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15.4.2005: Wie kommt die deutsche Windkraftbranche heil durch die Flaute? - ECOreporter.de-Interview mit Klaus ?verm?hle, Gesch?ftsf?hrer der ?verm?hle Consult & Marketing GmbH
In Deutschland wurden 2004 ?ber 20 Prozent weniger Windr?der neu aufgestellt als im Vorjahr. Das geht aus der aktuellen Windenergie-Studie der Agentur ?verm?hle Consult & Marketing GmbH hervor. Ist die Zukunft der Windenergie in Deutschland schon vorbei? Wie gut sind deutsche Windkraftunternehmen im weltweiten Wettbewerb positioniert? Kommt der "Jobmotor" Windkraft ins Stocken? ECOreporter.de sprach ?ber diese und weitere Fragen mit Klaus ?verm?hle, Gesch?ftsf?hrer der ?verm?hle Consult & Marketing GmbH.
ECOreporter.de: Die neu installierte Windkraftleistung in Deutschland 2004 ist um mehr als 20 Prozent zur?ck gegangen. Worin sehen Sie die wesentlichen Gr?nde für diesen Einbruch?
Klaus ?verm?hle: Im ersten Halbjahr haben die teilweise unsachlichen politischen und ?ffentlichen Diskussionen ?ber die Novellierung des EEG besonders die Windbranche stark verunsichert. Daneben wurde der vielbeachtete und bei der Erstellung von aktuellen Windgutachten herangezogene IWET-Windindex nach unten korrigiert. Der als langj?hriges Mittel (100 Prozent) verwendete Zeitraum umfasst jetzt die Jahre 1989 bis 2002, wovon die letzten Jahre windschwach waren und daher die Anpassung negativ ausfiel. Im Juni/Juli kam es dann durch das Bundesverwaltungsgerichtsurteil zum Thema "Windfarm" zu weiteren Irritationen bei allen Beteiligten. Die Realisierung von vielen Windparkprojekten musste verschoben werden; die nach Baurecht genehmigten Standorte ben?tigten jetzt eine Genehmigung nach Bundesimmissionsschutzgesetz (BImschG).
Um es auf den Punkt zu bringen: die Unsicherheiten im Windbereich waren im letzten Jahr sehr hoch, es wurden daher weniger Megawatt neu installiert als ein Jahr zuvor.
ECOreporter.de: Wie weit wird die Summe der neu installierten Anlagen in den n?chsten Jahren noch zur?ck gehen?
?verm?hle: Unsere aktuelle Marktbefragung unter 77 deutschen Windkraftprojektierern hat ergeben, dass der Markt in 2005, gegen?ber anders lautenden Prognosen, moderat um acht Prozent wachsen wird. Die neu installierte Leistung wird etwa 2.200 Megawatt (MW) erreichen. Auch im folgenden Jahr wird die Zahl auf hohen Niveau stagnieren, bevor die Marktentwicklung in 2007 r?ckl?ufig (1.600 MW) sein wird.
ECOreporter.de: Was hat das für Auswirkungen auf die Windkraftunternehmen in Deutschland? Wen wird die Entwicklung am st?rksten treffen?
?verm?hle: Der gesamte Windmarkt befindet sich in einer Phase der Konsolidierung. Die Ver?nderungen bei den Herstellern haben gr??tenteils schon stattgefunden. Mit dem Einstieg von General Electric und Siemens in den Windenergiemarkt hat sich die Situation grundlegend ver?ndert. Zuk?nftig werden nicht mehr mittelst?ndige Unternehmen den Markt pr?gen, sondern weltweit agierende Unternehmen. Ein weltweiter Vertrieb und hohe Finanzkraft werden die entscheidenden zuk?nftigen Erfolgsfaktoren sein. Die kleineren Hersteller m?ssen sich fr?hzeitig Nischenm?rkte erschlie?en, um weiter erfolgreich zu sein.
