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13.10.2004: "Jeder Schaden, den wir zu verantworten hatten, wurde auch von uns getragen" - ECOreporter.de-Interview mit Andreas Eichler von Vestas Deutschland zu Vorwürfen gegen die Windkrafthersteller
Was sagen die Windkraftanlagenhersteller zu den Vorwürfen der Anlagenbetreiber (wir berichteten im ECOreporter.de-Interview)? ECOreporter.de fragte Andreas Eichler von der dänischen Vestas AG, einem der größten Windturbinenhersteller.
ECOreporter.de: Werden Wartungsintervalle für Windkraftanlagen korrekt eingehalten?
Andreas Eichler: Vestas hat eine Vereinbarung mit dem BWE über Leistungen getroffen, die im Bereich After Sales etc zu erbringen sind. Wir haben uns in dieser Frage klar definierte Ziele gesetzt. Laut dem BWE hält Vestas derzeit die vereinbarten Wartungsintervalle ein. In der Vergangenheit sind Verzögerungen in der Wartung schon mal vorgekommen, zur Zeit haben wir aber ausreichend Personal, um sämtliche Anlagen selbst zu warten. Die Intervalle werden ausnahmslos eingehalten.
ECOreporter.de: Weiter wird eine oft schleppende Bearbeitung von Gewährleistungsansprüchen moniert. Können Sie das bestätigen?
Eichler: Gewährleistungsansprüche werden sicher nicht immer auf den Punkt genau bearbeitet. Es geht nach einer Rangfolge, die sich an der Schwere des Schadens orientiert. Grundlage für die Gewährleistung sind Gutachten, die werden nach sehr verschiedenen Bewertungssystemen erstellt: Es tritt also das Problem auf, dass die Gutachten nicht standardisiert sind. Und nicht immer sind die Maßstäbe, die angelegt werden, sachgerecht. Beispielsweise werden manchmal Dinge bemängelt, die nichts mit der eigentlichen Aufgabe der Anlage zu tun haben. So kritisierte ein Sachverständiger das Fehlen von Feuerlöschern in der WKA. Wir halten bei Vestas aber nichts davon, die Monteure durch Löschversuche zusätzlich in Gefahr zu bringen. Wenn in einer WKA ein Feuer ausbricht, gibt es nur eins, was der Monteur sofort tun sollte: den schnellsten Weg nach unten nehmen!
Deshalb fordern wir die Festlegung von gültigen Standards: Gutachter müssen mit dem Hersteller Standards festlegen. Die sollten anlagenspezifisch differenziert werden.
Sie können schlicht nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Um aber zwischen den Anspruchsgruppen Planer, Käufer und Hersteller Gerechtigkeit zu schaffen, brauchen Sie echte Vergleichbarkeit.
ECOreporter.de: In den letzten Jahren seien zu schnell zu viele neue Anlagentypen auf den Markt gebracht worden, lautet ein Vorwurf an die Windkraftindustrie. Anlagen seien ohne hinreichende Praxistests verkauft worden, der Kunde habe letztlich die Konstruktionsfehler der Hersteller ausbaden müssen. Wie sehen Sie das?
Eichler: Dazu muss man sich einfach einmal den Markt anschauen. Es gibt immer Angebot und Nachfrage: Die Standardfrage auf den Branchenmessen gilt immer der jeweils neuesten und größten Anlage. Das ist einfach so, weil man sich davon mehr Leistung und mehr Wirtschaftlichkeit verspricht. Die Folge ist, dass die Hersteller unter Lieferdruck geraten. Nehmen Sie zum Beispiel die V80, davon wurden innerhalb von zweieinhalb Jahren gut 1200 Anlagen weltweit errichtet. Da ist es natürlich schon so, dass man als Hersteller mit bestimmten Störfällen rechnen muss. Es gab dann auch Nachbesserungen, bei den ersten 150 Anlagen wurden upgrades durchgeführt (upgrades sind konstruktive Änderungen an Bauteilen mit dem Ziel, eine bestimmte Schadenshäufigkeit zu minimieren oder diese ganz zu beheben; die Red.).
Der Markt forderte aber die Anlage, wir mussten sie bringen. Das Entscheidende ist: Jeder Schaden, den wir zu verantworten hatten, wurde auch von uns getragen! Im Rückblick sind wir froh über diese Erfahrungen. Wir bauen die Anlagen weiterhin, wir bauen die Produktion sogar aus. Mit der nächsten Generation gehen wir deutlich sensibler und langsamer in den Markt. Vestas hat mit über 26.000 WKA weltweit die größte Erfahrung im Markt. Wir haben unsere Maschinen immer im langsamen Aufbau weiter entwickelt, wir haben keine Zwischengrößen ausgelassen! Erfahrung ist unbezahlbar: erst die V66, dann die V80... Das ist übrigens eine typisch dänische Philosophie: von kleinen Anlagen langsam auf größere wachsen.
