Nachhaltige Aktien, Meldungen

11.3.2008: Aktien-News: Aktienkurse von Solarzellenherstellern unter Druck – Warum setzen die Anteilsscheine von Q-Cells AG und Suntech ihre Talfahrt fort?

Eigentlich lieben Aktionäre solche Unternehmen: Im Februar stellte die Q-Cells AG aus Thalheim vorläufige Geschäftzahlen vor, von denen andere Firmen nur träumen. Demnach hatte der Solarzellenhersteller den Umsatz um 59 Prozent gesteigert, auf rund 859 Millionen Euro, den operativen Gewinn (EBIT) um 52 Prozent, auf 197 Millionen Euro. Es war mit 389,2 MWp Produktion zum weltweiten Marktführer aufgestiegen und kündigte an, beim Umsatz in 2008 die Milliardengrenze zu knacken. Dabei hat Q-Cells erst vor acht Jahren überhaupt mit der Produktion begonnen. Dennoch wandten sich nun viele Aktionäre von der Aktie des Solarzellenherstellers ab. In den Tagen nach Bekanntgabe der vorläufigen Zahlen verlor der Anteilsschein weiter an Wert. Mit 51,35 Euro (Frankfurt, 9:30 Uhr) hat sich der Aktienkurs in diesem Jahr nunmehr fast halbiert.

Mit den Börsenturbulenzen im Januar, als insbesondere Solartitel arg gebeutelt wurden und im Schnitt Kursverluste von rund 30 Prozent hinnehmen mussten, ist dies nicht zu erklären. Im vergangenen Jahr war Q-Cells mit Kurszuwächsen in Höhe von rund 170 Prozent einer der Börsenstars der Solarbranche gewesen. Warum ist es dem Unternehmen mit der Vorlage starker Geschäftszahlen nicht gelungen, den Negativtrend vom Jahresanfang wieder umzukehren? Zumal die Aktie sich in der ersten Februarhälfte doch bereits wieder stabilisiert hatte. Sebastian Zank, Analyst der WestLB, verweist auf die extrem hohen Erwartungen der Börsianer an die Q-Cells AG. Die hatte in den letzten Jahren mit Umsatz- und Gewinnsteigerungen im fast durchweg dreistelligen Prozentbereich die Erwartungen stets übererfüllt. Das hatte unter anderem dazu geführt, dass der Anteilsschein des in den TecDax aufgestiegenen Unternehmens sich in den zwei Jahren seit dem Börsendebüt um fast 300 Prozent verteuert hatte. Der Index war in dieser Zeit nur um 50 Prozent gestiegen. Man habe das Unternehmen einfach „weit überschätzt“, so Zank. Der weitere Kursabsturz drücke die Enttäuschung darüber aus, dass keine positive Überraschung geboten wurde. Q-Cells habe die „Bewertungsprämie“ aus dem Vorjahr komplett verloren und sei nun mit Sicht auf 2010 sogar günstig bewertet.

Nach Einschätzung von Karsten von Blumenthal, Analyst von SES Research, ist der Solarzellenhersteller gut für die Zukunft gerüstet. Zwar habe Q-Cells seine Wachstumsprognose bei Vorlage der Geschäftszahlen nicht weiter angehoben. Dafür weise die Gesellschaft eine sehr gute Kostenstruktur auf, habe bereits einen Großteil der Produktion über langfristige Verträge verkauft und sich genügend Silizium gesichert, den wichtigsten Rohstoff für die Produktion von herkömmlichen Solarzellen. Hier profitiere sie von der engen Bindung zu der Siliziumproduzentin REC Renewable Energy Corporation ASA. Zudem sei Q-Cells bei den verschiedenen Dünnschichttechnologien bereits gut aufgestellt. Positiv bewertet es von Blumenthal auch, dass das Unternehmen 2008 die Produktion in Malaysia aufnehmen will. Damit platziere man sich aussichtsreich vor Ort in einem viel versprechenden Markt und könne zudem Kosten sparen. Hier sieht er ohnehin eine besondere Stärke der Thalheimer. Dem Analysten zufolge gelingt es ihnen auf überzeugende Weise, die Effizienz und damit die Kostenstruktur ihrer Produktion zu verbessern. Dafür habe man sogar eine eigene Research-Linie eingerichtet. Dank Kostensenkungen von im Schnitt 5 bis 10 Prozent werde Q-Cells seine Margen in den kommenden Jahren stabil halten können.

