Anleihen / AIF

19.12.2007: „Als bekannte Persönlichkeit fühlte ich mich missbraucht“ – Interview mit Dr. Carol Franklin, ehemals Verwaltungsrats-Vizepräsidenten bei Prime-Forestry über die Anlegergeld-Rettung bei „Forests for Friends“ und die neue „

3000 "Baumpartner" der ehemaligen schweizer Prime Forestry AG standen im Mai 2006 vor dem Totalverlust ihrer Investition. Nun hat die Auffanggesellschaft „Forests for Friends AG“ die Teak-Plantagen in Panama übernommen. Die Geschäftsführer haben eine weitere Gesellschaft gegründet und legen neue nachhaltige Plantagen an. ECOreporter.de-Interview mit Verwaltungsrats-Präsidentin Dr. Carol Franklin zu Finanzen, guten und schlechten Böden, Plänen und Renditen.

ECOreporter.de: Frau Franklin, wie viele frühere Prime Forestry-Anleger sind zu Forests for Friends gewechselt?
Dr. Franklin: Wir schätzen, dass 85 Prozent der geschädigten „Baumpartner“ nun Aktionäre der Forests for Friends sind. Genau wissen wir es nicht, weil wir keine Einsicht in die Unterlagen der Prime Forestry Switzerland haben, da diese dem Bankgeheimnis unterstehen. Zurzeit haben wir 2165 Aktionäre.

ECOreporter.de: Wie viele der alten Prime Forestry-Plantagen gehören mittlerweile Forests for Friends? Welche Qualität haben die alten Prime-Forestry-Plantagen?
Dr. Franklin: Forests for Friends Panama hat alle Plantagen und das gesamte Land gekauft und besitzt heute 3400 Hektar Boden. Leider ist ein bedeutender Teil nicht für Teak geeignet. Nach intensiven Untersuchungen durch Spezialisten haben wir von den ursprünglich angepflanzten 1996 Hektar ein Viertel aufgegeben. Zurzeit unterhalten wir 1"440 Hektar Teak.

ECOreporter.de: Sind die derzeitigen Anleger Baum-Eigentümer oder Mitinhaber des Unternehmens?
Dr. Franklin: Da das Baumeigentum in der von Prime Forestry gewählten Form als illegal erklärt wurde, haben wir für die Forests for Friends die Rechtsform einer Aktiengesellschaft gewählt Für die einzelnen Investoren hat das viele Vorteile: Sie sind Mitinhaber des Unternehmens. Das heißt, sie besitzen nicht nur die Bäume, sondern auch den Boden und sind an allen weiteren Einnahmen beteiligt. Außerdem haben sie eine bessere Risikoverteilung, denn sie sind an den verschiedenen Jahrgängen und an allen sieben Plantagen beteiligt. Ein Sturm oder ein Feuer in einer Plantage kann also nicht mehr die gesamte Investition eines Anlegers zerstören. Jeder Aktionär erhält den Jahresbericht, welcher u.a. die revidierten Jahresabschlüsse enthält, und er kann über die Generalversammlung die Geschäfte mitentscheiden. Heute stehen die Investoren, die sich an Forests for Friends beteiligt haben, besser da als vorher.

ECOreporter.de: Welchen Umsatz erzielt Forests for Friends, was planen Sie für die nächsten drei und die nächsten fünf Jahre?
Dr. Franklin: Forests for Friends ist die Auffanggesellschaft, die die Investitionen der ehemaligen „Baumpartner“ gerettet hat. Wir haben versprochen, keine neuen Plantagen anzulegen, so dass wir heute noch nicht von einem Umsatz im üblichen Sinne reden können.
Unsere Bäume sind zwischen 2 und 6 Jahre alt. Die Ausdünnungen kosten in den nächsten Jahren mehr als die Plantagen einbringen. Erst mit dem 10-jährigen Holz kommt Geld in die Kasse, das aber für den Unterhalt gebraucht wird. Die Ausdünnung im 14. Jahr wird erstmals Geld bringen, das wir an die Aktionäre ausschütten können. Im Übrigen ist es naturgegeben so, dass 85 % der Einnahmen mit der Schlussernte erzielt werden.

