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4.10.2006: Vom Öko-Strom bis zum Öko-Fisch: Was steckt hinter der ehrgeizigen Nachhaltigkeitsstrategie von Wal-Mart?
Der US-Konzern Wal-Mart ist in vielerlei Hinsicht ein Riese. So ist er das umsatzstärkste Einzelhandelunternehmen der Welt und das zweitgrößte Unternehmen weltweit überhaupt. Mit einem Umsatz von rund 312 Milliarden US-Dollar im vergangenen Jahr beherrscht einen großen Teil des US-Einzelhandels. Nun will er auch beim Umweltschutz klotzen. Das geht aus Stellungnahmen von Wal-Mart und begleitenden Medienberichten aus den USA hervor.
Demnach will der Konzern mit Hauptsitz in Bentonville, Arkansas, mit einem umfassenden Nachhaltigkeitsprogramm auf "grüne" Produkte, klimaschonenden Einsatz von Energie und eine umweltfreundliche Behandlung von Müll setzen. Diese schließe insbesondere die Standards bei seinen rund 60.000 Zulieferern ein. Kernstück der Nachhaltigkeitsstrategie sind so genannte Nachhaltigkeitsnetzwerke, in denen Vertreter des Konzerns, der Zulieferer und von Umweltgruppen Ideen entwickeln, um die Produkte von Wal-Mart umweltschonender zu gestalten. Deren Einrichtung lobte etwa Suzanne Apple vom World Wildlife Fund (WWF). Wie sie gegenüber "USA Today" ausführte, erkundet Wal-Mart die gesamte Produktionskette nach Möglichkeiten, die Belastung der Umwelt zu verringern.
Das beginnt mit der Umstellung der Konzernstandards für die Verpackung. Hier sind die Zulieferer laut Unternehmensangaben gehalten, statt Plastik biologisch abbaubare Materialien zu verwenden. Auch müssen die Verpackungen nun möglichst kleiner ausfallen als bisher. Je umweltfreundlicher ein Zulieferer seine Produkte erstelle, desto positiver werde er von dem Großkunden Wal-Mart eingestuft und auch gegenüber den Kunden beworben. Auf diese Weise will der Einzelhandlesriese unter anderem seine Müllmenge binnen drei Jahren um ein Viertel verringern. Vor allem aber verändert der Konzern seine Produktlinie. Schon jetzt ist er US-Medien zufolge weltweit der größte Einkäufer von "ökologisch" hergestellter Baumwolle. Ferner bietet er "fair" gehandelten Kaffee und Bio-Lebensmittel an, etwa Salatdressings der Lebensmittelfirma von Filmstar Paul Newman, einem Pionier nachhaltigen Wirtschaftens in den USA. Sämtlicher gefrorener Fisch in den Regalen von Wal-Mart muss - zumindest in den US-Filialen - nachweislich den Nachhaltigkeitsstandards des Marine Stewardship Council genügen. Laut Umweltschützern leitet Wal-Mart über seine Marktmacht damit eine Revolution etwa in der US-Fischerei ein. Der Konzern sende insbesondere über seine Zulieferer ein starkes Signal an die gesamte Branche, Nachhaltigkeitsstandards einzuhalten. Diese Ausstrahlung sei auch ein wesentliches Argument, dass Umweltschützer dazu bewege, sich bei Wal-Mart zu engagieren, heißt es US-Medien zufolge etwa beim WWF oder bei TransFair USA.
