Einfach E-Mail-Adresse eintragen und auf "Abschicken" klicken - willkommen!
15.1.2002: "Unser Auftrag ist es, kirchliche Wertvorstellungen mit dem Shareholder-Value-Gedanken zu verbinden" - Interview mit Frank Kemper, dem Fondsmanager des KD-Fonds Öko-Invest
Frank Kemper ist seit 1995 Fondsmanager bei DG Capital. Der Bankkaufmann, Jahrgang 1965, ist Bankfachwirt und DVFA-Analyst. ECOreporter.de sprach mit ihm über die Möglichkeiten, kirchliche Vorstellungen und Fondsmanagement zu verbinden.
ECOreporter.de: Was bedeutet das KD im Namen Ihres Fonds?
Kemper: KD bedeutet Kirche und Diakonie. Der KD Fonds Öko-Invest wurde 1991 von der Evangelischen Kreditgenossenschaft (EEK) in Kassel ins Leben gerufen.
ECOreporter.de: Geht daraus eine Verpflichtung auf Kirche und Diakonie hervor? Sind Sie vom Auftraggeber auf Prinzipien der christlichen Nächstenliebe verpflichtet?
Kemper: Als der KD Fonds Öko-Invest im Jahre 1991 von der Evangelischen Kreditgenossenschaft Kassel (EKK) ins Leben gerufen wurde, war es Sinn und Zweck des Fonds, eine Synthese von ethischem Anspruch und ökonomischen Wirtschaften insbesondere gegenüber den institutionellen kirchlichen Anlegern herzustellen. Der Erfolg in den letzten Jahren hat das Eingehen dieser Symbiose mehr als gerechtfertigt. Wir haben die kirchlichen Wurzeln unseres Fonds nie als notwendiges Übel betrachtet, sondern als Auftrag, kirchliche Wertvorstellungen mit dem Shareholder-Value-Gedanken, dem Streben nach dem Nutzen für die Aktionäre also, sinnvoll zu verbinden.
ECOreporter.de: Unterscheidet sich das Management eines Fonds für christlich motivierte Anleger von solchen für "weltlich" orientierte ökologische Investoren?
Kemper: Die Aktienanalyse unterscheidet sich zunächst nicht von dem eines "normalen" Öko-Fonds. Wir überprüfen potentielle Anlagekandidaten grundsätzlich nach ökonomischen und ökologischen Kriterien. Die christlich-ethisch-soziale Komponente ergibt sich in einem zweiten Schritt aus der Formulierung von ethischen Negativ- und Positivkriterien, die ein Anlagekandidat zusätzlich erfüllen muss. Bei der Formulierung und Überprüfung dieser Kriterien lassen wir uns von unseren kirchlichen Auftraggebern an die Hand nehmen.
Die Kandidatenauswahl, die wir dem Anlage-Ausschuss vorlegen, vollzieht sich in zwei Schritten:
Erst überprüfen wir die Wirtschaftlichkeit der Anlage nach quantitativen und qualitativen Kriterien (zum Beispiel: historische und prognostizierte Gewinnentwicklung, Bewertung innerhalb der Branche, PEG-Ratio - ein Parameter, der messen soll, wie dynamisch sich bei einer Aktie das Verhältnis von Kurs und Gewinn verändert -, Informations-Politik des Unternehmens, Wachstum der Branche, Beobachtung der Ertragslage).
Dann prüfen wir, ob unsere Öko-Anlagekriterien erfüllt sind, zum Beispiel anhand eines Umweltreports und/oder eines Geschäftsberichts, einer ISO14001-Zertifizierung, durch Hinzuziehen von Untersuchungen und Öko-Ratings. Anhaltspunkte geben auch eine Indexzugehörigkeit (DowJones Sustainability, Naturaktienindex) und direkte Befragungen des Unternehmens.
Wenn dieser Datenkranz für eine Anlagemöglichkeit steht, kommen die ethischen Kriterien zusätzlich ins Spiel.
ECOreporter.de: Schließen Sie die Anlage in bestimmte Branchen aus?
Kemper: Grundsätzlich darf keines der von uns ausgewählten Unternehmen mit der Produktion von Alkoholika oder Tabakwaren befasst sein, ebenso sind Anbieter von Glücksspielen für uns tabu. Tierversuche werden von uns nur bei der Pharma-Industrie zum Zwecke der Medikamenten-Entwicklung toleriert und es gesetzliche Vorschriften zu Tierversuchen bei der Produktentwicklung gibt.
ECOreporter.de: Wie intensiv ist die Kontrolle der Unternehmen?
Kemper: Alle im Fonds befindlichen Werte werden vom Portfoliomanagement ständig überwacht und bei neuen Informationen nach quantitativen und qualitativen Kriterien überprüft.