ECOreporter.de: Mit welchen Renditen können die Anleger rechnen?
Dr. Franklin: Der wichtigste Renditefaktor ist der Marktpreis zum Zeitpunkt des Verkaufs, also in 15 bis 20 Jahren. Leider sind wir keine Hellseher. Wir verstehen uns als seriöse Geschäftsleute, die nicht mehr versprechen, als wir halten können. Da die bisherigen Aktionäre schon beim Einstand einen hohen Preis bezahlt haben und wegen der unglücklichen Umstände nachzahlen mussten, können wir – konservativ – nur mit 3 % pro Jahr rechnen. Wenn es mehr gibt, ist niemand böse. Neue Anleger haben allerdings eine bessere Ausgangslage.

ECOreporter.de: Können die Anleger derzeit ihre Beteiligungen auch wieder verkaufen?
Dr. Franklin: Unsere Aktie kann jederzeit verschenkt und im Rahmen der statutarischen Bestimmungen gehandelt werden. Doch die Kauf-Nachfrage hält sich in Grenzen. Der faire Wert liegt bei 1150 Schweizer Franken (zirka 695 Euro / 1020 US-Dollar). Dieser Betrag setzt sich zusammen aus dem eigentlichen Wert der Aktie und den verbleibenden Unterhaltskosten, die zurückgestellt werden.

ECOreporter.de: Suchen Sie auch neue Anleger?
Dr. Franklin: Ja. Neue Anleger sind uns herzlich willkommen, denn wir sind froh um ein zusätzliches Polster. Und das Produkt ist attraktiv.

ECOreporter.de: Nun haben Sie "The Tree Partner Company" gegründet. Was macht dieses Unternehmen, wieviel Land hat es, was soll dort gepflanzt werden?
Dr. Franklin: The Tree Partner Company hat in den letzten Monaten einen Grundstock von 300 Hektar gutes Land in Panama gekauft und will darauf 80 % Teak und 20 % andere edle Baumarten anpflanzen. Je nach Standort kommen afrikanische Mahagoni, Akazie, spanische Zeder, Ronron (Zebraholz) und Rosenholz in Betracht. Ein Viertel des Landes wird als Schutzgebiete ausgewiesen.

ECOreporter.de: Wer führt das Unternehmen, gibt es Überschneidungen zu Forests for Friends?
Dr. Franklin: Die beiden Gesellschaften haben das gleiche Geschäftsmodell, sind also beide Aktiengesellschaften. The Tree Partner Company hat aber zum Glück keine belastete Vergangenheit und kann von Anfang an richtig aufgezogen werden. Rechtlich und finanziell sind die beiden völlig unabhängig. Der Unterhalt in Panama und die Führung in der Schweiz liegen in den gleichen Händen; so können Forests for Friends und The Tree Partner Company von der Erfahrung, vom Skaleneffekt und vom gemeinsamen Netzwerk profitieren.

ECOreporter.de: Warum war es nötig, ein zweites Unternehmen zu gründen?
Dr. Franklin: Forests for Friends ist eine Auffanggesellschaft, die die Vergangenheit bewältigen will und das auch bis jetzt erfolgreich geschafft hat. Wir haben im Rettungsplan versprochen, keine neuen Plantagen anzulegen.
The Tree Partner Company schaut nach vorne, ermöglicht den Aktionären und weiteren Interessierten, sich am attraktiven Plantagengeschäft zu beteiligen.

ECOreporter.de: Werden die beiden Unternehmen auch gemeinsam agieren, etwa nebeneinander Flächen kaufen oder bewirtschaften?
Dr. Franklin: Selbstverständlich nutzen wir Synergien. Darum stehen die Plantagen in Nachbarschaft. BARCA Panama ist von beiden Gesellschaften mit dem Unterhalt beauftragt.

ECOreporter.de: In welcher Form werden sich Anleger an The Tree Partner Company beteiligen?
Dr. Franklin: Wir haben auch hier das Aktienmodell gewählt, weil wir den Mitbesitz als fairste Form einer Langzeitinvestition betrachten. Wir richten uns an Investoren, welche ihr Geld nachhaltig anlegen wollen, die also hohe Anforderungen an die soziale Verantwortung und den Schutz der Umwelt stellen und gleichzeitig eine gute Rendite erwarten.

