Einfach E-Mail-Adresse eintragen und auf "Abschicken" klicken - willkommen!
25.10.2007: Erneuerbare Energien: Photovoltaik ist nicht alles - Parabolrinnenkraftwerke sind auf dem Vormarsch
Solarstrom stammt in der Regel aus jenen blau schimmernden Modulen auf Dächern. Diese Technologie ist noch verhältnismäßig
jung. Schon vor fast 100 Jahren galt eine andere Sonnenenergieanlage als aussichtsreich: das Parabolrinnenkraftwerk. Mittlerweile erlebt sie ihren zweiten Frühling – und Anleger haben verschiedene Möglichkeiten, einzusteigen.
In diesem Punkt war er seiner Zeit weit voraus, der Deutsche Reichstag: 1916 bewilligte er immerhin 200.000 Reichsmark, um ein Solarkraftwerk im damaligen Deutsch-Südwest-Afrika zu bauen. Es sollte die Parabolrinnen-Technik nutzen. Parabolrinnenkollektoren bestehen aus gewölbten Spiegeln. Sie werfen die Sonnenstrahlen gebündelt auf ein Rohr, konzentrieren damit die Wärme und erhitzen eine Flüssigkeit. Mit ihrer Hilfe wird Dampf erzeugt, der über eine Turbine letztlich dazu dient, Strom zu liefern. Der Erste Weltkrieg ließ aus dem Projekt in Afrika nichts werden, später erschien es auch wegen des billigen Erdöls als wenig aussichtsreich. Die Erdölkrise in den siebziger Jahren machte Sonnenenergie wieder interessant. Schon zwischen 1977 und 1982 entstanden Demonstrations-Solaranlagen mit Parabolrinnen in den USA, 1981 auch eine in Spanien. 1984 wurde es ernst: Ein Parabolrinnenkraftwerk in Südkalifornien startete den kommerziellen Betrieb – und war erfolgreich. Mittlerweile sind dort neun solcher Kraftwerke mit einer Gesamtleistung von 354 Megawatt (MW) am Netz. Das jüngste Parabolrinnenkraftwerk ging im Frühjahr 2007 in Boulder City in Nevada ans Netz. Es bedeckt 1,4 Quadratkilometer Fläche und leistet 64 MW; die deutsche Schott AG lieferte unter anderem 19.300 parabolische Spiegel.
Das vielleicht einmal größte Parabolrinnenkraftwerk Europas ist seit 2006 in Andalusien im Bau; die börsennotierte Erlanger Solar Millennium AG hat die Federführung bei Andasol I, II und III. Jeder Teil soll 510.000 Quadratmeter Kollektorfläche haben. Das Investitionsvolumen beträgt 300 Millionen Euro. Partner der Solar Millennium AG sind die spanische ACS/Cobra-Gruppe, der größte Baukonzern und Anlagenbauer Spaniens, und die NEO Energía, eine Tochterfirma für Erneuerbare Energien der EDP Gruppe (Energias de Portugal, S.A.). Die neuartige Rinne für die Kraftwerke wurde in Deutschland mitentwickelt. Die Kraftwerke werden über Speicher mit geschmolzenem Salz verfügen. Sie sollen siebeneinhalb Stunden Stromerzeugung auch dann ermöglichen, wenn die Sonne nicht scheint.
Was macht die Parabolrinnentechnik auch in Europa derzeit so interessant? Dr. Dipl.-Ing. Franz Trieb vom Institut für Technische Thermodynamik im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) verweist auf das neue Einspeisegesetz in Spanien; es biete gute Rahmenbedingungen, solarthermische Kraftwerke seien auf seiner Grundlage rentabel zu betreiben. Auch der starke Anstieg der Brennstoffkosten sei ausschlaggebend, so Trieb. Inzwischen sei die solarthermische Energieerzeugung mit Öl konkurrenzfähig, in absehbarer Zeit auch mit Gas. Trieb: „Zum Verständnis: Die Kollektoren ersetzen den Brennstoff, nicht die Technik der Stromerzeugung, die weiterhin auf Turbinen beruht.“ Heute koste die Wärme aus dem Kollektor zirka 50 Dollar je Barrel Öläquivalent, in drei bis fünf Jahren würden es 35 Dollar sein und 2015 etwa 25 Dollar. „Langfristig kann der Preis bis auf 15 Dollar heruntergehen“, prognostiziert Trieb. Er sagt, die Kosten würden mit der Lernkurve derjenigen zusammenhängen, die die Anlagen bauten und betrieben – und dafür sei die Anzahl der Anlagen wichtig. Bei jeder Verdoppelung der Kapazität werde es 10 bis 15 Prozent billiger, so Trieb. „Neuerdings können die parabolischen Spiegel auch durch flache Fresnelspiegel ersetzt werden“, so Trieb. Dabei handelt es sich um eine etwas abgewandelte Technik, mit der die Kosten für die Spiegelfelder sinken könnten.