Der Konzern selbst hebt hervor, dass er stark in die Entwicklung umweltfreundlicher Produkte investiert. So habe er 30 Millionen Dollar für die Entwicklung eines energiesparenden Beleuchtungssystems aufgewandt. Damit könne das Unternehmen seine Beleuchtungskosten halbieren. Insgesamt sollen pro Jahr 500 Millionen Dollar aus der Konzernkasse in energiesparende Technologien fließen. Denn vor allem beim Energieverbrauch besitzt Wal-Mart großes Einsparpotential. Dies hat die Gesellschaft kürzlich eingestanden, als sie erstmals über ihre Treibhausgasemissionen Bericht erstattete. Die belaufen sich laut ihren Angaben auf weltweit knapp 21 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Damit übertrifft Wal-Mart zum Beispiel die Klimabelastung etlicher Autokonzerne. Innerhalb der nächsten sieben Jahre will Wal-Mart nun den Energieverbrauch seiner rund 7.000 Filialen in aller Welt um 30 Prozent verringern und dabei die Treibhausgasemissionen um 20 Prozent reduzieren. Unter anderem sollen Erneuerbare Energien zunehmend den Bedarf des Konzerns decken, der in den Vereinigten Staaten der größte Privatnutzer von Energie ist. Ebenfalls angehen will der Einzelhandelsriese seinen Benzinverbrauch. Seine LKW-Flotte ist die größte der Vereinigten Staaten. Unter anderem durch den Einsatz von Hybridfahrzeugen will Wal-Mart hier die Energieeffizienz innerhalb von drei Jahren um 25 Prozent verbessern.
Hintergrund all dieser Bemühungen ist offenbar nicht nur der Versuch, das Image des Konzerns zu verbessern. Wal-Mart-Chef Lee Scott selbst machte gegenüber US-Medien kein Hehl aus seiner Motivation: Die konsequente Ausrichtung auf mehr Nachhaltigkeit diene vor allem dem Geschäft, so der CEO des Konzerns. Denn zum einen nutzt Wal-Mart damit enorme Chancen zum Einsparen von Kosten; allein im Transport beläuft sich hier das Einsparpotential auf Hunderte Millionen US-Dollar. Zum anderen will die Konzernführung eine zukunftsfähige Produktpalette aufbauen und mit umweltfreundlichen Angeboten neue Käuferkreise für sich gewinnen. Zudem eröffnen sich dabei dem Unternehmen weitere Geschäftsmöglichkeiten, etwa der Verkauf von Emissionsrechten. Wal-Mart zählt zu den Befürwortern eines Emissionshandelssystems in den USA.
Von einem Makel aber kann sich der Konzern offenbar noch immer nicht befreien: seiner umstrittenen Behandlung von Arbeitnehmern. So unterbindet der mit über 1,6 Millionen Beschäftigten größte private Arbeitgeber der Welt systematisch den Aufbau von Arbeitnehmervertretungen in seinen Filialen. Wegen Vorwürfen, gegen Rechte von Arbeitnehmern zu verstoßen, ist er vielfach verklagt und auch verurteilt worden. In Kalifornien musste er zum Beispiel 172 Millionen Dollar Entschädigung zahlen, weil Wal-Mart 116.000 Mitarbeitern die Mittagspause verweigert hatte. In eine Artikel der New York Review of Books wurde darüber berichtet, dass sich das US-Unternehmen fragwürdiger Methoden bedient, um die Belegschaft zu disziplinieren. Unter anderem gebe es so genannte "Tage der Entscheidung", an denen die Mitarbeiter erklären müssen, warum sie nicht gefeuert werden sollten. Gespräche der Beschäftigten, die nicht direkt mit der Arbeit zusammen hingen, würden als "Zeitdiebstahl" verfolgt. Neben anderem führt es der Artikel auf diese Behandlung zurück, dass es bei Wal-Mart eine hohe Fluktuation der Beschäftigten gebe. Das norwegische Finanzministerium hat Wal-Mart erst vor wenigen Monaten aus dem Anlageportfolio des Pensionsfonds der Regierung ausgeschlossen. Begründet wurde dies mit dem Hinweis auf Verstöße des US-Konzerns gegen Arbeits- und Menschenrechte.
ECOreporter.de hat sich bei dem Einzelhandelsriesen danach erkundigt, inwiefern er auch bei der sozialen Nachhaltigkeit nachbessern will. Bislang liegt dazu noch keine Stellungnahme vor. Im Juni hatten wir eine Studie der Bank Sarasin & Cie AG über die Nachhaltigkeit von Handelsunternehmen vorgestellt (dazu gelangen Sie per Mausklick). Darin war Wal-Mart noch stark kritisiert worden.
