Erneuerbare Energie

26.4.2007: Bald unbezahlbar? - Experte fordert rechtzeitige Anpassung der Einspeisevergütung an die Kostenentwicklung beim Solarstrom

Für alle bis zum Jahr 2010 in Deutschland gebauten Photovoltaikanlagen müssen die Verbraucher voraussichtlich 77 Milliarden Euro aufbringen, wenn die Einspeisevergütung nicht der Kostenentwicklung angepasst wird. Dies berichtet das Solarstrom-Magazin Photon. Gleichzeitig bezeichnet das Magazin Zahlen des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) als deutlich zu niedrig. Das RWI gehe in einer Studie von 14,3 Milliarden Euro bereits aufgelaufener Förderkosten für Solarstrom aus. Diese müssten die Stromverbraucher für alle gegenwärtig in Betrieb befindlichen Photovoltaikanlagen aufbringen, verteilt über deren 20-jährigen Vergütungszeitraum, also bis 2026. Bis 2010 erhöhe sich diese Summe laut RWI auf dann bis 2030 abzutragende 24,15 Milliarden Euro. Photon geht dagegen von bereits aufgelaufenen 28 Milliarden Euro und einer für 2010 zu erwartenden Summe von 77 Milliarden Euro aus. Der Solarstromanteil an der Gesamtversorgung solle dann bei rund zwei Prozent liegen.

Die Differenzen zwischen den Berechnungen von Photon und RWI entstehen laut Photon vor allem durch die stark unterschiedlichen Annahmen zum Marktwachstum. Das RWI kalkuliere mit einem Zubau von 500 Megawatt (MW) für 2005 sowie 525 MW für 2006 und voraussichtlich 500 bis 600 MW in den Folgejahren. Bis 2020 ergäben sich hieraus kumulierte Mehrkosten von 63 Milliarden Euro.

Nach den Photon-Zahlen gingen 2005 jedoch rund 850 MW ans Netz, für 2006 rechnet das Solarstrom-Magazin mit etwa 1.150 MW und für die Folgejahre mit einem weiterhin wachsenden Markt. So ergebe sich die Prognose von 77 Milliarden Euro kumulierter Kosten für 2010. Dabei sei schon berücksichtigt, dass nach noch unbestätigten Informationen im Bundesumweltministerium (BMU) eine Erhöhung der jährlichen Vergütungsdegression in Schritten auf 7,5 Prozent erwogen werde. Eine Fortschreibung der Entwicklung würde im Jahr 2020 zu kumulierten Kosten von rund 250 Milliarden Euro führen.

Allerdings läge in diesem Szenario der Solarstromanteil bei rund 15 Prozent. Dieses Ziel sei auch erreichbar, allerdings eben nur "bei einem sofortigen Anpassen der Vergütung an die erreichte Kostenreduktion der Solarindustrie", so Photon-Herausgeber Philippe Welter. Wollte man erst in einigen Jahren die Einspeisevergütung der tatsächlichen Kostenentwicklung anpassen, seien die aufgehäuften Umlagen so hoch, dass die Solarförderung nicht mehr bezahlbar sei, erklärte er weiter.
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