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18.3.2002: "Die gute Vermietbarkeit der Solarsiedlung sichert die Rendite" - ECOreporter.de-Interview mit dem Freiburger Architekten Rolf Disch

Rolf Disch wurde 1944 in Freiburg geboren, lernte Möbelschreiner und Maurer, ehe er Architektur studierte. Er hat 1969 sein eigenes Architekturbüro gegründet und engagiert sich für ökologisches Bauen im Bereich Solararchitektur.

ECOreporter.de: Herr Disch, Sie selbst leben im "Heliotrop", Ihrem eigenen Solarhaus in Freiburg. Sie sind der Initiator der Freiburger Solarsiedlung und des Solarfonds. Wann und warum haben Sie begonnen, sich im Bereich Solararchitektur zu engagieren?

Disch: Unser Büro baut seit 25 Jahren solarorientiert. Die ersten Planungen für Solarhäuser (18 kostengünstige Reihenhäuser "Am Lindenwäldle") erfolgten 1984 mit wissenschaftlicher Unterstützung. Mit jedem neuen Projekt stiegen unsere Ansprüche. Benötigten die ersten Häuser noch fünf Liter Öl pro Quadratmeter und Jahr, so bauen wir heute "Plusenergiehäuser". Das sind Häuser, die mehr Energie gewinnen als sie verbrauchen.

ECOreporter.de: Die Süddeutsche Zeitung beschrieb Sie als "Weltverbesserer" und "Vorarbeiter". Finden Sie sich in dieser Charakterisierung wieder?

Disch: Die Bezeichnung "Weltverbesserer" war sicherlich so gemeint, dass ich mit meiner Arbeit einen Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz leiste. Den Begriff "Vorarbeiter" finde ich sehr originell und zutreffend. Gerne trage ich mit meiner "Vorarbeit" dazu bei, die dringend erforderliche Energiewende zu vollziehen. An Hand beispielhafter Projekte zeigen wir auf, dass wir auch heute schon die Möglichkeit haben, fossile und atomare Energien komplett durch regenerative Energien zu ersetzen.

ECOreporter.de: Wie entstand Ihre Idee zur Freiburger Solarsiedlung?

Disch: Rolf Deyhle suchte ein innovatives Haus-Produkt, um dem immer schwieriger werdenden Immobilienmarkt neue Impulse zu geben und neue Marktanteile zu gewinnen. (Rolf Deyhle war damals Partner von Disch. Neben dem Bauwesen war er als Impresario von Musicals tätig. Deyhle hat sich aus finanziellen Gründen vom Projekt zurückgezogen A.d.V.)
Auf dem ehemaligen Kasernengelände "Vauban" in Freiburg sah die städtebauliche Planung Häuserzeilen vor, die nach Süden orientiert sind. Dies brachte uns auf die Idee, auf diesem Grundstück mit unserem "Plusenergiehaus" eine ganze Solarsiedlung zu bauen.

ECOreporter.de: Die Gesamtinvestition des Solarfonds werden mit rund sieben Millionen Euro angegeben. Wie setzt sich die Finanzierung im Einzelnen zusammen? Wieviel Kapital kommt von Banken, wieviel von Anlegern?

Disch: Die rund sieben Millionen Euro werden zu 100 Prozent als Eigenkapital von Anlegern eingezahlt. Gelder von Banken sind nicht vorgesehen.

ECOreporter.de: Nach dem Rückzug Ihres damaligen Partners Rolf Deyhle drohte das Projekt zu kippen. Wie gefährdet war die Durchführung des Projekts, und welche Maßnahmen haben Sie ergriffen?

Disch: Die Deyhle-Gruppe war in finanzielle Schwierigkeiten geraten und stand als seriöser Investor nicht mehr zur Verfügung. Um die Solarsiedlung dann doch noch Realität werden zu lassen, beschlossen die Schokoladenfabrikanten Marli Hoppe-Ritter und Alfred T. Ritter zusammen mit mir die Solarsiedlung GmbH zu gründen.