Auch unter den Windkraftprojektierern wird die Konsolidierung weiter voran schreiten. Im letzten Jahr mussten viele Firmen Personal entlassen oder sogar Insolvenz anmelden. Der spektakul?rste Zusammenbruch war sicherlich der von Umweltkontor Renewable Energy AG. Alleine im Bereich Windenergie gingen mehr als 150 Arbeitspl?tze verloren. Besonders die Gro?en der Branche mussten am meisten Arbeitspl?tze abbauen. Zuk?nftig m?ssen die Windkraftprojektierer ihre Schwerpunkte von der Projektakquisition und Realisierung von Windparks in Deutschland mehr auf den Betrieb/Service und das Auslandsgesch?ft legen.
ECOreporter.de: Wird es lediglich zu einer weiteren gesunden "Bereinigung" der Branche kommen, oder ist der ganze Jobmotor Windkraft in Gefahr?
?verm?hle: Wir befinden uns in einer ganz normalen Phase der Marktkonsolidierung. Allen Beteiligten ist klar, dass wir in einen so dicht besiedelten Land wie Deutschland, nicht unendlich viele Anlagen onshore errichten k?nnen. Die Akzeptanz der Bev?lkerung ist hier sehr wichtig und entsprechend sensibel m?ssen wir mit den Bedenken vor Ort gegen?ber der Windenergie umgehen. In zwei bis drei Jahren wird bei den Projektierungsfirmen in Deutschland der Schwerpunkt eindeutig bei Betrieb und Servicedienstleistungen der schon errichteten Anlagen liegen. Daneben werden erfolgreiche Auslandsaktivit?ten oder Expansion in andere Gesch?ftsfelder auch neue Arbeitspl?tze schaffen bzw. vorhandene bleiben erhalten.
Auch die deutschen Hersteller werden versuchen ihre Marktpositionen weiter zu festigen bzw. auszubauen. Die Chancen daf?r sind gut. Der R?ckgang im Inland wird durch einen wachsenden weltweiten Bedarf kompensiert. In den n?chsten f?nf Jahren sollen weltweit 69.000 MW an Windenergieleistung neu errichtet werden, davon 39.000 MW in Europa. Zudem geh?ren deutsche Unternehmen zu den f?hrenden Zulieferern der Windenergie, die für viele ausl?ndische Hersteller Windenergiekomponenten fertigen. Der Jobmotor Windenergie wird weiterhin gut funktionieren.
ECOreporter.de: F?r wann erwarten Sie das Anlaufen der Offshore-Windkraft im gr??eren Ma?stab?
?verm?hle: Bedauerlicherweise gab es im letzten Jahr einen gro?en R?ckschlag für die Windenergienutzung auf See. Im d?nischen Offshore-Windpark Horns Rev mussten alle 80 Gondeln wegen defekter Transformatoren und Generatoren demontiert, an Land repariert und anschlie?end wieder montiert werden. Dieser Vorfall hat dazu gef?hrt, dass die meisten Offshore-Projekte erst einmal verschoben wurden. Die Dynamik in diesem Bereich wird in diesem Jahr wieder neu einsetzten. Hier ist besonders Gro?britannien zu nennen, wo bis 2010 etwa 7.000 MW auf See errichtet werden sollen.
In Deutschland wurde im letzten Jahr mit der E-112 die erste Nearshore-Anlage in Emden errichtet. 2005 werden voraussichtlich drei weitere Nearshore-Anlagen folgen. Im Jahr 2006/2007 erwarten wir den Aufbau von ersten gr??eren Pilotprojekten (bis zu 80 Windenergieanlagen pro Park). Das Ziel der Bundesregierung bis Ende 2006 offshore 500 MW zu errichten, wird nach unserer Einsch?tzung wohl erst ein Jahr sp?ter erreicht werden.
Ich bin ?ber die verhaltene Entwicklung im Offshore-Bereich in Deutschland nicht ungl?cklich. Die Erfahrungswerte in diesem Bereich sind noch gering und die technischen und wirtschaftlichen Risiken weiterhin sehr hoch. Hier sollte nicht ?berst?rzt gehandelt werden, weil dadurch eventuell die gesamte Windenergie-Nutzung auf See gef?hrdet w?rde. Ich pl?diere für kleine Entwicklungsschritte. Mit deren Hilfe werden wir in einigen Jahren vielleicht auch Weltmeister bei der Windenergienutzung auf See sein, genau wie jetzt im onshore Bereich.
