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4.12.2007: „Noch zu viele Hemmungen für die Finanzierung Erneuerbarer Energien“ – ECOreporter.de-Interview mit Dr. Hermann Scheer zur Bedeutung von Private Equity und Venture Capital für die Entwicklung Erneuerbarer Energien
Er wird als „Solarpapst“ bezeichnet, als „Lichtgestalt der Sonnen-Energie“ wahlweise auch als „Sonnenkönig“. Der SPD-Politiker Hermann Scheer gilt als Galionsfigur der Erneuerbaren Energien, vor allem der Solarenergie. Unbeirrbar streitet er seit vielen Jahren als Bundestagsabgeordneter, Autor und Präsident von Eurosolar für seine Überzeugungen. ECOreporter.de sprach mit dem Träger des Alternativen Nobelpreises über die Bedeutung von Private Equity und Venture Capital für die Entwicklung der Erneuerbaren Energien.
ECOreporter.de: Herr Scheer, Private Equity (PE) und Venture Capital (VC) Investoren investieren große Summen in Erneuerbare-Energie-Unternehmen. Welche Bedeutung haben sie für die Branche?
Hermann Scheer: Das ist ein ergänzendes Finanzierungsinstrument, weil in großen Teilen der Bankenwelt für die normale Kreditvergabe immer noch zu viele Hemmungen für die Finanzierung Erneuerbarer Energien eingebaut sind. Das hängt mit der öffentlichen Debatte zusammen, mit den notorischen Versuchen der herkömmlichen Energiewirtschaft, das als unwirtschaftlich hinzustellen.
Besonders bei jungen Unternehmen machen wir heute die Erfahrung, dass sie nur dann noch einen Kredit bekommen, wenn sie beweisen, dass sie keinen brauchen. (Lacht) Für die sind diese Geldgeber sehr wichtig. Allerdings muss auch hier differenziert werden: es gibt große Unterschiede zwischen den verschiedenen Fonds.
ECOreporter.de: Wo liegen Risiken für solche Investments?
Scheer: Die Risiken bei den herkömmlichen Energien sind deutlich höher. Dort muss immer mit steigenden Rohstoffpreisen und kommenden Versorgungskrisen gerechnet werden. Zudem werden die Umweltfolgeschäden zunehmend in Rechnung gestellt werden müssen. Das ist ein unausweichlicher Vorgang, niemand kann sich dem auf Dauer entziehen.
Erneuerbare Energie haben demgegenüber lediglich Kosten der Technikbereitstellung. Es entstehen praktisch keine Folgekosten, vorausgesetzt es handelt sich um seriöse Anlagenhersteller.
ECOreporter.de: Bringen die Finanzierer aus Ihrer Erfahrung Verständnis und Interesse für die jungen Unternehmen aus der Erneuerbare-Energien-Branche mit?
Scheer: Auch hier gilt wieder: Es gibt solche und solche. In zunehmendem Maße interessieren sich auch Pensionsfonds für das Thema. Die kommen aus verschiedensten Ländern, zum Beispiel aus Australien. Die legen auf zukunftsorientierte Investitionen besonderen Wert und finden in ihren Heimatländern oft nicht genügend Investitionsmöglichkeiten.
ECOreporter.de: Was zieht ausländische Investoren für Erneuerbare Energien nach Deutschland?
Scheer: Die Firmen orientieren sich dorthin, wo die zuverlässigste Technik angeboten wird. Dort gibt es auch die meisten erfahrenen Fachleute. Wichtig ist auch, dass wir einen politisch unterstützten Markt haben und die Bevölkerung dahinter steht.
ECOreporter.de: In den USA sind Finanzierungen von jungen Unternehmen der Erneuerbare-Energien-Branche durch VC und PE-Unternehmen gang und gebe. Hat die deutsche Finanzbranche das Thema inzwischen begriffen?
Scheer: Noch nicht so ganz. Es ist auch ein Widerspruch, dass London anfängt, sich zum Finanzplatz für „Green Capital Investitionen“ zu mausern, während Frankfurt noch hinterherhinkt. In England ist sehr viel weniger an unternehmerischen Aktivitäten in diesem Bereich los als in Deutschland.
ECOreporter.de: Welche Branchen der Erneuerbaren Energien halten Sie derzeit für besonders aussichtsreich?
