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28.9.2006: Vom Board an die Börse: Deutsche Makler beobachten auch Diskussionsforen, bevor sie eine Aktie in den Handel übernehmen - das Beispiel des Ethanol-Produzenten Ethanex
Immer mehr kaum bekannte oder gänzlich unbekannte ausländische Aktien tauchen auf den Kurslisten deutscher Börsen auf. Darunter auch etliche Erneuerbare-Energie-Unternehmen. Können Anleger darauf vertrauen, dass die Unternehmen kontrolliert werden und transparent sein müssen? ECOreporter.de hat nachgefragt.
Aktien des US-amerikanischen Ethanol-Startups Ethanex Energy, Inc. werden in Frankfurt, Stuttgart, München, Berlin-Bremen und im elektronischen Xetra-Handel der Deutschen Börse AG notiert. Ethanex hat seinen Sitz in Basehor im US-Bundesstaat Kansas. Das Unternehmen baut eigenen Angaben zufolge zur Zeit drei Fabriken, in denen aus Getreide Bio-Ethanol hergestellt werden soll; ein Alkohol der als Autokraftstoff verwendbar ist. 2008 soll die Produktion anlaufen.. Wie kam es dazu, dass diese Aktie in Deutschland gehandelt wird?
Damit die Aktie eines ausländischen Unternehmens an einer deutschen Börse gehandelt werden kann, muss sie in den Börsenhandel eingeführt werden. Das ist Aufgabe der Maklerunternehmen, die an den jeweiligen Börsenplätzen zugelassen sind. An der Berliner Börse ist das Maklerunternehmen Tradegate Wertpapierhandelsbank AG für den Handel mit Anteilscheinen der Ethanex-Aktie zuständig. Holger Timm, Vorstandsmitglied von Tradegate, erklärt gegenüber ECOreporter.de: "Wir wissen im Zweifel gar nichts über die Unternehmen, deren Aktien wir handeln. Für uns sind sie eine Ware. Ob es gute oder schlechte Firmen sind, ist für uns völlig irrelevant. Wir nehmen auch keinen Kontakt mit den Unternehmen auf." Tradegate sehe seine Aufgabe als Dienstleister darin, dem deutschen Anleger den ordnungsgemäßen Handel mit den ausländischen Aktien zu ermöglichen, so Timm. Auch die Börse nehme keine inhaltliche Bewertung vor, es würden nur formale Kriterien aufgestellt.
Woher kommt dann aber der Impuls, die eine Aktien in Deutschland zu handeln, die andere nicht? Alles ganz technisch. Timm: "Unser Team schaut sich die Umsätze im Heimatmarkt an und wählt danach aus, welche Titel neu aufgenommen werden. Zusätzlich dazu verständigen wir uns mit den Onlinebrokern darüber, ob im Markt genügend Interesse an dem Titel besteht. Wir lesen Börsenbriefe, um uns ein Bild zu verschaffen, wir schauen auch in die Boards und Diskussionsforen. Das Ziel: Wir wollen möglichst viel Umsatz mit den Aktien machen und dabei möglichst geringe Bestände aufbauen. Für jeden Titel müssen wir schließlich eine Einführungsgebühr an der Börse zahlen."
Dass sich die Tradegate AG nicht für einzelne Firmen interessiert, nicht interessieren darf, hängt auch mit ihrer Funktion als so genannter "Skontroführer" zusammen. Pro Börsenplatz und je Aktiengattung gibt es je einen Skontroführer, der das elektronische Orderbuch führt. Alle Orders, die eingehen, landen bei dem jeweiligen Skontroführer. "Das ist in Deutschland an allen Präsenzbörsen so organisiert, und Skontroführer haben die unbedingt Pflicht zur Unabhängigkeit", so der Tradegate-Vorstand. In Berlin-Bremen und Frankfurt übe sein Haus diese Funktion aus.
Nur Aktien von Unternehmen, die am Heimatmarkt Handelsvorschriften unterliegen, die mit denen in Deutschland vergleichbar sind, kommen laut dem Börsenfachmann für den Handel hierzulande infrage. Das treffe mittlerweile auch für bestimmte Bereiche des "Over-The-counter"-Handels zu (OTC), erklärt er, die so genannten OTC Bulletin Boards (OTC BB). "Die Bulletin Boards unterliegen seit etwa drei Jahren ähnlichen Berichtspflichten wie die Nasdaq. Teilweise sind sie sogar schärfer, es müssen zum Beispiel Quartalsberichte vorgelegt werden", so Timm. Titel aus dem ausserbörslichen Segment "Pink Sheets" kämen für den deutschen Handel jedoch nicht in Frage.