Darüber hinaus treten wir grundsätzlich mit den im Fonds vertretenen Unternehmen mindestens einmal im Jahr persönlich in Kontakt und überprüfen hierbei besonders auch die qualitativen und ökologischen Gründe für unsere Anlageentscheidung. Daraus ergeben sich natürlich Anlageentscheidungen, die mit dem Anlageausschuss des Fonds abgestimmt werden müssen.
Der Anlageausschuss des KD Fonds Öko-Invest wird von einem Vorstandsmitglied der Evangelischen Kreditgenossenschaft eG in Kassel geleitet. Der Ausschuss legt die Grundzüge der Anlagepolitik fest, prüft Anlagekriterien und beschließt das Anlageuniversum, das dem Portfoliomanagement zur Verfügung steht. Das Portfoliomanagement ist an die Beschlüsse des Anlageausschusses gebunden, wobei die "Kärrnerarbeit", die oben ausgeführte Auswahl der Kandidaten und die Überwachung oder Steuerung des Gesamtportfolios selbstverständlich weiterhin dem Portfoliomanagement obliegt.
ECOreporter.de. Was werten Sie als Indizien für die soziale Kompetenz von Unternehmens?
Kemper: Indikatoren zur Beurteilung der Sozialperformance spielen für uns eine gewichtige Rolle. Hierbei geht es insbesondere um die Frage, ob das Unternehmen Sozialerklärungen unterzeichnet hat, ob es einen Sozialbericht erstellt oder ob es ein Sozialleitbild gibt. Wir prüfen: Ist ein zertifiziertes Sozialmanagementsystem vorhanden? Wie sind die Sicherheitsbestimmungen am Arbeitsplatz? Liegen sozial verträgliche Arbeitsbedingungen vor? Wie sieht es mit der Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen aus? Werden die Menschenrechte durch das Unternehmen eingehalten?
All diese Fragen können natürlich von uns nicht "vor Ort" abschließend analysiert und beantwortet werden. Die Berichterstattung zur Sozialkompetenz von Unternehmen ist alles andere als einheitlich, hat sich aber in den vergangenen Jahren verbessert. Wir sind hier ganz erheblich auf Fremdresearch angewiesen. Im Allgemeinen ist eine Anlage-Entscheidung hinsichtlich der Sozialperformance schon recht gut abgesichert, wenn die potentiellen Anlagekandidaten durch die Aufnahme in den "Sustainibilty Asset Management (SAM)-Group-Index" oder in den Natur-Aktien-Index (NAI) eine Art "Gütesiegel" vorweisen können.
ECOreporter.de: Herr Kemper, wir danken für das Gespräch.
ECOreporter.de: Was bedeutet das KD im Namen Ihres Fonds?
Kemper: KD bedeutet Kirche und Diakonie. Der KD Fonds Öko-Invest wurde 1991 von der Evangelischen Kreditgenossenschaft (EEK) in Kassel ins Leben gerufen.
ECOreporter.de: Geht daraus eine Verpflichtung auf Kirche und Diakonie hervor? Sind Sie vom Auftraggeber auf Prinzipien der christlichen Nächstenliebe verpflichtet?
Kemper: Als der KD Fonds Öko-Invest im Jahre 1991 von der Evangelischen Kreditgenossenschaft Kassel (EKK) ins Leben gerufen wurde, war es Sinn und Zweck des Fonds, eine Synthese von ethischem Anspruch und ökonomischen Wirtschaften insbesondere gegenüber den institutionellen kirchlichen Anlegern herzustellen. Der Erfolg in den letzten Jahren hat das Eingehen dieser Symbiose mehr als gerechtfertigt. Wir haben die kirchlichen Wurzeln unseres Fonds nie als notwendiges Übel betrachtet, sondern als Auftrag, kirchliche Wertvorstellungen mit dem Shareholder-Value-Gedanken, dem Streben nach dem Nutzen für die Aktionäre also, sinnvoll zu verbinden.
ECOreporter.de: Unterscheidet sich das Management eines Fonds für christlich motivierte Anleger von solchen für "weltlich" orientierte ökologische Investoren?
Kemper: Die Aktienanalyse unterscheidet sich zunächst nicht von dem eines "normalen" Öko-Fonds. Wir überprüfen potentielle Anlagekandidaten grundsätzlich nach ökonomischen und ökologischen Kriterien. Die christlich-ethisch-soziale Komponente ergibt sich in einem zweiten Schritt aus der Formulierung von ethischen Negativ- und Positivkriterien, die ein Anlagekandidat zusätzlich erfüllen muss. Bei der Formulierung und Überprüfung dieser Kriterien lassen wir uns von unseren kirchlichen Auftraggebern an die Hand nehmen.