Scheer: In erster Linie die Windkraft und die Photovoltaik.
ECOreporter.de: Wie beurteilen Sie die Geothermie?
Scheer: Die ist noch nicht so weit. Es gibt immer das Problem der Vorkosten für die Bohrung, wenn man nicht an der richtigen Stelle ankommt, sind die verloren. Dieses Bohrrisiko behindert die Entwicklung. Dafür benötigt man eigentlich ein öffentliches Programm. Das Risiko müsste durch ein allgemeines Wagniskapital gemildert werden, weil wir alle ein Interesse daran haben, dass das geothermische Potential mitgenutzt wird, um einen Mix aus Erneuerbaren Energien und der Geothermie bei der Stromversorgung zu bekommen.
ECOreporter.de: Gibt es Technologien, die viel versprechend sind, die aber noch hohe Entwicklungsaufwendungen erfordern?
Scheer: Für sehr viel versprechend halte ich komplette Hausenergieversorgungslösungen. Interessant ist auch die Entwicklung der Batterietechnik für die Stromspeicherung und für multiple Anwendungen, darunter das Auto. Das Auto der Zukunft wird ein Elektromobil sein.
ECOreporter.de: Deutsche Unternehmen haben sich in vielen Bereichen der Erneuerbaren Energien eine weltweit führende Position erarbeitet. Was sind die wichtigsten Voraussetzungen dafür, dass sie sich auch in Zukunft an der Spitze halten können?
Scheer: Wichtig ist, dass es beim expansiven Wachstum des Heimatmarktes bleibt. Erste wichtige Voraussetzung dafür: Es darf keine willkürlichen Einschnitte beim Erneuerbare-Energien-Gesetz geben. Die zweite Voraussetzung versuche ich gerade in Hessen durchzusetzen. Anachronistische Landesplanungs- und Raumordnungsgesetze, die zu zahllosen willkürlichen Verhinderungsplanungen gegen Erneuerbare Energien führen, müssen geändert werden. Das geht nur indem man die Erneuerbaren Energien in der Raumordnung und Flächennutzungsplanung zum vorrangigen öffentlichen Belang macht. Das ist der nächste Schritt.
Die willkürlichen Bremsen müssen beseitigt werden. Um das zu verdeutlichen, muss man nur einmal die Bundesländer miteinander vergleichen. Wenn in Hessen nur 1,8 Prozent der Energie aus Windkraft kommen, in Sachsen aber nahezu 40 Prozent, dann sind das landespolitische Unterschiede.
ECOreporter.de: Herr Scheer, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Bild: Dr. Hermann Scheer / Quelle: Deutscher Bundestag, Büro Scheer
ECOreporter.de: Herr Scheer, Private Equity (PE) und Venture Capital (VC) Investoren investieren große Summen in Erneuerbare-Energie-Unternehmen. Welche Bedeutung haben sie für die Branche?
Hermann Scheer: Das ist ein ergänzendes Finanzierungsinstrument, weil in großen Teilen der Bankenwelt für die normale Kreditvergabe immer noch zu viele Hemmungen für die Finanzierung Erneuerbarer Energien eingebaut sind. Das hängt mit der öffentlichen Debatte zusammen, mit den notorischen Versuchen der herkömmlichen Energiewirtschaft, das als unwirtschaftlich hinzustellen.
Besonders bei jungen Unternehmen machen wir heute die Erfahrung, dass sie nur dann noch einen Kredit bekommen, wenn sie beweisen, dass sie keinen brauchen. (Lacht) Für die sind diese Geldgeber sehr wichtig. Allerdings muss auch hier differenziert werden: es gibt große Unterschiede zwischen den verschiedenen Fonds.
ECOreporter.de: Wo liegen Risiken für solche Investments?
Scheer: Die Risiken bei den herkömmlichen Energien sind deutlich höher. Dort muss immer mit steigenden Rohstoffpreisen und kommenden Versorgungskrisen gerechnet werden. Zudem werden die Umweltfolgeschäden zunehmend in Rechnung gestellt werden müssen. Das ist ein unausweichlicher Vorgang, niemand kann sich dem auf Dauer entziehen.
Erneuerbare Energie haben demgegenüber lediglich Kosten der Technikbereitstellung. Es entstehen praktisch keine Folgekosten, vorausgesetzt es handelt sich um seriöse Anlagenhersteller.
