Wachhund

3.2.2005: unit energy europe ag: von Transparenz keine Spur

Einen B?rendienst hat der fr?here Aufsichtsrat der unit energy europe ag erwiesen: R?cktritt - und keine Begr?ndung. Von Transparenz keine Spur, die Aufsichtsr?te, allesamt von ECOreporter.de um eine Stellungsnahme gebeten, schweigen sich aus. Auch der Ex-Aufsichtsrat Bernd Weber, der immerhin einmal das Bad Homburger Unternehmen geleitet hat und zu den gr??ten Aktion?ren der Gesellschaft geh?rt. Unit-energy-Vorstand Walter Felix Beyer hat nun einmal mehr eine schwierige Aufgabe: Wohl einziger "Hoffnungstr?ger" mit Aussicht auf nennenswerte Einnahmen ist das Wasserkraftwerk Ancinale in Italien. Fast alle anderen werthaltigen Beteiligungen der Gesellschaft an verschiedenen Kraftwerken haben Vorstand und Aufsichtsrat des Unternehmens in den letzten Jahren verkauft. Laut unit energy sollten die Verk?ufe vor allem dazu dienen, Ancinale endlich in Betrieb zu nehmen.

Die Aussicht ist insgesamt eher betr?blich: Die Gesellschaft für das Wasserkraftwerk hat Vorstand Beyer zwar wieder in den H?nden, aber das Kraftwerk selbst ist nach wie vor im Besitz anderer. Ein juristisches Possenspiel? Beyers eigene Einsch?tzung: "Es wird sicher noch eine Zeit dauern, bis das Gericht einen ordentlichen Rechtsstatus wieder herstellt." Und an der Erdung des Netzanschlusses ist auch noch nachzubessern, bis der Strom flie?en kann. Ancinale soll produziert haben, dann wieder stillgelegt worden sein.
Um es noch einmal zu betonen: Ancinale ist der Hoffnungstr?ger der unit energy, denn andere Gesch?ftsteile sind ver?u?ert. Also ein kleiner und unklarer Gesch?ftsbereich für ein immerhin b?rsennotiertes Unternehmen. Wie lange kann die AG noch durchhalten? Wohl nicht mehr so lange - wenn nicht ein Investor einsteigt.

Beyer ist um seine Rolle nicht zu beneiden: Zum einen muss er den unite energy-Aktion?ren, die teilweise viel Geld verloren haben, die ber?hmte "positive Grundstimung" vermitteln. Gleichzeitig hat er schlechte Nachrichten: "Es wird n?tig sein, den l?ngst anstehenden Kapitalschnitt zu vollziehen. Bei einem Aktienkurs von gegenw?rtig ca. 0,15 Euro wird niemand bereit sein, Aktien mit einem Nennwert von 1,0 Euro zu zeichnen. Unser Ziel muss dabei ein Kurs von 1,0 Euro je Aktie sein. Wir m?ssen auf der n?chsten Hauptversammlung diesen Kapitalschnitt beschlie?en", sagte er im Ecoreporter.de-Interview. Beyer muss den Aktion?ren auch noch beibringen, dass es ohne einen Gro?-Investor gar nicht weitergehen k?nnte. Andererseits muss er m?glichen Investoren ein attraktives Unternehmen pr?sentieren.

Wie dieser Spagat geht? Wohl gar nicht. Es sei denn Beyer kann das einzige Ass ausspielen, das er noch in der Hand h?lt: Einen riesigen Verlustvortrag. Der k?nnte Unternehmen interessieren, die in die Erneuerbaren Energien einsteigen wollen oder schon eingestiegen sind und wachsen wollen. Nutzbar sind solche Verlustvortr?ge aber nur, wenn sich der Gesch?ftsbereich von ?bernommener und ?bernehmender Firma sehr ?hneln - sonst erkennt das Finanzamt den Verlustvortrag nicht an. Ein Investor wird auch die Mehrheit bei unite energy anstreben. Eine Chance für die derzeitigen Aktion?re? Nach allen bisherigen Erfahrungen im Bereich der gr?nen Aktien eher ein Risiko: Meist werden die bisherigen Aktion?re nach einer ?bernahme herausgedr?ngt. Der Preis, den sie dann für ihre Aktien erzielen, orientiert sich - innerhalb gewisser Spannen - am B?rsenkurs. Und der ist zur Zeit weit von dem entfernt, was viele Aktion?re einmal bezahlt haben - und wo sie den Kurs in Hoffnungszeiten immer wieder erahnen.

Der Bilanzverlust der Gesellschaft ist laut Gesch?ftsbericht 2003 auf 15,86 Millionen Euro angewachsen. Allein im Gesch?ftsjahr 2003 fiel ein Fehlbetrag von minus 5,28 Millionen Euro an nach minus 1,23 Millionen in 2002. Keines der acht mit der unit energy verbundenen Unternehmen erzielte 2003 einen Gewinn! ?ber vier T?chter vermerkt der Bericht: "keine operative T?tigkeit". Das Eigenkapital betrug Ende 2003 noch 12,85 Millionen Euro nach 18,13 Millionen im Vorjahr.

Das b?rsennotierte Neue Energie Unternehmen wurde 1997 unter dem Namen Wasserkraft und Regenerative Energien AG (WRE) gegr?ndet. Seit der Gr?ndung 1997 haben die Bad Homburger in mehreren L?ndern Europas Windkraftanlagen und Wasserkraftwerke betrieben. Gewinn gemacht hat unit energy allerdings noch nie. Nachdem sich die Bilanzverluste jahrelang mit sch?ner Regelm??igkeit akkumulierten, begannen Vorstand und Aufsichtsrat werthaltige Beteiligungen zu verkaufen. Dazu z?hlten Anteile an Stromvertriebsunternehmen ebenso wie Wasserkraftwerke in Frankreich, England und Italien.

Vorstand Beyer will die diesj?hrige Hauptversammlung schon Ende April/Anfang Mai einberufen. Er wird das tun, was ein guter Vorstand tun muss: Optimismus verbreiten, motivieren. Das kann er. Aktion?re sollten dennoch die Vergangenheit des Unternehmens betrachten. Dann bleibt nur noch ein Fazit: Falls unit energy eine Kapitalerh?hung anbietet: Nicht zeichnen. Und die Aktien im Bestand als billige Lotterielose mit begrenzter Gewinnchance ansehen. Weit nach unten gehen kann es ja nicht mehr.

unit energy europe AG: ISIN DE0007760100 / WKN 776010

Bilder: Wachhund Pino / Quelle: ECOreporter.de; Kraftwerk im italienischen Ancinale gegen Ende der Bauphase; Unit-Vorstand Walter Felix Beyer; Laufwasserkraftwerk Tri Chaloupky an der Elbe in Tschechien / Quelle: Unternehmen
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