doch gegenwärtig übersteigt der jährliche Verbrauch von 67.000 Tonnen die jährliche Uranproduktion bereits um rund 17.000 Tonnen. Das Ausschlachten von Material aus dem Abbau des russischen Atomwaffenarsenals kann dies nur bedingt ausgleichen.

Nur bei der Kohle sind auf lange Sicht keine Versorgungsengpässe zu erwarten. Die Reserven an Braun- und Steinkohle reichen laut dem BGR weltweit für etwa 200 Jahre - auf Basis des aktuellen Jahresverbrauchs von rund 650 Millionen Tonnen. Dem laut der IEA bis 2030 um 40 Prozent steigenden Bedarf stehen hier noch enorme Ressourcen gegenüber. Allerdings ist dieser Brennstoff aus Klimaschutzgründen äußerst problematisch.

Angesichts dieser Probleme fordert unter anderem der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) den Ausbau erneuerbarer Energie. Schließlich sind Wasser, Wind, Sonne und Erdwärme unbegrenzt verfügbar. Deren Anteil an der weltweiten Energieversorgung wird sich laut der IEA von gegenwärtig rund 12 Prozent bis 2030 dennoch nur auf rund 14 Prozent erhöhen. Denn der erwartete starke Anstieg des Bedarfs um etwa 50 Prozent werde in erster Linie über fossile Brennstoffe gedeckt. Dabei könnte laut einer Studie von Greenpeace und der European Wind Energy Association (EWEA) schon allein die Windkraft im Jahr 2020 zwölf Prozent des weltweiten Strombedarfs decken. Die EU will dieses Potential nutzen. Für den Stromverbrauch visiert sie einen Anteil der Regenerativen am Stromverbrauch von 21 Prozent im Jahr 2010 an. Beim EU-Energieverbrauch soll sich deren Anteil bis 2010 auf 12 Prozent erhöhen. Für Deutschland geht eine Studie der Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP) davon aus, dass der Anteil der Erneuerbaren Energien am Primärenergieverbrauch bis 2040 auf knapp 30 Prozent ansteigen wird. Gegenwärtig liegt er mit 62 Milliarden Kilowattstunden in 2005 knapp über 10 Prozent.

Bildhinweis:
Noch ist der Marktanteil der erneuerbaren Energien wie der Windkraft im Vergleich zu den fossilen Energieträgern gering / Quelle: NEC Micon;
Atomkraftwerk Grafenrheinfeld / Quelle: RWE AG
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