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2.4.2008: Milliardäre setzen auf Grünstrom - Das große Geld hat die alternative Energieerzeugung entdeckt
Noch im letzten Jahrzehnt galten Investitionen in Erneuerbare Energien als eine Domäne der Privatanleger. Bürgerwindparks waren ein weithin sichtbares Symbol dafür, dass größere Gruppen von nicht professionell anlegenden Investoren ihre Mittel bündeln mussten, um der Branche auf die Beine zu helfen. Diesen hing dann häufig das Image von Wollsocken tragenden Idealisten an, von Umweltbewegten mit eher kleiner Brieftasche. Im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends hat sich der Trend gewandelt. Immer mehr große Geldgeber pumpen immer größere Beträge in Projekte oder Unternehmen der alternativen Energieerzeugung. Oft sind es professionelle Risikokapitalgeber, die sich eine attraktive Rendite von ihrem Engagement in der Branche der alternativen Energien versprechen, mitunter aber auch sehr vermögende Einzelpersonen.
So wäre ein Fall wie Conergy noch vor zehn Jahren kaum vorstellbar gewesen. Seit der Ex-Tchibo-Chef Dieter Ammer die Führung des Erneuerbare-Energie-Konzerns übernommen hat, wird er allmählich zu einem Club der Milliardäre. Mit Ammer als Aufsichtsrat war das Hamburger Unternehmen im Geschäftsjahr 2007 in eine tiefe Krise geraten. Eine Nettoverlust von 157 Millionen Euro fiel an und die Verschuldung wuchs auf rund 400 Millionen Euro an. Nach dem Rücktritt von Firmengründer und CEO Hans-Martin Rüter nahm Ammer sich in die Pflicht und ließ als neuer CEO seine Kontakte spielen. Zunächst holte er den GEA-Retter und Multimilliardär Otto Happel als Investor an Bord. Der eng mit Ammer verbundene Happel pumpte rund 50 Millionen Euro in das Unternehmen und erleichterte es ihm mit seinem Renommee auch, die weitere Unterstützung der kreditgebenden Banken zu erhalten. Im April konnte Ammer dann vermelden, dass die Brüder Andreas und Thomas Strüngmann über ihre Vermögensverwaltung Athos ein Viertel der auf 250 Millionen Euro angelegten Kapitalerhöhung garantieren, mit der Conergy in diesem Jahr Kredite tilgen will. Die Brüder haben durch den Verkauf des von ihnen gegründeten Generikaherstellers Hexal Milliarden verdient und gehören seither zu den aktivsten Privatinvestoren in Deutschland. Im Bereich der alternativen Energien waren sie bislang noch nicht in Erscheinung getreten.
Der Unternehmer Alfred T. Ritter, allgemein bekannt durch seine Schokoladenproduktion, ist dagegen schon sehr früh in den Sektor eingestiegen. Er zählt zu den Pionieren der Branche der Erneuerbaren Energien in Deutschland. Seit den 90er Jahren nutzt der "Öko-Manager des Jahres 1997" neben seiner Tätigkeit für die Ritter GmbH & Co. KG Schokoladenfabrik die Solarenergie als ein weiteres lukratives Betätigungsfeld. Mit seiner finanziellen Unterstützung gelangten der Solarkonzern Solar-Fabrik AG und die auf Solarparks spezialisierte S.A.G. Solarstrom AG, beide aus Freiburg im Breisgau, zur Marktreife. Der Anstoß für Ritters Interesse an Erneuerbarer Energie war der Atomunfall von Tschernobyl in den 80er Jahren, als die ausgestoßene radioaktive Wolke auch die Geschäfte des Schokoladenunternehmens Ritter beeinträchtigte: Die Türkei, obwohl weit vom Ort des Atomunfalls entfernt, konnte nur noch hochgradig mit Cäsium verseuchte Haselnüsse liefern. Das veranlasste Ritter zum Nachdenken über alternative Energieformen und letztlich zu Investitionen in die Solarenergie.
Auch in den USA haben prominente Wohlhabende den Sektor der alternativen Energieerzeugung für sich entdeckt. Insbesondere Unternehmer, die im Silicon Valley ihr Vermögen gemacht haben, zeigen eine Affinität für Erneuerbare Energien. Zum Beispiel der in Indien geborenen Vinod Khosla, einer der Gründer des Computerriesen Sun Microsystems. Er agiert seit Jahren als Wagniskapitalgeber etwa für Anbieter „grüner“ Informationstechnologie für mehr Energieeffizienz und setzt im Bereich der Erneuerbaren Energien insbesondere auf alternative Treibstoffe. Er begründet sein Engagement vor allem damit, dass der Sektor hervorragende wirtschaftliche Möglichkeiten biete. Mit Larry Page und Sergey Brin, den Gründern von Google, wollen zwei weitere Stars der Computer- und Internetbranche in alternative Energien investieren. Sie haben vor wenigen Monaten angekündigt, Hunderte Millionen Dollar dafür einzusetzen, dass Strom aus regenerativen Quellen billiger angeboten werden kann als Kohlestrom. Die Google-Chefs streben den Bau von Kraftwerken an, die mit Erneuerbarer Energie eine Leistung von 1.000 Megawatt (1 Gigawatt) erreichen, also ein bis zwei Mal so viel wie herkömmliche Kraftwerke. Eine derartige Anlage könnte den Energiebedarf einer Metropole wie San Francisco decken und damit auch für viele der zahlreichen Datenzentren des Unternehmens, die einen hohen Energiebedarf haben. Eine Google-Gesellschaft hat bereits Allianzen mit einigen Firmen aus dem Sektor der Regenerativen Energien geschlossen, etwa mit ESolar Inc., einer Spezialistin für den Bau solarthermischer Kraftwerke.
