Nachhaltige Aktien, Meldungen

29.9.2006: Börsennotierte Solarunternehmen in Deutschland: Solare Dickschiffe dominieren bei Marktkapitalisierung, Umsatz und Vorsteuergewinn - Gibt es noch günstige Titel?

Die Aktien von fast 40 Solarunternehmen werden an deutschen Börsenplätzen gehandelt. Vom Kraftwerksprojektierer über den Hersteller von Solarzellen, den Modulbauer und den Siliziumerzeuger sind alle Bereiche der Fertigungskette vertreten. Auch ein Unternehmen, das solarthermische Kraftwerke realisiert. Analysten und Banker verweisen bei ihren Empfehlungen meist auf die Börsenschwergewichte, sie hätten aufgrund ihrer relativen Größe die besten Aussichten auf langfristigen Erfolg. ECOreporter.de hat Markkapitalisierung, Umsatz und Gewinn der Firmen verglichen und dabei manche Überraschung erlebt. Mit einer Marktkapitalisierung von 4,95 Milliarden Euro ist die norwegische Renewable Energy Corporation ASA (REC) laut unserer Aufstellung der größte in Deutschland börsennotierte Solarwert. Die Marktkapitalisierung errechnet sich aus dem Börsenkurs multipliziert mit der Anzahl der Aktien des Unternehmens. REC mit Sitz in Høvik kündigte vor wenigen Tagen an, seine Produktion von Solarzellen bis 2008 auf eine Kapazität von 225 Megawatt (MW) zu vervierfachen und die Herstellung von Solarmodulen auf eine Kapazität von 100 MW zu verdoppeln. Ferner meldeten die Norweger, dass sie für umgerechnet rund 39 Millionen Euro die Produktion von Polysilizium und Silangas in ihrem US-Werk in Butte, Montana, ausbauen wollen (ECOreporter.de berichtete). REC gingen erst im Mai 2006 an die Börse, das IPO war laut dem Unternehmen fünfzehnfach überzeichnet.
Auch der zweitgrößte Solarwert unserer Auswertung notiert erst seit wenigen Monaten an der Börse. Die chinesische Suntech Power Holdings Co. Ltd. Mit Sitz im südchinesischen Wuxi notiert seit Dezember 2005 an der New Yorker Technologiebörse Nasdaq. Suntech produziert Solarzellen und Module.

Mehr als die Hälfte der 20 größten Solarfirmen in unserer Auswertung haben ihren Sitz in Deutschland. Drei von ihnen erreichen einen Börsenwert von mehr als einer Milliarde Euro: der Thalheimer Solarzellenhersteller Q-Cells AG (2,6 Milliarden), der Bonner Solarkonzern SolarWorld AG (2,5 Milliarden) und der Hamburger Solargroßhändler, -projektierer und Hersteller von Wechselrichtern Conergy AG (1,14 Milliarden).

Tabelle: Die 20 größten, in Deutschland börsennotierten Solarunternehmen (Marktkapitalisierung, Stand 8. September)



Kurs-Umsatz-Verhältnis: Viel Vertrauen in die Zukunft der Großen

Typisch für eine Wachstumsbranche: Keines der solaren Marktschwergewichte reichte mit seinem Umsatz 2005 auch nur annähernd an die aktuelle Börsenbewertung heran. Die Relation von Umsatzerlösen zur Marktbewertung, das so genannte "Kurs-Umsatz-Verhältnis" (KUV) rangiert von moderaten 2:1 (Conergy) bis zu rund 16:1 bei REC und Suntech. Der Markt traut den Firmen kräftige Wachstumsraten zu, so rechnen Analysten bei REC im laufenden Jahr mit einem Umsatzsprung auf rund 490 Millionen Euro, die Erlöse der SolarWorld AG sollen auf gut 530 Millionen Euro klettern. Deutlich geringer werden die Wachstumschancen der kleineren Titel am Markt eingeschätzt, so kommt der Projektierer von Solarkraftwerken Phönix SonnenStrom AG auf ein KUV von 0,8, der Modulbauer aleo solar AG liegt bei 1,19.