Nach Triebs Ansicht sind deutsche Hersteller im Bereich der solarthermischen Energieerzeugung gut aufgestellt. Ihr Anteil an der Wertschöpfung liege im Schnitt bei 25 Prozent. Trieb: „Beispiele sind die Firmen Flabeg (Spiegel), Schott (Absorber) oder Siemens (Turbinen). Die MAN Ferrostaal hat eine eigene Fresnellinie aufgebaut. Ein weiteres Unternehmen, die F&W Zander, hat eine besonders leichte Technologie entwickelt, bei der das Gewicht der Rinne auf fast ein Viertel reduziert wird.“
In den letzten Monaten haben Unternehmen Pläne für verschiedene solarthermische Kraftwerke veröffentlicht. So hat die börsennotierte US-amerikanische FPL Group Inc. aus Juno Beach in Florida verkündet, in den nächsten sieben Jahren 1,5 Milliarden Dollar für die Errichtung von solarthermischen Kraftwerken in Florida und in Kalifornien aufzuwenden. Acciona Energy, US-Tochter der ebenfalls börsennotierten spanischen Acciona SA, plant im Südosten von Las Vegas ein Solarthermieprojekt mit einem Volumen von rund 266 Millionen Dollar. An der Finanzierung sind unter anderem die Finanzdienstleister Wells Fargo und JPMorgan Capital beteiligt. Abengoa baut neben einem Solarturmprojekt bei Sevilla ein Parabolrinnen-Kraftwerk in Algerien mit 150 MW Leistung.
Über Fonds für private und institutionelle Anleger wollen M+W Zander FE GmbH und die Karlsruher Novatec BioSol AG solarthermische Kraftwerke finanzieren. Die Partner haben eigenen Angaben zufolge drei Projekte in Spanien in der Planung. Die erste gemeinsame 30-Megawatt-Anlage solle noch in 2007 errichtet werden, heißt es.
Im Frühjahr 2007 wurde im südspanischen Sanlucar la Mayor in der Nähe von Sevilla das erste kommerziell betriebene Solarturmkraftwerk in Betrieb genommen. Das Kraftwerk mit der Bezeichnung „PS10“ hat eine Nennleistung von 11 Megawatt (MWe), die Jahresleistung soll nach Angaben der Betreiber 23 Gigawattstunden (GWh) erreichen. Das Projekt wurde federführend von dem Solarspezialisten Solucar, einer Tochter des börsennotierten spanischen Technologiekonzerns Abengoa SA, geplant und errichtet. Rund 35 Millionen Euro hat die Anlage gekostet, davon stammen 5 Millionen aus Mitteln der Europäischen Union. An der Technologieentwicklung für den Kraftwerkstyp ist das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) maßgeblich beteiligt. In die Umsetzung war das Stuttgarter Ingenieurbüro Fichtner Solar eingebunden.
Das Prinzip des Solarturmkraftwerks ist einfach: Mittels eines Spiegels wird das Licht der Sonne konzentriert auf einen Punkt gelenkt. Dort wird es nun wesentlich wärmer, als auf der ursprünglich bestrahlten Fläche. Findige Ingenieure haben die Grundidee perfektioniert. Im Kraftwerk PS10 sind nördlich eines 120 Meter hohen Turms 624 der Sonne nachgeführte Einzelspiegel mit einer Fläche von je 120 m² angeordnet, so genannte „Heliostaten“. Die Wärme wird durch einen 170 m² großen halbzylindrischen Receiver an der Spitze des Turms nutzbar gemacht. Die entstehende Hochtemperaturwärme kann dann in Gas- oder Dampfturbinenkraftwerke eingespeist werden, um Strom für das öffentliche Netz zu erzeugen.
