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5.4.2007: "Im Asset Management wird nachhaltiges Investieren ein beherrschendes Thema werden" - ECOreporter.de-Interview mit Robeco-CEO George Möller

Robeco, Asset-Management-Tochter der niederländischen Rabobank, ist im Dezember 2006 als Mehrheitseigner bei der Züricher Sustainable Asset Management Group (SAM) eingestiegen. Welche Ziele folgt Robeco damit? Wie schätzen die Niederländer die Zukunftsaussichten für den Markt der nachhaltigen Geldanlagen ein? Wo sehen sie die größten Wachstumsmöglichkeiten für nachhaltige Investments? Antworten auf diese und weitere Fragen gibt George Möller, CEO von Robeco, im ECOreporter.de-Interview:

ECOreporter.de: Herr Möller, Sie haben sich vor kurzem an der Schweizer SAM Group beteiligt. Wie viele Anteile an SAM hält Robeco? Gibt es die Option auf eine Aufstockung der Beteiligung? Üben Sie einen bestimmenden Einfluss auf SAM aus?

George Möller: Robeco hält 64 Prozent an der SAM Gruppe. Der Rest wird vom Management und den Mitarbeitern von SAM gehalten. Irgendwann wird Robeco 100 Prozent der Aktien besitzen. Die operative Unabhängigkeit der SAM Gruppe bleibt innerhalb der strategischen Allianz erhalten. SAMs Management, Philosophie und Marke bleiben unverändert. Es ist beabsichtigt, dass die SAM Gruppe als Centre of Excellence für nachhaltiges Investment innerhalb der Robeco Gruppe steht. Die Research- und Investment-Expertise, Themen- und Technology-Kompetenz von SAM gekoppelt mit der weltweit größten Plattform für Nachhaltigkeit bilden eine schlagkräftige Basis dafür, zusammen die weltweit führende Plattform für nachhaltige Investments zu werden.


ECOreporter.de: Im Nachhaltigen Investment sind SAM und Sarasin Konkurrenten. Wie verträgt sich das mit der Beteiligung der Rabobank an beiden Anbietern, einmal direkt, einmal über die Tochter Robeco?

George Möller: Nein, beide Parteien haben ihren Anteil am Kuchen, wobei wir unter Kuchen die ganze Welt verstehen. Entscheidend ist die Tatsache, dass Robeco mit SAM nun einen Partner hat, der Marktführer im Bereich nachhaltige Investments und Research ist. Gemeinsam werden wir zum Vorteil des Kunden bereits bestehende und neue Produkte im Bereich Nachhaltigkeit anbieten.


ECOreporter.de: Was sind die gemeinsamen Ziele von Robeco und SAM im Nachhaltigen Investment in Deutschland und weltweit?

George Möller: Robeco und SAM wollen ihre Synergieeffekte nutzen, um weltweit Nummer 1 im Bereich nachhaltiger Investments zu werden. Diese strategische Allianz ist ein sehr wichtiger strategischer Schritt für Robeco und die SAM Gruppe, weil sie wie ein Katalysator für den weltweiten Vertrieb und die gemeinsame Entwicklung neuer Produkte wie strukturierte, festverzinsliche und Schwellenländer-Produkte wirkt. Dies trifft ebenfalls für Deutschland zu. Die Nachfrage nach nachhaltigen Investments wird weiter steigen. Klimawandel, innovative Technologien zur Energiegewinnung und die Endlichkeit knapper Ressourcen sind Themen, die langfristig auf der internationalen Agenda bleiben und sehr attraktive Investment-Chancen bieten werden. Wir sind davon überzeugt, dass nachhaltiges Investieren ein beherrschendes Thema im Asset Management werden wird.

Während der letzten vier Jahre ist das verwaltete Vermögen der SAM Gruppe um durchschnittlich beinahe 50 Prozent jährlich gewachsen. Unser gemeinsames Ziel ist es, diese Wachstumsrate zu halten und weiter auszubauen. Mit der Unterstützung der Vertriebskanäle und Ressourcen der SAM Gruppe sind wir zuversichtlich, dass wir diese Ziele erreichen und im hohen zweistelligen Prozent-Bereich des verwalteten Vermögens wachsen werden.


