Erneuerbare Energie

3.8.2004: DIW fordert deutsche Energieversorger auf, entschlossen in Erneuerbare Energie zu investieren - "Chance auf weltweite Marktführerschaft"

Die deutsche Elektrizitätswirtschaft soll entschlossener in Erneuerbare Energie investieren. Das fordert das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung DIW. Laut dem aktuellen Wochenbericht (31/2004) des Berliner Forschungsinstituts haben die deutschen Energieerzeuger zur Zeit aufgrund der notwendigen Kraftwerkserneuerungen die einmalige Chance, sich eine weltweite Marktführerschaft zu sichern. Neue Stromerzeugungsanlagen würden zunehmend sowohl kosteneffizienter als auch umwelt- und klimafreundlicher sein. Die größten Wettbewerbsvorteile erwarte man dabei im Bereich der umweltfreundlichen Technologien. Diese Vorteile ließen sich jedoch nur bei einer baldigen Umstellung der Stromerzeugung realisieren. Eine Verschiebung auf die mittlere oder längerfristige Perspektive werde zu weitaus höheren volkswirtschaftlichen Kosten führen. Insgesamt müssten deshalb auch die Ausgaben in Forschung und Entwicklung für erneuerbare Energien und andere umweltfreundliche Technologien drastisch erhöht werden.

Der Europäische Strommarkt stehe vor zwei wesentlichen Herausforderungen: Wettbewerb und Klimaschutz, so das DIW weiter. Die Liberalisierung des Stromsektors in Europa habe seit der Einführung der Direktive der Europäischen Kommission im Jahr 1997 zu verstärktem Wettbewerb zwischen den Stromanbietern geführt. Die Klimaschutzpolitik der Europäischen Union basiere derzeit auf zwei wesentlichen Eckpfeilern: dem Emissionsrechtehandel zur Reduzierung der CO2-Emissionen und der Richtlinie zur Förderung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen im Strommarkt.

Durch den 2003 beschlossenen Handel mit Emissionsrechten hätten Stromanbieter einen Wettbewerbsvorteil, die kosteneffizient und zugleich umwelt- bzw. klimaschonend Strom produzierten, heißt es weiter. Modellsimulationen zeigten, dass der Emissionsrechtehandel für große Stromanbieter keine wirtschaftlichen Nachteile bringe. Die Stromerzeugung in Deutschland stehe aufgrund des altersbedingten Ausscheidens konventioneller Kraftwerke in den nächsten 10 bis 20 Jahren vor der Frage, wie in Zukunft die Versorgungssicherheit kosteneffizient und zugleich klimaschonend erreicht werden kann. Der beschlossene Ausstieg aus der Kernenergie erfordere zusätzlich umfangreiche Kraftwerksmodernisierungen und -neubauten. Wenn der Emissionsrechtehandel zu einem sehr hohen Preis für Emissionszertifikate führe, würden Kraftwerke mit hohen Emissionen schnell unwirtschaftlich.

Für Kraftwerksbetreiber entstehe gerade in Deutschland damit die einmalige Chance, nicht nur den Anforderungen einer künftigen Klimaschutzpolitik gerecht zu werden, sondern auch langfristige Wettbewerbsvorteile auf den internationalen Strommärkten durch rechtzeitige Investitionen in zukunftsweisende Technologien zu gewinnen, so das DIW.

Als Folge der Verteuerung des Einsatzes emissionsintensiver Technologien wie Kohlekraftwerken könne der Einsatz von erneuerbaren Energien im Vergleich mittel- bis langfristig kostengünstiger werden, erklärt das DIW weiter. Je höher die Öl- und Gaspreissteigerungen und die Kosten der Emissionsreduzierung (durch Emissionszertifikatepreise oder Kosten der CO2-Abscheidung) ausfielen, desto schneller erreichten erneuerbare Energien die Wettbewerbsfähigkeit.

Bild: Gebäude des Deutsche Instituts für Wirtschaftsforschung DIW an der Königin-Luise-Straße in Berlin
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