Anleihen / AIF

21.9.2006: Anlagecheck: Biogasfonds MTV IV BioEnergie lockt mit zehn Prozent Rendite - Lohnt sich das Investment?

30 Biogasanlagen an bis zu 30 Standorten will die Frankfurter MTV Capital Invest AG bauen. Das Emissionshaus hat den geschlossenen Fonds "MTV IV BioEnergie GmbH & Co. KG" aufgelegt. Anleger können sich mit mindestens 10.000 Euro an dem Vorhaben beteiligen. Der Fonds soll laut MTV eine Rendite nach dem Internen Zinsfuß (IRR) von 10,12 Prozent erwirtschaften. Die Gesamtausschüttung soll 315 Prozent über 21 Jahre betragen. Lohnt sich das Investment für den Anleger? ECOreporter.de hat Stärken und Schwächen des Beteiligungsangebotes geprüft.

Von der Nordsee-Ferieninsel Föhr über Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, die Standorte für die Biogasanlagen des Fonds MTV IV BioEnergie verteilen sich weit über Deutschland. Im Mai 2007 wollen die Frankfurter Initiatoren die Anlagen in Betrieb nehmen. Die einzelnen Anlagen sollen zwischen 250 und 500 Kilowatt elektrischer Leistung haben, alle 30 zusammengenommen werden den Angaben zufolge 7,5 Megawatt Strom liefern. Über ein Wärmenutzungskonzept soll mindestens 50 Prozent der entstehenden Wärme abgesetzt werden.

Das Gesamtinvestitionsvolumen des Fonds beträgt rund 35 Millionen Euro. Knapp die Hälfte davon wollen die Initiatoren als Eigenkapital einwerben. Der Biogasfonds soll 21 Jahre laufen. Eine vorzeitige Kündigung ist erstmals nach zehn Jahren möglich. Mit dem Exklusivvertrieb der Fondsanteile beauftragte MTV die Heidelberger HW HanseInvest GmbH. Die technische Betriebsführung liegt bei der auf Bioenergie-Anlagen spezialisierten Archea Service GmbH, Hessisch Oldendorf. Hersteller der Anlagen ist die Eisenmann Maschinenbau KG, Böblingen. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat den MTV IV BioEnergie Fonds genehmigt. Zusätzlich dazu liegt laut Angaben von MTV ein Wirtschaftsprüfer-Testat nach IDW/S4 vor.


Komfortabler Puffer in der Finanzierung, aber Baugenehmigungen fehlen

Über zehn Prozent Rendite auf eine Laufzeit von 21 Jahren, das lockt den Anleger - auch wenn es sich dabei um einen Vorsteuerwert handelt, der sich je nach persönlichem Steuersatz verringert. Wie sicher ist die Rendite?

Ein Risiko: Rund 50 Prozent der Investitionen will die Gesellschaft über Fremdmittel finanzieren. Dafür sollen Darlehen mit einer Laufzeit von zehn Jahren aufgenommen werden, deren Verzinsung variabel an den so genannten "Euribor" gekoppelt ist; diese "Euro Interbank Offered Rate" verlangen Europäische Banken beim Handel von festverzinslichen Wertpapieren untereinander. Die Zinsen können also steigen oder fallen.
Horst Harald Vieth, Vorstand der MTV Capital Invest AG, erklärt: "Wenn man über den Kapitalmarkt finanziert, muss man für die Sicherheit, die man sich dort einkauft, eine zusätzliche Marge von 1,5 - 2 Prozent zahlen. Natürlich unterliegen wir mit dem Euribor einem Zinsänderungsrisiko. Wir haben aber über einen längeren Zeitraum eine Zinsabsicherung vereinbart - einen so genannten "Zinscap". Unterm Strich ist das günstiger als sich für zehn Jahre zu binden. Durch den Zinscap kann unsere Zinsbelastung nicht über 6,35 Prozent steigen." Die Planzahlen im Verkaufsprospekt seien mit dem höchstmöglichen Zins gerechnet worden, so Vieth weiter. Abgeschlossen habe man mit 4,75 Prozent. "Wir bauen also gleich zu Anfang schon einen komfortablen Puffer auf."

Zinsgünstige Kreditmittel für Erneuerbare Energien, wie sie beispielsweise die KfW anbietet, hat die MTV für den Fonds nicht eingeplant. Laut Vieth sind diese Finanzierungen mit erheblichem bürokratischen Aufwand verbunden, der werde durch den Zinsvorteil nicht ausgeglichen.

Von 30 möglichen Standorten liegt für nur vier eine Baugenehmigung vor. Ein Risiko für die Anleger? Der MTV-Vorstand erklärt, dass die Anträge auf Baugenehmigung jeweils erst gestellt wurden, nachdem man die Verträge mit den beteiligten Landwirten geschlossen habe. An keinem Standorte hätten sich die zuständigen Behörden aber im Vorfeld kritisch geäußert. Zudem würden aktuell rund 100 Standorte für Biogasanlagen durch MTV entwickelt. "Wenn irgendwo Schwierigkeiten auftreten, können wir einfach einen anderen Bauplatz vorziehen", so Vieth.