ECOreporter.de: Wie attraktiv ist das Gesch?ft mit dem Repowering von alten Standorten derzeit in Deutschland. Gibt es Prognosen zum Umfang des erwarteten Leistungsausbaus durch Repowering?
?verm?hle: Die Repowering-Projekte m?ssen Einzelfallweise gepr?ft werden, eine Neuerrichtung darf nur nach aktuellem Baurecht erfolgen. Eine Aufstellung der neuen Anlagen ist nur in Eignungsgebieten m?glich, diese sind allerdings jetzt schon alle ?berplant. Erschwerend wirken sich zudem Beschr?nkungen der Naben- und Gesamth?hen und fehlende Netzkapazit?ten aus.
Wir sehen die Aussichten für das Repowering in Deutschland daher sehr skeptisch. 2005 rechnen wir mit vielleicht 30 - 40 Altanlagen, die durch Neue ersetzt werden.
Wer sich für das Thema interessiert sollte sich die aktuelle Studie beschaffen, die der DeutscheWind Guard GmbH im Auftrag der WAB Windenergieagentur Bremerhaven Bremen erstellt hat. Titel: "Potenzialanalyse Repowering in Deutschland" (download: www.windenergie-agentur.de)
ECOreporter.de: Die m?glichen Standorte für Windkraftanlagen in Deutschland sind ann?hernd ersch?pft. Wie weit sind die deutschen Windprojektierer mit dem Aufbau ihres Auslandsgesch?fts, welche L?nder sind besonders attraktiv?
?verm?hle: Die deutschen Projektierer haben sich im Ausland fr?hzeitig positioniert. Von den 77 Unternehmen, die wir befragt haben, sind bereits 43 Firmen in mindestens einem ausl?ndischen Markt t?tig. Die h?ufigsten Nennungen waren Frankreich, Polen, Spanien, Italien, Portugal aber auch Tschechien scheint interessant zu sein. Bevorzugt werden L?nder mit festen Einspeiseverg?tungen, aber auch die r?umliche N?he zu Deutschland spielt eine gro?e Rolle. Die ersten Auslandsprojekte wurden bereits erfolgreich realisiert.
ECOreporter.de: Welche Unternehmen sind im Ausland besonders gut aufgestellt?
?verm?hle: Besonders "Energiekontor" steht gut da. Das Unternehmen hat sich sehr fr?h im Ausland positioniert. In Portugal und Griechenland wurden schon 1998 eigene B?ros aufgebaut und Windparks geplant. Kurz darauf folgten Aktivit?ten in Spanien und Gro?britannien.
Auch die Firmen "ABO Wind", "Juwi" und "Ostwind" haben sich sehr erfolgreich in Frankreich engagiert. Daneben gibt es mindesten zehn weitere Unternehmen, die im Ausland gut aufgestellt sind. Erw?hnen m?chte ich auch die "Innovent" aus Varel, die seit mehreren Jahren mit Erfolg in Taiwan und China t?tig ist.
ECOreporter.de: Die Ertragsprognosen vieler Parks mussten revidiert werden, wie ist das zu erkl?ren?
?verm?hle: Die Ertragsprognosen wurden prim?r aufgrund von Windgutachten erstellt. Diese Gutachten waren zum Teil fehlerhaft oder wurden oftmals aber zu optimistisch von den Projektierern interpretiert, bzw. die notwendigen Abschl?ge (mindestens 15 Prozent) zu niedrig angesetzt. In der Realit?t waren die Ertr?ge, zum Teil auch bedingt durch drei windschwache Jahre hintereinander, dann bedeutend niedriger und die Projekte kamen in wirtschaftliche Schwierigkeiten.
ECOreporter.de: In der Windkraftbranche gab es in den letzten Jahren geh?uft Klagen ?ber die mangelnde Zuverl?ssigkeit der Windturbinen. Haben die Hersteller aus diesen schlechten Erfahrungen gelernt, sind die heutigen Anlagen weniger anf?llig?
