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18.6.2003: Ökologisches Netz soll Rente sichern - Versicherung "oeco-net-Versorgung" mischt Anlagen in Renten- und Aktienfonds

(CL) Der Fairsicherungsladen in Münster hat ein neues ökologisch orientiertes Produkt zur privaten Altersvorsorge entwickelt. Die "oeco-net Versorgung" soll bei der Geldanlage ökologische und soziale Gesichtspunkte berücksichtigen und auch ein innovatives Finanzkonzept verfolgen. Die Versicherung investiert in Aktienfonds und festverzinsliche Wertpapiere. Die Anleger können zwischen drei Anlagestrategien wählen: Je nach Risikobereitschaft gewichtet oeconet anders zwischen Renten- und Aktienfonds. ECOreporter.de hat mit Josef Wiechers, dem Gründer und Chef des Fairsicherungsladens, Münster, über das neue Produkt gesprochen.

ECOreporter.de: Herr Wiechers, Ihr neues Produkt "oeco-net" soll der privaten Altersvorsorge dienen. Wie sieht es mit der steuerlichen Gestaltung aus, ist oeco-net vom Status her mit einer Kapitallebensversicherung vergleichbar?

Wiechers: Ja, die Gewinne werden steuerfrei ausgezahlt.

ECOreporter.de: Die per Gesetz geförderte "Riester- Rente" war im vergangenen Jahr eines der Hauptgesprächsthemen im Bereich der Altersvorsorge. Kann der Sparer auch für seine Zahlungen in einen oeco-net-Vertrag auf staatliche Unterstützung rechnen?
Wiechers: oeco-net ist kein Riester-Produkt, sondern eine klassische, fondsgebundene Rentenversicherung mit Todesfallschutz.

ECOreporter.de: Eignet sich Ihr Produkt auch für die betriebliche Altersvorsorge?

Wiechers: Die oeco-net Rente ist für die private Rentenversorgung und als klassische, betriebliche Direktversicherung abschließbar. Im betrieblichen Be reich entfällt die gesetzliche Sozialversicherungspflicht auf die eingezahlten Beiträge, wenn die Bezahlung aus Sondervergütungen der MitarbeiterInnen erfolgt oder als zusätzliche Leistung des Arbeitgebers gezahlt wird. oeco-net wird dann mit der niedrigeren pauschalen Lohnsteuer abgerechnet.
Unser Produkt erfüllt also alle Voraussetzungen der betrieblichen Versorgung im Rahmen einer Direktversicherung .

ECOreporter.de: In ihrer Pressemitteilung zu oeco-net schreiben Sie, der Anleger könne mit seinem Kapital kostenlos vom spekulativen Portfolio in das konservative wechseln und umgekehrt. Beim Kauf von Investmentfonds werden üblicherweise Ausgabeaufschläge erhoben. Wann zahlt der oeco-net-Investor diese und wie hoch sind sie?

Wiechers: Das stimmt. Üblicherweise sind beim Wechsel Ausgabeaufschläge zu zahlen. An dieser Stelle fungiert oeco-net wie eine Einkaufsgemeinschaft, die ihre Marktmacht dazu nutzt, Fonds ohne Ausgabeaufschlag zu erwerben. Das senkt die Kosten für AnlegerInnen, die immer im gleichen Bereich bleiben. Für die Wechseloption ist es eine fast schon zwingende Voraussetzung. Mit jeweils neuen Kosten belastet, macht ein Wechsel ansonsten nur in extremen Situationen Sinn. An dieser Stelle bietet oeco-net auch einen deutlichen Vorteil im Vergleich zum Kauf einzelner Fonds.

ECOreporter.de: Sind diese Konditionen auf unbegrenzte Zeit festgeschrieben?

Wiechers: Die Konditionen gelten für alle versicherten Personen auf unbestimmte Zeit, also für die gesamte Laufzeit der Verträge.

ECOreporter.de: Wie hoch sind die Depotgebühren für das Wertpapiervermögen?

