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12.3.2008: „Was in Deutschland funktioniert, kann auch europaweit gelingen“ – ECOreporter.de-Interview mit Johannes-Jürgen Albus, Vorstandsvorsitzender der Interseroh AG
Das Sammeln und Wiederverwerten von Rohstoffen hat sich die Kölner Interseroh AG auf die Fahnen geschrieben. Von Holz über Papier, Kunststoffe sowie Stahl und andere Metalle, es gibt fast nichts, was das 1991 gegründete Recyclingunternehmen nicht verarbeitet. Seit 2006 bietet Interseroh in Deutschland ein flächendeckendes eigenes duales System an, im Wettbewerber mit dem vormaligen Monopolisten Grüner Punkt. Auch für die Verwertung alter Elektro- und Elektronikgeräte oder Autos haben die Kölner Lösungen entwickelt. ECOreporter.de sprach mit Johannes-Jürgen Albus, Vorstandsvorsitzender der Interseroh AG, über die weitere Entwicklung seines Unternehmens.
ECOreporter: Herr Albus, künftige Knappheiten bei Primärrohstoffen zeichnen sich immer deutlicher ab. Gleichzeitig wächst weltweit der Hunger nach Rohstoffen. Die Märkte reagieren vor diesem Hintergrund wie Seismographen und folgen den marktwirtschaftlichen Gesetzen – die Preise steigen. Wie sehen Sie die zukünftigen Entwicklungen?
Johannes-Jürgen Albus: Dieser Trend dürfte, von zwischenzeitlichen Atempausen abgesehen, langfristig Bestand haben. Die Konsequenz: Das Thema Sekundärrohstoffe gewinnt weiter an Bedeutung. Alles deutet darauf hin, dass der Markt für Sekundärrohstoffe eine stetige und steile Aufwärtsentwicklung nehmen wird. Die ursprünglich aufgrund ökologischer Überlegungen initiierten Recyclingmaßnahmen sind zunehmend ökonomisch relevant – und das weltweit.
Neben den klassischen Sekundärrohstoffen wie Stahl- und Metallschrotten, Papier, Holz oder Kunststoffen, aus denen neue Produkte hergestellt werden, werden auch Stoffe wie Altfette verwertet. Was nicht für neue Produkte verwendet werden kann, geht in die thermische Verwertung zur Gewinnung von Energie oder Wärme.
ECOreporter: Rohstoffe vermarktet Interseroh weltweit. Sind das Dienstleistungsangebot und die Erfassung der Sekundärrohstoffe auf Deutschland beschränkt?
Albus: Interseroh organisiert die Logistik, übernimmt oder veranlasst die Aufbereitung von Sekundärrohstoffen und versorgt die Industrie hiermit. Was in Deutschland funktioniert, kann auch europaweit gelingen. So bieten wir inzwischen auch in anderen europäischen Ländern wie Slowenien, Polen oder Ungarn Teile unserer Dienstleistungspalette an: Lösungen für die Verwertung von Verpackungen sowie zur Rückführung und Verarbeitung ausgedienter Produkte. Rohstoffhandel betreiben wir vornehmlich in Deutschland, Frankreich, Belgien, Italien und den Niederlanden.
ECOreporter: Im Segment Stahl- und Metallrecycling hat Interseroh auch 2007 mehrere Unternehmen akquiriert. Wie funktioniert das Geschäft mit Stahl- und Metallschrotten?
Albus: Als einer der großen deutschen Stahlschrott-Händler und mit eigener Erfassungsstruktur sind wir unmittelbarer Lieferant der großen europäischen Stahlhersteller und der hiesigen Gießereien. Wir erwerben die Stahl- und Metallschrotte von Klein- und Kleinsthändlern und vermarkten dann international. Hier geht es vor allem – nicht zuletzt wegen der transparenten Preise – um händlerisches Geschick. Im deutschen Ranking der Schrottaufbereiter rangieren wir unter den Top 3, im europäischen Nichteisen-Metallschrott-Handel und -Recycling ebenfalls unter den Top 3.
ECOreporter: Warum gründen Sie keine eigenen neuen Schrottplätze?
Albus: Die lokalen und regionalen Märkte sind verteilt – eine Ausdehnung des Erfassungsnetzes für Schrotte ist also nur über Zukäufe zu erreichen. Der deutsche Stahlschrottmarkt befindet sich in der Konsolidierung. Man kann in diesem Markt nur erfolgreich sein, wenn man eine relevante Größe erreicht. Interseroh hat diese Größe und nimmt an der Konsolidierung weiter aktiv teil. Außerdem: Der Aufbau eines neuen Schrottplatzes dauert. Es bestehen lange Genehmigungsfristen und berechtigte hohe behördliche Auflagen für Umwelt- und Lärmschutz.
ECOreporter: Sie verfügen über ein Netz von rund 50 Stahl- und Metallrecyclingstandorten in Deutschland, Polen und den Niederlanden sowie Handelsbüros in Schweden und China. Wenn Sie weiter kaufen – ausschließlich in Deutschland oder auch in den Nachbarländern?
