Anleihen / AIF

11.8.2006: Anlagecheck: Solarstromfonds "Solarstrompark Gut Erlasee GmbH & Co. KG" der S.A.G. Solarstrom AG

Mit ihrem Angebot "Solar-Optimal" fuhr die Freiburger S.A.G. Solarstrom AG im Geschäftsjahr 2005 einen satten Fehlbetrag ein. Nur ein Teil der nachführbaren Einzelkraftwerke des Solarparks bei Würzburg konnte platziert werden. Vierzig Prozent der Anlagen, die 2005 verkauften werden sollten, brachte das Unternehmen in einen Fonds ein. Der wird jetzt unter dem Namen "Solarstrompark Gut Erlasee" angeboten. Lohnt sich das Projekt für den Anleger? ECOreporter.de hat Stärken und Schwächen des Beteiligungsangebots geprüft.

Die "Solarstrompark Gut Erlasee GmbH & Co. KG" mit Sitz in Freiburg betreibt laut dem Verkaufsprospekt für den Fonds rund 436 Einzelkraftwerke vom Typ "Solon Mover" mit einer Gesamtleistung von 3,4 Megawatt (MW). Sie sind Teil des aus knapp 1400 Movern bestehenden Solarfeldes "Erlasee1"; mit 12 MW ist es laut der Initiatorin das derzeit größte Solarfeld der Welt. Ab einer Mindesteinlage von 5.000 Euro können Investoren sich an der Solarstrompark Gut Erlasee beteiligen. Es wird ein Agio von 2,5 Prozent erhoben. Die Gesamtrendite des Projekts nach dem internen Zinsfuß liegt den Prognosen zufolge bei 5,7 Prozent vor Steuern. Die Laufzeit beträgt 20 Jahre. Insgesamt 5,37 Millionen Euro Eigenkapital sollen eingesammelt werden. Die Zeichnungsfrist läuft bis zum 31. Dezember 2006.

Fast drei Viertel (72,95 Prozent) der Gesamtinvestition für den Solarpark in Höhe von 19,87 Millionen Euro will die Gesellschaft über eine deutsche Großbank finanzieren. Für die 14,5 Millionen Euro liege ein verbindliches Finanzierungsangebot der Bank vor, heißt es. Der Zinssatz betrage jährlich 4,25 Prozent, bei einer Laufzeit von 15 Jahren, die Zinsbindung sei auf 10 Jahre vereinbart.


Naturschutz und Effizienz der Anlagen fallen positiv ins Gewicht

Für das Beteiligungsangebot spricht die ökologische und technische Qualität. Der Solarpark Erlasee erfüllt laut Angaben der Initiatorin einen Kriterienkatalog für den Bau von Photovoltaik-Freiflächenanlagen, den der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) und die Unternehmensvereinigung Solarwirtschaft UV erarbeitet haben. Das Beispiel Erlasee zeige, dass der Ausbau Erneuerbarer Energien sehr gut Hand in Hand mit dem Naturschutz erfolgen könne, so Nabu-Präsident Olaf Tschimpke über den Solarpark.

Die nachgeführten "Solon-Mover" Einzelsolarkraftwerke ermöglichen eine optimale Ausbeute der Sonnenscheindauer. Laut Angaben des Berliner Herstellers Solon AG kann der Ertrag mit Hilfe der Nachführung gegenüber fest installierten Anlagen um bis zu 40 Prozent gesteigert werden.


Negativ: Magere Rendite - wenig Sicherheitsanker und hausgemachte Ertragsprognosen

Gegen das Beteiligungsangebot spricht zunächst die vergleichsweise magere Gesamtrendite über 20 Jahre von durchschnittlich weniger als 6 Prozent. In Zeiten steigender Zinsen sind Staatspapiere mit 20 Jahren Laufzeit und ausgezeichneter "AAA Bonität" bereits mit cirka 4,5 Jahreszins erhältlich. Und der Versicherungsschutz des Solarstromparks Gut Erlasee umfast zwar eine All-Gefahren- und eine Haftpflicht-Versicherung jedoch keinen allgemeinen Schutz gegen Ertragsausfälle.

Gegen das Angebot spricht zudem, dass die SolarstromparkGut Erlasee GmbH & Co. KG laut dem Verkaufsprospekt auf die freiwillige Prüfung des Jahresabschlusses durch einen Wirtschaftsprüfer verzichtet hat. Der Anleger hat somit kaum die Möglichkeit zu erfahren, ob die Gesellschaft ordnungsgemäß geführt wird. Es sei denn, er macht sich die Mühe, Einsicht in die Bilanzen zu fordern und diese dann selbst oder auf eigene Kosten zu prüfen.

Der Solarstrompark ist weitgehend hausgemacht. Betreiberin ist die Solarstrompark Gut Erlasee GmbH & Co. KG. Als deren Komplementärin und geschäftsführende Gesellschafterin tritt die S.A.G. Solarstrom Beteiligungsgesellschaft mbH auf. Fondskonzept und die technische Betriebsführerung liegen bei der S.A.G. Solarstrom Vertriebsgesellschaft mbH.
Dickes Manko: Das einzige Ertragsgutachten für den Fonds stammt von der hundertprozentigen S.A.G.-Tochter meteocontrol GmbH. Das ist doppelt bedenklich, denn es sollten immer mindestens zwei Gutachten vorliegen, und sie sollten von unabhängigen Firmen stammen. Der Abschlag von 0,1 Prozent für die Verfügbarkeit des Kraftwerks erscheint äußerst niedrig.


Fazit:

Ein Investment in die Solarstrompark Gut Erlasee GmbH & Co. KG ist mit Unsicherheitsfaktoren verbunden. Es fehlt an branchenüblichen Maßnahmen zur Qualitätssicherung wie der Prospektprüfung nach IDW-Standards. Auch eine Ertragsausfallversicherung wurde für den Fonds nicht abgeschlossen. Es liegt nur ein Ertragsgutachten vor und das ist nicht unabhängig. Angesichts der Risiken und der geringen Sicherheiten lautet unsere Empfehlung: Nicht zeichnen.


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Bilder: Solarpark Erlasee / Quelle: ECOreporter.de
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