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24.9.2004: Ist "Made in China" ein nachhaltiges Label? - Aktuelle Sarasin-Studie auf der Messe Grünes Geld vorgestellt

"Man kann in Unternehmen investieren, die dort aktiv sind. China ist die Zukunft und wir wollen diesen Markt nicht ausschließen." Mit dieser Aussage bezog Andreas Knörzer auf dem Privatanlegerforum der Messe Grünes Geld in Düsseldorf gestern eindeutig Stellung. Dort hielt der Direktor der Bank Sarasin und Leiter von deren Nachhaltigkeitsabteilung einen Vortrag darüber, ob Nachhaltiges Investieren in Unternehmen mit China-Geschäft möglich ist. Er stellte die Nachhaltigkeitskriterien für das Engagement internationaler Unternehmen im einstigen Reich der Mitte vor, die in einer aktuellen Untersuchung seines Hauses ermittelt wurden. Dabei arbeitete Sarasin mit ASrIA zusammen, einer Non-Profit-Mitgliederorganisation zur Förderung des Nachhaltigen Investments in Asien, und dem Anlageausschuss des Fonds Ökovision. Untersucht wurden 15 Unternehmen wie IBM, Sulzer, ABB oder Geberit, die auf dem seit Jahren boomenden Markt aktiv sind.

Knörzer hob zunächst die "ökologischen Herausforderungen" hervor, die mit der wirtschaftlichen Erstarkung des Landes einher gehen. Dessen Bruttoinlandsprodukt verzeichne ein jährliches Wachstum von neun Prozent. Doch damit verbundene Probleme wie etwa wachsende Energieverbrauch führten zu erheblichen Belastungen. Im Gegenzug verschlängen die Kosten direkter Umweltverschmutzung rund 10 Prozent des jährlichen Bruttoinlandsprodukts. Bereits jetzt entfielen auf China 13 Prozent des weltweiten Treibhausgasausstoßes, bis 2025 könne das Milliardenvolk mit 18 Prozent die Spitzenposition der Klimabelaster einnehmen. In seinem Vortrag stellte der Sarasin-Vertreter Beispiele von Unternehmen, die auf diese Bedingungen mit so genannter Best Practice reagieren. So habe zum Beispiel Canon seine Produktionsstätten in China in das konzernweite Umweltmanagement integriert und interne Umweltstandards festgelegt, die vielfach strenger seien als die gesetzlichen Grenzwerte.

Knörzer zufolge stellt sich bei der Nachhaltigkeitsanalyse von in China aktiven Unternehmen gegenwärtig jedoch vor allem das Problem der dortigen Arbeitsbedingungen. Er verwies auf das restriktive politische Umfeld, das die Rechte von Arbeitnehmern einschränke, die etwa nur den staatlichen Gewerkschaften beitreten könnten. Da China sich mittlerweile zur "Produktionsstätte für die Welt" entwickelt habe, dort beispielsweise bereits 70 Prozent aller Fotokopierer hergestellt würden, sei es für viele Unternehmen aus Wettbewerbsgründen zwar unvermeidlich, ebenfalls dort produzieren zu lassen. Angesichts der insgesamt problematischen Situation in Sachen Mitarbeiterrechte, Arbeitszeit und Arbeitssicherheit schließe daher der Ökovision Firmen von Investments aus, die mehr als 5 Prozent der Mitarbeiter in China beschäftigen. Eine Ausnahme werde gemacht, wenn diese sich erkennbar um Verbesserungen der Arbeitnehmerrechte bemühen. Wenn sie etwa "Arbeitssicherheits-Kommitees" aus gewählten Mitarbeitervertretungen installieren oder wie ABB durch Betriebsversammlungen und regelmäßige Befragungen die Mitsprache der Arbeitnehmer zu verbessern suchen. Um so dem Mangel auszugleichen, dass diese sich eben nicht frei organisieren und vertreten lassen könnten.

Die Bank Sarasin kommt zu dem Schluss, dass Unternehmen mit signifikanter Präsenz in dem asiatischen Land grundsätzlich mit Vorsicht zu betrachten sind. Zu fragen sei jedoch, wie diese mit der dort bestehenden Problemlage umgingen. Laut Knörzer lassen sich für ein Nachhaltiges Investment geeignete Unternehmen mit China-Geschäft finden. Es könne sogar einen Beitrag zur Verbreitung einer Best Practice für das verantwortliche Unternehmen von dort aktiven Firmen liefern.

Bank Sarasin & Cie AG: ISIN CH0002267737 / WKN 872869
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