Albus: Unsere Akquisitionsbemühungen richten sich vor allem auf Deutschland, Polen, die Niederlande und auch auf das Baltikum. Wir konzentrieren uns auf bestimmte Länder und Regionen, in denen wir dann zur Top-Gruppe der Recycler gehören wollen.
ECOreporter: Kürzlich haben Sie 25 Prozent der US-amerikanischen ProTrade erworben. Und es besteht eine Option, diesen Anteil auf 75 Prozent aufzustocken. Was hat Interseroh bewogen, in den amerikanischen Markt zu gehen?
Albus: Russland, die Ukraine und andere Länder dieser Region haben stark in die eigene Stahlproduktion investiert und exportieren daher kaum noch Schrotte. Vor diesem Hintergrund sind die USA – mit einem jährlichen Stahlschrottaufkommen von rund 60 Millionen Tonnen der größte Schrottmarkt der Welt – ein wichtiger Markt. Vor dort werden schon heute nicht zuletzt aufgrund des niedrigen Dollar-Kurses Schrotte per Tiefseeschiff in die Türkei und nach China transportiert.
ECOreporter: Wie hoch war der Kaufpreis für die letzte Interseroh-Akquisition in Deutschland, für die Rohstoffe Kohler GmbH in Germersheim?
Albus: Angaben zum Kaufpreis von Rohstoffe Kohler oder anderen Akquisitionen machen wir nicht. Unser Richtwert ist, dass wir maximal das vier- bis fünffache des Gewinns vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) als Unternehmenswert zahlen – vorausgesetzt, es handelt sich um ein gut platziertes und geführtes Unternehmen.
ECOreporter: In welchem Geschäftsfeld erwarten Sie in den nächsten Jahren das stärkste Wachstum?
Albus: Wir wollen in den kommenden Jahren in allen drei Segmenten wachsen – sowohl im Segment Stahl- und Metallrecycling als auch in den Segmenten Dienstleistung sowie Rohstoffhandel. Während das Wachstum im Stahl- und Metallrecycling durch Unternehmenserwerbe geplant ist, wollen wir in den Geschäftsbereichen Dienstleistung sowie Rohstoffhandel vornehmlich organisch wachsen.
ECOreporter: Wie ist die Umsatzplanung der Interseroh-Gruppe für die nächsten drei Jahre?
Albus: Die Umsatzplanung ist bei Interseroh aufgrund der hohen Volatilität der Rohstoffpreise schwierig. Das Preisniveau von 2007 unterstellt, soll der Umsatz bis Ende 2010 auf über 2,5 Mrd. Euro anwachsen.
ECOreporter: Inwieweit hat Interseroh auch eine nachhaltige Unternehmenskultur?
Albus: Zur Corporate Social Responsibiliy in der Interseroh-Gruppe wollen wir demnächst eine Erhebung veröffentlichen.
ECOreporter: Herr Albus, wir danken Ihnen für das Gespräch!
Interseroh AG: ISIN DE0006209901 / WKN 620990
Bild: Johannes-Jürgen Albus / Quelle: Interseroh
ECOreporter: Herr Albus, künftige Knappheiten bei Primärrohstoffen zeichnen sich immer deutlicher ab. Gleichzeitig wächst weltweit der Hunger nach Rohstoffen. Die Märkte reagieren vor diesem Hintergrund wie Seismographen und folgen den marktwirtschaftlichen Gesetzen – die Preise steigen. Wie sehen Sie die zukünftigen Entwicklungen?
Johannes-Jürgen Albus: Dieser Trend dürfte, von zwischenzeitlichen Atempausen abgesehen, langfristig Bestand haben. Die Konsequenz: Das Thema Sekundärrohstoffe gewinnt weiter an Bedeutung. Alles deutet darauf hin, dass der Markt für Sekundärrohstoffe eine stetige und steile Aufwärtsentwicklung nehmen wird. Die ursprünglich aufgrund ökologischer Überlegungen initiierten Recyclingmaßnahmen sind zunehmend ökonomisch relevant – und das weltweit.
Neben den klassischen Sekundärrohstoffen wie Stahl- und Metallschrotten, Papier, Holz oder Kunststoffen, aus denen neue Produkte hergestellt werden, werden auch Stoffe wie Altfette verwertet. Was nicht für neue Produkte verwendet werden kann, geht in die thermische Verwertung zur Gewinnung von Energie oder Wärme.
ECOreporter: Rohstoffe vermarktet Interseroh weltweit. Sind das Dienstleistungsangebot und die Erfassung der Sekundärrohstoffe auf Deutschland beschränkt?
Albus: Interseroh organisiert die Logistik, übernimmt oder veranlasst die Aufbereitung von Sekundärrohstoffen und versorgt die Industrie hiermit. Was in Deutschland funktioniert, kann auch europaweit gelingen. So bieten wir inzwischen auch in anderen europäischen Ländern wie Slowenien, Polen oder Ungarn Teile unserer Dienstleistungspalette an: Lösungen für die Verwertung von Verpackungen sowie zur Rückführung und Verarbeitung ausgedienter Produkte. Rohstoffhandel betreiben wir vornehmlich in Deutschland, Frankreich, Belgien, Italien und den Niederlanden.