Wenn die Kraftwerke einmal stehen, sollen sie möglichst fehlerfrei funktionieren. Die Archea Service GmbH garantiert dem Fonds die 92-prozentige Verfügbarkeit der Biogasanlagen. Nach Angaben von Vieth hat sich Archea dafür bei einer "namhaften großen deutschen Versicherungsgesellschaft" rückversichert. Der Versicherer habe das gesamte Versicherungspaket für das Projekt gestellt.


19 Prozent Weichkosten - hohe Liquiditätsreserve

Bis hierhin macht der MTV IV BioEnergie einen soliden Eindruck. Weniger vorteilhaft fällt ein Blick auf die Kostenstruktur des Angebotes aus: Bezogen auf das Eigenkapital haben wir eine Weichkostenquote von 19 Prozent für das Vorhaben errechnet. Der MTV-Vorstand hat die Zahl bestätigt. Als "Weichkosten" werden die Kosten für ein Projekt bezeichnet, die nicht unmittelbar dem jeweiligen Investitionsvorhaben zugerechnet werden können. Dazu gehören beispielsweise die Kosten für den Vertrieb des Fonds, die Gründungs- und die Finanzierungskosten.

Die Liquiditätsplanung des Fonds sieht in den ersten Jahren sehr hohe Reserven vor. Gleichzeitig soll es ab dem zweiten Jahr eine Ausschüttung von zehn Prozent an die Kommanditisten geben. Vieth führt an, dass man laut einer Vereinbarung mit den Landwirten Saatgut und Substrat vorfinanzieren müsse. Auf Nachfrage gibt er aber zu: "Zum anderen war es ein ausdrücklicher Wunsch des Vertriebs, eine möglichst gleichmäßige Ausschüttung über die Laufzeit des Fonds darzustellen." Aus Anlegersicht macht das wenig Sinn: Mittel, die der Fonds eben erst eingenommen hat, werden kurze Zeit später zum guten Teil bereits wieder ausgeschüttet. Gleichzeitig werden von den Geldern, die derart "durchgereicht" werden, die vollen Kosten abgezogen. Nur: Sinn hin oder her, wenn der Kunde die schellen Rückflüsse wünscht, ist sein Wunsch Befehl für die Produktanbieter.

Die Ausstiegsoption, die der Fonds Anlegern nach zehn Jahren anbieten will, bietet Angaben des Vorstands eine prognostizierte Vorsteuerrendite von 7,04 Prozent.

Der "BioEnergie IV" ist laut Vieth "nahezu vollständig platziert". Es könnten nur noch in sehr beschränktem Umfang Anteile des Fonds gezeichnet werden. Mitte bis Ende November 2006 wollen die Frankfurter mit dem Nachfolgefonds MTV VI auf den Markt kommen.


Fazit

Trotz der hohen Weichkosten macht das Angebot der MTV Capital Invest AG einen soliden und durchdachten Eindruck. Der Anbieter setzt auf Bioenergie, er entwickelt 100 Standorte für Biogasanlagen. Finanzierung und Absicherung der technischen Verfügbarkeit wirken schlüssig.

Als Anleger sollten Sie beachten: Die Anlagechecks sind keine Anlageempfehlungen. ECOreporter.de verwendet Angaben der Anbieter und haftet nicht für die Richtigkeit der Angaben. Es handelt sich um unternehmerische Beteiligungen, deren Erfolg sich erst in einigen Jahren erweisen wird. Im Extremfall kann es zum Verlust des eingesetzten Kapitals kommen.


Bitte sorgfältig beachten:

Geldanlagen sind mit Risiken verbunden, die sich im Extremfall in einem Totalverlust der eingesetzten Mittel niederschlagen können. Die von uns bereit gestellten Informationen sind keine Kaufaufforderungen oder Anlageempfehlungen - denn wir kennen z.B. Ihre persönlichen Vermögensverhältnisse und Ihr Anlegerprofil nicht. Zwischen Lesern und dem Verlag entsteht kein Beratungsvertrag, auch nicht stillschweigend. Die Redaktion recherchiert sorgfältig. Eine Garantie für die Richtigkeit und für richtige Schlussfolgerungen wird dennoch ausgeschlossen - auch uns kann einmal ein Fehler unterlaufen. Finanzdienstleister können sich also nicht allein auf unsere Informationen stützen. Jegliche Haftung wird ausgeschlossen, auch für Folgeschäden, etwa Vermögensschäden. Unsere Texte machen in keinem Falle eine individuelle Beratung und Beschäftigung mit den Angeboten entbehrlich. Bitte beachten Sie, dass sich zwischen unserer Recherche und Ihrer Lektüre Änderungen ergeben können. Weder die Veröffentlichung noch ihr Inhalt, Auszüge des Inhalts noch eine Kopie darf ohne unsere vorherige Erlaubnis auf irgendeine Art verändert oder an Dritte verteilt oder übermittelt werden - andernfalls liegt ein strafrechtlich bewehrter Urheberrechtsverstoß vor.

Ihre ECOreporter: für Sie da unter
redaktion@ecoreporter.de

Bilder: Maisernte. Mais ist ein wichtiger "Futter"-Stoff für Biogasanlagen; MTV-Vorstand Vieth / Quelle: Unternehmen
Aktuell, seriös und kostenlos: Der ECOreporter-Newsletter. Seit 1999.
Nach oben scrollen
ECOreporter Journalistenpreise
Anmelden
x