Im Handel an deutschen Börsen hat der Anleger laut Timm keine Gewähr auf mehr Transparenz. Im Freiverkehr seien die Berichtspflichten sehr gering, sagt er. Im Frankfurter Entry-Standard müssten Unternehmen beispielsweise keinen Verkaufsprospekt vorlegen.
Eva Klose, Pressesprecherin der Berliner Börse, bestätigt im Gespräch mit ECOreporter.de die Darstellung des Maklers: "Die Werte des OTC Bulletin Board erfüllen die Voraussetzungen für den Handel in Berlin. Die Unternehmen haben an ihrer Heimatbörse ein Zulassungsverfahren durchlaufen, sie unterliegen den Folgepflichten ihrer Heimatbörse." Die US-Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) fordere unter anderem Quartalsberichte und Jahresabschlüsse von den Firmen, so Klose. Auch der Insiderhandel werde überwacht. Unternehmen, die den Veröffentlichungspflichten nicht nachkämen, könne die SEC aus dem Bulletin Board ausschließen. Die Sprecherin: "Die notwendige Transparenz ist gesichert."
Aufgabe der Börse sei nicht die Auswahl einzelner Titeln, erklärt Klose gegenüber ECOreporter.de. In Berlin würden über 14.000 Aktien aus mehr als 60 Ländern gehandelt, so viel wie an keiner anderen Börse. "Wir entscheiden nicht, welche Aktien in den Handel gelangen, sondern ob der Handel für eine Aktie aufgenommen wird. Wir prüfen formale Kriterien, und wir sorgen anschließend für den ordnungsgemäßen Handel gemäß den Regularien und Börsenvorschriften", so Klose. Der Bereich Umwelttechnologie habe in den letzten Jahren regen Zuwachs erhalten.
Die Ethanex Energy Inc. zahlt laut Klose keine Gebühren für den Handel ihrer Aktien in Deutschland. Gebühren müsse allerdings der zuständige Makler entrichten. Ethanex entstand aus der vormaligen Armistead Energy, Inc. In der aktuellen Phase erwirtschaftet Ethanex keine Gewinne - so viel zumindest konnte ECOreporter.de erfahren.
Bilder: Holger Timm; Eva Klose / Quelle: Tradegate AG und Berliner Börse
Aktien des US-amerikanischen Ethanol-Startups Ethanex Energy, Inc. werden in Frankfurt, Stuttgart, München, Berlin-Bremen und im elektronischen Xetra-Handel der Deutschen Börse AG notiert. Ethanex hat seinen Sitz in Basehor im US-Bundesstaat Kansas. Das Unternehmen baut eigenen Angaben zufolge zur Zeit drei Fabriken, in denen aus Getreide Bio-Ethanol hergestellt werden soll; ein Alkohol der als Autokraftstoff verwendbar ist. 2008 soll die Produktion anlaufen.. Wie kam es dazu, dass diese Aktie in Deutschland gehandelt wird?
Damit die Aktie eines ausländischen Unternehmens an einer deutschen Börse gehandelt werden kann, muss sie in den Börsenhandel eingeführt werden. Das ist Aufgabe der Maklerunternehmen, die an den jeweiligen Börsenplätzen zugelassen sind. An der Berliner Börse ist das Maklerunternehmen Tradegate Wertpapierhandelsbank AG für den Handel mit Anteilscheinen der Ethanex-Aktie zuständig. Holger Timm, Vorstandsmitglied von Tradegate, erklärt gegenüber ECOreporter.de: "Wir wissen im Zweifel gar nichts über die Unternehmen, deren Aktien wir handeln. Für uns sind sie eine Ware. Ob es gute oder schlechte Firmen sind, ist für uns völlig irrelevant. Wir nehmen auch keinen Kontakt mit den Unternehmen auf." Tradegate sehe seine Aufgabe als Dienstleister darin, dem deutschen Anleger den ordnungsgemäßen Handel mit den ausländischen Aktien zu ermöglichen, so Timm. Auch die Börse nehme keine inhaltliche Bewertung vor, es würden nur formale Kriterien aufgestellt.