Das Kraftwerk PS10 wurde in Spanien als erster Teil eines solarthermischen Projekts errichtet, das bis 2013 eine Leistung von mehr als 300 MW erreichen soll. Im niederrheinischen Jülich soll bis November 2008 ein Solarturmkraftwerk mit einer elektrischen Leistung von 1,5 MW in Betrieb gehen. Betreiber des Versuchs- und Demonstrationskraftwerks werden die Stadtwerke Jülich sein. Die insgesamt 23,2 Millionen Euro teure Anlage wurde von den Stadtwerken Jülich zusammen mit dem Solar-Institut Jülich (SIJ) der Fachhochschule Aachen, der Stadt Jülich, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) in Köln und den Kraftanlagen München (KAM) geplant. Mit insgesamt 11,6 Millionen Euro wurde das Projekt von verschiedenen Bundes- und Landesministerien unterstützt.
Anleger können an dem Boom teilhaben, der sich im Bereich der solarthermischen Energieerzeugung abzeichnet. Neben breit diversifizierten Großkonzernen wie Abengoa, Acciona oder FPL Group, bei denen das Thema nur eines unter vielen ist, bietet sich hierfür vor allem die Solar Millennium AG an. Interessant könnten auch die Fonds von M+W Zander und Novatec BioSol werden.
Solar Millennium will den Umsatz im Abrechnungszeitraum 2006/2007, der am 31. Oktober endet, um 80 Prozent auf 33 Millionen Euro steigern. Beim Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) visiert die Gesellschaft einen Zuwachs von 20 Prozent auf zwölf Millionen Euro an. Das mittelständische Unternehmen ist von großen Partnern umgeben: Neben den bereits erwähnten Kooperationen beim Bau der Andasol-Kraftwerke zählt dazu seit Anfang Mai die Essener MAN Ferrostaal Power Industry GmbH, eine Tochter der MAN Ferrostaal AG, die wiederum zum DAX-Unternehmen MAN AG gehört. Zusammen mit MAN gründete Solar Millennium das Joint Venture MAN Solar Millennium GmbH, um weltweit gemeinsam solarthermische Kraftwerke zu bauen.
Ehrgeizige Pläne, starke Partner: die Solar Millennium AG scheint für weiteres stürmische Wachstum gerüstet. Wenn da nicht die kurzfristig abgesagte Kapitalerhöhung wäre: Die Erlanger wollten ihr Grundkapital ursprünglich bis Ende Oktober 2007 von rund 10 auf rund 25 Millionen Euro erhöhen. Eine umfangreiche Barkapitalerhöhung sollte laut dem Unternehmen eine „substanzielle Akquisition im Kerngeschäft“ möglich machen. Das potenzielle Akquisitionsobjekt habe aber die erforderlichen Investmentkriterien nicht erfüllt. Ende September sagte Solar Millennium die Kapitalerhöhung ab.
Abengoa SA
ISIN: ES0105200416
Umsatz 2006 in Mio. Euro: 2677,20
Gewinn vor Steuern (EBT) 2006 in Mio. Euro: 134,84
Kurs 2.1.2005: 7,10 Euro
Kurs 2.1.2006: 12,12 Euro
Kurs 2.1.2007: 27,39 Euro
Kurs 24.10.2007: 27,94 Euro
Acciona SA
ISIN: ES0125220311
Umsatz 2006 in Mio. Euro: 6272,00
Gewinn vor Steuern (EBT) 2006 in Mio. Euro: 600,00
Kurs 2.1.2005: 64,84 Euro
Kurs 2.1.2006: 92,96 Euro
Kurs 2.1.2007: 140,2 Euro
Kurs 24.10.2007: 204,30 Euro
Solar Millennium AG
ISIN: DE0007218406
Umsatz 2006 in Mio. Euro (Geschäftsjahr 2005/06): 17,83
Gewinn vor Steuern (EBT) 2006 in Mio. Euro: 10,53
Kurs 2.1.2005: Zu diesem Zeitpunkt noch nicht börsennotiert
Kurs 2.1.2006: 10,92 Euro
Kurs 2.1.2007: 18,06 Euro
Kurs 24.10.2007: 42,79 Euro
Bildhinweis: Parabolrinnenkraftwerke in Spanien und den USA / Quelle: Solar Millennium
jung. Schon vor fast 100 Jahren galt eine andere Sonnenenergieanlage als aussichtsreich: das Parabolrinnenkraftwerk. Mittlerweile erlebt sie ihren zweiten Frühling – und Anleger haben verschiedene Möglichkeiten, einzusteigen.
