Anleihen / AIF

22.1.2008: Solarfonds: Sauber, sonnig, sicher - und nach dem Kauf direkt nur noch nur die Hälfte wert?

Die meisten Solarfondsanbieter stellen Vorsteuerrenditen zwischen fünf und sechs Prozent in Aussicht. Wichtigste Konstante ihrer Prognosen ist das Erneuerbare-Energien-Gesetz - EEG. Es garantiert den Betreibern von Solarstromparks für bis zu 20 Jahre eine feste Vergütung für den Strom, den sie in das öffentliche Netz einspeisen. Die große Koalition in Berlin will die Vergütung allerdings senken.

Georg Hetz, Geschäftsführer des Nürnberger Finanzdienstleisters UmweltDirektInvest (UDI), rät Anlegern, Angebote mit Solaranlagen zu suchen, die 2008 ans Netz gehen. „Ab dem 1. Januar 2009 ist laut dem aktuellen Gesetzesentwurf eine deutliche Absenkung der Einspeisevergütung zu erwarten“, so Hetz. Anleger sollten zudem darauf achten, dass in den Prognoserechnungen die sinkende Vergütung für 2008 berücksichtigt sei. Die geringeren Vergütungen sind für Anleger, die bereits an einem Solarfonds beteiligt sind, kein Problem: Es zählt immer nur der anfängliche Vergütungssatz. Der gilt auf jeden Fall über volle 20 Jahre, und zwar konstant in derselben Höhe – gleichgültig, um wie viel Prozent später die Vergütung für neue Anlagen sinkt.

Leistungsbilanzen der Anbieter zeigen, ob ein Fondsherausgeber bei seinen bisherigen Projekten die Ertragsprognosen eingehalten hat. Doch während Windfonds-Unternehmen oft umfangreiche Leistungsbilanzen vorlegen können, wird der Anleger bei Solarfonds kaum fündig: Die Branche ist zu jung für flächendeckende Leistungsbilanzen.

Für ein Angebot spricht es, wenn die Fotovoltaikanlagen bereits vollständig errichtet und angeschlossen sind. Damit entfällt ein großer Teil der Risiken, die im Bereich der Genehmigungsverfahren und Netzanschlussverträge lauern. Vorsicht ist bei so genannten „Blind Pool“-Konstruktionen geboten: Hier ist nicht fest gelegt, wann und wo investiert wird.

Eine gesicherte Finanzierung mindert Risiken. Dies ist oft bei Vorhaben gegeben, bei denen Banken enger eingebunden sind. Die Bochumer GLS Bank und die Nürnberger UmweltBank nehmen beispielsweise regelmäßig Erneuerbare-Energie-Produkte in den Vertrieb. Neben der Fremdkapitalausstattung garantieren sie oft auch die vollständige Platzierung der Projekte.

Weiteres wichtiges Qualitätsmerkmal von Solarfonds: mindestens zwei unabhängige Ertragsgutachten.

Zusätzliche Sicherheit gewinnt die Prognoserechnung, wenn sie das allmähliche Nachlassen des Wirkungsgrads der Solarmodule berücksichtigt, die so genannte „Degradation“. Ökorenta-Chef Tjark Goldenstein bemängelt: „Die Degradation ist bei den meisten Fonds zu niedrig angesetzt. Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter des Fonds.“ Für ihren Zweitmarktfonds, der in Anteile von Neue-Energie-Fonds investiert, hat die Ökorenta die meisten Solarfonds in Deutschland bewertet. Goldenstein beschreibt, worauf die Profis dabei achten: „Wir schauen uns die kalkulierten Ausgaben und die Degradation an. Die Unterschiede zwischen einzelnen Fonds sind erheblich.“ Bei den Ertragsprognosen sehe er wenige Probleme, so Goldenstein, die träfen regelmäßig die Realität. Aber: Die Bewertung der Ökorenta für Solarfonds lag meist zwischen 40 und 60 Prozent des Nominalwertes – also des Preises, den der Anleger gezahlt hat. Würde ein Anleger Solarfonds über den Fonds-Zweitmarkt verkaufen, hätte er also mit erheblichen Verlusten zu rechnen.

Als wachsendes Problem bei bestehenden Solarparks gelten Diebstahl und Vandalismus. UDI-Geschäftsführer Hetz rät deshalb, darauf zu achten, dass die Anlagen ausreichend gesichert werden. „Wichtig und wirkungsvoll sind anständige Zäune – sie sollten 1,80 bis 2,00 Meter hoch sein – und eine Kameraüberwachung der Anlage per Webcam. Wenn es dennoch zu Diebstählen kommt, muss die Versicherung zahlen“, so Hetz. Er hält den mechanischen Verschleiß der Fotovoltaikanlagen für sehr gering. Nur: „Für anfällige Komponenten wie die Wechselrichter sollte eine Herstellergarantie über 10 Jahre vorliegen, damit ist der Anleger ziemlich gut abgesichert.“

Festzuhalten bleibt: Solarfonds ist nicht gleich Solarfonds. Und wer einen Solarfonds kauft, sollte sein Geld erst nach Ablauf der Laufzeit, - meist 12 oder 20 Jahre – wieder benötigen: Ein zwischenzeitlicher Verkauf dürfte zu deutlichem Verlust führen.

Bildhinweis:
Für einen Solarfonds spricht es, wenn die Fotovoltaikanlagen bereits vollständig errichtet und angeschlossen sind. / Quelle: Phönix Solar AG;
Tjark Goldenstein/ Quelle: Ökorenta
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