Erneuerbare Energie

30.3.2004: "Ach, Quatsch!" - Enthüllung: Wie die SPIEGEL-Titelgeschichte gegen Windkraft zustande kam

Der SPIEGEL richtet sich in seiner neuen Titelgeschichte gegen Windkraft. ECOreporter.de hat aus ungewöhnlich wohlinformierten Kreisen gehört, wie die Titelgeschichte in der SPIEGEL-Redaktion geplant wurde. Ein Band, auf dem angeblich die entsprechende Redaktionsbesprechung mitgeschnitten wurde, wurde der ECOreporter.de-Redaktion bereits vor dem 1.4. zugespielt. Hier Auszüge aus dem Protokoll:

SPIEGEL-Chef: (spricht mit dem Redakteur, der vor dem Chef-Schreibtisch steht) Hömma, unsere Titelgeschichte zu Clements-Kanzlerkandidatur is´ geplatzt. Wir brauchen was Neues. ......(Das Chef-Telefon schrillt) ......Ja, hallo Liebling, ich bin gerade in einer Besprech....... Was? Unser Pferd ist schon wieder in eine Dose getreten? Ich hatte dem Trittin doch gesagt, ich unterstütze ihn beim Dosenpfand, wenn unser Reitweg endlich dosenmüllfrei wird......na gut. Der kann ´was erleben. Das kriegt er zurück. Schatz, was sagst Du? (.....) Du hast Angst, dass uns die Rotoren beim Reiten vom Ross fegen....na gut, ich tu´was, ich hab´da eine Idee. Tschüssi! (Legt auf, wendet sich wieder an den Redakteur.) Also, hömma, mir fällt da gerade ein, nächste Woche ist doch diese EEG-Sache, und der Clement hat gesagt, wenn wir was gegen Windkraft machen, dann sagt er uns zuerst, wann er gegen Schröder antritt, weil, wenn er Wind platt macht, wählen die Kumpels in NRW ihn wieder. Geht das klar?

Redakteur: Klar!

(.......1 Tag später)

Redakteur: Herr Chef, ich hab´geguckt, zu Windkraft gibt´s nichts Neues.

SPIEGEL-Chef: Egal, ich hab´s Clemmi jetzt zugesagt. Mach´ mal irgendwas, so mit Steuergeschenken, Staatsanwaltschaft undsoweiter, ich selbst hab´ ja nur Schiffsfonds.....

Redkateur: Also na ja, eine Firma Provento, da wäre was´drin drin, kleiner Skandal und so.....

SPIEGEL-Chef: Super, gekauft!

Redakteur: ...stand aber schon vor 5 Wochen in dieser Internetdomain ECOreporter.de, hier.


SPIEGEL-Chef: ...stimmt, die lese ich auch immer, aber egal, glaubt doch kein Spiegel-Leser, dass wir ausgerechnet da ´reingucken!

Redakteur: Ja, und die haben auch ganz vieles anderes, viele Windkraftgegner-Geschichten und so, aber die meinen, die Windkraftgegner wären komisch...

SPIEGEL-Chef: Wir bürsten die Story gegen den Strich, Windkraftgegner sind dann eben prima, mein Freund Clemmi is´ auch einer!

Redakteur: Aber ich hab´ keine neuen Fakten!

SPIEGEL-Chef: Was für Dinger? Kenn´ ich nicht!

Redakteur: Äh, Fakten, also das, was der Markwort von Focus immer......

SPIEGEL-Chef: Ach, ist der davon so dick geworden.....

Redakteur: Nein, das ist nichts zum Essen, also, so Tatsachen.....ich meine...diese Windkraftgegner und so, das sind doch alles eher so anschwellende Bocksgesänge....und Monitor hat gerade gesagt, die Windkraftgegener werden von der Alu-Industrie gestützt (dort) , ich hab´ hier das Skript gefunden.....

SPIEGEL-Chef: Suuuper-Idee! Mein Freund, der Botho Strauß, der wohnt auch in ´ner Wind-Ecke, bring´ den mit ´rein! Der freut sich! Und Tatsachen: Hier, guck ´ma, da habe ich ´ne Pressemeldung von E.on gefunden, die schreiben, sie zahlen 770 Millionen Einspeisevergütungen, bald sollen das 5 Milliarden werden im Jahr, insgesamt....

Redakteur: Aber, ich meine, soll ich das einfach schreiben, sollen wir keine Gegenrecherche starten, weil, eigentlich ist das ganz anders!

SPIEGEL-Chef: Mensch, nun mach´ mal halb lang - wir geben den roten Faden vor, das ist eine Titelgeschichte, kein Viertklässler-Aufsatz mit ausgewogenen Meinungen und so! Wie lange bist Du eigentlich dabei?

Redakteur: 22 Jahre....

SPIEGEL-Chef: Ach so, verstehe, Riege Leinemann, Mauz usw., Recherche, Enthüllungen und so´n Quatsch! Das wollen die Leute heute nicht mehr! Die wollen anderes. Z.B. Subventions-Skandale….

Redakteur: Aber die Einspeisevergütungen sind keine Subventionen, dass sind festgelegte Preise, der Staat zahlt da nicht.....

SPIEGEL-Chef: Dumm´ Tüch, 20.000 Euro für jeden Arbeitsplatz in der Windindustrie! (Wedelt mit einer Pressemeldung) Da steht es! Das sind Tatsachen! Schwarz auf weiß steht es hier, vom Steinkohle-Verband! Was willst Du denn noch mehr?

Redakteur: Aber, aber, aber, ich meine, aber, können wir einfach dem Steinkohle-Verband, ohne das selbst zu recherchieren...die Leser erwarten von uns...

SPIEGEL-Chef: Papperlapapp, Leser! Wenn das hier steht, dann stimmt das! Der Clemmi sagt das auch, und der will Kanzler werden! So, und dann bringst Du noch irgendwas mit Drohungen und Korruption rein, das zieht immer gut.

Redakteur: Aber die Windparkprojektierer, also die drohen ja nicht oder Bestechungsgelder...also das zahlen die nicht.....

SPIEGEL-Chef: Ja, mein Gott, dann mach es doch wie immer, wenn wir keine Beweise haben, schreib´ "Der Windmüller - Drohungen, Korruption", und dann drehst Du es als Frage "..... oder einfach nur ein besonders umkämpftes Geschäft" - und schon ist das juristisch wasserdicht!

Sekretärin: Herr SPIEGEL-Chef, hier ist der Vertriebsleiter wegen der Inserate von diesen Stromkonzernen.....

SPIEGEL-Chef (wedelt mit der Hand, damit der Redakteur geht).....Du weißt Bescheid, ist klar jetzt, oder: Also, dann wollle ´mer den Vertriebsleiter mal reinlasse...höhöhö

(Jörg Weber)
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