ECOreporter.de: Wer hält derzeit die Aktien der The Tree Partner Company?
Franklin: Stand Dezember 2007 sind wir vier Gründer und ein neuer Aktionär. Wir haben bereits eine erfreuliche Anzahl von Interessenten. Darum ist vorgesehen, im Frühjahr 2008 eine erste Kapitalerhöhung durchzuführen. Mit diesem neuen Kapital werden wir anpflanzen und weiteres Land kaufen.

ECOreporter.de: Mit welchen Grundstückspreisen pro Hektar kalkulieren Sie?
Dr. Franklin: In der panamaischen Provinz Darién kostet gutes Plantagenland zurzeit gegen 3300 US-Dollar pro Hektar.
Aufgrund unseres Finanzplans können wir die Hektar angepflanztes Land für 25000 US-Dollar anbieten, wobei darin alle Kosten für Unterhalt und Verwaltung inbegriffen sind.

ECOreporter.de: Welche Verkaufspreise prognostizieren Sie für welches Holz nach sieben, zehn oder 15 Jahren?
Dr. Franklin: Das ist die Annahme mit der größten Hebelwirkung auf den prognostizierten Gewinn. Wir gehen von konservativen Annahmen aus:

















ECOreporter.de: Welche Fehler der alten Prime Forestry wollen Sie bei Forests for Friends und The Tree Partner Company unbedingt vermeiden?
Dr. Franklin: Wir wollen grundsätzlich von innen heraus wachsen und arbeiten deshalb ohne Fremdkapital. Bäume werden erst dann gepflanzt und Plantagen erst dann angelegt, wenn die Finanzierung bis zur Schlussernte sichergestellt ist. Damit vermeiden wir die unternehmerische Falle, mit immer aggressiveren Marketingmethoden Kunden anwerben zu müssen, um bereits investiertes Fremdkapital zu sichern. Wir verzichten auf Telefon-Marketing, Hochglanzprospekte und teure Filme. Und die Verwaltungskosten sind sehr bescheiden.

ECOreporter.de: Gibt es noch Kontakte zur alten Führungsmannschaft der Prime Forestry? Oder gibt es gerichtliche Verfahren zwischen Forests for Friends und Prime Forestry?
Dr. Franklin: Als geschädigte Baumpartner haben wir nichts mit dem Management und den Verantwortlichen der liquidierten Prime Forestry zu tun. Den letzten Streitfall in Panama betreffend die Vorauszahlungen für Landkäufe haben wir soeben mit einem aussergerichtlichen Vergleich beilegen können. Für uns resultiert daraus ein namhafter Beitrag an die Unterhaltskosten.

ECOreporter.de: Was bewegt Sie persönlich dazu, in dieser Branche tätig zu sein?
Dr. Franklin: Zu Beginn war es mein Verantwortungsgefühl gegenüber den geschädigten Investoren, vor allen den gegen 1500 Kleinsparern. Als Vizepräsidentin des Verwaltungsrats der Prime Forestry war ich zwar für operative Entscheidungen nicht verantwortlich. Als bekannte Persönlichkeit fühlte ich mich aber missbraucht, denn viele Baumpartner hatten nicht zuletzt wegen mir ihr gutes Geld angelegt.
Von unserem heutigen Geschäftsmodell bin ich voll und ganz überzeugt. Wir haben ein gutes und zukunftsträchtiges Unternehmen. Mit unseren Aktionären zusammen tun wir etwas Konkretes und Wirksames für das Klima und die Umwelt, bieten den Einheimischen in Panama Arbeit, und die Aktionäre von The Tree Partner Company dürfen eine Rendite von 7,5 % erwarten. Mit anderen Worten: Wir bieten unseren Investoren eine Möglichkeit, mit ihrem Geld die Welt positiv zu verändern.

ECOreporter.de: Frau Franklin, wir danken Ihnen für das Gespräch.


Bildhinweis:
Dr. Carol Franklin und Plantagen von The Tree Partner Company. / Quelle: Unternehmen
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