ECOreporter: Im Segment Stahl- und Metallrecycling hat Interseroh auch 2007 mehrere Unternehmen akquiriert. Wie funktioniert das Geschäft mit Stahl- und Metallschrotten?
Albus: Als einer der großen deutschen Stahlschrott-Händler und mit eigener Erfassungsstruktur sind wir unmittelbarer Lieferant der großen europäischen Stahlhersteller und der hiesigen Gießereien. Wir erwerben die Stahl- und Metallschrotte von Klein- und Kleinsthändlern und vermarkten dann international. Hier geht es vor allem – nicht zuletzt wegen der transparenten Preise – um händlerisches Geschick. Im deutschen Ranking der Schrottaufbereiter rangieren wir unter den Top 3, im europäischen Nichteisen-Metallschrott-Handel und -Recycling ebenfalls unter den Top 3.
ECOreporter: Warum gründen Sie keine eigenen neuen Schrottplätze?
Albus: Die lokalen und regionalen Märkte sind verteilt – eine Ausdehnung des Erfassungsnetzes für Schrotte ist also nur über Zukäufe zu erreichen. Der deutsche Stahlschrottmarkt befindet sich in der Konsolidierung. Man kann in diesem Markt nur erfolgreich sein, wenn man eine relevante Größe erreicht. Interseroh hat diese Größe und nimmt an der Konsolidierung weiter aktiv teil. Außerdem: Der Aufbau eines neuen Schrottplatzes dauert. Es bestehen lange Genehmigungsfristen und berechtigte hohe behördliche Auflagen für Umwelt- und Lärmschutz.
ECOreporter: Sie verfügen über ein Netz von rund 50 Stahl- und Metallrecyclingstandorten in Deutschland, Polen und den Niederlanden sowie Handelsbüros in Schweden und China. Wenn Sie weiter kaufen – ausschließlich in Deutschland oder auch in den Nachbarländern?
Albus: Unsere Akquisitionsbemühungen richten sich vor allem auf Deutschland, Polen, die Niederlande und auch auf das Baltikum. Wir konzentrieren uns auf bestimmte Länder und Regionen, in denen wir dann zur Top-Gruppe der Recycler gehören wollen.
ECOreporter: Kürzlich haben Sie 25 Prozent der US-amerikanischen ProTrade erworben. Und es besteht eine Option, diesen Anteil auf 75 Prozent aufzustocken. Was hat Interseroh bewogen, in den amerikanischen Markt zu gehen?
Albus: Russland, die Ukraine und andere Länder dieser Region haben stark in die eigene Stahlproduktion investiert und exportieren daher kaum noch Schrotte. Vor diesem Hintergrund sind die USA – mit einem jährlichen Stahlschrottaufkommen von rund 60 Millionen Tonnen der größte Schrottmarkt der Welt – ein wichtiger Markt. Vor dort werden schon heute nicht zuletzt aufgrund des niedrigen Dollar-Kurses Schrotte per Tiefseeschiff in die Türkei und nach China transportiert.
ECOreporter: Wie hoch war der Kaufpreis für die letzte Interseroh-Akquisition in Deutschland, für die Rohstoffe Kohler GmbH in Germersheim?
Albus: Angaben zum Kaufpreis von Rohstoffe Kohler oder anderen Akquisitionen machen wir nicht. Unser Richtwert ist, dass wir maximal das vier- bis fünffache des Gewinns vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) als Unternehmenswert zahlen – vorausgesetzt, es handelt sich um ein gut platziertes und geführtes Unternehmen.
ECOreporter: In welchem Geschäftsfeld erwarten Sie in den nächsten Jahren das stärkste Wachstum?
Albus: Wir wollen in den kommenden Jahren in allen drei Segmenten wachsen – sowohl im Segment Stahl- und Metallrecycling als auch in den Segmenten Dienstleistung sowie Rohstoffhandel. Während das Wachstum im Stahl- und Metallrecycling durch Unternehmenserwerbe geplant ist, wollen wir in den Geschäftsbereichen Dienstleistung sowie Rohstoffhandel vornehmlich organisch wachsen.
ECOreporter: Wie ist die Umsatzplanung der Interseroh-Gruppe für die nächsten drei Jahre?
Albus: Die Umsatzplanung ist bei Interseroh aufgrund der hohen Volatilität der Rohstoffpreise schwierig. Das Preisniveau von 2007 unterstellt, soll der Umsatz bis Ende 2010 auf über 2,5 Mrd. Euro anwachsen.
ECOreporter: Inwieweit hat Interseroh auch eine nachhaltige Unternehmenskultur?
Albus: Zur Corporate Social Responsibiliy in der Interseroh-Gruppe wollen wir demnächst eine Erhebung veröffentlichen.
ECOreporter: Herr Albus, wir danken Ihnen für das Gespräch!
Interseroh AG: ISIN DE0006209901 / WKN 620990
Bild: Johannes-Jürgen Albus / Quelle: Interseroh