Andere US-Milliardäre agieren lieber im Verborgenen, zum Beispiel der Kalifornier David Gelbaum. Der hat im Hedgefonds-Geschäft sein Vermögen gemacht hat. Er hält über seine Beteiligungsgesellschaft Quercus Trust Anteile von Unternehmen insbesondere aus der Solarbranche. Auch in deutsche Firmen wie aleo Solar AG, ersol Solar Energy AG und Phönix Solar AG ist er investiert. Ebenfalls kaum bekannt ist, dass hinter dem spektakulären Erfolg der First Solar ein US-Milliardär steckt. Die Produzentin von Dünnschicht-Solarmodulen aus dem US-Bundesstaat Arizona war einer der Börsenstars des vergangenen Jahres, ihr Aktienkurs hatte sich nach dem Börsengang im November 2006 binnen zwölf Monaten nahezu verzehnfacht. Der Umsatz im Gesamtjahr 2007 stieg um über 300 Prozent, der Nettoerlös wurde vervierzigfacht von 4 Millionen auf 158 Millionen Dollar. Diese Erfolgsgeschichte ist in erster Linie John T. Walton zu verdanken, dem Erben von Sam Walton, Gründer des Einzelhandelsriesen Wal-Mart. Dort saß dessen Sohn im Vorstand, doch daneben betätigte er sich als Risikokapitalgeber. Bis zu seinem Tod bei einem Flugzeugabsturz in 2005 investierte Walton 150 Millionen Dollar in First Solar, installierte einen Geschäftspartner als CEO und stand als Finanzier bereit, als sich der Produktionsbeginn verzögerte und das Unternehmen 2002 vor dem Aus stand. Den Durchbruch von First Solar hat Dalton nicht mehr erlebt, seine Nachlassverwaltung ist aber noch heute die größte Anteilseignerin der Gesellschaft.
Bildhinweise:
Sitz der Conergy AG in Hamburg / Quelle: Unternehmen;
Alfred T. Ritter hat auch die Solarsiedlung Freiburg unterstützt / Quelle: Unternehmen;
Solarprojekt der Phönix Solar AG, die auf Module von First Solar setzt. / Quelle: Unternehmen
So wäre ein Fall wie Conergy noch vor zehn Jahren kaum vorstellbar gewesen. Seit der Ex-Tchibo-Chef Dieter Ammer die Führung des Erneuerbare-Energie-Konzerns übernommen hat, wird er allmählich zu einem Club der Milliardäre. Mit Ammer als Aufsichtsrat war das Hamburger Unternehmen im Geschäftsjahr 2007 in eine tiefe Krise geraten. Eine Nettoverlust von 157 Millionen Euro fiel an und die Verschuldung wuchs auf rund 400 Millionen Euro an. Nach dem Rücktritt von Firmengründer und CEO Hans-Martin Rüter nahm Ammer sich in die Pflicht und ließ als neuer CEO seine Kontakte spielen. Zunächst holte er den GEA-Retter und Multimilliardär Otto Happel als Investor an Bord. Der eng mit Ammer verbundene Happel pumpte rund 50 Millionen Euro in das Unternehmen und erleichterte es ihm mit seinem Renommee auch, die weitere Unterstützung der kreditgebenden Banken zu erhalten. Im April konnte Ammer dann vermelden, dass die Brüder Andreas und Thomas Strüngmann über ihre Vermögensverwaltung Athos ein Viertel der auf 250 Millionen Euro angelegten Kapitalerhöhung garantieren, mit der Conergy in diesem Jahr Kredite tilgen will. Die Brüder haben durch den Verkauf des von ihnen gegründeten Generikaherstellers Hexal Milliarden verdient und gehören seither zu den aktivsten Privatinvestoren in Deutschland. Im Bereich der alternativen Energien waren sie bislang noch nicht in Erscheinung getreten.
