Erneuerbare Energie

24.4.2007: Die Banken und der Klimawandel - Bericht zur Konferenz "Banking meets New Energy"

Von Heinz Siebold. Der Wind hat sich gedreht. Spätestens, seitdem die UNO den Klimawandel drastisch beschrieben hat, schickt sich auch das große Geld an, den Klimaschutz zu entdecken. Ökonomie und Ökologie sind nicht mehr länger im Widerspruch. Auch Großbanken, die lange Zeit das große Geschäft mit den Herstellern von Turbinen und anderen Anlagen für Atomkraft oder mit der Autoindustrie gemacht haben, entdecken nun die erneuerbaren Energien. Denn: "Es sind riesige Investitionen nötig, um den Anteil der erneuerbaren Energien zu verdoppeln", sagte mit voller Überzeugung der Chefökonom der Deutschen Bank in Freiburg auf einem Forum "Banking meets New Energy". Das Meeting wurde von "Forseo" veranstaltet, einer Beratungsagentur, die sich um die Finanzierung nachhaltiger Energieprojekte kümmert. Sie hieß früher "Base" und ist ein Ableger der gleichnamigen Agentur in Basel.

"Alle Klugheit der Welt" sei die Rettung der Welt wert, hatte Professor Norbert Walter schon am 1. April in der "Welt" geschrieben. Und auch das Geld ist da. Nie war es so leicht, für alternative Energiepojekte "dreistellige Millionenbeträge einzusammeln", berichtete Michaela Pulkert von der Bayrischen Hypo- und Vereinsbank AG, die mittlerweile zur großen italienischen "Unicredit"-Gruppe gehört. Kreditfinanzierungen sind gar nicht mehr das wichtigste Thema, der Trend geht hin zu Unternehmensbeteiligugen, denn da winkt doppelt so viel Rendite. Allerdings sind die Risiken in vielen Bereichen noch schlecht kalkulierbar. Biodiesel kann man herstellen, aber wer nimmt es ab? Wird sich ein dichtes Netz von Tankstellen etablieren? Oder: Ist der Nachschub für Holzpelletproduktion gewährleistet? Und nicht zuletzt: Wie entwickeln sich die politischen Rahmenbedingungen? Wie lange bleibt die Einspeisevergütung stabil? Das sind alles Risiken, die für Finanziers schlecht zu kalkulieren sind und teuer abgesichert werden müssen.

Außerdem weckt gutes Geschäft Begehrlichkeiten. "Wir müssen jetzt aus dem, was wir entwickelt haben, ein Geschäft machen", fordert Chefvoklkswirt Walter. Und zwar am besten, "wo die Bedingungen dafür günstig sind. Nicht in Freiburg, sondern dort, wo die Sonne gerade runter kommt." Also in Jordanien oder in der Sahara. Über die Windrädchen im Schwarzwald muss Walter etwas lächeln. Riesige Offshore-Anlagen an den Küsten, das mache Sinn. Und aus dem Strom könne man ja Wasserstoff machen und den dann als Treibstoff verwenden.

Ökonomisch gesehen ist das schlüssig, aber an globale Exportprojekte können die regionalen Geldhäuser natürlich nicht denken. Gleichwohl sind sie lokal wertvoll aktiv. Die Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau etwa arbeitet auf Grund ihrer kommunalen Verpflichtung mit dem ebenfalls kommunal verpflichteten Energieversorger Badenova zusammen. In beiden Aufsichtsräten ist der grüne Freiburger Oberbürgermeister Dieter Salomon der Vorsitzende. Da schickt es sich gut, dass Badenova einen "Innovationsfonds Klima- und Wasserschutz" eingerichtet hat, der mit drei Prozent des Jahresergebnisses gespeist wird. Da kommen derzeit ungefähr 1,8 Millionen Euro zusammen und diese werden in alternative Energieprojekte gesteckt: Kraft-Wärme-Koppelung, Nutzung der Erdwärme, Wind- und Solarenergie werden zusätzlich von der Sparkasse gefördert und so kommt am Ende mehr Energie und weniger Kohlendioxid raus. Rund 430 000 Tonnen jährlich, so viel wie 130 000 PKW in die Luft blasen.

Auch die andere Regionalbank, die Volksbank Freiburg, engagiert sich für die erneuerbaren Energien, sie finanziert zum Beispiel eine große Biomasse-Anlage in Forchheim, sie ist beim Holzpelletwerk Dold in Buchenbach engagiert und sie wird, wie inoffiziell zu hören ist, demnächst mit den Elektrizitätswerken Schönau eine Kooperation eingehen: Volksbank-Kunden werden wohl Sonderkonditionen beim Umstieg auf den Ökostrom aus dem Wiesental bekommen.

Dass Freiburg eine "Ausnahmeerscheinung", eine "Stadt mit einer besonderen ökologischen Sensibilität" ist, hat Regierungspräsident Sven von Ungern-Sternberg dem Deutschbanker mit auf den Weg nach Frankfurt gegeben. Und Norbert Walters Lob für China, das sich anschickt, neue Kernkraftwerke zu bauen, stieß beim Freiburger Publikum sofort auf Widerspruch. Aber er hat es ja selber gesagt: "Ich bin kein professioneller Grüner". Sondern Angestellter der Deutschen Bank.

Bild: Sitz der Schweizer Bank Sarasin & Sie AG in Basel. Das Bankhaus investiert seit vielen Jahren im Bereich der Erneuerbaren Energien / Quelle: Unternehmen
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