Erneuerbare Energie

2015 war Rekordjahr bei Investitionen in erneuerbare Energie – aber nicht in Europa und schon gar nicht in Deutschland

Obwohl es immer günstiger wird, Photovoltaik- und Windkraftprojekte umzusetzen, sind die Investitionen in Ökstromkraftwerke in 2015 erneut stark angestiegen. Beim Ausbau der weltweiten Grünstromkapazitäten gab es aber auch große regionale Unterschiede. So ist China weiterhin die Wachstumslokomotive des globalen Marktes für erneuerabre Energie. In Deutschland ist dagegen in 2015 so wenig Kapital in regenerative Energie investiert worden wie zuletzt 2004.

In 2015 ist weltweit so viel Kapital in den Ausbau erneuerbarer Energieproduktion investiert worden wie in keinem Jahr zuvor. Das geht aus Erhebungen von Bloomberg New Energy Finance (BNEF) hervor. Demnach floss mit 328,9 Milliarden US-Dollar um vier Prozent mehr Kapital in den Sektor als im Vorjahr und drei Prozent mehr als im bisherigen Rekordjahr 2011. Das weltweit investierte Gesamtvolumen hat sich damit seit 2004 versechsfacht, wie BNEF betont. Michael Liebreich, Chef von Bloomberg New Energy Finance, erklärt dieses starke Wachstum insbesondere damit, dass Wind- und vor allem Solaranlagen viel billiger geworden sind. Das habe die Investitionsschwelle enorm gesenkt. Strom aus Windkraft und Photovoltaik sei in vielen Weltregionen bereits günstiger als die Strompreise von herkömmlichen Energieversorgern. Hinzu komme die verbesserte Förderung vor allem in neuen Märkten.  All dies habe es ermöglicht, dass weltweit 57 Gigawatt (GW) Photovoltaik und 64 GW Windkraft neu installiert worden seien.

China, USA und Japan an der Spitze

Fast ein Drittel der Gesamtinvestitionen entfällt laut der Bilanz auf China, das schon länger der weltweit größte Windmarkt ist und diesen Status in 2015 auch in der Photovoltaik erreicht haben dürfte, den Deutschland über viele Jahre inne hatte. In der Bundesrepublik sind um die 40 GW Solarstromkapazität am Netz, in China inzwischen etwas mehr, nachdem dort im vergangenen Jahr voraussichtlich um die 13 GW neu installiert wurden – wohl zehnmal mehr als in Deutschland. In China wurde 2015 aber auch weiter stark in Windkraftprojekte investiert, nun auch in Projekte auf hoher See - offshore. So wandten Investoren für die chinesischen Offshore-Windparks Longyuan Haian Jiangjiasha und Datang & Jiangsu Binhai mit je 300 Megawatt (MW) Leistungskapazität jeweils rund 850 Millionen US-Dollar auf. Insgesamt stiegen die Grünstrominvestments der Volksrepublik im Vergleich zum Vorjahr um 17 Prozent auf 110,5 Milliarden US-Dollar.

Mit deutlichem Abstand folgen die Vereinigten Staaten mit 56 Milliarden Dollar und einem Plus von acht Prozent gegenüber 2014. Dazu haben neben Großinvestitionen in Einzelprojekte auch stark Investoren am Kapitalmarkt beigetragen, die an die Börse drängenden Betreibergesellschaften (YieldCos) Kapital für neue Investitionen bereitstellten. Den dritten Rang verteidigte Japan mit Gesamtinvestitionen von 43,6 Millionen US-Dollar. In dem Inselstaat wurde seit der Atomkatastrophe von Fukushima massiv in alternative Energie investiert, vor allemin Photovoltaik, doch seit dem Regierungswechsel hat dieses Engagement nachgelassen. In 2015 erhöhten sich die Investitionen in erneuerbare Energie nur noch um drei Prozent. Dennoch lag Japan in 2015 weit vor europäischen Einzelmärkten.

Europas Engagement erlahmt deutlich

Dagegen brachen in Europa, wo die staatliche Unterstützung des Sektors stark beschnitten wurde, die Investitionen in erneuerbare Energien ein. Laut BNEF summierten sie sich auf nur 58,5 Millionen US-Dollar und damit auf so wenig wie seit 2006 nicht mehr. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Rückgang um 18 Prozent. Den größten Anteil steuerte Großbritannien bei, das mit 23,4 Millionen US-Dollar Deutschland als wichtigsten Motor der europäischen Energiewende abgelöst hat. Das ist gegenüber 2014 ein Zuwachs von 24 Prozent und brachte dem Vereinten Königreich im weltweiten Ranking den fünften Platz ein. Im Vorjahr hatten beide Länder bei den Investitionen noch gleichauf gelegen. Deutschland erreichte in 2015 aber nur noch Rang 6 mit Gesamtinvestitionen im Umfang von 10,6 Milliarden US-Dollar. Das ist nach Angaben von BNEF gegenüber 2014 ein Rückgang um satte 42 Prozent. Seit 2004 sei in der Bundesrepublik nicht mehr so wenig in den Ausbau erneuerbarer Energieproduktion investiert worden und das jährliche Investitionsvolumen habe in 2010 noch fast vier Mal so hoch gelegen. Noch stärker als in Deutschland fiel 2015 der Einbruch in Frankeich aus, mit einem Rückgang von 53 Prozent auf nur noch 2,9 Milliarden US-Dollar. Zum Vergleich: junge Märkte wie Chile, Mexiko und Südafrika haben trotz weitaus geringerer ökonomischer Schlagkraft als Frankreich und andere EU-Staaten Investitionsvolumina von 3,5 bis 4,5 Milliarden US-Dollar in 2015 erreicht. Im Aufwind sind die erneuerbaren Energien auch in Indien, für das die Experten von BNEF Gesamtinvestitionen von knapp elf Milliarden US-Dollar festgestellt haben und damit 23 Prozent mehr als in 2014. Indien erreichte damit in dem Ranking von BNEF vor Deutschland den fünften Platz.

Das Windkraftprojekt an Land mit dem größten Kapitalzufluss war 2015 die Windfarm Nafin Mexico mit einer Leistungskapazität von 1,6 GW und einem Investitionsvolumen von 2,2 Milliarden US-Dollar. Bei den Windparks auf See lagen die britischen Projekte Race Bank und Galloper mit einer Leistungskapazität von 580 bzw. 336 MW und einem Investitionsvolumen von 2,9 bzw. 2,3 Milliarden US-Dollar vorn. Im Bereich der Photovoltaik errreichte laut BNEF der US-Solarpark Silver State South den Spitzenwert mit 0,3 GW Leistungskapazität und 744 Millionen US-Dollar Investitionsvolumen. Rund 1,8 Milliarden US-Dollar flossen in das solarthermische Großkraftwerk NOORo in Marokko. 921 Millionen US-Dollar gingen an das weltweit finanzintensivste Bioenergieprojekt des Jahres, das brasilianische Biomassekraftwerk Klabin Ortiguera mit 330 MW Leistungskapazität. und 744 Millionen US-Dollar Investitionsvolumen. Dessen Gegenstück im Bereich Geothermie war das türkische Projekt Guris Efeler mit 170 MW Leistungskapazität und 717 Millionen US-Dollar Investitionsvolumen.

Bildhinweis: Mexikanischer Windpark. / Foto: Gamesa
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