Die Kandidatenauswahl, die wir dem Anlage-Ausschuss vorlegen, vollzieht sich in zwei Schritten:
Erst überprüfen wir die Wirtschaftlichkeit der Anlage nach quantitativen und qualitativen Kriterien (zum Beispiel: historische und prognostizierte Gewinnentwicklung, Bewertung innerhalb der Branche, PEG-Ratio - ein Parameter, der messen soll, wie dynamisch sich bei einer Aktie das Verhältnis von Kurs und Gewinn verändert -, Informations-Politik des Unternehmens, Wachstum der Branche, Beobachtung der Ertragslage).
Dann prüfen wir, ob unsere Öko-Anlagekriterien erfüllt sind, zum Beispiel anhand eines Umweltreports und/oder eines Geschäftsberichts, einer ISO14001-Zertifizierung, durch Hinzuziehen von Untersuchungen und Öko-Ratings. Anhaltspunkte geben auch eine Indexzugehörigkeit (DowJones Sustainability, Naturaktienindex) und direkte Befragungen des Unternehmens.
Wenn dieser Datenkranz für eine Anlagemöglichkeit steht, kommen die ethischen Kriterien zusätzlich ins Spiel.
ECOreporter.de: Schließen Sie die Anlage in bestimmte Branchen aus?
Kemper: Grundsätzlich darf keines der von uns ausgewählten Unternehmen mit der Produktion von Alkoholika oder Tabakwaren befasst sein, ebenso sind Anbieter von Glücksspielen für uns tabu. Tierversuche werden von uns nur bei der Pharma-Industrie zum Zwecke der Medikamenten-Entwicklung toleriert und es gesetzliche Vorschriften zu Tierversuchen bei der Produktentwicklung gibt.
ECOreporter.de: Wie intensiv ist die Kontrolle der Unternehmen?
Kemper: Alle im Fonds befindlichen Werte werden vom Portfoliomanagement ständig überwacht und bei neuen Informationen nach quantitativen und qualitativen Kriterien überprüft.
Darüber hinaus treten wir grundsätzlich mit den im Fonds vertretenen Unternehmen mindestens einmal im Jahr persönlich in Kontakt und überprüfen hierbei besonders auch die qualitativen und ökologischen Gründe für unsere Anlageentscheidung. Daraus ergeben sich natürlich Anlageentscheidungen, die mit dem Anlageausschuss des Fonds abgestimmt werden müssen.
Der Anlageausschuss des KD Fonds Öko-Invest wird von einem Vorstandsmitglied der Evangelischen Kreditgenossenschaft eG in Kassel geleitet. Der Ausschuss legt die Grundzüge der Anlagepolitik fest, prüft Anlagekriterien und beschließt das Anlageuniversum, das dem Portfoliomanagement zur Verfügung steht. Das Portfoliomanagement ist an die Beschlüsse des Anlageausschusses gebunden, wobei die "Kärrnerarbeit", die oben ausgeführte Auswahl der Kandidaten und die Überwachung oder Steuerung des Gesamtportfolios selbstverständlich weiterhin dem Portfoliomanagement obliegt.
ECOreporter.de. Was werten Sie als Indizien für die soziale Kompetenz von Unternehmens?
Kemper: Indikatoren zur Beurteilung der Sozialperformance spielen für uns eine gewichtige Rolle. Hierbei geht es insbesondere um die Frage, ob das Unternehmen Sozialerklärungen unterzeichnet hat, ob es einen Sozialbericht erstellt oder ob es ein Sozialleitbild gibt. Wir prüfen: Ist ein zertifiziertes Sozialmanagementsystem vorhanden? Wie sind die Sicherheitsbestimmungen am Arbeitsplatz? Liegen sozial verträgliche Arbeitsbedingungen vor? Wie sieht es mit der Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen aus? Werden die Menschenrechte durch das Unternehmen eingehalten?
All diese Fragen können natürlich von uns nicht "vor Ort" abschließend analysiert und beantwortet werden. Die Berichterstattung zur Sozialkompetenz von Unternehmen ist alles andere als einheitlich, hat sich aber in den vergangenen Jahren verbessert. Wir sind hier ganz erheblich auf Fremdresearch angewiesen. Im Allgemeinen ist eine Anlage-Entscheidung hinsichtlich der Sozialperformance schon recht gut abgesichert, wenn die potentiellen Anlagekandidaten durch die Aufnahme in den "Sustainibilty Asset Management (SAM)-Group-Index" oder in den Natur-Aktien-Index (NAI) eine Art "Gütesiegel" vorweisen können.
ECOreporter.de: Herr Kemper, wir danken für das Gespräch.