Anleihen / AIF

19.12.2007: Geschlossene Fonds-News: Prokon Capital GmbH nimmt gegenüber ECOreporter.de Stellung zu Gerüchten um nicht geleistete Garantiezahlungen – Tipp: Fondsanteile verkaufen und in Genussrechte tauschen oder nicht?

Der Windprojektierer Prokon aus Itzehoe bietet derzeit einem Teil seiner Windfondskommanditisten an, Anteile zurückzukaufen. Wenn die Anleger zugleich Genussrechte von Prokon erwerben, erhalten sie einen deutlich höheren Preis für die Anteile. Gleichzeitig tauchten in der Öffentlichkeit Gerüchte auf, Prokon würde Garantiezahlungen an Fondskommanditisten nicht leisten.

ECOreporter.de sprach mit Kirstin Heiden von der Marketingleitung der Prokon.

ECOreporter.de: Frau Heiden, Ihr Unternehmen bietet Anlegern eines Teils seiner Windenergiefonds den Ankauf der Fondsanteile an. Was für eine Strategie verfolgen Sie dabei?
Kirstin Heiden: Prokon verfolgt seit einiger Zeit die Strategie, das Geschäftsmodell umzustellen. Im Frühjahr 2007 haben wir den letzten Fonds erfolgreich platziert und unser Geschäft im Bereich der ökologischen Kapitalanlagen voll und ganz auf die Prokon-Genussrechte ausgerichtet. Zukünftig wird die Prokon Unternehmensgruppe ihre Projekte ausschließlich mit Genussrechtskapital und den üblichen Bankdarlehen finanzieren. Die Windenergiefonds sollen möglichst über mehrere Jahre hinweg sukzessive aufgelöst werden.

Dazu haben wir unseren Kommanditisten ein Angebot unterbreitet, welches ihnen mehrere Möglichkeiten bietet. Zum einen können die bei den Kommanditisten vorhandenen Fondsbeteiligungen in Prokon-Genussrechte umgewandelt werden. Zum anderen bieten wir an, die Kommanditanteile zu kaufen. Dieses Angebot ist jedoch nicht neu. Um unseren Anlegern größtmögliche Flexibilität zu bieten, haben unsere Anleger bereits seit mehreren Jahren die Möglichkeit, ihre Anteile zu fairen Verkehrswerten wieder an Prokon zu verkaufen.

Selbstverständlich ist uns bewusst, dass wir die Auflösung der Fonds nicht ohne und vor allem nicht gegen die Zustimmung der großen Mehrheit der Kommanditisten vollziehen können. Dies wollen wir auch nicht, da die Gesellschaften letztlich den Kommanditisten „gehören“. Kein Kommanditist wird gezwungen, das Angebot anzunehmen. Die vorzeitige Beendigung einer Kommanditbeteiligung kann aus vielerlei Gründen für die Anleger sinnvoll und lukrativer sein, als die Beteiligung fortzusetzen. Dies kommunizieren wir mit den jeweiligen Anlegern und werden zusätzlich zum obigen Angebot entsprechende individuelle Lösungen erarbeiten.


ECOreporter.de: Wurden tatsächlich Garantiezahlungen ausgesetzt?
Heiden: Vermutlich bezieht sich Ihre Frage auf alte Meldungen in diversen Internetforen. Jeder unserer Anleger hat die Zahlungen von uns erhalten, auf die er Anspruch hatte bzw. hat. Es ist bei nur drei Fonds vorgekommen, dass die mit der Ausschüttungsgarantie garantierte Zahlung für das Jahr 2005 am Anfang dieses Jahres von Prokon etwas verspätet geleistet wurde. Dies haben wir entsprechend mit unseren Anlegern kommuniziert und auch die Gründe dafür aufgezeigt. Auch hier haben die betroffenen Kommanditisten ihr Geld, auf das sie Anspruch haben, erhalten. Noch dazu haben wir die für das Jahr 2006 fälligen Zahlungen um mehrere Wochen bzw. Monate im Voraus geleistet – was jedoch in der Öffentlichkeit keine Erwähnung fand.


