Peter Güllmann ist Sprecher des Vorstands der Bank im Bistum Essen. / Foto: Unternehmen

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"6 aus 49"-Interview mit Dr. Peter Güllmann: "Ich denke, dass Jesus Mikrofinanzfonds gut gefallen hätten"

Wie ticken die Leute hinter den Kulissen der nachhaltigen Geldanlage? Heute antwortet Dr. Peter Güllmann, Sprecher des Vorstands der Bank im Bistum Essen (BIB).

Um Zahlen, Kurse und Renditen dreht sich vieles in der nachhaltigen Geldanlage. Aber was sind das eigentlich für Menschen, die in den Anlageberatungen, in grünen Banken, Emissionshäusern oder Versicherungen arbeiten?

Um das herauszufinden, stellt ECOreporter ihnen jeweils 6 aus insgesamt 49 Fragen – mal witzig, mal ernster. Diesmal antwortet Peter Güllmann.

Der 1968 in Essen geborene Güllmann studierte nach einer Ausbildung zum Bankkaufmann Wirtschaftswissenschaften an der Ruhr Universität Bochum. Er arbeitete für die National-Bank, die WestLB und die NRW.Bank, bevor er im September 2018 Vorstandssprecher der BIB wurde.

1. Herr Güllmann, wenn Sie aus dem Bürofenster schauen, dann sehen Sie... 

… den Essener Dom, die Stadt von Cosmas und Damian, die als heilige Geldverächter galten, weil sie arme Patienten unentgeltlich geheilt haben, die Lichtburg mit dem größten Kinosaal Deutschlands, die Skyline meiner Heimatstadt, bei guter Sicht sogar die Schalke-Arena, auch wenn mir der Signal Iduna Park lieber wäre, und vor allem eine Menge Potenzial für ethisch-soziale Investments.

2. Welches Finanzprodukt würden Sie Menschen empfehlen, die mit ihrem Geld möglichst viel Wirkung erzeugen wollen? 

Bei uns geht der Begriff „Wirkung“ mit einem ethischen Verständnis einher. Daher ist die Investition in Mikrofinanzfonds sicher eine gute Wahl. Aber auch alle anderen Anlagen bei der BIB sind im besten Sinne wirkungsvoll. 

3. Ihre Bank hat im letzten Jahr Kredite für E-Autos mit 0 Prozent Zinsen angeboten. Wie war die Resonanz? 

Das Kontingent von 1 Million Euro war bereits nach zwei Monaten ausgeschöpft. Das hat uns gezeigt, dass wir mit unseren Nachhaltigkeits-Angeboten den Bedarf der Menschen treffen.

4. Frauen befassen sich angeblich zu selten mit Finanzen: Was macht man da?

Das kann ich bei der BIB nicht bestätigen, denn 60 Prozent unserer Mikrofinanzkunden und 55 Prozent unserer Mitarbeiter sind Frauen. Natürlich sollte heute jeder sehen, dass er – oder sie – im Alter abgesichert ist. Das geht schon mit kleinen monatlichen Rücklagen. Unsere Berater finden im persönlichen Gespräch den passenden Weg. 

5. Das netteste Lob eines Kunden:

Neulich sagte eine Kundin: „Sie erklären Bankgeschehen so, dass auch ich es verstehe.“ Das freut mich besonders, weil bei unserem Fair Banking Transparenz an oberster Stelle steht. Dabei lautet unser Grundsatz: Die Menschen sollen nachvollziehen können, was mit ihrem Geld geschieht. 

6. Wie würde Jesus sein Geld anlegen?

Vermutlich entsprach das Anlegen von Geld nicht unbedingt Jesus‘ sozialem Grundverständnis. Sein berühmtes Gleichnis von den Talenten (in der Bibel bei Matthäus 25,14-13) zeigt jedoch auch: Derjenige Knecht, der das ihm anvertraute Geld nicht vermehrt hatte, wurde von seinem Herrn verbannt. Ich denke, dass Jesus Mikrofinanzfonds gut gefallen hätten, weil sie Menschen zu einem selbstbestimmten Leben verhelfen. In diesem Zusammenhang könnte man dann auch Lukas 16,13 widersprechen: „Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon."

Herr Güllmann, vielen Dank für Ihre Antworten!

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