Anleihen / AIF

11.7.2006: "Interessante Angebote sind derzeit am ehesten im Bereich Biogas zu finden" - ECOreporter.de-Interview mit Jörg Bold, Geschäftsführer der ee-direkt GmbH, Freiburg

Wie geht es für die Windprojektierer in Deutschland weiter, nachdem seit November 2005 die Steuervorteile für Investoren weggefallen sind? Gibt es neue Projekte? Mussten Mitarbeiter entlassen werden? ECOreporter.de sprach darüber mit Fachleuten verschiedener Unternehmen, die in den letzten Jahren erfolgreich Geschlossene Fonds für Windkraftprojekte am Markt platziert haben. Lesen Sie heute, wie Jörg Bold, Geschäftsführer des Freiburger Finanzdienstleisters ee-direkt GmbH, die Situation beurteilt.


ECOreporter.de: Wie entwickelt sich der Markt für Neue-Energie-Fonds nach dem Wegfall der Steuervorteile seit November 2005? Gibt es neue Projekte? Wird es bald Windfonds geben am Markt?
Jörg Bold: In den vergangenen Monaten hat sich auf dem Markt für Erneuerbare-Energien-Fonds insgesamt wenig bewegt. Der Umsatz war gering. Interessante Angebote sind derzeit am ehesten im Bereich Biogas zu finden. Wir erwarten allerdings, dass einige Initiatoren im Herbst neue Produkte emittieren; darunter werden auch einige wenige, dafür aber gute, Windenergieprojekte zu finden sein.

ECOreporter.de: Gibt es neben den Steuergesetzänderungen bei den Windfonds weitere Änderungen im Markt, die sich auswirken, z.B. geänderte Anlagenpreise und Lieferzeiten, welche Rolle spielt das für Fonds?
Bold: In den vergangenen Jahren wurden Windenergieprojekte verstärkt an institutionelle Investoren verkauft. Das Interesse ist außerordentlich groß und einige Investoren haben schon ein beachtliches Portfolio zusammengekauft. Seit der Steuergesetzänderung hat sich diese Tendenz natürlich weiter verstärkt. Für Projektentwickler und Initiatoren hat dieser Vertriebsweg den Vorteil, dass kein Emissionsprospekt erstellt bzw. genehmigt werden muss und auch die Prospekthaftungsrisiken entfallen. Nicht zuletzt ist der Absatz von Windfonds-Produkten schwieriger und damit auch das Vertriebsrisiko höher geworden.

ECOreporter.de: Wie reagieren die Anleger auf die veränderte Situation? Sind sie noch interessiert an Windfonds?
Bold: Die Nachfrage ist spürbar geringer geworden. Allerdings sind viele sehr sachkundige Kunden nach wie vor auf der Suche nach guten Fonds.

ECOreporter.de: Wie sehen Sie die Situation für Finanzvermittler, die sich in den letzten Jahren auf die Vermittlung von Windfonds spezialisiert haben: Haben die Ausweichmöglichkeiten?
Bold: Wir haben in den vergangenen Jahren ja nicht nur Windenergiefonds vertrieben, sondern die gesamte Palette an Erneuerbare-Energie-Fonds abgedeckt. Insofern gibt es Ausweichmöglichkeiten z. B. in Richtung Biomassefonds. Zudem bieten wir unseren Kunden inzwischen auch verstärkt offene Fonds aus dem Bereich Erneuerbare Energien an. Zudem konnten wir durch unseren Branchenfokus in der Vergangenheit vielfältige Kontakte auch zu kleineren Initiatoren aufbauen und haben dadurch Zugriff auf Projekte, die nicht breit auf dem Markt angeboten werden.

ECOreporter.de: Inwieweit ist der Gesamtmarkt für Neue-Energie-Fonds betroffen? Müssen Mitarbeiter entlassen werden?
Bold: Natürlich werden sich Tätigkeitsbereiche aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen verändern. Der Markt für Erneuerbare Energien ist inzwischen allerdings so breit und nach wie vor so lebhaft, dass sicher nur in wenigen Fällen Entlassungen notwendig sein werden.

ECOreporter.de: Wie viel Eigenkapital hat Ihr Unternehmen in 2005 für Erneuerbare-Energien-Projekte eingeworben und wie viel werden sie voraussichtlich im laufenden Geschäftsjahr einwerben?
Bold: Wir haben in 2005 über zwei Millionen Euro direkt bei Endkunden und rund sieben Millionen Euro über Vertriebspartner platziert. Im Endkundenvertrieb rechnen wir in diesem Jahr mit ähnlichen Platzierungszahlen.

ECOreporter.de: Wie sehen Sie aktuell die Chancen der verschiedenen Segmente: Windkraft, Solarenergie und Biomasse?
Bold: Das Segment der Biomasse-Fonds hat unserer Ansicht nach in diesem Jahr sehr gute Chancen: Die Renditen sind zum Teil sehr attraktiv und seitens der Kunden ist das Interesse ausgesprochen groß.
Das Angebot an Windenergieprojekten wird 2006 sicher deutlich kleiner ausfallen, die Kunden werden sich stärker zurückhalten. Insofern erwarten wir von diesem Bereich nicht sehr viel.
Auch die Anzahl der Solarfonds-Angebote wird deutlich zurückgehen. Die Vergütung für Freiflächen-Anlagen ermöglicht inzwischen kaum mehr wirtschaftliche Projekte.

ECOreporter.de: Herr Bold, wir danken Ihnen für das Gespräch!

Bilder: Rotor einer Windkraftanlage / Quelle: BWE
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