Erneuerbare Energie

19.7.2006: Wachstumsträchtig, aber von der Weltmeisterschaft noch weit entfernt - Studie untersucht Italiens Photovoltaikmarkt

Im vergangenen Monat hatte der Bundesverband Solarwirtschaft für die deutsche Solarbranche seinen zuversichtlichen Ausblick in die Zukunft insbesondere mit den Marktchancen in Südeuropa begründet. Dort sei bis zum Jahr 2010 eine Verzehnfachung des Photovoltaikmarktes zu erwarten. Unter anderem in Italien werde aufgrund der Einführung von Einspeisevergütungen die Nachfrage für Solartechnik "made in Germany" steigen. Wie es in dem soeben zum Fußballweltmeister gekürten Land konkret um den Solarstrommarkt bestellt ist, wurde in einer aktuellen Studie untersucht, die der Europressedienst aus Bonn jetzt vorgelegt hat. Die Untersuchung von EuPD Research mit dem Titel "Der italienische Photovoltaikmarkt 2006 - Grundlagen, Potenziale, Risiken" liefert laut dem Europressedienst erstmals Primärdaten über die Strukturen des italienischen Photovoltaikmarktes. Sie basiert auf Tiefeninterviews mit Marktteilnehmer zu ihrer Einschätzung der aktuellen und zukünftigen Entwicklung des italienischen Solarstrommarktes. Den Angaben zufolge sind in der Analyse Unternehmen berücksichtigt, die zusammen 80 Prozent des Gesamtmarktes in 2005 repräsentieren.

Wie es in der Studie heißt, ist nach Einschätzung der Befragten in der Tat für den italienischen Solarstrommarkt ein starkes Wachstum zu erwarten. Sie gehen durchschnittlich davon aus, dass Ende 2006 in Italien Solaranlagen mit einer Kapazität von 52,5 Megawatt (MW) Leistung neu installiert sein werden. Für 2007 liegt ihre Prognose im Durchschnitt bei rund 110 MW, für 2008 sogar bei 181 MW. Als Ziel für die installierte Leistung im Jahr 2015 hat die Regierung in Rom 1000 MWp ausgerufen. Um den Weg dahin zu ebnen wurde Ende Juli 2005 das an das deutsche Erneuerbare-Energien-Gesetz angelehnte italienische Einspeisegesetz in Kraft gesetzt. Das "Conto Energia" legt laut dem Europressedienst recht hohe Einspeisetarife für Solarstrom fest. So würden zum Beispiel Anlagen bis zu einer Kapazität von 20 kW mit 44,5 Cent je Stunde vergütet, größere Anlagen bis zu einer Kapazität von 50 kW mit 46 Cent je Stunde. Für noch größere Anlagen gebe es besondere Regelungen, die etwa per Versteigerung festgelegte Vergütungssätze ermögliche, deren Höhe aber gedeckelt sei. Für Anlagen von 51 kW bis 1 MW seien 2005 im Durchschnitt 47 Cent je Stunde gezahlt worden. Hier sähen die gesetzlichen Vorgaben einen Maximaltarif von 49 Cent/kWh. Es dürften pro Jahr aber nur 25 MW aus Großprojekten neu installiert werden.

Dennoch ist das Geschäft mit Solarkraft in Italien kein Selbstgänger. EuPD Research weist darauf hin, dass Marktteilnehmer, die in Italien tätig werden wollen, sich dort auf eine im Vergleich zu anderen Ländern wie etwa Deutschland neue, komplizierte Marktstruktur einstellen müssen. Dazu gehörten etwa die wenig entwickelten Vertriebsstrukturen. Das Spektrum reiche vom ein- bis zum vierstufigen Vertrieb. "Allrounder", also Distributoren, Großhändler und Systemintegratoren mit einem breiten Leistungsspektrum prägten den Markt. Zwei Drittel der Unternehmen installierten Solarstromanlagen selbst, jeder Dritte biete seinen Kunden Planungsleistungen an.

Bei der Auswahl des Produkts liegt laut den Ergebnissen der Befragung von EuPD Research die Priorität der befragten Unternehmen vor allem auf der Qualität der Ware, weniger auf der Verfügbarkeit. Diese Hervorhebung von 60 Prozent der befragten Firmen führen die Bonner unter anderem auf negative Erfahrungen im Rahmen des 10.000-Dächer-Programms zurück. Hier habe es hier häufig Probleme mit der Leistungsfähigkeit installierter Anlagen gegeben. Das erkläre auch, warum jedes dritte Unternehmen großen Wert auf Komplettsysteme lege. Durch die mangelnde Erfahrung mit der Installation von Photovoltaikanlagen fragten die Installationsbetriebe verstärkt nach solchen Paketlösungen. Wie die Studie weiter festhält, legten 40 Prozent der befragten Unternehmen großen Wert auf eine einfache Anwendung und Montage, 50 Prozent auf eine Leistungsgarantie. Der durchschnittliche Verkaufspreis für Aufdachanlagen sei von 2005 bis 2006 pro kW um 419 Euro auf 6.169 Euro gestiegen, für Module um 871 Euro auf 4.600 Euro.

Das meiste Wachstumspotential sahen die Befragten bei Systemen von 20 bis 50 kW (45 Prozent), gefolgt von Kleinstsystemen und Systemen bis 100 kW. Als größten Problempunkt im italienischen Photovoltaikmarkt hat die Studie von EuPD Research bürokratische bzw. administrative Hürden sowie die italienische Gesetzgebung ermittelt. Jedes zweite befragte Unternehmen mache diese dafür verantwortlich, dass trotz der guten Ausgangslage aufgrund der gesetzlichen Rahmenbedingungen, den klimatischen Verhältnissen sowie der hohen Antragszahlen für neue Anlagen die Menge der tatsächlich umgesetzten Projekte und damit das Wachstum des Marktes beeinträchtigt wird. Genannt würden beispielsweise das kompliziert ausgestaltete Fördersystem oder langwierige Verfahren bei der Erteilung von Baugenehmigungen für Solarstromanlagen. Dennoch sei die Photovoltaik in Italien ein vielversprechender Wachstumsmarkt, hält die Studie abschließend fest.

Bestellt werden kann die Studie beim
Europressedienst Bonn
Fon +49 (0)228 - 42 966 - 42
E-Mail c.rosin@europressedienst.com

Bildhinweis: Solarprojekt in Italien / Quelle: Soleos Solar GmbH; die Phönix SonnenStrom AG ist auf dem italienischen Markt bereits präsent: Andreas Hänel, Vorstandsvorsitzender des Solarprojektierers und -großhändlers / Quelle: Unternehmen
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