Anleihen / AIF

30.10.2007: Geschlossene Fonds-News: Ärger um Beteiligungsgesellschaft der Berliner „tageszeitung“ (taz) – ECOreporter.de sprach mit dem taz-Geschäftsführer

Die Berliner „tageszeitung“ (taz) soll Gelder aus ihrer Beteiligungsgesellschaft taz Entwicklungs KG nicht zweckgemäß verwendet haben. Das hält das Magazin „Journal“ des Deutschen Journalisten-Verbandes NRW (DJV-NRW) dem Blatt vor. Im einem zweiseitigen Beitrag hagelt es Vorwürfe: Ein Gutachten der Bremer Progress Institut für Wirtschaftsforschung GmbH (PIW) bestätigte demnach, dass die taz-Gruppe mit Geldzuflüssen aus der taz-Entwicklungs-KG ihre Eigenkapitalausstattung verbessert habe. Die gewählte Form der Kapitalbeschaffung habe allerdings ein großes Risiko dargestellt, heißt es weiter. Dem sei letztendlich auch der Lokalteil NRW geopfert worden.

Die taz Entwicklungs KG war im März 2003 gegründet worden, um die Eigenkapitalbasis des Verlags zu stärken und die vier Unternehmensbereiche taz-Nord, taz-NRW, Le Monde diplomatique (LMD) und digitaz weiterzuentwickeln. Ursprünglich sollte die KG innerhalb von drei Jahren bis zu fünf Millionen Euro Kapital akquirieren, bis November 2005 kamen allerdings nur 2,97 Millionen Euro zusammen. Davon sollen nach Darstellung des DJV-NRW 1,9 Millionen Euro für die Sanierung der taz nord verwendet worden sein. 640.000 Euro flossen demnach als Kaufpreis für die Regionaltochter an die taz-Gruppe, zudem seien Verbindlichkeiten der taz Nord in Höhe von weiteren 926.000 Euro gegenüber Schwesterfirmen in der taz-Gruppe zurück gezahlt worden. Aus den Mitteln der Entwicklungs KG habe man nach den Feststellungen der PIW „erhebliche Altlasten“ beglichen, heißt es weiter. Für Werbe- und Entwicklungskosten seien lediglich 700.000 Euro ausgegeben worden.

Wie die DJV-Autoren weiter ausführen, werde das PIW-Gutachten innerhalb der taz derzeit nur unter der Hand gehandelt. Bei der jüngsten Versammlung der taz-Genossenschaft am 15. September 2007 sei die „heikle Expertise“ nicht offen gelegt worden. ECOreporter.de sprach mit Karl-Heinz Ruch über die Vorwürfe, er ist Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft und langjähriger Geschäftsführer der taz. „Das PIW-Gutachten wird nicht unter der Hand gehandelt“, weist Ruch den Vorwurf des DJV-NRW zurück: „Der Aufsichtsrat hat es auf der Versammlung der taz-Genossenschaft 70-fach verteilt, das steht auch im Protokoll der Versammlung. Außerdem kann jeder Genosse sich das Gutachten per E-Mail zuschicken lassen.“
Ruch hat der Redaktion sowohl das Gutachten als auch das Protokoll der Gesellschafterversammlung zur Verfügung gestellt. Im Protokoll heißt es: „Der Vorstand hatte das Gutachten zur Veröffentlichung in 50 Exemplaren kopiert und bereitgelegt. Auf Wunsch wurde es ausgehändigt.“

Zur taz Entwicklungs KG erklärt Ruch: „Die Entwicklungs KG sollte sich nicht nur um Investitionsprojekte kümmern. Sie hatte die vier Projekte taz NRW, taz Nord, Digitaz und Le Monde Diplomatique. Bei der taz Nord gab es Sanierungsmöglichkeiten, die Digitaz und Le Monde waren Gewinnbringer. Dass es in NRW nicht geklappt hat, lag nicht allein daran, dass weniger Geld eingeworben wurde.“ Das erste Problem sei der unregelmäßig Mittelzufluss gewesen, so der taz-Vorstand. Im ersten Jahr sei viel Geld hereingekommen, im zweiten Jahr ganz wenig und im dritten noch einmal recht viel. „Deshalb sind wir im zweiten Jahr bei den Investitionen sehr vorsichtig geworden“, so Ruch. Das NRW-Konzept sei am Anfang nicht ganz richtig aufgebaut gewesen, erklärt er weiter. Mit zwei Redaktionen an verschiedenen Orten sei es zu aufwendig und zu teuer gewesen. Insgesamt 2,2 Millionen Euro investierte die Entwicklungs KG nach Angaben von Ruch bis Ende 2006 für den Lokalteil NRW.

Zur taz Nord erklärte Ruch gegenüber ECOreporter.de, mit der vom DJV-NRW genannten Zahl von 1,9 Millionen Euro könne er nichts anfangen. Es seien auch nicht 926.000 Euro aufgewendet worden, um Verbindlichkeiten der taz Nord zu begleichen. Ruch: „Die Entwicklungs KG hat die taz Nord für 640.000 Euro übernommen. Die taz Nord hatte Schulden, durch den Verkauf des Regionalteils wurde sie in die Lage versetzt, die zu bezahlen. Damit konnte die drohende Überschuldung der Gesellschaft verhindert werden.“
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