?verm?hle: Besonders in den Boomjahren 2001 / 2002 wurden teilweise Anlagen errichtet, die noch nicht marktreif waren. Das hat zu erheblichen Problemen bei den Betreibern gef?hrt. Die Vestas V 80-2,0 MW beispielsweise wurde viel zu fr?h verst?rkt in Deutschland aufgestellt. Eigentlich waren das Prototypen mit einer Vielzahl von "Kinderkrankheiten". Die Projektierer haben die Misere mitverschuldet; obwohl sie von den Problemen wussten, setzten sie die Maschinen massiv ein, weil sie dadurch ihre eigene Gewinnmarge erh?hen konnten. . Die Investoren sind letztendlich die Gesch?digten.
Die Hersteller haben aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt aber nicht nur freiwillig. In den letzten beiden Jahren hat sich der Windmarkt erheblich gewandelt. Aus einem "Verk?ufermarkt" wurde ein K?ufermarkt, das Angebot ?berstieg die Nachfrage. Windparks wurden nicht mehr prim?r von Fonds und den dahinter stehenden Kleinanlegern gekauft, sondern von finanzstarken Investoren - und die konnten ihre berechtigten Forderungen in den Kaufverhandlungen auch durchsetzen! Die Hersteller mussten "Sorglos-Service-Pakete" anbieten und damit verst?rkt Garantien für einen einwandfreien Betrieb der Anlagen in den n?chsten zehn bis f?nfzehn Jahren abgeben.
Bessere Windgutachten, realistische Preise und die Erh?hung der Zuverl?ssigkeit der Anlagen haben dazu gef?hrt, dass ein Investment in Windenergieanlagen derzeit wieder attraktiv ist.
ECOreporter.de: Herr ?verm?hle, wir danken Ihnen für das Gespr?ch!
Die Windkraft-Studie der ?verm?hle C & M kann telefonisch oder per Mail bestellt werden. Sie umfasst cirka 200 Seiten; die Ausf?hrung als Booklet kostet 75 Euro als CD-Rom 35 Euro.
Kontakt:
?verm?hle Consult & Marketing GmbH
Karschau 21
24407 Rabenkirchen-F.
Tel: 0049 / (0)4642 / 922079
Fax:0049 / (0)4642 / 922081
klaus@oevermoehle-consult.de
www.oevermoehle-consult.de
Bilder: Klaus ?verm?hle; REpower-Windkraftanlage im Windpark Elstra; Vestas-Windturbinen im Offshorwindpark Horns Rev; Fertigung der Nordex N90 / Quelle: Unternehmen; Fl?gel für Enercon-Windr?der / Quelle: ECOreporter.de; Cover der ?verm?hle-Windkraftstudie / Quelle: Unternehmen
ECOreporter.de: Die neu installierte Windkraftleistung in Deutschland 2004 ist um mehr als 20 Prozent zur?ck gegangen. Worin sehen Sie die wesentlichen Gr?nde für diesen Einbruch?
Klaus ?verm?hle: Im ersten Halbjahr haben die teilweise unsachlichen politischen und ?ffentlichen Diskussionen ?ber die Novellierung des EEG besonders die Windbranche stark verunsichert. Daneben wurde der vielbeachtete und bei der Erstellung von aktuellen Windgutachten herangezogene IWET-Windindex nach unten korrigiert. Der als langj?hriges Mittel (100 Prozent) verwendete Zeitraum umfasst jetzt die Jahre 1989 bis 2002, wovon die letzten Jahre windschwach waren und daher die Anpassung negativ ausfiel. Im Juni/Juli kam es dann durch das Bundesverwaltungsgerichtsurteil zum Thema "Windfarm" zu weiteren Irritationen bei allen Beteiligten. Die Realisierung von vielen Windparkprojekten musste verschoben werden; die nach Baurecht genehmigten Standorte ben?tigten jetzt eine Genehmigung nach Bundesimmissionsschutzgesetz (BImschG).