Das hat auch für die chinesische Suntech Power oberste Priorität. Das Solarunternehmen aus Wuxi will 2008 Q-Cells als größter Solarzellenhersteller der Welt ablösen. Wie die Deutschen hatten auch die Chinesen in den letzten Jahren spektakuläre Zuwächse erzielt und die Erwartungen der Börsianer regelmäßig übertroffen. Der Kurs der fast zeitgleich börsennotierten Suntech-Aktie legte rund 250 Prozent zu. Auch deren Anteilsschein stürzte 2008 massiv ab. Und obwohl das Unternehmen ebenfalls im Februar einen verdoppelten Jahresumsatz und einen Gewinnanstieg um rund 50 Prozent meldete, setzte sich die Talfahrt fort. Mit 20,10 Euro (Frankfurt, 9:30 Uhr) hat die Aktie zwei Drittel ihres Wertes vom Jahresanfang verloren. Was war der Grund für den weiteren Absturz in den letzten Wochen? Zum einen hatten die Aktionäre offenbar auch von den Chinesen noch mehr Zuwachs erwartet, zum anderen reagierten sie verschreckt auf die gesenkte Umsatzprognose. Suntech hatte im Februar einen Umsatzeinbruch in Höhe von 20 Millionen Dollar durch die Schneesturmschäden in China erlitten. Vor allem jedoch entschied sich die Führung, den Ausbau der Produktion weniger zu beschleunigen als ursprünglich geplant. Sie hofft auf ein Absinken des Siliziumpreises.

Allgemein gehen Experten für die nächsten Jahre von einem Preisverfall für Silizium aus. Aufgrund der massiv gestiegenen Nachfrage aus der Solarbranche haben die wenigen etablierten Hersteller dieses Rohstoffs einen starken Ausbau der Produktionskapazitäten eingeleitet. Der dürfte nach Einschätzung von Branchenkennern vielleicht schon 2009 greifen und zu sinkenden Siliziumpreisen führen, womöglich aber auch erst später. Laut von Blumenthal haben sich die jungen Solarunternehmen aus China oft nur unzureichend mit langfristigen Lieferverträgen zu festen Preisen mit Silizium eindecken können. Sie müssten große Mengen auf dem Spot-Markt einkaufen. Dort würden gegenwärtig mit rund 400 Dollar pro Kilo Rekordpreise erzielt. Das mindere die Kostenvorteile chinesischer Solargesellschaften wie Suntech. Der Analyst bezweifelt, dass das Unternehmen seine „exorbitant hohen Margen“ halten kann. Dieses hat bei der Vorlage der Geschäftszahlen mitgeteilt, lediglich 60 Prozent des benötigten Rohstoffs bereits zu festen Preisen eingekauft zu haben. Offenbar bezweifeln viele Börsianer, dass die Suntech-Strategie aufgeht und befürchten, dass die Chinesen entweder doch zu Lasten der Marge teuer einkaufen müssen oder eben sich der Produktionsausbau weiter verzögern wird. Zumal Suntech zum Teil Lieferverträge mit neuen Siliziumherstellern wie etwa der russischen Nitol Solar abgeschlossen hat. Die kann kaum Erfahrungen mit der Produktion des hochwertig zu verarbeitenden Rohstoffes vorweisen. Über einen Börsengang am Londoner AIM wollte sie Mittel für eine Produktionsstätte in Sibirien aufbringen, musste diesen aber im Februar mangels Interesses von Investoren absagen. Nun steht in Frage, ob es den Russen gelingen wird, das von Suntech bestellte Silizium pünktlich und in ausreichender Menge zu liefern.

Q-Cells AG: WKN 555866 / ISIN: DE0005558662
Suntech Power Holdings Co., Ltd.: ISIN US86800C1045 / WKN A0HL4L

Bildhinweis: Weltweit nimmt die Nachfrage von Solarzellen zu. / Quelle: Q-Cells AG; Produktpräsentation bei Suntech. / Quelle: Unternehmen
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