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31.7.2003: Kinderarbeit in Indien - Bayer-Sprecher antwortet ECOreporter.de auf die schweren Vorwürfe

Eine Studie mit dem Titel "Kinderarbeit im indischen Baumwollanbau - die Rolle multinationaler Saatgut-Konzerne" rückt neben Monsanto, Advanta und Syngenta auch die Konzerne Bayer und Unilever in ein schlechtes Licht. Sie hält den internationale Saatgutfirmen vor, in Indien von Kinderarbeit in ihrer schlimmsten Form zu profitieren. Die Untersuchung wurde vom indischen Forschungsinstitut Glocal Research and Consultancy Services durchgeführt. Herausgeber sind die deutschen Sektion des Global March Against Child Labour, die Coordination gegen BAYER-Gefahren und des India Committee of Netherlands.

Die Studie untersuchte den arbeitsintensiven Anbau von Baumwoll-Saatgut in Südindien. Er erfolgt den Herausgebern zufolge in kleinen Zuliefer-Betrieben, die zwar nominell unabhängig, jedoch durch Qualitäts- und Preisvorgaben sowie durch langfristige Lieferverträge an die Konzerne gebunden seien. Die hauptsächlich in Andhra Pradesh gelegenen Farmbetriebe beschäftigten Zehntausende Kinder. Dabei handle es sich überwiegend um Mädchen zwischen 6 und 14 Jahren. Sie würden von Werbeagenten ihren Eltern in Notzeiten für einen Vorschuss gezielt abgeworben und dann in den Frondienst auf oft bis zu 100 km entfernt gelegenen Saatgutfarmen geschickt. Viele von ihnen seien über Jahre auf den selben Feldern tätig, um immer wieder neue Vorschüsse abzuarbeiten. Ihr Lohn für eine 12-Stunden-Schicht betrage weniger als 50 Cent. Da sie giftigen Pestiziden ausgesetzt arbeiteten sei ihre Gesundheit im besonderen Maße gefährdet. Vom Schulbesuch seien sie ausgeschlossen und ihnen damit jede Chance verbaut, aus dem Armutskreis ausbrechen zu können.

Zwar würden die Saatgut-Konzerne mehrmals pro Jahr Kontrollen auf den Farmen durchführen und "Probleme mit Kinderarbeit" einräumen. Die Verantwortung werde jedoch auf die Zulieferer abgeschoben. Die Farm-Betreiber hingegen verweisen der Studie zufolge auf die niedrigen Abnahmepreise für das Saatgut. Eine rentable Produktion sei daher nur mit Hilfe von Kinderarbeit möglich.

Rainer Kruse von der deutschen Sektion des Global March Against Child Labour : "Das Beispiel macht sehr deutlich, dass Kinderarbeit, weil sie so billig zu haben ist, den Erwachsenen die Arbeitplätze nimmt. Der deutsche Bayer-Konzern könnte eine Vorreiterrolle bei der Befreiung der Kinder aus der Fron übernehmen, indem er den Farmern angemessene Abnahmepreise zahlt - geknüpft an die Bedingung, unverzüglich Erwachsene auf Mindestlohnbasis einzustellen. Der beachtliche Erfolg bei der Bekämpfung der Kinderarbeit in der Teppichindustrie durch die Einführung des Warenzeichens Rugmark zeigt, dass Bayer die Leiden der Kinder in seinem Bereich beenden könnte."

Einem Bericht der taz zufolge wies die zuständige Unilever-Tochter HLL (Hindustan Lever Limited) darauf hin, dass kein direkter Kontakt zu den Saatgut-Zulieferern bestünde. Dagegen betonte Bayer-Sprecher Lemken auf Anfrage von ecoreporter.de, dass der Konzern Kinderarbeit grundsätzlich ablehnt. Weder direkt noch indirekt bei Partnern dürften Kinder beschäftigt werden. Das sei auch in den Kontrakten mit Zulieferern wie den indischen Saatgutlieferanten festgehalten. Allerdings räumte er ein, dass bei den in der Studie behandelten Unternehmen strengere Kontrollen durchgeführt müssten.

Den kompletten Text der Studie finden Sie unter: http://www.cbgnetwork.org/Ubersicht/Kampagnen/Kinderarbeit/Studie_Kinderarbeit/studie_kinderarbeit.html.

Bayer AG: ISIN DE0005752000 / WKN 575200
Unilever plc: ISIN NL0000009348 / WKN 860028
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