Woher kommt dann aber der Impuls, die eine Aktien in Deutschland zu handeln, die andere nicht? Alles ganz technisch. Timm: "Unser Team schaut sich die Umsätze im Heimatmarkt an und wählt danach aus, welche Titel neu aufgenommen werden. Zusätzlich dazu verständigen wir uns mit den Onlinebrokern darüber, ob im Markt genügend Interesse an dem Titel besteht. Wir lesen Börsenbriefe, um uns ein Bild zu verschaffen, wir schauen auch in die Boards und Diskussionsforen. Das Ziel: Wir wollen möglichst viel Umsatz mit den Aktien machen und dabei möglichst geringe Bestände aufbauen. Für jeden Titel müssen wir schließlich eine Einführungsgebühr an der Börse zahlen."
Dass sich die Tradegate AG nicht für einzelne Firmen interessiert, nicht interessieren darf, hängt auch mit ihrer Funktion als so genannter "Skontroführer" zusammen. Pro Börsenplatz und je Aktiengattung gibt es je einen Skontroführer, der das elektronische Orderbuch führt. Alle Orders, die eingehen, landen bei dem jeweiligen Skontroführer. "Das ist in Deutschland an allen Präsenzbörsen so organisiert, und Skontroführer haben die unbedingt Pflicht zur Unabhängigkeit", so der Tradegate-Vorstand. In Berlin-Bremen und Frankfurt übe sein Haus diese Funktion aus.
Nur Aktien von Unternehmen, die am Heimatmarkt Handelsvorschriften unterliegen, die mit denen in Deutschland vergleichbar sind, kommen laut dem Börsenfachmann für den Handel hierzulande infrage. Das treffe mittlerweile auch für bestimmte Bereiche des "Over-The-counter"-Handels zu (OTC), erklärt er, die so genannten OTC Bulletin Boards (OTC BB). "Die Bulletin Boards unterliegen seit etwa drei Jahren ähnlichen Berichtspflichten wie die Nasdaq. Teilweise sind sie sogar schärfer, es müssen zum Beispiel Quartalsberichte vorgelegt werden", so Timm. Titel aus dem ausserbörslichen Segment "Pink Sheets" kämen für den deutschen Handel jedoch nicht in Frage.
Im Handel an deutschen Börsen hat der Anleger laut Timm keine Gewähr auf mehr Transparenz. Im Freiverkehr seien die Berichtspflichten sehr gering, sagt er. Im Frankfurter Entry-Standard müssten Unternehmen beispielsweise keinen Verkaufsprospekt vorlegen.
Eva Klose, Pressesprecherin der Berliner Börse, bestätigt im Gespräch mit ECOreporter.de die Darstellung des Maklers: "Die Werte des OTC Bulletin Board erfüllen die Voraussetzungen für den Handel in Berlin. Die Unternehmen haben an ihrer Heimatbörse ein Zulassungsverfahren durchlaufen, sie unterliegen den Folgepflichten ihrer Heimatbörse." Die US-Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) fordere unter anderem Quartalsberichte und Jahresabschlüsse von den Firmen, so Klose. Auch der Insiderhandel werde überwacht. Unternehmen, die den Veröffentlichungspflichten nicht nachkämen, könne die SEC aus dem Bulletin Board ausschließen. Die Sprecherin: "Die notwendige Transparenz ist gesichert."
Aufgabe der Börse sei nicht die Auswahl einzelner Titeln, erklärt Klose gegenüber ECOreporter.de. In Berlin würden über 14.000 Aktien aus mehr als 60 Ländern gehandelt, so viel wie an keiner anderen Börse. "Wir entscheiden nicht, welche Aktien in den Handel gelangen, sondern ob der Handel für eine Aktie aufgenommen wird. Wir prüfen formale Kriterien, und wir sorgen anschließend für den ordnungsgemäßen Handel gemäß den Regularien und Börsenvorschriften", so Klose. Der Bereich Umwelttechnologie habe in den letzten Jahren regen Zuwachs erhalten.
Die Ethanex Energy Inc. zahlt laut Klose keine Gebühren für den Handel ihrer Aktien in Deutschland. Gebühren müsse allerdings der zuständige Makler entrichten. Ethanex entstand aus der vormaligen Armistead Energy, Inc. In der aktuellen Phase erwirtschaftet Ethanex keine Gewinne - so viel zumindest konnte ECOreporter.de erfahren.
Bilder: Holger Timm; Eva Klose / Quelle: Tradegate AG und Berliner Börse