In diesem Punkt war er seiner Zeit weit voraus, der Deutsche Reichstag: 1916 bewilligte er immerhin 200.000 Reichsmark, um ein Solarkraftwerk im damaligen Deutsch-Südwest-Afrika zu bauen. Es sollte die Parabolrinnen-Technik nutzen. Parabolrinnenkollektoren bestehen aus gewölbten Spiegeln. Sie werfen die Sonnenstrahlen gebündelt auf ein Rohr, konzentrieren damit die Wärme und erhitzen eine Flüssigkeit. Mit ihrer Hilfe wird Dampf erzeugt, der über eine Turbine letztlich dazu dient, Strom zu liefern. Der Erste Weltkrieg ließ aus dem Projekt in Afrika nichts werden, später erschien es auch wegen des billigen Erdöls als wenig aussichtsreich. Die Erdölkrise in den siebziger Jahren machte Sonnenenergie wieder interessant. Schon zwischen 1977 und 1982 entstanden Demonstrations-Solaranlagen mit Parabolrinnen in den USA, 1981 auch eine in Spanien. 1984 wurde es ernst: Ein Parabolrinnenkraftwerk in Südkalifornien startete den kommerziellen Betrieb – und war erfolgreich. Mittlerweile sind dort neun solcher Kraftwerke mit einer Gesamtleistung von 354 Megawatt (MW) am Netz. Das jüngste Parabolrinnenkraftwerk ging im Frühjahr 2007 in Boulder City in Nevada ans Netz. Es bedeckt 1,4 Quadratkilometer Fläche und leistet 64 MW; die deutsche Schott AG lieferte unter anderem 19.300 parabolische Spiegel.
Das vielleicht einmal größte Parabolrinnenkraftwerk Europas ist seit 2006 in Andalusien im Bau; die börsennotierte Erlanger Solar Millennium AG hat die Federführung bei Andasol I, II und III. Jeder Teil soll 510.000 Quadratmeter Kollektorfläche haben. Das Investitionsvolumen beträgt 300 Millionen Euro. Partner der Solar Millennium AG sind die spanische ACS/Cobra-Gruppe, der größte Baukonzern und Anlagenbauer Spaniens, und die NEO Energía, eine Tochterfirma für Erneuerbare Energien der EDP Gruppe (Energias de Portugal, S.A.). Die neuartige Rinne für die Kraftwerke wurde in Deutschland mitentwickelt. Die Kraftwerke werden über Speicher mit geschmolzenem Salz verfügen. Sie sollen siebeneinhalb Stunden Stromerzeugung auch dann ermöglichen, wenn die Sonne nicht scheint.
Was macht die Parabolrinnentechnik auch in Europa derzeit so interessant? Dr. Dipl.-Ing. Franz Trieb vom Institut für Technische Thermodynamik im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) verweist auf das neue Einspeisegesetz in Spanien; es biete gute Rahmenbedingungen, solarthermische Kraftwerke seien auf seiner Grundlage rentabel zu betreiben. Auch der starke Anstieg der Brennstoffkosten sei ausschlaggebend, so Trieb. Inzwischen sei die solarthermische Energieerzeugung mit Öl konkurrenzfähig, in absehbarer Zeit auch mit Gas. Trieb: „Zum Verständnis: Die Kollektoren ersetzen den Brennstoff, nicht die Technik der Stromerzeugung, die weiterhin auf Turbinen beruht.“ Heute koste die Wärme aus dem Kollektor zirka 50 Dollar je Barrel Öläquivalent, in drei bis fünf Jahren würden es 35 Dollar sein und 2015 etwa 25 Dollar. „Langfristig kann der Preis bis auf 15 Dollar heruntergehen“, prognostiziert Trieb. Er sagt, die Kosten würden mit der Lernkurve derjenigen zusammenhängen, die die Anlagen bauten und betrieben – und dafür sei die Anzahl der Anlagen wichtig. Bei jeder Verdoppelung der Kapazität werde es 10 bis 15 Prozent billiger, so Trieb. „Neuerdings können die parabolischen Spiegel auch durch flache Fresnelspiegel ersetzt werden“, so Trieb. Dabei handelt es sich um eine etwas abgewandelte Technik, mit der die Kosten für die Spiegelfelder sinken könnten.