ECOreporter.de: Bieten Sie den Käufern Ihrer Anlagen Vollwartungsverträge an?
Eichler: Ja, das bieten wir seit 2 Jahren in Abstimmung mit der Versicherung an. Das sind Konzepte in die Banken und Versicherungen fest eingebunden sind. Den Banken kommt es immer darauf an, die Betriebskosten einschätzen zu können. Das bieten wir mit unserer Vollwartung an und die Nachfrage ist extrem hoch. Im Neugeschäft wollen 85 Prozent der Kunden die Vollwartung.
ECOreporter.de: Von Betreiberseite wird berichtet, dass die Hersteller so gut wie keine vollständigen technischen Dokumentationen zur Verfügung stellen. Selbst Daten, die zwingend für das Condition Monitoring System gebraucht würden, hielten die Unternehmen zurück. Stimmt das so? Wie handhaben Sie das in der Praxis? Gibt es eine unterschiedliche Behandlung kleiner und großer Kunden in dieser Frage?
Eichler: Nein, für uns stimmt das nicht. Jeder Kunde ist gleich. Größere Gesellschaften kaufen sich natürlich andere Garantien ein, insofern verhandeln wir dann auch anders. Aber es gilt: Der Kunde erhält die vollständigen Dokumentationen, die es ermöglichen, die Wartung an Drittanbieter zu vergeben. CMS-Daten geben wir schon seit längerem heraus.
ECOreporter.de: Können Serviceanbieter und Anlagenbetreiber Ersatzteile für Windkraftanlagen aus Ihrer Produktion, die Sie selbst von Zulieferern beziehen, dort auch direkt ordern?
Eichler: Das können sie nicht. Wenn Ersatzteile gebraucht werden, gibt es die nur direkt über Vestas. Werden Standardbauteile verwendet, so bestehen keine Einschränkungen beim Direktbezug.
ECOreporter.de: Gibt es in Wartungsverträgen Ihres Unternehmens oder dessen Tochtergesellschaften Ausschlussklauseln, die festlegen, dass der Kunde keinen Dritten mit Wartungs- und Reparaturarbeiten beauftragen darf?
Eichler: Nein, die gibt es nicht.
ECOreporter.de: Herr Eichler, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Vestas Wind Systems A.S. (ISIN DK0010268606 / WKN 913769)
Bildhinweise: Produktion bei Vestas, Windturbinen von vestas / Quelle: Unternehmen
ECOreporter.de: Werden Wartungsintervalle für Windkraftanlagen korrekt eingehalten?
Andreas Eichler: Vestas hat eine Vereinbarung mit dem BWE über Leistungen getroffen, die im Bereich After Sales etc zu erbringen sind. Wir haben uns in dieser Frage klar definierte Ziele gesetzt. Laut dem BWE hält Vestas derzeit die vereinbarten Wartungsintervalle ein. In der Vergangenheit sind Verzögerungen in der Wartung schon mal vorgekommen, zur Zeit haben wir aber ausreichend Personal, um sämtliche Anlagen selbst zu warten. Die Intervalle werden ausnahmslos eingehalten.
ECOreporter.de: Weiter wird eine oft schleppende Bearbeitung von Gewährleistungsansprüchen moniert. Können Sie das bestätigen?
Eichler: Gewährleistungsansprüche werden sicher nicht immer auf den Punkt genau bearbeitet. Es geht nach einer Rangfolge, die sich an der Schwere des Schadens orientiert. Grundlage für die Gewährleistung sind Gutachten, die werden nach sehr verschiedenen Bewertungssystemen erstellt: Es tritt also das Problem auf, dass die Gutachten nicht standardisiert sind. Und nicht immer sind die Maßstäbe, die angelegt werden, sachgerecht. Beispielsweise werden manchmal Dinge bemängelt, die nichts mit der eigentlichen Aufgabe der Anlage zu tun haben. So kritisierte ein Sachverständiger das Fehlen von Feuerlöschern in der WKA. Wir halten bei Vestas aber nichts davon, die Monteure durch Löschversuche zusätzlich in Gefahr zu bringen. Wenn in einer WKA ein Feuer ausbricht, gibt es nur eins, was der Monteur sofort tun sollte: den schnellsten Weg nach unten nehmen!
Deshalb fordern wir die Festlegung von gültigen Standards: Gutachter müssen mit dem Hersteller Standards festlegen. Die sollten anlagenspezifisch differenziert werden.
