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22.9.2006: Alter Wein in neuen Schläuchen? Der Aktien-Investmentfonds Espa Stock Umwelt kooperiert mit dem WWF und ändert seinen Namen

Die österreichische Erste Sparinvest Kapitalanlagegesellschaft (KAG) kooperiert bei einem Umweltaktienfonds eng mit der Umweltschutzorganisation WWF. Wie die Fondsgesellschaft meldete, wurde der seit 2001 bestehende Fonds "Espa Stock Umwelt" in "Espa WWF Stock Umwelt" umbenannt. Aber nicht nur die Verpackung ist neu, auch den Inhalt haben die frisch gebackenen Partner überarbeitet. Ab dem 9. Oktober soll der neue/alte Fonds auch in Deutschland verfügbar sein. ECOreporter.de sprach mit Hans Leitner, Manager des Espa WWF Stock Umwelt über das Konzept.

"Durch die Kooperation mit einer Umweltschutzorganisation nehmen wir auf dem österreichischen Markt eine Vorreiterrolle ein. Davon erwarten wir uns ein positives Image. Zudem ist es ein Ansporn für uns, dass der WWF seinen Namen für das gemeinsame Produkt gibt", sagt Leitner. Der Fondsmanager gibt sich angriffslustig, er hoffe, auch Gelder von Konkurrenzprodukten abzuziehen, erklärt er. Leitner hält nichts von Nachhaltigkeitsfonds, die nach dem Modell "Best-In-Class" arbeiten. Er kritisiert: "Die Fonds enthalten Titel, die der umweltbewusste Kunde gar nicht haben will. Beispiel Wasser: Oft findet man die großen französischen Wasserkonzerne in den Portfolios. Die sind aber verantwortlich für massive Probleme bei der Privatisierung von Wasserversorgungssystemen, zum Beispiel auf den Philippinen, in Peru oder in Argentinien."

Leitners Fonds Espa Stock Umwelt hat in den letzten drei Jahren etwa 50 Prozent an Wert zugelegt. Der Fonds investiert in die Bereiche Erneuerbare Energien, Wasseraufbereitung, alternative Müllverwertungssysteme und Umweltmanagement. Der Fondsmanager kauft sowohl Aktien von großen, international bedeutenden Gesellschaften als auch chancenreiche Unternehmen mit kleinerer oder mittlerer Börsenkapitalisierung. Derzeit setzt sich das Portfolio des Fonds laut der KAG zu 50 Prozent aus US-Werten, zu 40 Prozent aus europäischen und zu 10 Prozent aus asiatischen Aktien zusammen. Größte Positionen sind der Windanlagenhersteller REpower Systems AG, das Solarunternehmen SolarWorld AG und der Wasseraufbereiter Severn Trent Plc.
"Auf der Suche nach einem geeigneten Kooperationspartner hat der WWF ein Screening der Portfolios von verschiedenen Nachhaltigkeitsfonds durchgeführt", berichtet Leitner weiter. Dabei seien zunächst alle Best-In-Class Fonds heraus gefallen. Im Portfolio des Espa Stock Umwelt hätten die Umweltschützer dagegen nur drei Titel von rund 60 gefunden, mit denen sie zunächst nicht einverstanden gewesen seien.

Zugunsten des WWF verzichtet die Erste Sparinvest bei dem Fonds auf einen Teil ihrer bisherigen Einnahmen: "0,3 Prozent der Managementgebühr gehen an den WWF; die liegt bei 1,8 Prozent und wird monatlich berechnet", sagt Leitner: "Aktuell beläuft sich das Volumen des Fonds auf zirka 37 Millionen Euro, es kämen also etwa 110.000 Euro jährlich zusammen (Stand 20.9.2006). Zusätzlich dazu hat der WWF vorab 40.000 Euro fix erhalten, damit die Kosten für die Öffentlichkeitsarbeit gedeckt sind."

Der WWF verwendet die Einnahmen für das WWF-Wasserschutzprogramm. Dabei handelt es sich beispielsweise um das Fluss-Revitalisierungsprojekt "Jeder Hektar zählt", das für 24 österreichische Flüsse erstellt wurde. Es profitieren davon auch WWF-Initiativen wie "Unser Inn", bei denen es um neue Flussaufweitungen und die Sanierung von Altarmen mit Anschluss an lebendige Auen geht.