Nach Triebs Ansicht sind deutsche Hersteller im Bereich der solarthermischen Energieerzeugung gut aufgestellt. Ihr Anteil an der Wertschöpfung liege im Schnitt bei 25 Prozent. Trieb: „Beispiele sind die Firmen Flabeg (Spiegel), Schott (Absorber) oder Siemens (Turbinen). Die MAN Ferrostaal hat eine eigene Fresnellinie aufgebaut. Ein weiteres Unternehmen, die F&W Zander, hat eine besonders leichte Technologie entwickelt, bei der das Gewicht der Rinne auf fast ein Viertel reduziert wird.“
In den letzten Monaten haben Unternehmen Pläne für verschiedene solarthermische Kraftwerke veröffentlicht. So hat die börsennotierte US-amerikanische FPL Group Inc. aus Juno Beach in Florida verkündet, in den nächsten sieben Jahren 1,5 Milliarden Dollar für die Errichtung von solarthermischen Kraftwerken in Florida und in Kalifornien aufzuwenden. Acciona Energy, US-Tochter der ebenfalls börsennotierten spanischen Acciona SA, plant im Südosten von Las Vegas ein Solarthermieprojekt mit einem Volumen von rund 266 Millionen Dollar. An der Finanzierung sind unter anderem die Finanzdienstleister Wells Fargo und JPMorgan Capital beteiligt. Abengoa baut neben einem Solarturmprojekt bei Sevilla ein Parabolrinnen-Kraftwerk in Algerien mit 150 MW Leistung.
Über Fonds für private und institutionelle Anleger wollen M+W Zander FE GmbH und die Karlsruher Novatec BioSol AG solarthermische Kraftwerke finanzieren. Die Partner haben eigenen Angaben zufolge drei Projekte in Spanien in der Planung. Die erste gemeinsame 30-Megawatt-Anlage solle noch in 2007 errichtet werden, heißt es.
Im Frühjahr 2007 wurde im südspanischen Sanlucar la Mayor in der Nähe von Sevilla das erste kommerziell betriebene Solarturmkraftwerk in Betrieb genommen. Das Kraftwerk mit der Bezeichnung „PS10“ hat eine Nennleistung von 11 Megawatt (MWe), die Jahresleistung soll nach Angaben der Betreiber 23 Gigawattstunden (GWh) erreichen. Das Projekt wurde federführend von dem Solarspezialisten Solucar, einer Tochter des börsennotierten spanischen Technologiekonzerns Abengoa SA, geplant und errichtet. Rund 35 Millionen Euro hat die Anlage gekostet, davon stammen 5 Millionen aus Mitteln der Europäischen Union. An der Technologieentwicklung für den Kraftwerkstyp ist das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) maßgeblich beteiligt. In die Umsetzung war das Stuttgarter Ingenieurbüro Fichtner Solar eingebunden.
Das Prinzip des Solarturmkraftwerks ist einfach: Mittels eines Spiegels wird das Licht der Sonne konzentriert auf einen Punkt gelenkt. Dort wird es nun wesentlich wärmer, als auf der ursprünglich bestrahlten Fläche. Findige Ingenieure haben die Grundidee perfektioniert. Im Kraftwerk PS10 sind nördlich eines 120 Meter hohen Turms 624 der Sonne nachgeführte Einzelspiegel mit einer Fläche von je 120 m² angeordnet, so genannte „Heliostaten“. Die Wärme wird durch einen 170 m² großen halbzylindrischen Receiver an der Spitze des Turms nutzbar gemacht. Die entstehende Hochtemperaturwärme kann dann in Gas- oder Dampfturbinenkraftwerke eingespeist werden, um Strom für das öffentliche Netz zu erzeugen.