Wal-Mart Stores Inc.: ISIN: US9311421039 / WKN: 860853
Bildhinweise:
Gemüsetheke bei Wal-Mart / Quelle: Unternehmen;
der Konzern reagiert auch auf den Erfolg von Biolebensmittel-Anbietern wie Whole Foods: Firmenschild einer Filiale in New York / Quelle: ECOreporter.de
Demnach will der Konzern mit Hauptsitz in Bentonville, Arkansas, mit einem umfassenden Nachhaltigkeitsprogramm auf "grüne" Produkte, klimaschonenden Einsatz von Energie und eine umweltfreundliche Behandlung von Müll setzen. Diese schließe insbesondere die Standards bei seinen rund 60.000 Zulieferern ein. Kernstück der Nachhaltigkeitsstrategie sind so genannte Nachhaltigkeitsnetzwerke, in denen Vertreter des Konzerns, der Zulieferer und von Umweltgruppen Ideen entwickeln, um die Produkte von Wal-Mart umweltschonender zu gestalten. Deren Einrichtung lobte etwa Suzanne Apple vom World Wildlife Fund (WWF). Wie sie gegenüber "USA Today" ausführte, erkundet Wal-Mart die gesamte Produktionskette nach Möglichkeiten, die Belastung der Umwelt zu verringern.
Das beginnt mit der Umstellung der Konzernstandards für die Verpackung. Hier sind die Zulieferer laut Unternehmensangaben gehalten, statt Plastik biologisch abbaubare Materialien zu verwenden. Auch müssen die Verpackungen nun möglichst kleiner ausfallen als bisher. Je umweltfreundlicher ein Zulieferer seine Produkte erstelle, desto positiver werde er von dem Großkunden Wal-Mart eingestuft und auch gegenüber den Kunden beworben. Auf diese Weise will der Einzelhandlesriese unter anderem seine Müllmenge binnen drei Jahren um ein Viertel verringern. Vor allem aber verändert der Konzern seine Produktlinie. Schon jetzt ist er US-Medien zufolge weltweit der größte Einkäufer von "ökologisch" hergestellter Baumwolle. Ferner bietet er "fair" gehandelten Kaffee und Bio-Lebensmittel an, etwa Salatdressings der Lebensmittelfirma von Filmstar Paul Newman, einem Pionier nachhaltigen Wirtschaftens in den USA. Sämtlicher gefrorener Fisch in den Regalen von Wal-Mart muss - zumindest in den US-Filialen - nachweislich den Nachhaltigkeitsstandards des Marine Stewardship Council genügen. Laut Umweltschützern leitet Wal-Mart über seine Marktmacht damit eine Revolution etwa in der US-Fischerei ein. Der Konzern sende insbesondere über seine Zulieferer ein starkes Signal an die gesamte Branche, Nachhaltigkeitsstandards einzuhalten. Diese Ausstrahlung sei auch ein wesentliches Argument, dass Umweltschützer dazu bewege, sich bei Wal-Mart zu engagieren, heißt es US-Medien zufolge etwa beim WWF oder bei TransFair USA.
Der Konzern selbst hebt hervor, dass er stark in die Entwicklung umweltfreundlicher Produkte investiert. So habe er 30 Millionen Dollar für die Entwicklung eines energiesparenden Beleuchtungssystems aufgewandt. Damit könne das Unternehmen seine Beleuchtungskosten halbieren. Insgesamt sollen pro Jahr 500 Millionen Dollar aus der Konzernkasse in energiesparende Technologien fließen. Denn vor allem beim Energieverbrauch besitzt Wal-Mart großes Einsparpotential. Dies hat die Gesellschaft kürzlich eingestanden, als sie erstmals über ihre Treibhausgasemissionen Bericht erstattete. Die belaufen sich laut ihren Angaben auf weltweit knapp 21 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Damit übertrifft Wal-Mart zum Beispiel die Klimabelastung etlicher Autokonzerne. Innerhalb der nächsten sieben Jahre will Wal-Mart nun den Energieverbrauch seiner rund 7.000 Filialen in aller Welt um 30 Prozent verringern und dabei die Treibhausgasemissionen um 20 Prozent reduzieren. Unter anderem sollen Erneuerbare Energien zunehmend den Bedarf des Konzerns decken, der in den Vereinigten Staaten der größte Privatnutzer von Energie ist. Ebenfalls angehen will der Einzelhandelsriese seinen Benzinverbrauch. Seine LKW-Flotte ist die größte der Vereinigten Staaten. Unter anderem durch den Einsatz von Hybridfahrzeugen will Wal-Mart hier die Energieeffizienz innerhalb von drei Jahren um 25 Prozent verbessern.
