Finanzdienstleister

19.3.2008: Finanzdienstleister-News: Engel und "Sünder" - Kirchenbanken setzen bei der Geldanlage auf Nachhaltigkeitsfilter

Bankkunden interessieren sich für nachhaltige Investments. Zumindest die Kunden der KD-Bank aus Dortmund, ein Zusammenschluss der Bank für Kirche und Diakonie (BKD) und der Ev. Darlehens-Genossenschaft eG Münster. Das hat die Kirchenbank bei einer Kundenbefragung erfahren und daraus Konsequenzen gezogen: Sie entschloss sich, als erste evangelische Kirchenbank einen Nachhaltigkeitsfilter für ihre eigenen Wertpapieranlagen einzusetzen. Damit wird der verantwortungsvolle Umgang der von unseren Kunden zur Verfügung gestellten Gelder systematisiert“, erläutert Dr. Ekkehard Thiesler, Vorstandsvorsitzender der KD-BANK. Diese würden zum größten Teil in Wertpapiere investiert. Den Umfang dieser Eigenanlagen beziffert er auf 2,2 Milliarden Euro.

Seit Anfang 2008 setzt die KD-Bank bei der Auswahl der Wertpapiere ihren Nachhaltigkeitsfilter ein. Zuvor hatte sie die Praxistauglichkeit des Filters ein halbes Jahr geprüft und ihn angepasst. Das Grundkonzept für den Filter wurde mit Hilfe des Südwind Instituts für Ökonomie und Ökumene e.V. erarbeitet. Die Analyse der Nachhaltigkeit der Emittenten nahm die oekom research AG aus München vor. Man habe Wert auf einen unabhängigen Partner gelegt, der Erfahrungen insbesondere bei der Einschätzung von Banken vorweisen könne, sagt Thiesler. Überwiegend investiert die KD-Bank in festverzinsliche Anlagen von Banken.

Der Einsatz des Nachhaltigkeitsfilters erfolgt bei der Kirchenbank in zwei Stufen, erklärt der Vorstandschef. Zunächst erhebe oekom Daten zum ökologischen und sozialen Verhalten von rund 900 Unternehmen und 45 Staaten, aus denen dann nach dem Best-in-class Prinzip ausgewählt werde. Rund 300 Kriterien kämen hier pro Branche zum Tragen, etwa Aspekte des Umweltmanagements, der Öko-Effizienz oder der Sozialverträglichkeit. Aus diesem Kreis würden dann noch die Unternehmen und Länder ausgeschlossen, die gegen von der KD-Bank aufgestellte Negativkriterien verstoßen. So sind Waffenproduzenten ebenso tabu wie Tabakunternehmen oder Verwender „grüner“ Gentechnik. Bei den Staaten sind etwa die Vollstreckung von Todesstrafen und Einschränkungen der Menscherechte Ausschlusskriterien. Auch Wertpapiere von Staaten, die sich gegen Fortschritte beim Klimaschutz stemmen, etwa das Kyoto-Protokoll nicht ratifiziert haben, kommen nicht für ein Investment in Frage. Sollte ein Unternehmen, in das die Kirchenbank bereits investiert ist, hinter ihren Ansprüchen zurückfallen, entscheidet der Anlageausschuss der Bank, ob sie ihre Beteiligung beendet oder sukzessive aussteigt.

„Der verantwortungsbewusste Umgang mit den ihr anvertrauten Geldern ist für eine Bank, die kirchlichen und diakonischen Einrichtungen gehört und deren Gelder verwaltet, besonders wichtig“, betont Thiesler. Ziel ihres Handelns sei nicht primär die Gewinnmaximierung, sondern die wirtschaftliche Förderung der Mitglieder und Kunden. Als Privatkunden kommt für sie in Frage, der ihre christlichen Werte respektiert. Ihnen bietet sie auch Nachhaltigkeitsfonds an, etwa die gemeinsam mit den anderen Kirchenbanken und der Union-Investment aufgelegten KCD-Union Nachhaltig Aktien und KCD-Union Nachhaltig Renten.