ECOreporter.de: Gemeinsam mit SAM planen Sie laut einer Meldung vom Dezember 2006 "ehrgeizige Wachstumsziele und Investitionen in neue Kundensegmente, Produktentwicklungen und neue Märkte". In welche Kundensegmente wollen Sie investieren und was für Produkte und Neue Märkte sollen das Wachstum ermöglichen?
George Möller: Unser Angebot richtet sich sowohl an Endanleger als auch an anspruchsvolle institutionelle Kunden wie Pensionskassen. Robeco und die SAM Gruppe werden in verschiedene Produktgruppen für beide bestehenden Märkte investieren - zum Beispiel in strukturierte, Renten-, und Schwellenländer-Produkte. Die weltweite Nachfrage in Asien und dem Nahen Osten wird sicherlich wachsen. Zu berücksichtigen ist besonders das dortige Entwicklungspotenzial.


ECOreporter.de: Wo sehen Sie die größten Wachstumsmöglichkeiten für Nachhaltige Investments?
George Möller: Der gesamte Anteil nachhaltiger Investments liegt immer noch bei unter 1 Prozent des gesamten verwalteten Vermögens. Wir sind aber davon überzeugt, dass der Markt in den nächsten Jahren auf 3-5 Prozent wachsen wird. Historisch gesehen haben nachhaltige Aktien-Investments mit ungefähr 80 Prozent den beherrschenden Teil der gesamten nachhaltigen Investments ausgemacht. Obwohl wir glauben, dass Aktien die wichtigste Anlageklasse in diesem Bereich bleiben wird, gehen wir davon aus, dass sich das Angebot auf Rentenprodukte, Alternative Investments, Immobilien und sogar auf den Bereich der Projektfinanzierung ausdehnen wird.
Das Wachstum im Aktien-Anteil wird von Themen-Fonds und regionalen/globalen Produkten generiert, die auf einem ausgeklügelten Investmentprozess zur nachhaltigen Alphagenerierung basieren. Einzigartige Investment-Innovationen wie strukturierte Produkte, portable alpha Lösungen und Absolut Return Vehikels werden Investments in Aktien und andere Anlageklassen beschleunigen.


ECOreporter.de: Wer sind aus Ihrer Sicht Ihre wichtigsten Konkurrenten weltweit im Bereich des nachhaltigen Investments?
George Möller: Nach unserem Wissenstand ist die SAM Gruppe weltweit der einzige Asset Manager, der sich ausschließlich auf nachhaltigem Investment fokusiert und eine breit gefächerte Produktpalette und Kundenservice anbietet. Seit kurzem kommen jedoch auch große Unternehmen mit nachhaltigen Investments auf den Markt. Die Namen reichen von Dexia über ABN Amro bis hin zu UBS, Pictet und Sarasin. Auch Wall Street Größen wie Goldmann Sachs und Merrill Lynch haben die Themen nachhaltige Energie und Klimawandel kürzlich aufgegriffen. Wir gehen davon aus, dass auch die Zahl der Asset Manager und Investment Banken zunehmen wird, die diese Arena betreten, je größer das Segment nachhaltigen Investments wird. Alles in allem glauben wir, dass große Namen einen positiven Effekt sowohl für unsere Kunden als auch für die SAM Gruppe haben. Kunden werden eine größere Auswahl an Produkten haben. Investments in nachhaltige Produkte werden stark ansteigen, weil immer mehr Anleger auf dieses Thema setzen. Die SAM Gruppe wird als ältester Marktteilnehmer mit der längsten Expertise im Nachhaltigen Investieren von dieser Entwicklung profitieren.



ECOreporter.de: In welchen Bereichen sehen Sie sich gemeinsam mit SAM als weltweiten Marktführer und worauf stützt sich dieser Anspruch?
George Möller: Aufgrund des umfassenden Portfolios und Asset Management Service von Robeco, können wir ein globales "Powerhouse" für nachhaltiges Investieren anbieten.
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ECOreporter.de: Wie groß ist das Volumen der Robeco-Nachhaltigkeitsfonds?
George Möller: Das gesamte Volumen von reinen nachhaltigen Fonds liegt bei 409 Millionen Euro (Stand Ende 2006). Hingegen beträgt das gesamte Volumen nachhaltig verwalteter Assets - Überschneidungen eingeschlossen - bei 5,7 Milliarden Euro (Stand Ende 2006). Das gesamte von der SAM Gruppe verwaltete Vermögen liegt bei 2,6 Milliarden Euro (Stand Ende 2006).


ECOreporter.de: Herr Möller, wir danken Ihnen für das Gespräch.



Bildhinweis: CEO George Möller und Gebäude der Robeco in Rotterdam / Quelle: Unternehmen; der Markt für Erneuerbare Energie boomt: Montage einer Solaranlage. / Quelle: BP Solar
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