Hintergrund all dieser Bemühungen ist offenbar nicht nur der Versuch, das Image des Konzerns zu verbessern. Wal-Mart-Chef Lee Scott selbst machte gegenüber US-Medien kein Hehl aus seiner Motivation: Die konsequente Ausrichtung auf mehr Nachhaltigkeit diene vor allem dem Geschäft, so der CEO des Konzerns. Denn zum einen nutzt Wal-Mart damit enorme Chancen zum Einsparen von Kosten; allein im Transport beläuft sich hier das Einsparpotential auf Hunderte Millionen US-Dollar. Zum anderen will die Konzernführung eine zukunftsfähige Produktpalette aufbauen und mit umweltfreundlichen Angeboten neue Käuferkreise für sich gewinnen. Zudem eröffnen sich dabei dem Unternehmen weitere Geschäftsmöglichkeiten, etwa der Verkauf von Emissionsrechten. Wal-Mart zählt zu den Befürwortern eines Emissionshandelssystems in den USA.
Von einem Makel aber kann sich der Konzern offenbar noch immer nicht befreien: seiner umstrittenen Behandlung von Arbeitnehmern. So unterbindet der mit über 1,6 Millionen Beschäftigten größte private Arbeitgeber der Welt systematisch den Aufbau von Arbeitnehmervertretungen in seinen Filialen. Wegen Vorwürfen, gegen Rechte von Arbeitnehmern zu verstoßen, ist er vielfach verklagt und auch verurteilt worden. In Kalifornien musste er zum Beispiel 172 Millionen Dollar Entschädigung zahlen, weil Wal-Mart 116.000 Mitarbeitern die Mittagspause verweigert hatte. In eine Artikel der New York Review of Books wurde darüber berichtet, dass sich das US-Unternehmen fragwürdiger Methoden bedient, um die Belegschaft zu disziplinieren. Unter anderem gebe es so genannte "Tage der Entscheidung", an denen die Mitarbeiter erklären müssen, warum sie nicht gefeuert werden sollten. Gespräche der Beschäftigten, die nicht direkt mit der Arbeit zusammen hingen, würden als "Zeitdiebstahl" verfolgt. Neben anderem führt es der Artikel auf diese Behandlung zurück, dass es bei Wal-Mart eine hohe Fluktuation der Beschäftigten gebe. Das norwegische Finanzministerium hat Wal-Mart erst vor wenigen Monaten aus dem Anlageportfolio des Pensionsfonds der Regierung ausgeschlossen. Begründet wurde dies mit dem Hinweis auf Verstöße des US-Konzerns gegen Arbeits- und Menschenrechte.
ECOreporter.de hat sich bei dem Einzelhandelsriesen danach erkundigt, inwiefern er auch bei der sozialen Nachhaltigkeit nachbessern will. Bislang liegt dazu noch keine Stellungnahme vor. Im Juni hatten wir eine Studie der Bank Sarasin & Cie AG über die Nachhaltigkeit von Handelsunternehmen vorgestellt (dazu gelangen Sie per Mausklick). Darin war Wal-Mart noch stark kritisiert worden.
Wal-Mart Stores Inc.: ISIN: US9311421039 / WKN: 860853
Bildhinweise:
Gemüsetheke bei Wal-Mart / Quelle: Unternehmen;
der Konzern reagiert auch auf den Erfolg von Biolebensmittel-Anbietern wie Whole Foods: Firmenschild einer Filiale in New York / Quelle: ECOreporter.de