ECOreporter.de: Das Stammkapital der Solarsiedlung GmbH beträgt eine Millionen Euro, die Kapitalrücklagen rund sechs Millionen Euro. Wie teilen sich die Summen auf?

Disch: Das Stammkapital teilt sich auf in Anteile 40, 40 und 20 Prozent. Die Hauptgesellschafter sind das Geschwisterpaar Marli Hoppe-Ritter und Alfred T. Ritter.

ECOreporter.de: Warum verkaufen Sie auch Fondsanteile und nicht nur einzelne Wohneinheiten?

Disch: Etwa die Hälfte der Häuser in der Solarsiedlung am Schlierberg in Freiburg werden von Kapitalanlegern gekauft und von uns vermietet. Dabei hat sich herausgestellt, dass die Mietnachfrage nach unseren Plusenergiehäusern - auch wegen der guten Lage in Freiburg - enorm hoch ist und wir die Nachfrage nicht befriedigen können. Andererseits gibt es zukunftsorientierte Bürger, die sich gerne mit einem Anteil an diesem ethisch, ökologisch und kulturell wichtigen Projekt beteiligen möchten, aber kein ganzes Haus finanzieren können oder wollen. So ist die Fonds-Idee entstanden.

ECOreporter.de: Können Sie einen Zeitpunkt nennen, zu dem Sie mit der Vergabe der 276 Fondsanteile zu je 25.000 Euro rechnen?

Disch: Der Freiburger Solarfonds läuft gut an, und wir rechnen mit der vollständigen Zeichnung des Kapitals im dritten Quartal 2002.

ECOreporter.de: Für wie sicher halten Sie die angebotene Rendite von ca. 5,5 Prozent? Wo sehen Sie Chancen und Risiken?

Disch: Durch die grosse Mietnachfrage und das hohe Wertsteigerungspotential ist die Rendite gesichert. Selbst im worst-case werden noch drei Prozent Gewinne nach Steuern erwirtschaftet. Neben der sicheren und rentablen Kapitalanlage macht es auch Freude, an einem visionären, aber schon realisierten und schon überprüfbaren solaren Wohnbauprojekt dabei zu sein.

ECOreporter.de: Planen Sie Nachfolgeprojekte zur Solarsiedlung?

Disch: Im Anschluss an den 1. Freiburger Solarfonds realisieren wir das "Sonnenschiff", ein Wohn- und Geschäftshaus, das die Solarsiedlung mit gleichem inhaltlichen Anspruch zur Merzhauser Straße hin abrundet.

ECOreporter.de: Die Einspeisegebühren für Strom in öffentliche Netze werden sinken. In wie weit könnte das die Wirtschaftlichkeit der Solarsiedlung beeinträchtigen?

Disch: Die Wirtschaftlichkeit der Solarstromanlagen in der Solarsiedlung wird auch zukünftig nicht beeinträchtigt, weil die Einspeisevergütung von 50 bzw. 48 Eurocent jeKilowattstunde (kWh) Solarstrom durch das Energie-Einspeisegesetz auf 20 Jahre gesetzlich gesichert ist.

ECOreporter.de: Könnte Ihr Fonds auch für Großanleger interessant sein? Und wenn ja, warum?

Disch: Für Grossanleger ist der Solarfonds vor allem auch deshalb interessant, weil er - als Beimischung ins konventionelle Depot - zur Risikominimierung beiträgt.

ECOreporter.de: Welche wirtschaftlichen und staatlichen Bedingungen müssten sich Ihrer Meinung nach ändern, damit das Beispiel Solarsiedlung Schule macht?

Disch: Die Plusenergiehäuser in der Solarsiedlung sind unter den jetzigen Bedingungen schon rentabel. Wichtig ist die Sicherung der jetzigen Förder- und Investitions-Programme. Allerdings muss sich dem "100.000-Dächer-Programm" ein "1.000.000-Dächer-Programm" anschliessen, damit dem Beispiel Solarsiedlung viele weitere folgen können.

ECOreporter.de: Herr Disch, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.


Bild: Der Initiator und Architekt der Solarsiedlung Freiburg Rolf Disch (Quelle: Architekturbüro Disch)



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