Der Unternehmer Alfred T. Ritter, allgemein bekannt durch seine Schokoladenproduktion, ist dagegen schon sehr früh in den Sektor eingestiegen. Er zählt zu den Pionieren der Branche der Erneuerbaren Energien in Deutschland. Seit den 90er Jahren nutzt der "Öko-Manager des Jahres 1997" neben seiner Tätigkeit für die Ritter GmbH & Co. KG Schokoladenfabrik die Solarenergie als ein weiteres lukratives Betätigungsfeld. Mit seiner finanziellen Unterstützung gelangten der Solarkonzern Solar-Fabrik AG und die auf Solarparks spezialisierte S.A.G. Solarstrom AG, beide aus Freiburg im Breisgau, zur Marktreife. Der Anstoß für Ritters Interesse an Erneuerbarer Energie war der Atomunfall von Tschernobyl in den 80er Jahren, als die ausgestoßene radioaktive Wolke auch die Geschäfte des Schokoladenunternehmens Ritter beeinträchtigte: Die Türkei, obwohl weit vom Ort des Atomunfalls entfernt, konnte nur noch hochgradig mit Cäsium verseuchte Haselnüsse liefern. Das veranlasste Ritter zum Nachdenken über alternative Energieformen und letztlich zu Investitionen in die Solarenergie.
Auch in den USA haben prominente Wohlhabende den Sektor der alternativen Energieerzeugung für sich entdeckt. Insbesondere Unternehmer, die im Silicon Valley ihr Vermögen gemacht haben, zeigen eine Affinität für Erneuerbare Energien. Zum Beispiel der in Indien geborenen Vinod Khosla, einer der Gründer des Computerriesen Sun Microsystems. Er agiert seit Jahren als Wagniskapitalgeber etwa für Anbieter „grüner“ Informationstechnologie für mehr Energieeffizienz und setzt im Bereich der Erneuerbaren Energien insbesondere auf alternative Treibstoffe. Er begründet sein Engagement vor allem damit, dass der Sektor hervorragende wirtschaftliche Möglichkeiten biete. Mit Larry Page und Sergey Brin, den Gründern von Google, wollen zwei weitere Stars der Computer- und Internetbranche in alternative Energien investieren. Sie haben vor wenigen Monaten angekündigt, Hunderte Millionen Dollar dafür einzusetzen, dass Strom aus regenerativen Quellen billiger angeboten werden kann als Kohlestrom. Die Google-Chefs streben den Bau von Kraftwerken an, die mit Erneuerbarer Energie eine Leistung von 1.000 Megawatt (1 Gigawatt) erreichen, also ein bis zwei Mal so viel wie herkömmliche Kraftwerke. Eine derartige Anlage könnte den Energiebedarf einer Metropole wie San Francisco decken und damit auch für viele der zahlreichen Datenzentren des Unternehmens, die einen hohen Energiebedarf haben. Eine Google-Gesellschaft hat bereits Allianzen mit einigen Firmen aus dem Sektor der Regenerativen Energien geschlossen, etwa mit ESolar Inc., einer Spezialistin für den Bau solarthermischer Kraftwerke.
Andere US-Milliardäre agieren lieber im Verborgenen, zum Beispiel der Kalifornier David Gelbaum. Der hat im Hedgefonds-Geschäft sein Vermögen gemacht hat. Er hält über seine Beteiligungsgesellschaft Quercus Trust Anteile von Unternehmen insbesondere aus der Solarbranche. Auch in deutsche Firmen wie aleo Solar AG, ersol Solar Energy AG und Phönix Solar AG ist er investiert. Ebenfalls kaum bekannt ist, dass hinter dem spektakulären Erfolg der First Solar ein US-Milliardär steckt. Die Produzentin von Dünnschicht-Solarmodulen aus dem US-Bundesstaat Arizona war einer der Börsenstars des vergangenen Jahres, ihr Aktienkurs hatte sich nach dem Börsengang im November 2006 binnen zwölf Monaten nahezu verzehnfacht. Der Umsatz im Gesamtjahr 2007 stieg um über 300 Prozent, der Nettoerlös wurde vervierzigfacht von 4 Millionen auf 158 Millionen Dollar. Diese Erfolgsgeschichte ist in erster Linie John T. Walton zu verdanken, dem Erben von Sam Walton, Gründer des Einzelhandelsriesen Wal-Mart. Dort saß dessen Sohn im Vorstand, doch daneben betätigte er sich als Risikokapitalgeber. Bis zu seinem Tod bei einem Flugzeugabsturz in 2005 investierte Walton 150 Millionen Dollar in First Solar, installierte einen Geschäftspartner als CEO und stand als Finanzier bereit, als sich der Produktionsbeginn verzögerte und das Unternehmen 2002 vor dem Aus stand. Den Durchbruch von First Solar hat Dalton nicht mehr erlebt, seine Nachlassverwaltung ist aber noch heute die größte Anteilseignerin der Gesellschaft.
Bildhinweise:
Sitz der Conergy AG in Hamburg / Quelle: Unternehmen;
Alfred T. Ritter hat auch die Solarsiedlung Freiburg unterstützt / Quelle: Unternehmen;
Solarprojekt der Phönix Solar AG, die auf Module von First Solar setzt. / Quelle: Unternehmen