ECOreporter.de: Warum bieten Sie die Wiederanlage in Genussrechten an?
Heiden: Warum sollten wir Anlegern, die ihre Kommanditbeteiligung beenden und dafür unsere Genussrechte zeichnen möchten, diese Möglichkeit nicht bieten? Diese Frage ist inhaltlich nicht nachvollziehbar. Das Angebot wird von zahlreichen Anlegern angenommen.


ECOreporter.de: Welche Vorteile bringt das für das Unternehmen?
Heiden: Wir möchten unsere Projekte zukünftig nur noch mit Hilfe von Genussrechtskapital und den üblichen Bankdarlehen finanzieren. Wenn ein Anleger seinen Kommanditanteil nicht einfach verkauft, sondern in Genussrechte umwandelt, hat das für Prokon natürlich den Vorteil, dass sowohl der Anleger als auch das Kapital in der Unternehmensgruppe verbleibt. Viele unserer Kommanditisten entscheiden sich für die Umwandlung in Genussrechte und damit für ein weiteres Engagement bei Prokon.


ECOreporter.de: Wollen sie die Windparks auf jeden Fall über die Laufzeit der Fonds behalten, oder gibt es Käufer, die an den Parks interessiert sind?
Heiden: Wir haben keinerlei Interesse daran, Windparks an andere Betreiber zu verkaufen. Im Gegenteil, wir arbeiten daran, Windparks von anderen Planern zu erwerben und diese dann zu realisieren sowie zu betreiben. Mehrere Standorte haben wir bereits erworben.


ECOreporter.de: Stimmen Sie der Aussage zu, dass der Anleger bei einem Wechsel in die Genussrechte auf seine Garantiezahlungsansprüche verzichtet?
Heiden: Wenn ein Anleger seine Kommanditbeteiligung beendet, hat er natürlich auch keinen Anspruch mehr auf weitere Zahlungen. Wenn man ein Sparbuch auflöst, erhält man dafür auch keine Zinsen mehr. Die Anleger behalten aber die bereits geleisteten Zahlungen und müssen diese bei der Beendigung ihrer Beteiligung nicht an Prokon zurückzahlen. Gleichzeitig sei aber darauf hingewiesen, dass der Zweck der Ausschüttungsgarantie, nämlich der Kapitalerhalt zuzüglich einer gewissen Rendite, durch unser Kaufangebot bei allen Projekten ausnahmslos erfüllt ist. Es steht schon seit mehreren Jahren jedem Kommanditisten frei, seine Beteiligung zu dem jeweils aktuellen Verkehrswert – aktuell sogar zu einem deutlich höheren Preis – an Prokon zu verkaufen. Die Kaufpreise/Verkehrswerte sind so berechnet, dass jeder Kommanditist bei einem Verkauf insgesamt einen Kapitalrückfluss von deutlich mehr als 100 Prozent seiner Einlage erhalten hat.


ECOreporter.de: Wie ist der Zeichnungsstand bei der jetzt laufenden Genussrechteemission?
Heiden: Der Zeichnungsstand liegt bei 73 Millionen Euro. Laut Emissionsprospekt zur zweiten Tranche haben wir zum Jahresende 2007 mit einem Zeichnungsstand von 67 Millionen Euro gerechnet, die wir also bereits jetzt weit übertroffen haben. Hinzu kommen die bereits platzierten 20 Millionen Euro der ersten Genussrechts-Tranche. Gleichzeitig möchte ich aber darauf hinweisen, dass wir nicht auf die vollständige Platzierung der Genussrechte zu einem bestimmten Stichtag angewiesen sind. Bei der Darstellung im Emissionsprospekt handelt es sich um eine Ziel-Planung.


Fazit:
ECOreporter.de sieht den Verzicht auf Garantiezahlungen als Argument gegen einen Verkauf von Fondsanteilen an. In jedem Fall sollten Kommanditisten vor einem Verkauf die Möglichkeiten des Zweitmarkts nutzen und Vergleichspreise für ihre Fondsanteile einholen. Aktuell sind viele Windpark-Aufkäufer am Markt unterwegs. Davon abgesehen haben Kommanditisten mehr Rechte als Genussrechtsinhaber.
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