Erneuerbare Energie

22.12.2004: Laurenz Meyer zurückgetreten - oder: beeinflusst Geld das Denken? Der schnelle Fall eines prominenten Windkraftkritikers

Nun, man kann ja durchaus seine Ansicht äußern, auch gegen Erneuerbare Energie. Meinungsfreiheit undsoweiter blabla. Hier also eine klare Meinung: "Die aktuelle Energiepolitik geht also zu Lasten von Unternehmen, Arbeitsplätzen und Verbrauchern... Es kann nicht sein, dass der derzeitige Weg ohne Änderungen weiter gegangen wird - insbesondere im Bereich der Windkraft. Die Windstromkapazität ist in den letzten vier Jahren verdreifacht worden. Die Förderbedingungen haben dazu geführt, dass inzwischen ein Arbeitsplatz in der Windindustrie mit ca. 150.000 Euro subventioniert wird. Dagegen sind die Subventionen für die viel diskutierte Steinkohle auf Dauer eine geradezu Atem raubend lukrative und wirtschaftliche Angelegenheit." Tja. Vielleicht ist es interessant zu nennen, wer diese Meinung kund getan hat? Laurenz Meyer heißt er. 2002 hat er so gesprochen, anlässlich einer CDU-Konferenz mit dem Titel "Nachhaltige Energiepolitik" (Konferenz-Titel sind eben Schall und Rauch....). Der Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. (SFV) hat die schönen Zitate hervorgekramt, dafür danke! Könnte es sein, dass Meyers Windkraftkritik gar nichts damit zu tun hatte, dass Meyer lange für das inzwischen vom RWE-Konzern übernommene Energieunternehmen VEW tätig war? (Am Rande vermerkt: netterweise schimpft die CDU immer über den "Roten" Filz im Ruhrgebiet - den es sicherlich auch gibt). In den vergangenen Tagen musste Meyer den kostenlosen Erhalt von Strom- und Gaslieferungen und von weitere Bezügen aus dem ruhenden Arbeitsverhältnis zugeben. Weil er Zahlungen in Höhe von etwa 128.000 Euro als Abfindung deklariert, aber nicht als solche versteuert hatte, ist er heute zurück getreten. Atemraubend lukrativ hat er diese Einnahmen noch nicht genannt.
Laut einem Bericht der Financial Times Deutschland soll eine Kommission aus internen und externen Experten für RWE-Mitarbeiter in Zukunft klare Regeln für das Verhalten bei öffentlichem Engagement erarbeiten. Vorstandschef Roels dränge darauf, dass gesellschaftliches Engagement von Konzernmitarbeitern in fortan "auf ethisch einwandfreiem Fundament" stattfinde. Nicht schlecht. Eigentlich hätten wir uns solche Worte und Aktivitäten jetzt aber eher von CDU-Kanzlerkandidatin Merkel erwartet. Wo wir gerade bei Ihnen sind, Frau Merkel: Woher kommt eigentlich Ihr Strom, und was bezahlen Sie? Es gibt da so schöne Grün-Strom-Angebote. Sollen wir Ihnen eins spenden? Gegen Quittung?
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