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3.5.2006: Land der Verzagten? - Studie befragt europäische Privatanleger zum nachhaltigen Investment, Ansprüche und Skepsis in Deutschland am größten; internationale Richtlinien für verantwortungsvolles Investieren aufgestellt

Im europäischen Vergleich wissen deutsche Privatanleger eher wenig über nachhaltige Investments Bescheid. Und obwohl sie überwiegend von der Grundidee überzeugt sind, investieren sie weitaus weniger in Nachhaltigkeitsfonds als andere Europäer. In Großbritannien, Frankreich und den Niederlanden ist man dagegen aufgeschlossener für nachhaltige Geldanlagen. Zu diesem Ergebnis gelangt eine Studie, die jetzt von der ABN Amro Asset Management (Deutschland) GmbH veröffentlicht wurde. Die Gesellschaft ist nach eigenen Angaben mit mehr als 20 Nachhaltigkeits-Fonds in Europa und Brasilien Marktführer im Bereich der nachhaltigen Investments. Für die Untersuchung wurden über 900 Privatanleger in Deutschland, Großbritannien, Frankreich und den Niederlanden befragt.

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Demnach gehen die Meinungen darüber auseinander, welchen Einfluss verantwortungsvolles Investieren auf die Gesellschaft und Unternehmen ausüben kann. Vor allem deutsche Anleger betrachten der Studie zufolge die Wirkung von Nachhaltigkeits-Fonds mit Skepsis. Obwohl 70 Prozent von ihnen von der Grundidee überzeugt und der Meinung sind, dass nachhaltiges Investieren eine Möglichkeit darstellt, Gesellschaft und Unternehmen zu beeinflussen, bezweifeln viele, dass Unternehmen tatsächlich danach handeln werden. Nicht mehr als 64 Prozent gehen davon aus, dass Nachhaltigkeitsfonds Unternehmen dazu bringen können, verstärkt nach ethischen Grundsätzen zu handeln. Weniger misstrauisch zeigten sich mit Zustimmungsraten von über 70 Prozent die befragten britischen, französischen und niederländischen Anleger. Und während nur 65 Prozent der Deutschen einen Einfluss nachhaltigen Investierens auf die Umweltpolitik von Unternehmen erwarten, sind 77 Prozent der niederländischen Anleger dieser Ansicht.

Eine Mehrheit der befragten Anleger erwartet, dass zukünftig immer mehr Unternehmen Rentabilität mit umwelt- und sozialverantwortlichem Handeln verbinden werden. In dieser Einschätzung übernehmen die Briten mit 54 Prozent die Führung, dicht gefolgt von den Franzosen (53 Prozent) und den Niederländern (52 Prozent). Auch hier sind die Deutschen mit nur 45 Prozent am kritischsten. Wie die von ABN Amro Asset Management in Auftrag gegebene Studie weiter ermittelte, ist die Bekanntheit von Nachhaltigkeits-Fonds in den Niederlanden am höchsten. 75 Prozent der befragten Niederländer wussten darüber Bescheid, fast doppelt so viel wie der Durchschnitt.

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Die Deutschen lagen mit 26 Prozent auch hier weit zurück. Diesem geringen Bekanntheitsgrad entspricht, dass lediglich 1 Prozent der deutschen Anleger tatsächlich in Nachhaltigkeits-Fonds investiert. Allerdings besitzen die befragten Briten, denen mit 26 Prozent Nachhaltigkeitsfonds noch weniger bekannt sind als den Deutschen, immerhin zu 9 Prozent Anteile an solchen Produkten. Weiter vorn liegen die befragten Franzosen und Niederländer, die jeweils zu 13 Prozent nachhaltig investieren.

Ungeachtet der zum Teil geringen Kenntnis über nachhaltige Investments stellen die Anleger offenbar hohe Anforderungen an nachhaltige Geldanlagen. So erwarten der Studie zufolge sechs von zehn der befragten Personen eine Garantie dafür, dass die sozialen und ökologischen Anforderungen von den Unternehmen, in die sie investieren, auch tatsächlich befolgt werden müssen. Die Deutschen sind hier mit 66 Prozent am entschiedensten, während nur 44 Prozent der niederländischen Anleger diese Meinung teilen. Eine weitere Bedingung: 63 Prozent der Privatanleger wollen, dass Nachhaltigkeits-Fonds mindestens die gleiche Rendite bringen wie andere Fonds.

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Angesichts der Ergebnisse der Befragung stellt die ABN Amro Asset Management GmbH fest, dass eine positive Meinung über nachhaltige Investments, die Kenntnis von Nachhaltigkeits-Fonds sowie eigenes nachhaltiges Investieren "offenbar drei völlig verschiedene Dinge sind".

Die durchweg positive Einstellung zu Nachhaltigkeitsfonds führe bei den Anlegern zwar bislang nicht zwangsläufig zu entsprechenden Investments. Dennoch sieht die Gesellschaft optimistisch in die Zukunft. Sie erwartet nach eigener Aussage, dass das Gesamtvolumen nachhaltig gemanagten Vermögens in Europa von 93 Milliarden Euro im Jahr 2004 signifikant wachsen wird, nach ihrer Prognose bis 2008 auf voraussichtlich Milliarden Euro 173 Milliarden Euro. Wie sie mitteilt, will sie ihr Angebot an Nachhaltigkeitsfonds erweitern. Für die nächsten zwei Jahre sei die Einführung von mehreren neuen Nachhaltigkeitsfonds in Großbritannien, Frankreich, Deutschland, den Niederlanden, Schweden und Brasilien geplant.

ABN veröffentlichte die Studie aus Anlass der Unterzeichnung der Principles for Responsible Investment (PRI). Diese Richtlinien für verantwortungsvolles Investieren wurden auf Initiative des UN-Generalsekretärs Kofi Annan entwickelt. Dies leistete unter Leitung der UNEP, des Umweltprogramms der Vereinten Nationen, eine Gruppe von Investitionsexperten von 15 großen institutionellen Anleger aus 12 Ländern, einschließlich ABN Amro Asset Management. Die Richtlinien für verantwortungsvolles Investieren bestehen aus einer Reihe freiwilliger Selbstverpflichtungen, die institutionellen Anlegern eine Orientierungshilfe bieten sollen, wie sie ökologische, soziale und politische Faktoren in Investitionsentscheidungsprozesse einbeziehen können. Sie sind als erstrebenswerter Maßstab angelegt und bieten eine Auswahl möglicher nachhaltiger Aktionen. Nach der Unterzeichnung des Richtlinienabkommens am 27. April 2006 in New York wurde es nun auch in Paris unterschrieben und damit ebenfalls in Europa eingeführt.

Bildhinweis: Nachhaltige Investments setzen nicht nur auf erneuerbare Energie
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