Wachhund

18.5.2005: Caviar Creator: ?kologisch und finanziell attraktiv - oder ein Fall von Kapitalanlagebetrug? Die D?sseldorfer Staatsanwaltschaft ermittelt

Das Unternehmen finanziert, baut und betreibt Aquakulturanlagen zur Produktion von hochwertigem St?r. Innerhalb der n?chsten sechs Jahre will Caviar Creator in weltweit 20 Aquakulturanlagen bauen, insgesamt f?nf davon in Deutschland. Die deutsch-amerikanische Gesellschaft besch?ftigt nach eigenen Angaben derzeit 130 Mitarbeiter. Der Hauptsitz befindet sich im US-Bundesstaat Nevada, operativ wird Caviar Creator aus D?sseldorf gesteuert. Noch im laufenden Jahr will das Unternehmen den Gang an die B?rse schaffen. Nicht an einen deutschen Handelsplatz, an die amerikanische Computerb?rse Nasdaq. So weit die Selbstdarstellung der Caviar Creator Inc.

Der Pressesprecher sagte, Anzeigen gegen die Caviar Creator Inc. gingen im Wesentlichen auf ehemalige Kooperationspartner zur?ck. Nun versuchten diese, Sand ins Getriebe zu streuen.

Im Ort Demmin in Mecklenburg-Vorpommern hat Caviar Creator inzwischen seine erste Fischzuchtanlage gebaut. "Die Anlage haben wir im M?rz er?ffnet, ab Ende Mai wird der Betrieb anlaufen. Wir haben rund 16 Millionen Euro in Demmin investiert", sagt Bruno Neurath-Wilson, Pressesprecher der Caviar Creator Inc. gegen?ber ECOreporter.de. "Wir hoffen, dass die Tiere bald anfangen zu laichen." Noch im laufenden Jahr wollen die D?sseldorfer Fischz?chter ihre erste Ernte einfahren. Man hoffe auf bis zu drei Tonnen Kaviar ab dem Sp?tsommer und fr?hen Herbst, so Neurath-Wilson; die Jahresproduktion solle mittelfristig auf elf Tonnen steigen.

Die Demminer Anlage wollte Caviar Creator urspr?nglich auch aus ?ffentlichen Mitteln finanzieren. F?rdermittel im Volumen von 3,35 Millionen Euro hatte das Unternehmen eigentlich schon fast in der Tasche, berichtete die Zeitung "Welt am Sonntag" (WamS) im November 2004. Dabei habe es sich um Geld der Europ?ischen Union und des Landes Mecklenburg-Vorpommern gehandelt. Bis zum 31. Oktober 2004 sei das Geld rechtskr?ftig zugesichert gewesen, der Termin sei jedoch verstrichen, weil Caviar Creator unvollst?ndige Antragsunterlagen eingereicht habe. "Sonst h?tte das Unternehmen wahrscheinlich schon heute das Geld", so Iris Uellendahl, Sprecherin des Landwirtschaftsministeriums des Bundeslandes, gegen?ber der WamS. Nach Recherchen des Norddeutschen Rundfunks NDR von Anfang Mai 2005 stehen die F?rdermittel des Landes weiterhin aus. Landwirtschaftsminister Till Backhaus habe erkl?rt, vor Ende Mai k?nne sein Ministerium definitiv keine F?rdermittel auszahlen, weil die Haushaltslage des Landes dies nicht zulasse.

"Es sind F?rdermittel in H?he von 3,5 Millionen Euro beim Landwirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommern beantragt", best?tigt Pressesprecher Neurath-Wilson. Daf?r sei eine "rechtsverbindliche und unbefristete Zusicherung in Aussicht gestellt worden". Gescheitert sei die Auszahlung der F?rderung bisher an einer Bedingung, die das Ministerium gestellt habe: Der Sitz des Kaviarfonds m?sse nach Demmin verlegt werden. Das sei durch den Bau der Anlage in Demmin zwar faktisch erfolgt, nicht aber deklaratorisch, so Neurath-Wilson. Hintergrund der Verz?gerung sei ein Kommanditist, der sich weigere, den Unternehmenssitz ummelden zu lassen, berichtet der Sprecher. Dabei handele es sich um einen ehemaligen Gesch?ftspartner, der der Caviar Creator schaden wolle, seine Kommanditeinlage belaufe sich auf lediglich 500 Euro. Der Rechtspfleger des Amtsgerichtes Stendhal habe schon mehrfach ein Zwangsgeld angedroht, er hoffe, dass die Angelegenheit im Laufe des Monats Mai ausgestanden sein werde.