Um es auf den Punkt zu bringen: die Unsicherheiten im Windbereich waren im letzten Jahr sehr hoch, es wurden daher weniger Megawatt neu installiert als ein Jahr zuvor.
ECOreporter.de: Wie weit wird die Summe der neu installierten Anlagen in den n?chsten Jahren noch zur?ck gehen?
?verm?hle: Unsere aktuelle Marktbefragung unter 77 deutschen Windkraftprojektierern hat ergeben, dass der Markt in 2005, gegen?ber anders lautenden Prognosen, moderat um acht Prozent wachsen wird. Die neu installierte Leistung wird etwa 2.200 Megawatt (MW) erreichen. Auch im folgenden Jahr wird die Zahl auf hohen Niveau stagnieren, bevor die Marktentwicklung in 2007 r?ckl?ufig (1.600 MW) sein wird.
ECOreporter.de: Was hat das für Auswirkungen auf die Windkraftunternehmen in Deutschland? Wen wird die Entwicklung am st?rksten treffen?
?verm?hle: Der gesamte Windmarkt befindet sich in einer Phase der Konsolidierung. Die Ver?nderungen bei den Herstellern haben gr??tenteils schon stattgefunden. Mit dem Einstieg von General Electric und Siemens in den Windenergiemarkt hat sich die Situation grundlegend ver?ndert. Zuk?nftig werden nicht mehr mittelst?ndige Unternehmen den Markt pr?gen, sondern weltweit agierende Unternehmen. Ein weltweiter Vertrieb und hohe Finanzkraft werden die entscheidenden zuk?nftigen Erfolgsfaktoren sein. Die kleineren Hersteller m?ssen sich fr?hzeitig Nischenm?rkte erschlie?en, um weiter erfolgreich zu sein.
Auch unter den Windkraftprojektierern wird die Konsolidierung weiter voran schreiten. Im letzten Jahr mussten viele Firmen Personal entlassen oder sogar Insolvenz anmelden. Der spektakul?rste Zusammenbruch war sicherlich der von Umweltkontor Renewable Energy AG. Alleine im Bereich Windenergie gingen mehr als 150 Arbeitspl?tze verloren. Besonders die Gro?en der Branche mussten am meisten Arbeitspl?tze abbauen. Zuk?nftig m?ssen die Windkraftprojektierer ihre Schwerpunkte von der Projektakquisition und Realisierung von Windparks in Deutschland mehr auf den Betrieb/Service und das Auslandsgesch?ft legen.
ECOreporter.de: Wird es lediglich zu einer weiteren gesunden "Bereinigung" der Branche kommen, oder ist der ganze Jobmotor Windkraft in Gefahr?
?verm?hle: Wir befinden uns in einer ganz normalen Phase der Marktkonsolidierung. Allen Beteiligten ist klar, dass wir in einen so dicht besiedelten Land wie Deutschland, nicht unendlich viele Anlagen onshore errichten k?nnen. Die Akzeptanz der Bev?lkerung ist hier sehr wichtig und entsprechend sensibel m?ssen wir mit den Bedenken vor Ort gegen?ber der Windenergie umgehen. In zwei bis drei Jahren wird bei den Projektierungsfirmen in Deutschland der Schwerpunkt eindeutig bei Betrieb und Servicedienstleistungen der schon errichteten Anlagen liegen. Daneben werden erfolgreiche Auslandsaktivit?ten oder Expansion in andere Gesch?ftsfelder auch neue Arbeitspl?tze schaffen bzw. vorhandene bleiben erhalten.
Auch die deutschen Hersteller werden versuchen ihre Marktpositionen weiter zu festigen bzw. auszubauen. Die Chancen daf?r sind gut. Der R?ckgang im Inland wird durch einen wachsenden weltweiten Bedarf kompensiert. In den n?chsten f?nf Jahren sollen weltweit 69.000 MW an Windenergieleistung neu errichtet werden, davon 39.000 MW in Europa. Zudem geh?ren deutsche Unternehmen zu den f?hrenden Zulieferern der Windenergie, die für viele ausl?ndische Hersteller Windenergiekomponenten fertigen. Der Jobmotor Windenergie wird weiterhin gut funktionieren.