ECOreporter.de: Bringen die Finanzierer aus Ihrer Erfahrung Verständnis und Interesse für die jungen Unternehmen aus der Erneuerbare-Energien-Branche mit?
Scheer: Auch hier gilt wieder: Es gibt solche und solche. In zunehmendem Maße interessieren sich auch Pensionsfonds für das Thema. Die kommen aus verschiedensten Ländern, zum Beispiel aus Australien. Die legen auf zukunftsorientierte Investitionen besonderen Wert und finden in ihren Heimatländern oft nicht genügend Investitionsmöglichkeiten.
ECOreporter.de: Was zieht ausländische Investoren für Erneuerbare Energien nach Deutschland?
Scheer: Die Firmen orientieren sich dorthin, wo die zuverlässigste Technik angeboten wird. Dort gibt es auch die meisten erfahrenen Fachleute. Wichtig ist auch, dass wir einen politisch unterstützten Markt haben und die Bevölkerung dahinter steht.
ECOreporter.de: In den USA sind Finanzierungen von jungen Unternehmen der Erneuerbare-Energien-Branche durch VC und PE-Unternehmen gang und gebe. Hat die deutsche Finanzbranche das Thema inzwischen begriffen?
Scheer: Noch nicht so ganz. Es ist auch ein Widerspruch, dass London anfängt, sich zum Finanzplatz für „Green Capital Investitionen“ zu mausern, während Frankfurt noch hinterherhinkt. In England ist sehr viel weniger an unternehmerischen Aktivitäten in diesem Bereich los als in Deutschland.
ECOreporter.de: Welche Branchen der Erneuerbaren Energien halten Sie derzeit für besonders aussichtsreich?
Scheer: In erster Linie die Windkraft und die Photovoltaik.
ECOreporter.de: Wie beurteilen Sie die Geothermie?
Scheer: Die ist noch nicht so weit. Es gibt immer das Problem der Vorkosten für die Bohrung, wenn man nicht an der richtigen Stelle ankommt, sind die verloren. Dieses Bohrrisiko behindert die Entwicklung. Dafür benötigt man eigentlich ein öffentliches Programm. Das Risiko müsste durch ein allgemeines Wagniskapital gemildert werden, weil wir alle ein Interesse daran haben, dass das geothermische Potential mitgenutzt wird, um einen Mix aus Erneuerbaren Energien und der Geothermie bei der Stromversorgung zu bekommen.
ECOreporter.de: Gibt es Technologien, die viel versprechend sind, die aber noch hohe Entwicklungsaufwendungen erfordern?
Scheer: Für sehr viel versprechend halte ich komplette Hausenergieversorgungslösungen. Interessant ist auch die Entwicklung der Batterietechnik für die Stromspeicherung und für multiple Anwendungen, darunter das Auto. Das Auto der Zukunft wird ein Elektromobil sein.
ECOreporter.de: Deutsche Unternehmen haben sich in vielen Bereichen der Erneuerbaren Energien eine weltweit führende Position erarbeitet. Was sind die wichtigsten Voraussetzungen dafür, dass sie sich auch in Zukunft an der Spitze halten können?
Scheer: Wichtig ist, dass es beim expansiven Wachstum des Heimatmarktes bleibt. Erste wichtige Voraussetzung dafür: Es darf keine willkürlichen Einschnitte beim Erneuerbare-Energien-Gesetz geben. Die zweite Voraussetzung versuche ich gerade in Hessen durchzusetzen. Anachronistische Landesplanungs- und Raumordnungsgesetze, die zu zahllosen willkürlichen Verhinderungsplanungen gegen Erneuerbare Energien führen, müssen geändert werden. Das geht nur indem man die Erneuerbaren Energien in der Raumordnung und Flächennutzungsplanung zum vorrangigen öffentlichen Belang macht. Das ist der nächste Schritt.
Die willkürlichen Bremsen müssen beseitigt werden. Um das zu verdeutlichen, muss man nur einmal die Bundesländer miteinander vergleichen. Wenn in Hessen nur 1,8 Prozent der Energie aus Windkraft kommen, in Sachsen aber nahezu 40 Prozent, dann sind das landespolitische Unterschiede.
ECOreporter.de: Herr Scheer, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Bild: Dr. Hermann Scheer / Quelle: Deutscher Bundestag, Büro Scheer