Neurath-Wilson hebt im Gespr?ch mit ECOreporter.de die besondere Qualit?t des Kaviars, den das Unternehmen erzeugt, hervor. Er sei im Gegensatz zu handels?blichen Produkten frei von Konservierungsmitteln. Die St?re, die den Kaviar liefern, werden laut dem Sprecher in der Zucht an pflanzliches Futter gew?hnt und damit aufgezogen. Und das wenige Wasser, das die neue errichtete Anlage in Demmin verlasse - das System sei als Kreislauf angelegt - werde Trinkwasserqualit?t haben.

Das Fernsehmagazin "plusminus" beurteilt den ?kologischen Wert der Kaviarzucht etwas anders, es ist auch skeptisch hinsichtlich der Zuverl?ssigkeit einer Anlage dieser Gr??enordnung. Eine Kreislaufanlage dieser Dimension sei noch nie erfolgreich erprobt worden, so plusminus. Sie ben?tige zudem gro?e Mengen an Energie und die j?hrlichen Betriebsausgaben beliefen sich auf 1,8 Millionen Euro. Die zu erwirtschaften wird schwer, wenn das Verbrauchermagazin recht beh?lt: Laut Recherche der ARD-Journalisten glauben Branchenkenner nicht daran, dass Caviar Creator den geplanten Verkaufspreis von 640 Euro je Kilo für seine Edelware erzielen wird. F?r Zuchtkaviar werde in der Regel gerade einmal die H?lfte gezahlt.

Die letzte Aktienemission im Volumen von vier Millionen St?ck haben die D?sseldorfer ab dem Dezember 2004 dennoch problemlos platzieren k?nnen. Der Caviar-Creator-Sprecher dazu: "Das Interesse der Anleger an unserem Unternehmen ist gro?." Die letzten Tranchen der Aktienemissionen seien schnell verkauft gewesen. "Wir sehen eine gro?e Zukunft für die Aquakultur, der Fischverbrauch steigt, das Angebot der Natur sinkt. Die L?cke l?sst sich mit der industriellen Fischzucht schlie?en, und das Publikum hat verstanden: Das ist ein sauberes Produkt und ein Zukunftsmarkt", so Neurath-Wilson. Es gebe noch einige wenige Anlagem?glichkeiten für deutsche Investoren, sagt er. Die n?chste gro?e Aktienemission ist laut dem Sprecher Investoren in den USA vorbehalten. Anschlie?end wolle Caviar Creator dann den B?rsengang in Angriff nehmen.

Nach Unternehmensangaben bel?uft sich das ausgegebene Kapital auf 26,6 Millionen Aktien, aufgeteilt in rund 10,4 Millionen Stammaktien und 10,2 Millionen Vorzugsaktien. Laut dem Emissionsprospekt der letzten Kapitalerh?hung sollen vor dem B?rsengang die Vorz?ge in St?mme umgewandelt werden. Gemessen am Ausgabepreis der Aktienemission von Ende 2004 hat die Caviar Creator einen Wert von rund 237 Millionen US-Dollar (Ausgabepreis 8,90 Dollar; 187 Millionen Euro). Die D?sseldorfer Fischz?chter wollen aber h?her hinaus: Laut Emissionsprospekt ist für den B?rsengang ein Einf?hrungspreis von 15 Dollar avisiert, damit w?rde die Bewertung der Caviar Creator auf rund 400 Millionen Dollar klettern (317 Millionen Euro). Ein sehr stolzer Preis für ein Unternehmen, dessen Ums?tze und Gewinne zum gr??ten Teil erst einmal realisiert werden m?ssen.

Fazit: Die Gesch?ftsidee des deutsch-amerikanischen Unternehmens hat unter ?kologischen Aspekten durchaus ihren Reiz. Dennoch r?t ECOreporter.de von einem Engagement bei der Caviar Creator Inc. ab. Wichtig für den wirtschaftlichen Erfolg ist der Erhalt der F?rderung für die Fischzuchtanlage der Gesellschaft in Demmin. Interessenten sollten abwarten, bis die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen abgeschlossen und die Vorw?rfe gegen das Unternehmen gekl?rt sind. Zumindest bis dahin ist das Unternehmen ein Fall für die Wachhund-Rubrik.

Bilder: Er?ffnung der Fischzuchtanlage Demmin: Frank Schaefer, Vorstand der Caviar Creator Inc. (2ter von links) mit Ehreng?sten; Becken; Au?enansicht / Quelle: Unternehmen
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