Das Kraftwerk PS10 wurde in Spanien als erster Teil eines solarthermischen Projekts errichtet, das bis 2013 eine Leistung von mehr als 300 MW erreichen soll. Im niederrheinischen Jülich soll bis November 2008 ein Solarturmkraftwerk mit einer elektrischen Leistung von 1,5 MW in Betrieb gehen. Betreiber des Versuchs- und Demonstrationskraftwerks werden die Stadtwerke Jülich sein. Die insgesamt 23,2 Millionen Euro teure Anlage wurde von den Stadtwerken Jülich zusammen mit dem Solar-Institut Jülich (SIJ) der Fachhochschule Aachen, der Stadt Jülich, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) in Köln und den Kraftanlagen München (KAM) geplant. Mit insgesamt 11,6 Millionen Euro wurde das Projekt von verschiedenen Bundes- und Landesministerien unterstützt.
Anleger können an dem Boom teilhaben, der sich im Bereich der solarthermischen Energieerzeugung abzeichnet. Neben breit diversifizierten Großkonzernen wie Abengoa, Acciona oder FPL Group, bei denen das Thema nur eines unter vielen ist, bietet sich hierfür vor allem die Solar Millennium AG an. Interessant könnten auch die Fonds von M+W Zander und Novatec BioSol werden.
Solar Millennium will den Umsatz im Abrechnungszeitraum 2006/2007, der am 31. Oktober endet, um 80 Prozent auf 33 Millionen Euro steigern. Beim Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) visiert die Gesellschaft einen Zuwachs von 20 Prozent auf zwölf Millionen Euro an. Das mittelständische Unternehmen ist von großen Partnern umgeben: Neben den bereits erwähnten Kooperationen beim Bau der Andasol-Kraftwerke zählt dazu seit Anfang Mai die Essener MAN Ferrostaal Power Industry GmbH, eine Tochter der MAN Ferrostaal AG, die wiederum zum DAX-Unternehmen MAN AG gehört. Zusammen mit MAN gründete Solar Millennium das Joint Venture MAN Solar Millennium GmbH, um weltweit gemeinsam solarthermische Kraftwerke zu bauen.
Ehrgeizige Pläne, starke Partner: die Solar Millennium AG scheint für weiteres stürmische Wachstum gerüstet. Wenn da nicht die kurzfristig abgesagte Kapitalerhöhung wäre: Die Erlanger wollten ihr Grundkapital ursprünglich bis Ende Oktober 2007 von rund 10 auf rund 25 Millionen Euro erhöhen. Eine umfangreiche Barkapitalerhöhung sollte laut dem Unternehmen eine „substanzielle Akquisition im Kerngeschäft“ möglich machen. Das potenzielle Akquisitionsobjekt habe aber die erforderlichen Investmentkriterien nicht erfüllt. Ende September sagte Solar Millennium die Kapitalerhöhung ab.
Abengoa SA
ISIN: ES0105200416
Umsatz 2006 in Mio. Euro: 2677,20
Gewinn vor Steuern (EBT) 2006 in Mio. Euro: 134,84
Kurs 2.1.2005: 7,10 Euro
Kurs 2.1.2006: 12,12 Euro
Kurs 2.1.2007: 27,39 Euro
Kurs 24.10.2007: 27,94 Euro
Acciona SA
ISIN: ES0125220311
Umsatz 2006 in Mio. Euro: 6272,00
Gewinn vor Steuern (EBT) 2006 in Mio. Euro: 600,00
Kurs 2.1.2005: 64,84 Euro
Kurs 2.1.2006: 92,96 Euro
Kurs 2.1.2007: 140,2 Euro
Kurs 24.10.2007: 204,30 Euro
Solar Millennium AG
ISIN: DE0007218406
Umsatz 2006 in Mio. Euro (Geschäftsjahr 2005/06): 17,83
Gewinn vor Steuern (EBT) 2006 in Mio. Euro: 10,53
Kurs 2.1.2005: Zu diesem Zeitpunkt noch nicht börsennotiert
Kurs 2.1.2006: 10,92 Euro
Kurs 2.1.2007: 18,06 Euro
Kurs 24.10.2007: 42,79 Euro
Bildhinweis: Parabolrinnenkraftwerke in Spanien und den USA / Quelle: Solar Millennium