Sie können schlicht nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Um aber zwischen den Anspruchsgruppen Planer, Käufer und Hersteller Gerechtigkeit zu schaffen, brauchen Sie echte Vergleichbarkeit.
ECOreporter.de: In den letzten Jahren seien zu schnell zu viele neue Anlagentypen auf den Markt gebracht worden, lautet ein Vorwurf an die Windkraftindustrie. Anlagen seien ohne hinreichende Praxistests verkauft worden, der Kunde habe letztlich die Konstruktionsfehler der Hersteller ausbaden müssen. Wie sehen Sie das?
Eichler: Dazu muss man sich einfach einmal den Markt anschauen. Es gibt immer Angebot und Nachfrage: Die Standardfrage auf den Branchenmessen gilt immer der jeweils neuesten und größten Anlage. Das ist einfach so, weil man sich davon mehr Leistung und mehr Wirtschaftlichkeit verspricht. Die Folge ist, dass die Hersteller unter Lieferdruck geraten. Nehmen Sie zum Beispiel die V80, davon wurden innerhalb von zweieinhalb Jahren gut 1200 Anlagen weltweit errichtet. Da ist es natürlich schon so, dass man als Hersteller mit bestimmten Störfällen rechnen muss. Es gab dann auch Nachbesserungen, bei den ersten 150 Anlagen wurden upgrades durchgeführt (upgrades sind konstruktive Änderungen an Bauteilen mit dem Ziel, eine bestimmte Schadenshäufigkeit zu minimieren oder diese ganz zu beheben; die Red.).
Der Markt forderte aber die Anlage, wir mussten sie bringen. Das Entscheidende ist: Jeder Schaden, den wir zu verantworten hatten, wurde auch von uns getragen! Im Rückblick sind wir froh über diese Erfahrungen. Wir bauen die Anlagen weiterhin, wir bauen die Produktion sogar aus. Mit der nächsten Generation gehen wir deutlich sensibler und langsamer in den Markt. Vestas hat mit über 26.000 WKA weltweit die größte Erfahrung im Markt. Wir haben unsere Maschinen immer im langsamen Aufbau weiter entwickelt, wir haben keine Zwischengrößen ausgelassen! Erfahrung ist unbezahlbar: erst die V66, dann die V80... Das ist übrigens eine typisch dänische Philosophie: von kleinen Anlagen langsam auf größere wachsen.
ECOreporter.de: Bieten Sie den Käufern Ihrer Anlagen Vollwartungsverträge an?
Eichler: Ja, das bieten wir seit 2 Jahren in Abstimmung mit der Versicherung an. Das sind Konzepte in die Banken und Versicherungen fest eingebunden sind. Den Banken kommt es immer darauf an, die Betriebskosten einschätzen zu können. Das bieten wir mit unserer Vollwartung an und die Nachfrage ist extrem hoch. Im Neugeschäft wollen 85 Prozent der Kunden die Vollwartung.
ECOreporter.de: Von Betreiberseite wird berichtet, dass die Hersteller so gut wie keine vollständigen technischen Dokumentationen zur Verfügung stellen. Selbst Daten, die zwingend für das Condition Monitoring System gebraucht würden, hielten die Unternehmen zurück. Stimmt das so? Wie handhaben Sie das in der Praxis? Gibt es eine unterschiedliche Behandlung kleiner und großer Kunden in dieser Frage?
Eichler: Nein, für uns stimmt das nicht. Jeder Kunde ist gleich. Größere Gesellschaften kaufen sich natürlich andere Garantien ein, insofern verhandeln wir dann auch anders. Aber es gilt: Der Kunde erhält die vollständigen Dokumentationen, die es ermöglichen, die Wartung an Drittanbieter zu vergeben. CMS-Daten geben wir schon seit längerem heraus.
ECOreporter.de: Können Serviceanbieter und Anlagenbetreiber Ersatzteile für Windkraftanlagen aus Ihrer Produktion, die Sie selbst von Zulieferern beziehen, dort auch direkt ordern?
Eichler: Das können sie nicht. Wenn Ersatzteile gebraucht werden, gibt es die nur direkt über Vestas. Werden Standardbauteile verwendet, so bestehen keine Einschränkungen beim Direktbezug.
ECOreporter.de: Gibt es in Wartungsverträgen Ihres Unternehmens oder dessen Tochtergesellschaften Ausschlussklauseln, die festlegen, dass der Kunde keinen Dritten mit Wartungs- und Reparaturarbeiten beauftragen darf?
Eichler: Nein, die gibt es nicht.
ECOreporter.de: Herr Eichler, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Vestas Wind Systems A.S. (ISIN DK0010268606 / WKN 913769)
Bildhinweise: Produktion bei Vestas, Windturbinen von vestas / Quelle: Unternehmen