?verm?hle: Bedauerlicherweise gab es im letzten Jahr einen gro?en R?ckschlag für die Windenergienutzung auf See. Im d?nischen Offshore-Windpark Horns Rev mussten alle 80 Gondeln wegen defekter Transformatoren und Generatoren demontiert, an Land repariert und anschlie?end wieder montiert werden. Dieser Vorfall hat dazu gef?hrt, dass die meisten Offshore-Projekte erst einmal verschoben wurden. Die Dynamik in diesem Bereich wird in diesem Jahr wieder neu einsetzten. Hier ist besonders Gro?britannien zu nennen, wo bis 2010 etwa 7.000 MW auf See errichtet werden sollen.
In Deutschland wurde im letzten Jahr mit der E-112 die erste Nearshore-Anlage in Emden errichtet. 2005 werden voraussichtlich drei weitere Nearshore-Anlagen folgen. Im Jahr 2006/2007 erwarten wir den Aufbau von ersten gr??eren Pilotprojekten (bis zu 80 Windenergieanlagen pro Park). Das Ziel der Bundesregierung bis Ende 2006 offshore 500 MW zu errichten, wird nach unserer Einsch?tzung wohl erst ein Jahr sp?ter erreicht werden.
Ich bin ?ber die verhaltene Entwicklung im Offshore-Bereich in Deutschland nicht ungl?cklich. Die Erfahrungswerte in diesem Bereich sind noch gering und die technischen und wirtschaftlichen Risiken weiterhin sehr hoch. Hier sollte nicht ?berst?rzt gehandelt werden, weil dadurch eventuell die gesamte Windenergie-Nutzung auf See gef?hrdet w?rde. Ich pl?diere für kleine Entwicklungsschritte. Mit deren Hilfe werden wir in einigen Jahren vielleicht auch Weltmeister bei der Windenergienutzung auf See sein, genau wie jetzt im onshore Bereich.
ECOreporter.de: Wie attraktiv ist das Gesch?ft mit dem Repowering von alten Standorten derzeit in Deutschland. Gibt es Prognosen zum Umfang des erwarteten Leistungsausbaus durch Repowering?
?verm?hle: Die Repowering-Projekte m?ssen Einzelfallweise gepr?ft werden, eine Neuerrichtung darf nur nach aktuellem Baurecht erfolgen. Eine Aufstellung der neuen Anlagen ist nur in Eignungsgebieten m?glich, diese sind allerdings jetzt schon alle ?berplant. Erschwerend wirken sich zudem Beschr?nkungen der Naben- und Gesamth?hen und fehlende Netzkapazit?ten aus.
Wir sehen die Aussichten für das Repowering in Deutschland daher sehr skeptisch. 2005 rechnen wir mit vielleicht 30 - 40 Altanlagen, die durch Neue ersetzt werden.
Wer sich für das Thema interessiert sollte sich die aktuelle Studie beschaffen, die der DeutscheWind Guard GmbH im Auftrag der WAB Windenergieagentur Bremerhaven Bremen erstellt hat. Titel: "Potenzialanalyse Repowering in Deutschland" (download: www.windenergie-agentur.de)
ECOreporter.de: Die m?glichen Standorte für Windkraftanlagen in Deutschland sind ann?hernd ersch?pft. Wie weit sind die deutschen Windprojektierer mit dem Aufbau ihres Auslandsgesch?fts, welche L?nder sind besonders attraktiv?
?verm?hle: Die deutschen Projektierer haben sich im Ausland fr?hzeitig positioniert. Von den 77 Unternehmen, die wir befragt haben, sind bereits 43 Firmen in mindestens einem ausl?ndischen Markt t?tig. Die h?ufigsten Nennungen waren Frankreich, Polen, Spanien, Italien, Portugal aber auch Tschechien scheint interessant zu sein. Bevorzugt werden L?nder mit festen Einspeiseverg?tungen, aber auch die r?umliche N?he zu Deutschland spielt eine gro?e Rolle. Die ersten Auslandsprojekte wurden bereits erfolgreich realisiert.