Wiechers: Eine Depotgebühr besteht bei oeco-net nicht. Die Wartung erfolgt aber nicht kostenlos. Unter "Wartung" verstehen wir die regelmäßige Optimierung des Fondsportfolios. Alle zwei Jahre werden die einzelnen "Töpfe" auf den Prüfstand gestellt. Gegebenenfalls tauschen wir dann Fonds aus. Die "Wartung" erhalten nur Personen, die Mitglied beim Netz für Selbstorganisation e.V. oder bei der Stiftung fairmächtnis (Stiftung für Innovation, sozialen und ökologischen Wandel) geworden sind. Der Beitrag beträgt 20 Euro im Jahr, die als Spende entweder an das Netz oder an fairmächtnis zu entrichten sind. Herkömmliche Dachfonds berechnen jährlich zwischen 0,5 und 2 Prozent aus der Vermögenssubstanz für die Wartung.

ECOreporter.de: Wer sind die Personen, die im Auftrag der Stiftung "fairmächtnis" und des Netzes für Selbstorganisation e.V. die ethisch-ökologische Qualität des Fondsportfolios prüfen sollen?

Wiechers: Das ist zum einen der Vorstand von "fairmächtnis". Er wird von den Stiftungsgründern gebildet: Michael Schlickwei, dem Leiter des Büros des friedenspolitischen Sprechers der Grünen, Winfried Nachtwei, Münster; Rainer Bökmann, Konstrukteur von Schaltelementen für Windkraftanlagen und Unternehmer im Bereich Herstellung von Photovoltaik-Modulen, Minden. Seitens des Netzes für Selbstorganisation ist der Ökonom Hans-Gerd Nottenbohm am Auswahlprozess beteiligt. Das Netz für Selbstverwaltung und Selbstorganisation hat seinen Sitz im Union-Gewerbehof in Dortmund. Nottenbohm ist zudem Mitbegründer der Innova Genossenschaft. Netz und Stiftung schlagen dem Vermögensmanagement der swiss-life einen Auswahlkatalog vor. Swisslife bewertet die ökonomische Seite der Fonds und legt aufgrund wirtschaftlicher Kriterien die optimale Fondszusammensetzung fest.

ECOreporter.de: Wo kann man einen oeco-net Sparvertrag abschließen und sich beraten lassen?

Wiechers: oeco-net wird bundesweit angeboten. Grundsätzlich ist das jedoch kein "closed shop"-Produkt, sondern jede Vermittlerin und jeder Makler, der in diesem Bereich tätig sein möchte, kann oeco-net anbieten. Jeder Makler bekommt auch die gleiche Vergütung. Das ist ungewöhnlich, denn üblicherweise sichert sich der Initiator, in diesem Fall also der Fairsicherungsladen, einen Teil der Vermittlerprovision.

ECOreporter.de: Soll es bei den aktuell fünf Fonds bleiben, in die die Gesellschaft investiert, oder wollen Sie die Palette ausbauen?

Wiechers: Nein, dieses ist die erste Auswahlpalette. Die Wartung fällt alle zwei Jahre an. Dann wird die Perspektive für die nächsten zwei Jahre beschlossen mit der hohen Wahrscheinlichkeit, dass der Katalog der Möglichkeiten ausgeweitet wird.

ECOreporter.de: Inwiefern hat sich Ihr Partner bei oeco-net, die Schweizerische Rentenanstalt, bisher im ethisch-ökologischen Investments profiliert?

Wiechers: Die swiss-life hat sich in diesem Bereich in Deutschland noch nicht profiliert. Sie arbeitet jedoch seit langer Zeit mit den Fairsicherungsläden gut zusammen und hat seinerzeit AKW-Gegner gegen Berufsunfähigkeit versichert (z. B. einige Teilnehmer, die nach Mutlangen zum Blockieren wollten). Als Unternehmen hat die swiss-life eine Ökobilanz erstellen lassen.

ECOreporter.de: Herr Wiechers, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Bild: Joseph Wiechers
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