Wie sieht die künftige Zusammenarbeit von Bankern und Umweltschützern beim Espa WWF Stock Umwelt praktisch aus? Eigens für den Fonds sei ein Umweltbeirat eingerichtet worden, so die Erste Sparinvest. Der Beirat soll das Fondsmanagement beraten und kontrollieren, ob die Investitionsentscheidungen den Richtlinien des Fonds entsprechen. Mitglieder des Gremiums sind Helmut Pechlaner,: Präsident des WWF Österreich und Direktor des Tiergartens Schönbrunn, Christine Jasch, Wissenschafterin am Institut für Ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), Max Deml, Herausgeber des Börsenbriefs "Öko-Invest", Herbert Greisberger, Geschäftsführer der ÖGUT (Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik) und Gründer der Plattform "Ethisch-Ökologische Veranlagung" sowie Klaus Rosenkranz, Corporate Social Responsibility (CSR)-Beauftragter der Erste Bank. Die Mitglieder wurden laut Leitner vom WWF in Absprache mit der Erste Sparinvest ausgewählt.

Wie oft sich der Beirat trifft, steht nach Angaben des Fondsmanagers noch nicht fest. "Wahrscheinlich zwei Mal im Jahr", sagt er auf Nachfrage von ECOreporter.de: "Die Vorarbeit für den Beirat macht der WWF. Neue Titel, die mir attraktiv erscheinen, gebe ich laufend an den WWF weiter. Dort wird dann geprüft, ob etwas gegen das Unternehmen spricht und ob es inhaltlich mit dem WWF übereinstimmt. Wenn es Einwände gibt, ich aber weiterhin von der Gesellschaft überzeugt bin, muss ich neue Argument vorbringen."

Die Auswahlkriterien des Fonds haben WWF und Erste Sparinvest gemeinsam überarbeitet. Leitner beschreibt den wichtigsten Unterschied zur vormaligen Fassung: "Vorher haben wir die Kriterien zum Teil nur intern verwendet, sie waren nicht alle in den Fondsbedingungen gemeldet. Das hat sich jetzt geändert."


Übersicht zu den überarbeiteten Auswahlkriterien. Der Zusatz "neu" in Klammern kennzeichnet jeweils die neu hinzu gekommenen Punkte

Ethisch-Ökologische Kriterien
- Atomenergie*
- Grüne Gentechnologie*
- Rüstungs- und Waffenindustrie*
- Erdölindustrie, fossile Brennstofferzeuger*
- Tierversuche (neu)
- Washingtoner Artenschutzabkommen - CITES (neu)
- Flugindustrie (neu)
- PKW- und Motorradindustrie (neu): Ausnahme Hybrid- und Alternativtechnologie
- FCKW-produzierende Produkte (neu): Kühlschränke, Klimaanlagen, etc.
- PVC-Produkte (neu)
- Schwermetallindustrie (neu): z.B. Cadmium, Aluminium, etc.



Ethisch-Soziale Kriterien
- Kinderarbeit*: In Form bewussten Nutzens von Kinderarbeit zur Profitmaximierung.
- Unterdrückung von Menschen*: Wegen ihrer Religion, ihrer Rasse, ihres Geschlechts oder ihrer Herkunft.
- Unterstützung menschenunwürdiger Arbeitsbedingungen*
- Schwere Menschenrechtsverletzungen oder deren Unterstützung*
- Tabak- und Alkoholindustrie (neu)
- Glücksspiele (neu)
- Pornographie (neu)

In Österreich ist das in Ökofonds veranlagte Volumen laut der Erste Sparinvest noch "relativ bescheiden". In den letzten Jahren sei es allerdings kontinuierlich gewachsen: Betrug das Volumen im Jahr 2003 noch 1,2 Milliarden Euro, so waren es den Angaben zufolge per Ende August bereits 1,9 Milliarden Euro. Der Marktanteil der Erste Sparinvest im Segment der ethisch-ökologischen Fonds betrage mehr als 60 Prozent.

Bilder: Hans Leitner; Vertreter von WWF und Erste Sparinvest bei der Präsentation des Espa WWF Stock Umwelt / Quelle: Unternehmen
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