ECOreporter.de: Welche Unternehmen sind im Ausland besonders gut aufgestellt?
?verm?hle: Besonders "Energiekontor" steht gut da. Das Unternehmen hat sich sehr fr?h im Ausland positioniert. In Portugal und Griechenland wurden schon 1998 eigene B?ros aufgebaut und Windparks geplant. Kurz darauf folgten Aktivit?ten in Spanien und Gro?britannien.
Auch die Firmen "ABO Wind", "Juwi" und "Ostwind" haben sich sehr erfolgreich in Frankreich engagiert. Daneben gibt es mindesten zehn weitere Unternehmen, die im Ausland gut aufgestellt sind. Erw?hnen m?chte ich auch die "Innovent" aus Varel, die seit mehreren Jahren mit Erfolg in Taiwan und China t?tig ist.
ECOreporter.de: Die Ertragsprognosen vieler Parks mussten revidiert werden, wie ist das zu erkl?ren?
?verm?hle: Die Ertragsprognosen wurden prim?r aufgrund von Windgutachten erstellt. Diese Gutachten waren zum Teil fehlerhaft oder wurden oftmals aber zu optimistisch von den Projektierern interpretiert, bzw. die notwendigen Abschl?ge (mindestens 15 Prozent) zu niedrig angesetzt. In der Realit?t waren die Ertr?ge, zum Teil auch bedingt durch drei windschwache Jahre hintereinander, dann bedeutend niedriger und die Projekte kamen in wirtschaftliche Schwierigkeiten.

?verm?hle: Besonders in den Boomjahren 2001 / 2002 wurden teilweise Anlagen errichtet, die noch nicht marktreif waren. Das hat zu erheblichen Problemen bei den Betreibern gef?hrt. Die Vestas V 80-2,0 MW beispielsweise wurde viel zu fr?h verst?rkt in Deutschland aufgestellt. Eigentlich waren das Prototypen mit einer Vielzahl von "Kinderkrankheiten". Die Projektierer haben die Misere mitverschuldet; obwohl sie von den Problemen wussten, setzten sie die Maschinen massiv ein, weil sie dadurch ihre eigene Gewinnmarge erh?hen konnten. . Die Investoren sind letztendlich die Gesch?digten.
Die Hersteller haben aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt aber nicht nur freiwillig. In den letzten beiden Jahren hat sich der Windmarkt erheblich gewandelt. Aus einem "Verk?ufermarkt" wurde ein K?ufermarkt, das Angebot ?berstieg die Nachfrage. Windparks wurden nicht mehr prim?r von Fonds und den dahinter stehenden Kleinanlegern gekauft, sondern von finanzstarken Investoren - und die konnten ihre berechtigten Forderungen in den Kaufverhandlungen auch durchsetzen! Die Hersteller mussten "Sorglos-Service-Pakete" anbieten und damit verst?rkt Garantien für einen einwandfreien Betrieb der Anlagen in den n?chsten zehn bis f?nfzehn Jahren abgeben.
Bessere Windgutachten, realistische Preise und die Erh?hung der Zuverl?ssigkeit der Anlagen haben dazu gef?hrt, dass ein Investment in Windenergieanlagen derzeit wieder attraktiv ist.
ECOreporter.de: Herr ?verm?hle, wir danken Ihnen für das Gespr?ch!
Die Windkraft-Studie der ?verm?hle C & M kann telefonisch oder per Mail bestellt werden. Sie umfasst cirka 200 Seiten; die Ausf?hrung als Booklet kostet 75 Euro als CD-Rom 35 Euro.
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Karschau 21
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Tel: 0049 / (0)4642 / 922079
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www.oevermoehle-consult.de
Bilder: Klaus ?verm?hle; REpower-Windkraftanlage im Windpark Elstra; Vestas-Windturbinen im Offshorwindpark Horns Rev; Fertigung der Nordex N90 / Quelle: Unternehmen; Fl?gel für Enercon-Windr?der / Quelle: ECOreporter.de; Cover der ?verm?hle-Windkraftstudie / Quelle: Unternehmen