Tabelle: Umsätze der 20 größten, in Deutschland börsennotierten Solarunternehmen in 2005



Vorsteuerergebnis oft Vorsteuerverlust

Mit fast einer Milliarde Euro wird die US-amerikanische Energy Conversion Devices Inc. (ECD) bewertet, die 2005 einen Fehlbetrag in Höhe von 36,6 Millionen Euro erwirtschaftete. Das Unternehmen aus Rochester Hills, Michigan, gilt als Technologieschmiede mit unzähligen aussichtsreichen Lizenzen und Patenten, ist aber seit Jahren chronisch ertragsschwach. Fast die Hälfte der Unternehmen unsere Auswertung fuhren 2005 einen Verlust ein. Gut geschlagen haben sich die fünf solaren Dickschiffe SolarWorld, REC, Q-Cells, Conergy und Suntech, die allesamt gut verdienten.

Tabelle: Die 20 in Deutschland börsennotierten Solarunternehmen mit dem höchsten Gewinn vor Steuern und Zinsen (EBIT) in 2005



Traumhafte Margen - wie lange noch?

Von den Margen einiger Solarunternehmen beim Gewinn vor Steuern wagen andere Branchen nicht einmal zu träumen. An der Spitze unserer Tabelle liegt mit 69,43 Prozent Vorsteuergewinn am Umsatz 2005 die Solar Millennium AG aus Erlangen. Hier handelt es sich allerdings um einen einmaligen Effekt, der Entwickler von solarthermischen Kraftwerken hat im letzten Jahr sein erstes großen Projekt verkauft und die Ernte vieler Jahre eingefahren. Auch die Gewinne der auf Rang zwei folgenden Solarparc AG sind starken saisonalen und jährlichen Schwankungen ausgesetzt, das Bonner Unternehmen entwickelt, verkauft und betreibt Solarkraftwerke. Interessanter fällt die Betrachtung der Marktführer aus: SolarWorld, REC und Q-Cells glänzen mit EBIT-Margen über 20 Prozent. Mit 15 Prozent folgt die chinesische Suntech, Conergy stehen mit 8,4 Prozent deutlich schlechter da. Attraktiv erscheinen die moderat bewertete aleo solar AG und die Spezialistin für Antireflexbeschichtung Roth & Rau AG. Bei Firmen weisen ein vergleichsweise geringes KUV auf (Roth & Rau 2,48) und arbeiten profitabel.

Fraglich ist, wie lange es den Solarunternehmen gelingen wird, ihre Spitzenmargen zu halten. Diese entstanden in einer Phase rasch wachsender weltweiter Nachfrage und konstanter staatlicher Förderung der Photovoltaik. Anleger sollten sich darauf gefasst machen: Auch der erfreulichste Boom währt nicht ewig.

Tabelle: EBIT-Margen der 20 ertragsstärksten, in Deutschland börsennotierten Solarunternehmen in 2005



Die ganz Großen des Solarmarkts sind überwiegend nicht börsennotiert. Weltmarktführer bei der Produktion von Solarzellen war laut einer Studie der Internationalen Energie Agentur (IEA) 2005 der japanische Technologiekonzern Sharp, der Geschäftsbereich Photovoltaik der Gesellschaft lieferte im letzten Jahr 28 Prozent der Solarzellen weltweit. Mit stattlichen elf Prozent Weltmarktanteil folgt als einziges eigenständiges börsennotiertes Unternehmen unter den größten zehn Herstellern die deutsche Q-Cells AG. Es folgen die Solar-Töchter der Konzerne Kyocera, Sanyo und Mitsubishi.
Laut einer Marktstudie der Fachzeitschrift Photon stellte Sharp im letzten Jahr Solarzellen mit 427,5 MW Leistung her. Für Q-Cells ermittelte die Studie 165 MW, für Kyocera 142 MW und für Sanyo 125 MW. Die drei Marktführer würden 2006 ihre Spitzenposition behaupten, prognostizierte Photon. Interessant vor dem Hintergrund des enormen Börsenerfolgs der Gesellschaft: die chinesische Suntech wird sich laut der Untersuchung im laufenden Jahr vom achten auf den vierten Rang verbessern. Mit 150 MW Produktionsleistung werde Suntech voraussichtlich Sanyo verdrängen, so die Studie. 2004 lag Suntech noch auf Platz zehn.

Auch bei den Modulbauern lag Sharp in 2005 mit 26 Prozent Weltmarktanteil vorn. Die unabhängige börsennotierte Berliner Solon AG belegte mit vier Prozent der weltweiten Produktion den sechsten Rang.
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