Diese werden auch von katholischen Kirchenbanken vertrieben wie etwa der Paderborner Bank für Kirche und Caritas eG. Sie verwaltet rund 2,8 Milliarden Euro an Kundengeldern und wendet schon seit längerem einen Nachhaltigkeitsfilter bei ihren Geldanlagen an. Vor kurzem erst hat sie ihn weiter verschärft. Dr. Helge Wulsdorf ist Leiter Nachhaltige Geldanlagen bei der Paderborner Kirchenbank. Ihm zufolge hat der Nachhaltigkeitsbeirat des Finanzinstituts jetzt auch Länder mit hohem Korruptionsgrad ausgeschlossen, Produzenten von Anti-Personen-Minen und Unternehmen, deren Zulieferern wiederholt ausbeuterisches Kinderarbeit nachgewiesen wurde. Weitere Negativkriterien seien etwa Firmen, die auf Tierversuche setzen oder über fünf Prozent ihres Umsatzes mit Kernkrafttechnologie erwirtschaften. Hier sei es ethisch nicht zu verantworten, nachfolgenden Generationen das Atommüllrisiko aufzubürden. Aus diesem Grund schließe die Bank für Kirche und Caritas auch Staaten vom Investment aus, die neue Atomkraftwerke planen oder bauen. Mit der Nachhaltigkeitsanalyse hat die Kirchenbank die Schweizer Bank Sarasin beauftragt, auf dem Gebiet des nachhaltigen Investments einer der erfahrensten Akteure.

Auch die Paderborner reagierten mit dem Einrichten eines Nachhaltigkeitsfilters auf den Wunsch ihrer Kunden, nachhaltig zu investieren. „Da unsere Kunden aber nicht nur spezielle nachhaltige Investmentprodukte erwerben wollten, sondern auch von ihrer Bank erwarten, dass sie ihre Eigenanlagen nachhaltig ausrichtet, haben wir uns entschlossen, für Gelder, die wir auf den Kapitalmarkt geben, einen Nachhaltigkeitsfilter zu entwickeln“, erläutert Wulsdorf. Nachhaltigkeit habe sich bei der Bank für Kirche und Caritas inzwischen zu einem Kernbestandteil der Geschäftspolitik entwickelt. „Grund hierfür ist im Wesentlichen der Wunsch unserer Kunden gewesen, nachhaltige Investments tätigen zu wollen. Wir legen damit die Gelder unserer Kunden stellvertretend für sie nachhaltig an“, sagt der Nachhaltigkeitsexperte. Inzwischen werde nahezu die Hälfte der Eigenanlagen nachhaltig gemanagt. Knapp 30 Prozent der Anlagen entfielen auf Anleihen der WGZ Bank. Die zentrale Genossenschaftsbank durchlaufe gerade erst die Analyse ihrer Nachhaltigkeit. Bei weiteren 18 Prozent handle es sich überwiegend um neue Wertpapiere, etwa neue Pfandbriefe, bei denen es oft nur ein kurzes Zeitfenster zum Einstieg gebe.

Ein weiteres Augenmerk legt die Bank für Kirche und Caritas laut ihrem Nachhaltigkeitsexperten auf die klimafreundliche Gebäudesanierung. Hier wolle sie aktiv ihre Kunden, zu denen viele energieintensive Einrichtungen wie Krankenhäuser und Seniorenheim gehören, über Klimaschutzmaßnahmen informieren. „Wir stellen ihnen ‚Leuchtturmprojekte’ vor, verweisen auf die Möglichkeiten der Finanzierung durch die KfW, begleiten die Maßnahmen von den Anträgen bis zur Finanzierung“, so Wulsdorf. Schließlich habe die Katholische Bischofskonferenz in einem Geleitwort die Bedeutung eines aktiven Klimaschutzes betont und hier auch einen großen Nachholbedarf der Kirchen und ihrer Einsrichtungen festgestellt. Sein Unternehmen wolle da als Vorreiter agieren und auch am Beispiel des Umbaus seiner Geschäftsstelle beweisen, dass es angesichts steigender Energiekosten wirtschaftlich ist, in Klimaschutz zu investieren.

Bildhinweis: Kirchliches Engagement umfasst auch den Umweltschutz als Bewahrung der Schöpfung. / Quelle: Bank für Kirche und Caritas; aus Sicht der Kirchenbanken ist die Nutzung der Kernkraft nicht verantwortbar: Atomkraftwerk Grafenrheinfeld / Quelle: E.on AG
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